Die Buchhandelslandschaft aus der Sicht des Vertriebs

 

Viel wurde und wird in den letzten Jahren über den Buchhandel gesprochen und geschrieben. Wenn man dem Szenario Glauben schenken mag, so wird es in spätestens zehn Jahren keine Buchhandlung mehr geben, da alles über das Internet bestellt wird. So zeigt es das derzeitige Barometer. Die Frage ist auch noch: Gibt es dann noch „richtige“ Bücher oder nur noch die derzeit „gehypten“ E-Books, die das Lesen an jedem Ort und zu jeder Zeit so unendlich erleichtern? Schaut man genauer hin, so merkt man schnell, dass es sich dabei um Zukunftsvisionen handelt, die wir heute noch verändern können. Dies wird aber nur im Zusammenspiel zwischen Verlag, Buchhandel und Kunden möglich sein, denn je mehr der Kunde das Gefühl hat, die Themen für die er sich interessiert nicht im Buchhandel anzutreffen, desto eher wird er ins Internet auf die einschlägig bekannten Seiten gehen, um dort zu ordern.

In meiner Funktion als Vertriebsleiterin bereise ich die Buchhandlungen in Deutschland und Österreich. Mein Gebiet ist also riesig und ich bilde mir ein, mir eine Meinung über den aktuellen Buchhandelsstand machen zu können. Im Grunde unterscheiden sich die Österreichischen Buchhandlungen nur ganz gering von den Deutschen, und auch in Deutschland gibt es von Nord nach Süd und von West nach Ost eine leichte Zeitverzögerung in den Veränderungen. Generell kann ich aber sagen, dass es da draußen eine ganze Menge Buchhandlungen gibt, die aus der Masse herausstechen und jeden Tag motiviert und aufgeschlossen ihre Geschäfte für den Kunden öffnen. Es gibt eine ganze Reihe an außerordentlich interessierten Buchhändlern, die mit einem großen Wissen und mit viel Liebe auch an die schwierigsten Themen herantreten und nicht jeden Tag die Endzeitstimmung im Kopf haben.

Da gibt es die Buchhändlerin, die schon seit 25 Jahren die Psychologische Fachbuchabteilung in einer eigentümergeführten Buchhandlung leitet und dies nach wie vor mit ganz viel Enthusiasmus und Spaß an der Arbeit. Die jeden Tag gerne zur Arbeit geht und sich über Fragen von Kunden freut. Oder nehmen wir die Auszubildende, die sich in der Psychologie zu Hause fühlt und davon träumt, später einmal diese Abteilung zu leiten. Sie hat ein konkretes Ziel vor Augen. Sollen wir dieses zerstören, indem wir den Buchhandel schon totsagen, bevor es soweit ist?

Natürlich wird es nicht einfacher und die gesamte Situation im Handel hat sich durch das Internet verändert, aber das wissen wir doch nicht erst seit gestern.

Wie können wir dem also entgegentreten? Indem wir nach wie vor unsere Bücher in unserer Buchhandlung des Vertrauens kaufen. Auch wenn der Titel vielleicht extra für uns bestellt werden muss, kostet uns das keinen Cent extra. Der Buchhandlesservice ist in den letzten Jahren so gut geworden, das wir innerhalb von 24 Stunden mit dem Buch rechnen können, und wenn wir es einmal nicht am nächsten Tag in die Stadt schaffen, dann wird uns das Buch auf Wunsch sogar portofrei zugeschickt oder solange im Abholfach aufbewahrt, bis wir Zeit finden. Vergessen sollten wir auch nicht die besonderen Empfehlungen der Buchhändler, wenn wir auf der Suche nach einem Titel zu einem bestimmten Thema sind. Die Bestseller zu verkaufen ist keine Kunst, aber das Besondere herauszusuchen, das macht den guten Buchhändler aus. Schließlich möchten wir zu Hause ja auch nicht alles auf dem elektronischen Wege abhandeln. Oder schreiben Sie Ihrer Frau oder Ihrem Mann eine E-Mail anstatt mit ihr/ihm persönlich zu sprechen?

Interview mit Holger Backwinkel zum Thema Teamcoaching

Henri Apell ist Coach, Berater und Blogger. Auf seinem Blog www.coach-im-netz.de stellt er regelmäßig relevante Informationen für alle Coaches bereit, die das Potenzial des Internets verstärkt für ihre Arbeit nutzen möchten.

Für seinen Blog hat er Holger Backwinkel, Autor des Buches „Erfolgreiches Coaching für Teams“ (gemeinsam mit Martina Schmidt-Tanger, erscheint Ende August) interviewt:

Holger Backwinkel Autor Holger Backwinkel

 

Herr Backwinkel, wie kamen Sie und Martina Schmidt-Tanger auf das Thema “Teamcoaching mit NLP”?

Am Institut nlp-professional in Bochum bilden wir seit Jahren Team- und Konfliktcoaches aus. NLP ist dabei für die Teilnehmer eine große Bereicherung. Unsere Erfahrung aus dieser jahrelangen Tätigkeit ist in das Buch eingeflossen.

Gibt es so etwas wie Erfolgsgeheimnisse für erfolgreiche Teams?

Das ist so als würden Sie fragen: Gibt es den perfekten Weg zu leben? Das hängt natürlich von den Umständen, den Zielen und allen möglichen weiteren Faktoren ab. Wenn ich einen Erfolgsfaktor benennen müsste, würde ich sagen: Flexibilität des Teamleiters.

Oftmals höre ich von Mitarbeitern von einer gewissen „Teammüdigkeit“, gerade bei international arbeitenden Firmen. Teilen Sie diese Wahrnehmung?

Das höre ich genauso oft, wie das Gegenteil. Das kommt vor allem dann vor, wenn sich irgend jemand in den Kopf gesetzt hat, dass alles Mögliche im Team gelöst werden muss. Diese Ansicht teilen wir nicht. Manchmal ist ein Team der falsche Weg, zu Ergebnissen zu kommen. Manchmal ist es aber auch genau der Richtige, und dann sind die Mitglieder auch nicht teammüde. In unserem Buch geben wir zahlreiche Bespiele für solche Situationen.

Gerade bei international aufgestellten Unternehmen ist ein Team oft multikulturell besetzt. Welche Chancen und welche Risiken sehen Sie dabei?

Das birgt genauso viele Chancen wie Risiken und es steht und fällt mit der Fähigkeit des Teamleaders, die Wünsche, Bedürfnisse, Fähigkeiten und auch kulturellen Eigenarten der Mitglieder zu erkennen und zielorientiert damit umzugehen.

Auf welche Weise können Kenntnisse im NLP nützlich für Teamleader sein?

Das genau ist ja Inhalt unseres Buches. Deshalb hier nur ein Beispiel: In jedem Teammeeting hat man mit unterschiedlichen Menschen zu tun, entsprechend auch mit unterschiedlichen Wahrnehmungsfiltern und Denkmustern. Als Teamleader kann man sofort die Kommunikation verbessern und so für bessere Ergebnisse sorgen, wenn man fähig ist, sprachlich für jeden Wahrnehmungfilter (z.B. Metaprogramme)  etwas anzubieten. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit, Metaprogramme zwischen Teammitgliedern zu balancieren. So wird man manchmal zum Dolmetscher zwischen Teammitgliedern auf Prozessebene und ermöglicht effektive Kommunikation.

 

Dann ist das Buch ja für alle, die mit und in Teams arbeiten, von großem Nutzen. Ich danke  Ihnen sehr herzlich für das Interview und wünsche Ihnen und dem Buch noch weiterhin viel Erfolg.

Offen und neugierig sein für eine Welt abseits der gewohnten Denkroutinen – Ein Interview mit Tanja Madsen zu ihrem Buch „Mentales Stressmanagement“

Tanja Madsen

In Tanja Madsens soeben erschienen Buch geht es um „The Work“, ein von Byron Katie Mitte der 1980er-Jahre entwickeltes Universalinstrument für mentales Stressmanagement. Das Buch zeigt anhand vieler praktischer Beispiele und Übungen, wie man stressvolle Gedanken mithilfe von The Work wahrnehmen und hinterfragen kann.

 

1. Der Untertitel Ihres Buches lautet: Yoga für den Verstand. Wie kann man mit dem Verstand Yoga machen?

Das hört sich vielleicht seltsam an, aber so, wie man mit dem Körper Yoga machen kann, damit er entspannter und ausgeglichener ist, ist das auch für den Verstand möglich, z.B. durch die Methode The Work. Wenn ich gestresst bin, wie z.B. vor kurzem, als eine Zugfahrt zwei Stunden länger dauerte wegen einer defekten Oberleitung, ist mein Verstand erst festgefahren und mit stressvollen Gedanken beschäftigt wie: „Es sollte schneller voran gehen!“

Mit The Work von Byron Katie kann ich mein starres Denken aufweichen, indem ich meine Gedanken hinterfrage. Ich nehme verschiedene Wahrnehmungspositionen ein – Umkehrungen genannt – und erlange so einen frischen und weiteren Blick auf stressvolle Situationen und bin handlungsfähiger im Hier und Jetzt. Wenn ich im Frieden bin mit dem was gerade ist, also frei von Widerstand gegen die Realität, dann habe ich einen flexiblen geschmeidigen Verstand.

 

2. Gleich in der Einleitung Ihres Buches schreiben Sie: „Glauben Sie mir erst einmal nichts.“ – Heißt das, dass Leserinnen und Leser das Buch eigentlich gleich an dieser Stelle beiseitelegen können?

Nein, natürlich nicht, denn dann könnten sie die Dinge, die ich beschreibe nicht für sich selbst ausprobieren und erfahren. Mit der Aussage will ich vielmehr den Leser anregen, seine eigenen Erfahrungen mit The Work zu machen. Außerdem wünsche ich mir, dass der Leser seinem eigenen Urteilsvermögen vertraut, denn manches, von dem ich in dem Buch berichte, ist für den einen oder anderen vielleicht erst einmal „harter Tobak“, z.B. die Annahme, dass Gedanken nicht persönlich sind. – Und nur weil ich The Work als sehr hilfreich empfinde, heißt das noch lange nicht, dass es anderen genauso gehen muss. Wenn ich also voller Euphorie von Erfahrungen und Veränderungen in meinem Leben berichte, dürfen sich andere der Materie gerne erst einmal skeptisch annähern. Ich denke, die stärkste Überzeugungskraft hat die an sich selbst erlebte Erfahrung.

 

3. Am Ende Ihres Buches äußern Sie selbst mit einer gewissen Verwunderung, dass aus vier Fragen jetzt doch ein ganzes Buch geworden ist. The Work besteht im Kern aus vier Fragen. Ist es wirklich möglich, damit komplexe Probleme zu bewältigen?

Meiner Erfahrung nach: ja. Es ist verblüffend, die Methode ist wirklich einfach und unkompliziert in der Anwendung und gleichzeitig so tiefgehend in ihrer Wirkung. Und sie wirkt unabhängig vom Thema oder Schweregrade des Problems. Das schmeckt dem Verstand nicht immer. Er fragt sich: „Kann das sein, dass man schwierige, komplexe Probleme mit einfachen Mitteln lösen kann?“ Für mich selbst und bei meinen Klienten habe ich jedoch immer wieder die Erfahrung gemacht, es kann so einfach sein: still werden, nach innen gehen, sich seiner stressauslösenden Gedanken bewusst werden und ihnen mit vier Fragen und den jeweiligen Umkehrungen begegnen. Ich will nicht behaupten, dass ein „Lebensthema“ mit einer Work sofort gelöst wäre. Es ist eher wie bei einer Zwiebel: Schicht für Schicht kommt man der Lösung auf die Spur. Probleme, seien sie noch so komplex, bestehen letztendlich nur aus Gedanken. Und wenn ich mir jeden einzelnen Gedanken vornehme und ihn hinterfrage, kann sich das Thema lösen.

 

4. The Work ist nichts für „mentale Couchpotatoes“ heißt es an einer Stelle in Ihrem Buch. Was ist damit gemeint?

Eine „mentale Couchpotatoe“ ist für mich jemand, der sich in seinem gewohnten Weltbild zu Hause fühlt. Der sagt z.B.: „Die Dinge sind wie sie sind, die kann man nicht ändern.“

The Work stellt unsere gewohnten Annahmen über diese Welt schnell mal auf den Kopf; manchmal bleibt bildlich gesprochen kein Stein mehr auf dem anderen. Vielleicht bin ich zu 100 % davon überzeugt, dass meine Mutter mich als Kind nicht genug unterstützt hat. Diese Geschichte ist für mich einfach wahr und ich lebe vielleicht viele Jahre in der schmerzlichen Annahme, nicht genug Unterstützung erfahren zu haben. Wenn ich The Work mache, stelle ich womöglich fest, dass ich bestimmte Facetten völlig ausgeblendet habe. Mein Bild von meiner Mutter wird ergänzt, erneuert und vollständiger. The Work ist dabei nicht immer bequem; im Gegenteil, sie kann anstrengend sein. Byron Katie sagt so schön, sie hat ihre Methode nicht umsonst The Work genannt; es ist mentale Arbeit. Und wie beim Sport wird mein Körper auch nur dann trainiert, flexibler und geschmeidiger, wenn ich die Komfortzone der Couch verlasse und mich bewege. Für die mentale Couchpotatoe heißt das, offen und neugierig zu sein für eine Welt abseits der gewohnten Denkroutinen.

 

5. Immer mehr Bedarf an Methoden gegen Stress, „Trend-Thema“ Burnout – und dann wieder Trends wie „Glück als Schulfach“: Verlieren wir immer mehr die innere Balance?

Ja ich glaube, dass viele von uns ihre innere Balance verlieren, weil wir zahlreiche Anforderungen, Termindruck, hohe Erwartungen an uns selbst und eine große Anzahl an Wahlmöglichkeiten unter einen Hut bringen müssen. Dabei hatten wir alle einmal eine innere Balance: als Kinder. Noch nicht so vollgestopft mit Konzepten über die Welt und präsent in dem, was wir gerade tun, sind Kinder unbeschwert und im Frieden mit dem was ist. In der Schule oder im Elternhaus wird eher selten gezeigt, wie wir diesen Zustand von Balance halten bzw. dahin zurückkehren können. Ich verstehe den Bedarf an Methoden im Umgang mit Stress deshalb sehr gut. Mich hat der Wunsch danach damals angetrieben, Psychologie zu studieren.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn Glück in Schulen auf dem Stundenplan stünde. Was für eine Perspektive, wenn man als Kind bereits hilfreiche Methoden an die Hand bekommt, um aus sich selbst heraus ein geglücktes und selbstbewusstes Leben zu führen.

 

6. Viele Probleme rühren anscheinend daher, dass wir mit unseren Gedanken zu stark in der Vergangenheit verhaftet sind oder uns in die Zukunft begeben. Warum ist es so schwer, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren?

Das frage ich mich auch immer wieder. Ich denke, dass unser Verstand Zeitreisen unternehmen kann ist Segen und Fluch zugleich. Wenn ich einfach in diesem Moment präsent bin und mit allen Sinnen wahrnehme, was gerade geschieht, gibt es kein Problem. Die Probleme entstehen tatsächlich erst in dem Moment, wo ich gedanklich in die Vergangenheit abtauche und stressvolle Erlebnisse erinnere oder mir eine nicht so rosige Zukunft ausmale. Für den Verstand ist es schwer, ruhig zu werden, weil er permanent Gedanken produziert, schätzungsweise 60.000 am Tag. Das kann jeder nachvollziehen, wenn er sich mal fünf Minuten still hinsetzt und seine Gedanken beobachtet. Auf der anderen Seite ist die Fähigkeit, sich Dinge auszumalen, auch eine Quelle der Kreativität.

Sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren braucht Training. Ich nutze dafür gerne meine Atmung, denn die passiert wirklich nur in diesem Moment. Ich spüre mit all meinen Sinnen meinen Körper und was mich umgibt, bis der nächste Gedanke kommt und mich wieder davon trägt und bis mich meine Aufmerksamkeit wieder zu meinem Atem bringt und so weiter. Wenn wir mitkriegen, dass wir das gar nicht sind, die da denken, sondern dass es vielmehr uns denkt, ist schon viel gewonnen. Dann kann ich zum Beobachter werden und mich von meinen Gedanken unterhalten lassen.

 

Mehr Informationen zu „The Work“ finden Sie hier.

Mehr Informationen zu Tanja Madsens Buch finden Sie hier.

Und zum guten Schluss: Glück wird gelehrt (Frage 5). In einer Schule in Heidelberg hat der Direktor Glück als Schulfach eingeführt. Und wenn ich mich nicht irre, gibt es auch schon Nachahmer.

Stille Stars?

In jedem neuen Programm gibt es Titel, auf denen besondere Hoffnungen ruhen. Da kommt vielleicht von einer Autorin mit großer „Fangemeinde“ ein neues Buch – und natürlich erwarten wir, dass es sich zumindest ähnlich gut verkauft wie seine Vorgänger. Oder da gibt es ein ganz aktuelles Thema, mit dem sich viele Menschen beschäftigen – und glücklicherweise können auch wir ein Buch dazu ankündigen. Und natürlich wünschen wir uns, dass das Thema wirklich so gefragt ist, wie wir denken.

Spitzentitel – so nennt man wohl die Bücher, von denen man sich so viel erwartet. Doch ein Frühjahrs- oder Herbstprogramm umfasst 12-15 neue Bücher. Und nicht alle können Spitzentitel sein, denn jede Spitze braucht auch eine mehr oder minder breite Basis. Und die Basis des Gesamtprogramms ist eine gut gepflegte Backlist: Thematische Schwerpunkte müssen durch ein breites und in die Tiefe gehendes Titelspektrum ausgebaut werden. Und ganz wichtig: Eine gute Backlist muss auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Also müssen in der Programmplanung auch immer Titel berücksichtigt werden, die z.B. einen Themenschwerpunkt gut ergänzen, gut in eine Reihe passen, einen neuen interessanten Akzent setzen oder ein Thema aus einer etwas anderen Perspektive beleuchten.

Wir wünschen uns natürlich, dass alle unsere Bücher Erfolg haben. Und selbstverständlich tun wir auch etwas dafür: durch Marketingmaßnahmen, Pressearbeit und vertriebliche Aktivitäten. Und dennoch geht nicht immer alles so auf, wie wir uns das vorstellen. Das vermeintlich interessante Thema findet nicht ganz so viel Resonanz wie erwartet oder die Fangemeinde kauft dann doch nicht jedes Buch.

Aber immer wieder passiert auch das: Ein Blick auf die Verkaufszahlen offenbart angenehme Überraschungen. Natürlich, auch Titel XY hat Potenzial, sonst wäre er schließlich gar nicht ins Programm gekommen. Aber nach der Vorankündigung gab es keine große Nachfrage nach Rezensionsexemplaren und auch die Vorbestellungen waren eher mittelmäßig. Doch zwei bis drei Monate nach Erscheinen zeigt sich bei so manchem Buch plötzlich eine ganz unerwartete Dynamik. Es gibt richtig ordentliche Verkaufszahlen – und: Sie erweisen sich als stabil. Das sind für mich die stillen Stars im Programm, Bücher, die ohne großes Getöse ihren Weg machen.

Und welches sind meine aktuellen stillen Stars? – Ganz besonders hervorheben möchte ich diesmal zwei Titel, die Ende letzten Jahres ausgeliefert wurden und mir seither richtig viel Freude bereiten:

 

Luc Nicon, Befreit von alten Mustern
Natürlich kommt der Erfolg dieses Buches nicht von ungefähr, denn Monika Wilke, die Übersetzerin, ist selbst Tipi-Trainerin und tut ganz viel dafür, dass die Methode im deutschen Sprachraum bekannt wird. Ich selbst wurde z.B. seinerzeit durch eine Telefon-Session von der Wirksamkeit überzeugt. Und trotzdem: Dass ein bis dahin in Deutschland unbekannter Autor und eine neue Methode gleich so viel Zuspruch finden, ist sehr beachtenswert.

 

Fritz & Ingrid Wandel, Alltagsnarzissten
Als vor noch gar nicht so langer Zeit ein gewisser Herr zu Guttenberg wieder den Schritt in die Öffentlichkeit wagte, sagte mir Fritz Wandel, dass es in seinem Buch ja genau um diesen Persönlichkeitstypus gehe: Um sehr überzeugend wirkende Blender, die es nicht sonderlich kümmert, welche Nebenwirkungen auf andere ihre Performance hat. Also liegt der Erfolg von „Alltagsnarzissten“ daran, dass in dem Buch ein ungeheuer aktuelles Thema aufgegriffen wird? Oder liegt es vielmehr daran, dass beide Autoren stark in der TA-Gemeinde verwurzelt sind? – Es wird wohl eine Mischung aus beidem sein.

Nachruf auf Klaus Marwitz

Wir erhielten die traurige Nachricht, dass Klaus C. Marwitz am 15. Juni 2012 nach längerer Krankheit verstorben ist. In den 1990er-Jahren hat er wesentliche Impulse zur programmatischen Entwicklung des Junfermann Verlages gegeben und ist als Autor, Herausgeber einer Buchreihe und Ideengeber für neue Themen für alle sichtbar in Erscheinung getreten.

Ohne ihn würde es vermutlich „Kommunikation & Seminar“ (früher „MultiMind“) nicht geben. Er hat die Zeitschrift aufgebaut und war von 1992 bis 1999 ihr Herausgeber.

Methoden ganzheitlichen, gehirngerechten Lernens zu verbreiten war Klaus C. Marwitz als Pädagoge ein großes Anliegen. So fanden z.B. Titel zum MindMaping ihren Weg in das Programm, genauso wie Paul Scheeles Bestseller „PhotoReading“. Mit seinen eigenen Büchern, „Happy Selling“ und „Lean Company“, war er immer nah am Puls der Zeit, denn in den 1990er-Jahren wurden viele neue Konzepte für Business und Management diskutiert und umgesetzt. Besonders das Modell der „Lernenden Organisation“ hat Klaus C. Marwitz sehr am Herzen gelegen.

Auch wenn die Verbindung zwischen ihm und dem Verlag in den letzten Jahren nicht mehr ganz so intensiv war: Er hat deutliche Spuren hinterlassen und sein kreativer Geist wird uns fehlen.