Die Stärken der Stillen: Interview mit Jennifer Kahnweiler

Die US-Amerikanerin Jennifer Kahnweiler arbeitet erfolgreich als Rednerin, Management-Coach und Autorin. Ihr Spezialgebiet ist die Introversion – sie hilft stillen, introvertierten Menschen, ihre besonderen Qualitäten einzusetzen und in ihrem Privat- und Berufsleben selbstbewusster und einflussreicher zu werden. Darüber hinaus berät sie große Unternehmen dabei, die spezifischen Stärken ihrer introvertierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser zu erkennen und zu nutzen. Kahnweiler hat zu diesem Thema zwei Bücher geschrieben. Eines davon erscheint im März 2015 unter dem Titel Die Stärken der Stillen: Selbstvertrauen und Überzeugungskraft für introvertierte Menschen erstmals auf deutsch. Wir haben mit der in Atlanta (Georgia) lebenden Autorin über ihr Buch gesprochen.

                          

Jennifer, was ist das Introvertierteste, was Sie heute getan haben?

Ich habe mir heute Morgen eine stille Auszeit genommen, in mein Tagebuch geschrieben und über den anstehenden Tag nachgedacht. Außerdem versuche ich, nicht zu vergessen, Dankbarkeit zu üben und morgens ist für mich die beste Zeit dafür.

Sie beschreiben sich selbst als einen extrovertierten Menschen – woher kommt Ihr Interesse an Introvertierten und ihren spezifischen Stärken (und Schwierigkeiten) ursprünglich?

Als ich in der Führungskräfte-Entwicklung und im Karrierecoaching gearbeitet habe, hat es mich oft befremdet, wie oft introvertierte Menschen übersehen und geringgeschätzt wurden. Ich wollte ihnen dabei helfen, eine führende Stimme zu entwickeln und ihre Ideen einbringen zu können. Ich wusste, dass ihre Teams und Unternehmen von dem Mehrwert profitieren können, den Introvertierte in eine Debatte einbringen.
Ganz persönlich kann ich sagen, dass ich mit meinem Mann Bill seit mehr als 40 Jahren verheiratet bin und er ist sehr introvertiert. Ich habe gelernt (und lerne immer noch), mit ihm zu kommunizieren und eine Verbindung mit ihm herzustellen und ich wollte mein Wissen gern mit anderen Menschen teilen. Diese persönlichen und beruflichen Erfahrungen haben mich zur „Introversions-Meisterin“ gemacht.

Eines der Hauptargumente in Die Stärken der Stillen lautet, Introvertierte würden ihre Schwierigkeiten nur vergrößern, wenn sie versuchen, die Verhaltensweisen von Extrovertierten nachzuahmen. Stattdessen sollten sie vielmehr ihre eigenen, introvertierten Stärken einsetzen. Sehen Sie in den USA einen Wandel in der allgemeinen Arbeits- und Firmenkultur, der die Würdigung dieser Stärken begünstigt?

Oh ja, dieser Wandel findet Gottseidank statt. Je mehr Aufmerksamkeit die Medien für das Thema Introversion haben, desto selbstbewusster nehmen Introvertierte ihre stillen Stärken wahr. Sie erfahren mehr Wertschätzung und erkennen, dass nicht irgendetwas mit ihnen nicht stimmt, nur weil sie ein ruhigeres Temperament haben. Extrovertrierte Menschen bemühen sich, Introvertierte bei der Arbeit einzubingen und sie nicht unter Druck zu setzen, sich extrovertierten Regeln unterwerfen zu müssen. Sogar die Arbeitsplatzumgebung selbst wird zunehmend so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen Introvertierter besser gerecht werden, etwa durch Ruheorte inmitten all dieser Arbeitsplatzboxen in unseren Großraumbüros. Trotz alledem haben wir natürlich noch einen weiten Weg vor uns, bis die westlichen Gesellschaften intorvertierte Menschen wirklich akzeptieren.

Kommen wir auf eine besondere Stärke introvertierter Menschen zu sprechen, die Sie in Ihrem Buch diskutieren: das engagierte Zuhören. Können Sie uns erklären, warum das Ihrer Meinung nach eine Eigenschaft ist, die für Introvertierte charakteristisch ist und wie solche Menschen diese Eigenschaft nutzen können, um einflussreicher zu werden?

Introvertierte fokussieren meist auf nur eine Person in einem gegebenen Moment. Ferner akzeptieren sie Stille und Pausen in Gesprächen. Das sind meist die Momente, in denen sich Menschen öffnen und etwas von sich preisgeben. Introvertierte Menschen können diese Art engagierten Zuhörens einsetzen, um 1) ein besseres Verständnis einer gegebenen Situation zu gewinnen und dafür Informationen und Erkenntnisse zu sammeln; 2) ihre Verbindung schaffende Empathie zu vertiefen; 3) Glaubwürdigkeit zu gewinnen, indem sie aufmerksam auf das reagieren, was sie gehört haben und 4) ein hohes Maß an Engagement zu erzeugen, indem sie in ihrem Vorgehen das Vertrauen und Engagement anderer Menschen gewinnen.

Ihr erstes Buch ist 2009 erschienen und hieß The Introverted Leader (dt. „Die introvertierte Führungskraft“). Was hat Sie bewogen, sich im zweiten Buch abermals mit dem Thema Introversion zu beschäftigen und dabei eine andere Zielgruppe in den Blick zu nehmen?

Mein erstes Buch richtete sich an aufstrebende Führungskräfte aus dem mittleren und höheren Management großer Unternehmen. Ich habe aber festgestellt, dass das Buch von Menschen aus allen möglichen beruflichen Hierarchieebenen sehr geschätzt wurde. Und ich denke, es ist wichtig, seinen Leserinnen und Lesern zuzuhören; sie haben mich wissen lassen, dass sie gerne Ansätze für Introvertierte in ihrem gesamten Unternehmen hätten, wie auch im Umgang mit Kunden, Händlern, Lieferanten etc. Also habe ich im ganzen Land Interviews mit einer Reihe von erfolgreichen Introvertierten geführt, die auf stille Weise Einfluss ausüben. Auf meinen Erkenntnissen dabei beruht der Prozess zur Stärkung der Stillen, den ich in meinem Buch beschreibe.

Welche Hoffnungen verbinden sich für Sie mit dem Erscheinen Ihres neuen Buchs in deutscher Sprache?

Ich hoffe, dass es jenen Introvertierten im deutschsprachigen Raum, die womöglich ihre Stärken noch nicht erkannt haben, Inspiration und praktische Anleitung liefert, damit sie in ihrem Umfeld die Wirkung erzielen können, die sie möchten. Darüber hinaus hoffe ich, dass auch Extrovertierte hierzulande sich ihre eigenen stillen Stärken zunutze machen und so ihr Spektrum effektiver Handlungsweisen erweitern, aber auch besser mit den introvertierten Menschen in ihrem Leben umgehen können. Und schließlich hoffe ich, dass Unternehmen im deutschsprachigen Raum den Wert und den Beitrag anerkennen, den ihre stilleren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen und darüber nachzudenken beginnen, Arbeitsbediungen so zu gestalten, dass sie für ganz unterschiedliche Persönlichkeiten in gleicher Weise geeignet sind.

Eine weitere Stärke introvertierter Menschen, die in Ihrem Buch erwähnt wird, ist das überlegte Nutzen sozialer Medien. Sie selbst nutzen diese Medien ziemlich intensiv – es gibt einen Blog, einen Facebook- und einen Twitter-Account. Zu welchem Zweck setzen Sie diese unterschiedlichen Kanäle ein und wie tun Sie das? Gibt es eine Strategie, die Zeitpunkte und Inhalte von Postings bestimmt, gibt es Menschen, die Ihnen dabei helfen, diese Accounts zu bespielen?

Für Introvertierte sind soziale Medien klasse, denn sie geben ihnen Zeit darüber nachzudenken, was sie posten und wo sie das tun. Ferner kann man dort auch auf langsame Weise echte und tiefe Beziehungen und Verbindungen zu Menschen aufbauen.

Mir selbst gefällt das alles gut und ich nutze es in ganz verschiedener Weise. Ich schreibe meinen Blog, um neue Inhalte, verbunden mit meiner persönlichen Perspektive, in die Welt zu bringen (www.jenniferkahnweiler.com). Wenn ich also einen Zeitschriftenbeitrag oder neue Forschungsergebnisse zum Thema Introversion finde, dann teile ich das und kommentiere es. Es gibt dort auch Formen „weicher“ PR – etwa indem ich meine Erfahrung mit einem Journalisten kommentiere, der über meine Arbeit berichtet hat. Und schließlich ist man mit einem Blog im Netz gut auffindbar.
Mir liegt an einem gegenseitigen Geben und Nehmen und daher mache ich auch viel Werbung für die Arbeit anderer Menschen, an die ich glaube und von der ich denke, dass meine Leserinnen und Leser sie kennen sollten. Dafür benutze ich den Blog und soziale Medien gleichermaßen.

Dabei hilft mir bislang noch niemand, aber wenn im August 2015 mein nächstes Buch in den USA erscheint (es wird „The Genius of Opposites“ heißen und sich damit beschäftigen, wie Introvertierte und Extrovertierte am besten zusammenarbeiten können), werde ich wohl eine Agentur beauftragen, mich bei der PR zu unterstützen.

Twitter, Facebook und LinkedIn nutze ich, um auf dem Laufenden zu bleiben und Neuigkeiten zu erfahren. Ich nehme dort auch vieles wahr, was sich außerhalb meines Arbeitsgebiets befindet (Nachrichten aus der Welt und meiner Region, Unterhaltung, Kunst etc.), um einen frischen Blick auf die Dinge zu bekommen. Das wiederum versorgt mich mit neuen Ideen für mein Schreiben und meine Vortragstätigkeit.
Meine Facebook-Seite The Introverted Leader vermittelt vorwiegend Inhalte, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen. Ich habe darüber hinaus auch noch eine persönliche Seite für den Kontakt mit Freunden und Familie, die sich übrigens sogar positiv auf mein Geschäft auswirkt: Klienten und Leser schicken mir oft Kommentare zu etwas, das sie dort gefunden haben. Und ich stelle meinerseits fest, dass ich aus Postings auf Facebook etwas über andere Menschen erfahre und Beziehungen zu ihnen aufbauen kann.

Ich nutze das Programm HootSuite, um meine Postings zu terminieren und meine verschiedenen Feeds aus den sozialen Medien mehrfach am Tag abzurufen. Darüber hinaus gibt es das Programm SelfControl, das ich für die Überwachung der Zeit, die ich für soziale Medien aufwende, einsetze. Es erlaubt mir außerhalb der voreingestellten Zeiten tatsächlich keinen Zugang zu meinen Seiten. Ich brauche diese Art von Hilfe, um potenzielle Ablenkungen einzuschränken und sicherzustellen, dass ich auf meine aktuelle Arbeit konzentriert bleibe!

Neben der Präsenz in sozialen Medien findet man auch eine Menge Videos von Ihnen im Netz. Wenn Sie für jemanden, der noch nicht von Ihnen gehört hat, eines auswählen sollten, das einen guten Eindruck von Ihnen und Ihrer Arbeit vermittelt – welches würden Sie nehmen?

Ich würde mein neuestes Demovideo empfehlen:

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Vielen Dank!

Bitte schön! 🙂

 

Das Interview führte Stephan Dietrich.

Schluss mit der Selbstgeißelung!

Erkenne Dich selbst – Wege zur Selbsterkenntnis

 Von Annette Auch-Schwelk

(Mit Abbildungen von Tine Kluth)

„Wer bin ich? – Wenn ich das nur wüsste!“

Gehören Sie zu den Menschen, die morgens in den Spiegel schauen und denken: „Meine Güte, siehst du fertig aus, schon wieder ein paar Falten mehr …“? – Anstatt mit einem Lächeln zu fragen: „Hey, wer bist du? Lust auf ein Date?“

Weshalb fällt es vielen Menschen so schwer, sich selbst zu akzeptieren, wenn sie morgens in den Spiegel schauen? Ein „Ich bin ich, und das ist gut so“ ist den wenigsten in die Wiege gelegt. Enttäuschungen in der Kindheit oder im Erwachsenenleben können zu Unsicherheit, Selbstzweifeln und einem getrübten Blick auf die eigenen Potenziale führen.

Vor allem der eigene „Flagellant“ macht vielen Menschen das Leben schwer. Die Flagellanten waren eine christliche Laienbewegung im 13./14. Jahrhundert. Ihr Name geht auf das lateinische Wort flagellum für „Geißel“ oder „Peitsche“ zurück. Zu den religiösen Praktiken ihrer Anhänger gehörte die öffentliche Selbstgeißelung, um auf diese Weise Buße zu tun und sich von begangenen Sünden zu reinigen.

Die meisten Menschen sind Geißler und ausgestattet mit zwei Peitschen. Eine rechts, eine links. Mehrmals am Tag machen sie eine Selbstgeißelung. Ab und an öffentlich, ab und an im stillen Kämmerchen. Der „Geißler“ kann sich das Leben zur Hölle machen. Er kritisiert. Schnell. Schonungslos. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Flagellant Sie beherrscht. Wann immer er die Oberhand gewinnt, fragen Sie sich: „Und wer bin ich noch?“

„Wer bin ich? – Wenn ich das nur wüsste!“

Um das herauszufinden, machen Sie ein Date, eine Verabredung mit der Person, die Sie jeden Morgen im Spiegel sehen – mit sich selbst! Gehen Sie auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst! Nehmen Sie hierfür die Abenteuerlust eines Christoph Kolumbus mit.

Wie machen Sie das?

Beginnen Sie mit der „1 x 9 x 7″-Methode: Nehmen Sie sich 1 x täglich mindestens 9 Minuten Zeit für sich – und das 7 Tage die Woche! Beginnen Sie mit der einfachen und gleichzeitig sehr effektiven Übung „Einatmen – Ausatmen – Weiterleben“! Unser Atem ist die Quelle des Lebens. Atmen Sie bewusst, ein und aus. Helfen Sie sich und Ihrem Körper dabei, sich zu entspannen.

Es klappt nicht gleich? Stellen Sie sich vor, Sie haben schon lange keinen Sport mehr gemacht. Jetzt machen Sie am Wochenende mit Ihren Freunden eine Fahrradtour. Für Ihren Körper ist es gut, dass Sie sich bewegen – ein kurzfristiger Erfolg. Wenn Sie jedoch danach regelmäßig Fahrrad fahren, ist es für Ihren Körper besser, für Ihre Gesundheit ein langfristiger Erfolg und somit nachhaltiger. Genauso ist es mit dem Selbstbewusstsein. Dieses ist wie ein Muskel, den Sie trainieren können! Trainieren Sie täglich, sich kennenzulernen, sich Ihrer selbst bewusst zu werden!

Hierfür kann Ihnen eine Schatzkiste helfen! Werden Sie sich bewusst, was Ihnen in Ihrem Leben gut tut. Legen Sie dort Ihre Lieblings-CD hinein. Ein Bild mit Menschen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden. Ein Buch, welches Ihnen besonders gut gefällt. Schreiben Sie auf, was Ihnen Spaß macht. Was Sie begeistert. Was Ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Wodurch Sie Kraft tanken. Worauf Sie stolz sind. Was Sie schon alles in Ihrem Leben gemeistert haben.

Schließen Sie für einen Moment die Augen und fragen Sie sich laut: „Wann in meinem Leben habe ich schon einmal eine für mich schwere Situation gemeistert?“ Wenn nichts kommt, atmen Sie entspannt ein und aus. Stellen Sie sich in nächster Zeit immer wieder diese Frage. Irgendwann bekommen Sie eine Antwort. Wichtig ist, dass Sie sich nicht mit anderen vergleichen!

Was war IHRE Herausforderung? Wie erging es Ihnen dabei? Erinnern Sie sich, wie haben Sie sich damals gefühlt? Wie sah die Situation aus? Was haben Sie gerochen? Haben Sie etwas gehört? Können Sie sich an einen Geschmack erinnern? Wenn Sie Ihr eigenes Bild haben, dann prägen Sie sich jetzt dieses Bild ein, indem Sie eine Körperbewegung dazu machen. Sie kann klein ausfallen oder groß, je nachdem, was für Sie passt. Damit „ankern“ Sie Ihre Erfolgssituation nicht nur im Geiste, sondern auch in Ihrem Körper. Somit stärken Sie sich selbst!

„Wer bin ich? – Wenn ich das nur wüsste!“

Eine weitere Möglichkeit ist, auf seinen „inneren Ratgeber“ zu hören. Sie hören nichts?

Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit einer Person. Leider kommen Sie nicht zu Wort, da diese Person unaufhörlich redet. Sie versuchen es immer wieder, doch Sie haben keine Chance. Wie geht es Ihnen? Werden Sie genervt, frustriert, wütend oder ziehen sich zurück? Genauso könnte es Ihrer inneren Stimme, Ihrem inneren Ratgeber gehen. Immer wieder sendet er Signale, möchte etwas mitteilen, doch Sie hören nicht hin. Unentwegt arbeiten Sie, sind ständig unterwegs, hier ein Meeting, da ein Treffen, dort die Präsentation, zum Sport, die Familie, der Fernseher … Wie soll da Ihr innerer Ratgeber, Ihr Bauchgefühl zu Wort kommen?

Wissenschaftler wie Professor Dr. Gerd Gigerenzer sprechen von der Intelligenz des Unbewussten und der Macht der Intuition. Haben wir ein Gehirn im Kopf und eines im Bauch? Neurowissenschaftler sprechen von einem „zweiten Gehirn“. Anscheinend das Abbild des Kopfhirns – Zelltypen, Wirkstoffe und Rezeptoren sind exakt gleich. Wenn dem so ist, wäre es eine Verschwendung, nur eines davon bewusst zu nutzen!

Hören Sie auf Ihren Bauch? Auf Ihren inneren Ratgeber? Wenn ja – weiter so!

Vielleicht hat sich Ihr innerer Ratgeber aber auch zurückgezogen, da Sie ihn nicht haben zu Wort kommen lassen? Keine Sorge, die Tür dorthin mag etwas verrostet sein, doch sie lässt sich ölen!

Werden Sie ab und an ruhiger. Werden Sie ab und an stiller. Machen Sie eine Pause. Legen Sie Ihre Hände auf Ihren Bauch. Was fühlen Sie? Hören Sie etwas? Seien Sie geduldig und laden Sie Ihren inneren Ratgeber ein, indem Sie ihm Beachtung und Zeit schenken. Die Antworten können ganz unterschiedlich ausfallen. Vielleicht spüren Sie nach wochenlangem Hadern ganz klar, welchen Weg Sie gehen möchten. Oder Sie träumen von etwas, das Ihnen hilft. Vielleicht begegnet Ihnen plötzlich ein Mensch, der Sie unterstützt. Oder Sie bekommen klare Körpersymptome. Seien Sie aufmerksam für alles, was Sie fühlen, wem Sie begegnen und was passiert! Je mehr Sie wieder auf Ihr Bauchgefühl hören, desto mehr hat Ihr innerer Ratgeber Lust, sich Ihnen zu zeigen, Sie zu unterstützen. Wenn Sie schon „zwei Gehirne“ haben, nutzen Sie beide!

Vertrauen Sie Ihrer inneren Stimme, Ihrem inneren Ratgeber. Das wird Ihnen helfen, sich selbst – noch mehr – zu erkennen!

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Die Autorin antwortet Ihnen gerne.


  Kurzprofil der Autorin:

Annette Auch-Schwelk arbeitet seit 2004 selbständig als Coach, Rednerin und Autorin mit Schwerpunkt Selbstbewusstsein. 2011 kam ihr Buch “Erfolgreich mit Selbstbewusstsein” (Haufe Verlag) auf den Markt. 2013 erhält sie den Coaching Award für das beste Buch. Dieses hat „Bestseller-Status“ erreicht. Seit 2012 ist die Geschäftsführerin der Auch-Schwelk GmbH als Referentin an der “Hochschule der Medien” in Stuttgart tätig. Mehr über die Autorin erfahren Sie hier.

Hinweise zum Buch/Hörbuch finden Sie hier.

Veranstaltungshinweise

 2015 Vortrag/Workshop: „Erfolgreich mit Selbstbewusstsein“:

·         25. Februar     Didacta Hannover

·         13/14. März    Trainerkongress Berlin

·         18. März         Cebit Hannover

·         22. März         Junfermann Kongress Düsseldorf

·         14. April         Hannover Messe

·         11. Juni           Interschutz Hannover

 

Zeit für die wirklich wichtigen Dinge haben

Das neue Jahr hat begonnen – und zwar für viele genauso stressig, wie das alte Jahr zu Ende gegangen ist. Quälen Sie sich jetzt nicht mit allen möglichen guten Vorsätzen. Überlegen Sie stattdessen, wie Sie Ihre Zeit sinnvoll gestalten und somit mehr Freiraum schaffen können für das, was Ihnen wirklich wichtig ist. Zach Davis, der sich auf pragmatische Lösungen für die Probleme „Informationsflut“ und „Zeitknappheit“ spezialisiert hat, gibt erste Tipps:

Zeitmanagement im Griff!

Von Zach Davis

Sie möchten oder müssen vielen verschiedenen Anforderungen gerecht werden? Der Schlüssel für ein gelungenes Zeitmanagement liegt darin, weniger unreflektiert zu reagieren und somit einen höheren Anteil seiner Zeit aktiv selbst zu planen. Dies ist leider leichter gesagt als getan. Wie setzt man das in die Praxis um? Entscheidend ist der Start: der Start in die Woche und der Start in den (Arbeits-)Tag. Die meisten Menschen kommen morgens ins Büro und sind sofort im „Reaktions-Modus“. Man schaut erst seine E-Mails nach, hört seinen Anrufbeantworter ab – und schon fängt die Fremdbestimmung an!

Im Folgenden erhalten Sie zwölf (plus 1) Zeitspartipps für den Alltag, die für mehr Selbstbestimmung und effektivere Planung sorgen:

1. Zusagen im Griff haben

Viele Menschen geraten in Bedrängnis, weil sie vereinbarte Termine nicht einhalten können. In einer Zeit immer schnellerer Abläufe meinen wir, dass Kollegen, Kunden und andere Geschäftspartner eine sofortige Erledigung der anstehenden Aufgaben von uns erwarten. Eine sofortige reflexartige Zusage bringt uns aber oftmals nicht nur selbst in Bedrängnis, sondern schürt auch für die Zukunft eine immer höhere Erwartungshaltung. Planen Sie also beim Zusagen eines Termins mehr Zeit ein, als Sie tatsächlich zu benötigen glauben.

2. Unwichtiges aufschieben

Im Zeitmanagement heißt es immer wieder, man solle mit den wichtigen Dingen starten. Das macht auch Sinn, nur muss die Zeit dafür irgendwo herkommen. Es ist oft psychologisch einfacher, diese Notwendigkeit gedanklich umzudrehen, indem man sich darauf konzentriert, die unwichtigen Dinge aufzuschieben. Erstaunlicherweise erledigen sich einige Aktivitäten dann von selbst – gerade wenn es Kleinigkeiten sind, die andere Menschen an einen herangetragen haben.

3. Zeitverwendungsrecht behalten

Jemand schreibt Ihnen ein E-Mail. Hat dieser deshalb automatisch ein Recht darauf, dass Sie Ihre Zeit damit verbringen, diese E-Mail zu lesen? Jemand ruft Sie an. Hat diese Person dadurch automatisch ein Recht darauf, dass Sie sich die Zeit für ein Telefonat mit ihm nehmen? Auch wenn es egoistisch klingen mag: Ein Recht auf das Ein- und Verplanen Ihrer Zeit haben nur Sie selbst. Stellen Sie sich regelmäßig die Frage: Macht es für mich Sinn, meine Zeit hierauf zu verwenden, oder sollte ich meine Zeit besser anders einsetzen?

4. Die großen Brocken schaffen

Wie viel ergeben 50 Milliliter einer Flüssigkeit und 50 Milliliter einer anderen Flüssigkeit zusammen? 100 Milliliter? Nicht unbedingt! Wenn die eine Flüssigkeit aus besonders großen Molekülen besteht und die andere aus besonders kleinen Molekülen, dann findet Letztere um die zuerst eingefüllten größere Moleküle herum noch Platz, sodass es beispielsweise nur 96 Milliliter werden. Jetzt werden Sie fragen: Was hat das mit Zeitmanagement zu tun? Ich verrate es Ihnen: Wenn Sie die „großen Brocken“ zuerst einplanen und erledigen, dann findet sich meist zwischendurch noch Zeit für die kleineren Aufgaben. Psychologisch fällt das Starten mit einer großen Aufgabe im Tages- und Wochenablauf auch immer schwerer, weil immer weniger Zeit übrig bleibt.

5. Gleiches zusammenpacken

Wenn eine Maschine von einem Produkt auf ein anderes umgerüstet wird, dann kostet dies Zeit. Ähnlich ist es, wenn wir von einer Art von Aktivität zu einem anderen Aktivitätstyp springen. Versuchen Sie daher, gleichartige Tätigkeiten gebündelt zu erledigen, das heißt beispielsweise nur zwei- bis dreimal am Tag die E-Mails abzurufen und dann möglichst viele ohne Unterbrechung am Stück zu beantworten und möglichst alle Telefonate in einem Block zusammenzufassen, um diese nicht nur gesammelt, sondern auch in einem sinnvollen Zeitraum (Stichwort telefonische Erreichbarkeit) zu erledigen.

6. Nur sinnvolles Multitasking

Wenn man zwei Dinge gleichzeitig erledigt, dann spart man die Hälfte der Zeit ein?! Hier besteht ein Irrglaube. Es ist selten möglich, zwei Tätigkeiten, die beide eine gewisse Konzentration erfordern, simultan durchzuführen. Beim Telefonieren gleichzeitig E-Mails zu schreiben ist nur scheinbar effektiver. Erstens schreiben Sie die E-Mail nicht so schnell wie sonst und zweitens ist die Fehleranfälligkeit höher, weil das Gehirn sich immer nur auf eine Tätigkeit bewusst konzentrieren kann. Nur wenn eine Tätigkeit (z. B. Joggen oder Bahnfahren) ohne bewusste Konzentration ablaufen kann, ist Multitasking sinnvoll.

7. AAA-Formel anwenden

Versuchen Sie, Schriftstücke wie Ihre Eingangspost direkt im ersten Durchgang zu bearbeiten. Häufig beschäftigt man sich mehrfach mit ein- und demselben Vorgang, weil beim ersten Mal schlichtweg keine klare Entscheidung getroffen wurde. Arbeiten Sie nach der AAA-Formel und entscheiden Sie sich bewusst für eine der folgenden Optionen:

  • A wie Aktion bzw. Aktivität, d. h., Sie werden aktiv.
  • A wie Archiv, d. h., Sie heften das Schriftstück ab.
  • A wie Abfall, d. h., Sie werfen es in den Papierkorb.

Mit einer klaren Entscheidung vermeiden Sie Doppelarbeiten.

8. Erreichbarkeit selbst steuern

Eine wahre Gegebenheit auf der Männertoilette: Ein Herr steht am Urinal und bekommt einen Anruf. Er entscheidet (noch nicht fertig mit seiner Tätigkeit …), das Telefonat anzunehmen. Da es ein wichtiges geschäftliches Telefonat zu sein scheint, möchte er Notizen machen. Also holt er Zettel und Stift heraus, klemmt den Zettel zwischen Ellenbogen und Wand über dem Urinal ein, um mit der anderen Hand schreiben zu können … Ganz so absurd ist es bei Ihnen vermutlich nicht, aber entscheiden Sie bewusst, wann und wo Sie erreichbar sein wollen und in welchen Situationen nicht.

9. Gut ist gut genug

Angenommen, Sie bemühen sich, einen perfekten Kreis zu zeichnen. Wenn Sie gefragt werden, ob dieser Kreis perfekt ist oder nicht, dann werden Sie zugeben müssen, dass er nicht perfekt ist. Würden Sie jemandem allerdings Ihre Zeichnung zeigen und fragen, welche Form derjenige darin sehe, dann würde dieser mit ziemlicher Sicherheit antworten, dass es ein Kreis ist. Was Sie daraus für Ihr Zeitmanagement lernen? Unterscheiden Sie bewusst zwischen sinnvollen Optimierungen und perfektionistischen kleinen Verbesserungen, die nur Ihnen auffallen bzw. unwesentlich sind.

10. Posteingang sinnvoll strukturieren

Die für Sie optimale Struktur für Ihren Posteingang können nur Sie selbst festlegen. Vielleicht ist eine Unterteilung in die drei Kategorien „Zu bearbeiten“, „Warte auf Antwort“ und „Abheften“ sinnvoll. Auch in Bezug auf E-Mails macht es durchaus Sinn, sich mit seinem Mailprogramm ein wenig zu beschäftigen. Sie können beispielsweise nach Absendern gruppieren oder nach Empfänger. Letzteres macht nur Sinn, wenn Sie mit mehreren eigenen E-Mail-Adressen arbeiten – was wiederum sehr nützlich sein kann.

11. Das wichtigste Wort im Zeitmanagement

Es ist ein kurzes Wort mit weitreichender Konsequenz: das Wort NEIN. Natürlich wollen wir Kollegen und Kunden gegenüber hilfsbreit sein und nicht immer grundsätzlich Nein sagen. Wichtig ist, nicht impulsartig und automatisch Ja zu sagen. Stellen Sie sich vorher Fragen wie:

  • Soll bzw. will ich dies machen?
  • Macht es überhaupt Sinn?
  • Kann es jemand anderes erledigen?
  • Was wird dafür dann nicht gemacht?

Nur wer häufig Nein sagt, kann auch häufig Ja zu wirklich wichtigen Aufgaben sagen.

12. Dumme Aktivitäten streichen

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Deshalb neigen wir durchaus dazu, Aktivitäten weiterhin durchzuführen, auch wenn diese nicht oder nicht mehr zieldienlich sind. Manchmal verschwenden wir aber auch unsere Zeit mit Streitgesprächen oder gar juristischen Auseinandersetzungen, bei denen es primär um das eigene Ego geht und nicht um die Sache selbst. Überlegen Sie, welche Aktivitäten Sie streichen oder reduzieren sollten – schließlich können Sie jede Minute nur einmal verwenden.

Die Säge schärfen

Der Ausdruck „Die Säge schärfen“ stammt aus einer Geschichte des amerikanischen Zeitmanagement-Experten Stephen Covey:

Ein Spaziergänger kommt in einen Wald und entdeckt eine Person, die einen dicken Baumstamm sägt. Der Säger scheint nicht nur stark, sondern auch hochmotiviert zu sein. Da sein Fortschritt dennoch gering ist, klopft der Spaziergänger dem Sägenden auf die Schulter: „Ihre Säge ist stumpf!“ Dieser entgegnet: „Ich habe keine Zeit, sie zu schärfen – ich muss sägen!“

Warum diese Geschichte? Auch Erholungs-, Weiterbildungs- und Denkzeiten sind wichtig für die persönliche Effektivität. Schärfen Sie regelmäßig Ihre Säge, um für die Zukunft Zeit und Energie zu sparen!

Mit den hier beschriebenen Zeitspartipps finden Sie garantiert einige zusätzliche Stunden in der Woche – für Dinge, die Ihnen wirklich wichtig sind.

Kurzprofil des Autors:

Zach Davis hat nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln und seiner Tätigkeit als Human Resources Consultant bei der KPMG Consulting AG 2003 das Trainingsinstitut Peoplebuilding gegründet. Er wird regelmäßig als Speaker für Veranstaltungen unterschiedlichster Art gebucht. Als Produktivitätsexperte liefert Davis ein „Infotainment auf höchstem Niveau“ (Handelsblatt über die Arbeit von Zach Davis).

Weitere Informationen zu seinen Veranstaltungen erhalten Sie hier.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Möchten Sie den Artikel von Zach Davis kommentieren oder einen zusätzlichen Tipp für ein gelungenes Zeitmanagement verraten? Nur zu! Der Autor antwortet Ihnen gerne und freut sich auf Ihre Rückmeldungen – wir übrigens auch! 🙂