„Jeder hat seine eigene Welt“

Borderline – wenn nichts mehr zu helfen schein

Von Anja Link

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gilt gemeinhin als schwer behandelbar; die Situation aller Involvierten – der Betroffenen selbst, ihrer Angehörigen oder der Fachleute – ist alles andere als einfach: Menschen mit einer BPS eilt der Ruf voraus zu manipulieren, ihr Umfeld zu testen und ggf. Freundschaften und Partnerschaften ohne Vorwarnung aufzukündigen. Therapien scheinen ins Leere zu laufen, Ärzte und Therapeuten sind demotiviert, weigern sich oft, „Borderliner“ überhaupt als Patienten anzunehmen. Und Angehörige fühlen sich allein gelassen, müssen hilflos mit ansehen, wie ihnen ihr Kind, ihr Geschwister, ihr Partner mehr und mehr entgleitet.

Höchste Zeit also das öffentliche Bild von Menschen mit BPS zurechtzurücken und sich noch stärker dafür einzusetzen, dass ein tragbares Helfersystem etabliert wird. Die seit 2007 stattfindenden „Trialoge“ leisten hierzu einen wertvollen Beitrag. Im Buch „Borderline im Trialog. Miteinander reden – voneinander lernen“ werden der Grundgedanke und die gewonnenen Einsichten aus den Treffen zusammen mit dem Status Quo zum Störungsbild anschaulich dargestellt.

Was bedeutet Borderline?

Im Kern versteht man unter der BPS eine Störung in der Regulation von Emotionen. Die Betroffenen nehmen ihre Gefühle schneller, intensiver und länger anhaltend wahr als Menschen ohne BPS. Heftige Stimmungsschwankungen und belastende innere Anspannungszustände sind die Folge. Mit oftmals lebensgefährlichen Verhaltensweisen (Suche nach dem Kick) sowie Selbstverletzungen versuchen Menschen mit BPS Abhilfe zu schaffen.

Das Wissen um das Krankheitsbild ist erheblich gewachsen

In der störungsspezifischen Therapie erlernen Borderline-Patienten Alternativen zu ihren dysfunktionalen Strategien. Das therapeutische Angebot hat sich – auch bedingt durch den medizinischen Erkenntniszuwachs – verbessert, und auch im Bereich Selbsthilfe hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Der Buchmarkt ist gut bestückt mit Erfahrungsberichten von Betroffenen und Ratgebern für die Angehörigen.

Dennoch bleibt die Lage unbefriedigend. Die Betroffenen drücken häufig ihre Frustration darüber aus, dass sich trotz der Anstrengungen nichts wesentlich verändert hat, die schwer auszuhaltenden Gefühle immer wiederkehren. Das angesammelte und -gelesene Wissen hilft nicht. Resignation, Mutlosigkeit, sozialer Rückzug folgen.

Für die Angehörigen ist das nicht minder frustrierend. Hilflos muss man mit ansehen, wie das eigene Kind an der puren Existenz leidet, wie die schwierigen Verhaltensmuster das Leben, Beziehungen, die Ausbildung ruinieren.

Und selbst die Fachleute stehen im Praxisalltag der komplizierten Dynamik der BPS oft verständnislos gegenüber, trotz Fortbildungen und einem großen Erfahrungsschatz. Es entsteht der Eindruck, der Patient „will“ gar keine Veränderung oder Verbesserung seiner Lage.

Voneinander lernen

Und genau in diesem Spannungsfeld kommt der Trialog zum Einsatz. Der direkte, ehrliche und authentische Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten erfolgt mit dem Ziel, neue Erkenntnisse zu generieren und ein tieferes Verständnis auf allen Seiten zu erzeugen. Das gegenseitige Verstehen verhindert Bewertungen, Schuldzuschreibungen und negative Interpretationen. Das Miteinanderreden vermittelt Zuversicht und ist Grundlage für eine Wiederannäherung: Der Mut, den gemeinsamen Alltag auch gemeinsam zu bewältigen, wird gestärkt.

Im Buch werden die so herausgefilterten „Erfolgsstrategien“ zusammengefasst: Wie erlebt jede Gruppe ihre jeweilige Situation? Wie viel Hilfe und Unterstützung sollte erfolgen? Wie viel Eigenverantwortung darf und muss den Betroffenen zugetraut werden? Wie können Angehörige ihre eigenen Grenzen aufzeigen? Dürfen Eltern trotz Suizidgefahr des Kindes auch einmal nur an sich denken? So individuell die Beteiligten der Trialog-Veranstaltungen sind, so vielfältig sind auch die zu diskutierenden Fragen – und nicht zuletzt auch die potenziellen Lösungswege.

Für professionell Tätige besonders relevant ist natürlich die Frage nach den Gründen für Stagnation im Therapieprozess. Die konkreten Vorerfahrungen und Erlebnisse der Betroffenen können sehr unterschiedlich sein. Vielleicht hat es für den Patienten bereits Kontakte zum Helfersystem gegeben, die am Ende eher frustrierend als hilfreich waren. Die Erfahrung, nicht verstanden zu werden, vielleicht sogar eine abwertende Rückmeldung von einem Therapeuten zu bekommen, dem man sich anvertraut hat, kann ein triftiger Grund sein, weitere Hilfsangebote zu boykottieren.

Weniger Borderline, mehr Mensch

Nicht zuletzt stellt das Buch auch das öffentliche – eher negative – Bild von „den Borderlinern“ in Frage, indem es die ganz menschliche Komponente präsentiert. Sie ist es, die auch in den Trialogen wieder in den Vordergrund gerückt wird: Wie stark hält ein jeder Mensch an Gewohnheiten fest, die ihm Sicherheit vermitteln? Wie schwerfällig sind wir alle im Verändern von Verhaltensmustern? Wie lange kann es dauern, bis wir unsere Ernährung umgestellt, mit dem Rauchen aufgehört oder mit dem Sporttreiben angefangen haben? Doch von einem psychisch kranken Menschen wird erwartet, dass er alles dransetzt, um seine Situation zu verändern?! Stimmen hier die Relationen? Sind die Erwartungen realistisch?

Wertvolle Take-aways

Das Buch mit seinen trialogisch betrachteten Themen stellt sicherlich eine Momentaufnahme dar, doch die geschilderten Eindrücke aller Beteiligten zeigen eindrucksvoll auf, wie wertvoll eine fortwährende Diskussion ist. Der Trialog als lebendiger Austausch wird stetig weitergeführt und um neue (strukturelle, inhaltliche etc.) Ideen erweitert.

In einem der letzten Trialoge notierten sich die Teilnehmer etwa ihre ganz eigenen „Take-aways“, die Eindrücke, Gedanken und Erkenntnisse, die man für die gemeinsame Begegnung erinnern möchte. Hier folgt ein kleiner Auszug aus den Rückmeldungen:

–         „Jeder hat seine eigene reale Welt“

–         „Der Umgang mit seinen Gefühlen bzw. das generelle Befinden wird im Laufe der Zeit besser werden, wenn man die genannten Skills übt (Hoffnungsgedanke).“

–         „Grenzen setzen – Grenzen akzeptieren“

–         „Statt eines impulsiven ‚Jas‘ lieber ein ‚Vielleicht‘

–         „Was mache ich richtig richtig? Und was mache ich richtig falsch?“

–         „Struktur kann helfen, aber auch ein Hindernis sein“

–         „Katzen können ganz viel helfen! 😉

 

Nicht nur der Austausch im Trialog soll weitergehen, auch der Austausch über das Buch soll bereichern, befruchten, Erkenntnisse liefern. Daher teilen Sie uns Ihre Meinungen mit! Auch bei (fachlichen) Fragen können Sie sich gern melden:

Kontaktdaten der Borderline-Trialog Kontakt- und Informationsstelle

Hessestraße 10

90443 Nürnberg

Tel: 0911/42485540

Fax: 0911/4248558

E-Mail: anja.link@borderlinetrialog.de

 

 

Mit der „bösen“ Hand? – Zum Tag der Linkshänder

„Na, welches ist das schöne Händchen?“ Diese Frage hat mich durch meine Kindheit begleitet. Wenn ich meine Hände heute vor mich auf den Tisch lege und betrachte: Ist die eine wirklich schöner als die andere? Es gibt schon ein paar Unterschiede: mehr oder weniger Altersflecken, Venen treten bei einer Hand deutlicher hervor, links ist ein Fingernagel abgebrochen … Aber machen diese kleinen Unterschiede eine Hand schöner bzw. hässlicher?

Doch nicht nur Schönheitsunterschiede gab es, ich hatte anscheinend auch eine „böse“ und eine „liebe“ Hand. Und weil ganz oft mit der Wurst nach der Speckseite geworfen wird: Die schöne Hand war gleichzeitig die liebe. Dummerweise hatte ich als Kind eine törichte Präferenz für die böse (und damit wohl auch die hässliche) Hand: Ich bin Linkshänderin.

Heute, wo es sogar einen „Tag der Linkshänder“ gibt, scheint eine Vorliebe für die „böse Hand“ vollkommen in Ordnung. In meiner Kindheit in den 1960er-Jahren sah man das jedoch noch ganz anders. Ständige Ermahnungen, nicht immer ganz sanft ausgeführte Klapse auf die linke Hand (warum auch nicht, sie war ja schließlich böse!) – damit bin ich aufgewachsen.

Dann kam der Tag der Einschulung. Wir sollten unsere Lehrerin begrüßen und ihr die Hand geben. Alles war so fremd und aufregend – und ganz spontan gab ich ihr … die linke Hand. Alle hatten es gesehen – wie peinlich! „Gibt das Kind der Lehrerin die linke Hand!“ Für den Gesprächsstoff in der Familie zumindest war gesorgt.

Schreiben war dann auch so ein Thema. Eine strafende große Hand näherte sich regelmäßig meiner kleinen „bösen“ Hand und nahm ihr den Griffel weg.

Vielleicht war es mein Glück, dass meine Linkshändigkeit nicht ganz so stark ausgeprägt war, sodass ich mit der rechten Hand schließlich das Schreiben lernte. Alles andere – einen Ball werfen, im Topf rühren, nach etwas greifen – überlasse ich nach wie vor gerne meiner linken Hand. Und sie ist mir überhaupt nicht böse und erledigt wunschgemäß alles diese Aufgaben. Vielleicht ist das Ergebnis nicht immer ganz so schön. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer „Händigkeit“ (egal ob links oder rechts) gemacht? Vielleicht sind Sie gar „Beidhänder“? Ich würde mich freuen, an dieser Stelle darüber zu lesen.

Make today a day well lived!

 

  Die Top-5 NLP-Tipps für jeden Tag

Von Romina und Gary Schell

Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) ist eine höchst effektive Coachingmethode, die man auch im Alltag wunderbar für sich alleine nutzen kann – ganz nach dem Motto: „Mache jeden Tag wertvoll“ oder „Mache heute zu einem gut gelebten Tag“ (Make today a day well lived). Sie müssen kein Profi sein, um NLP auszuprobieren und wirkungsvoll einzusetzen.

Damit die folgenden Tipps optimal umgesetzt werden können, brauchen wir nur gelegentlich einige Gedankengrundlagen des NLP. Sie finden diese in Kursivschrift beim jeweiligen Praxis-Tipp.

Top-5 – NLP-Tipps für jeden Tag

  1. Morgens die Weichen für den Tag stellen
  2. Beeinflussen Sie Ihren Zustand
  3. Einfluss nehmen durch positives Reframing
  4. Wann Sie „aber“ durch „und“ ersetzen sollten
  5. Am Abend seine Erfolge zählen

1) Morgens die Weichen für den Tag stellen

„NLP ist ziel- und lösungsorientiert. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.“

Viele von uns beginnen ihren Tag sehr früh und auch sehr hektisch. Die Nacht war wieder zu kurz, die Kinder müssen versorgt werden, der Körper verlangt nach Frühstück, und schon auf dem Weg zur Arbeit werden E-Mails auf dem Smartphone bearbeitet oder das anstehende Meeting vorbereitet. Dabei verfallen wir „planlos“ von einem Zustand in den nächsten. Hier gilt: Wenn wir keinen Fokus setzen, sind wir mehr oder weniger wie das sprichwörtliche Schiffchen auf hoher See – die Wellen schubsen uns willkürlich hin und her.

NLP-Übung für den Morgen

Stellen Sie selbst die Weichen! Stehen Sie eine Viertelstunde früher auf. Räkeln Sie sich ein wenig, nehmen Sie ein paar bewusste Atemzüge und finden Sie ein ruhiges Plätzchen.

Fragen Sie sich:

  • Wie möchte ich, dass mein Tag heute wird?
  • Worauf möchte ich mich heute konzentrieren?
  • Was ist die eine Sache, die mir persönlich wichtig ist, und von der ich heute Abend sagen können möchte, dass ich etwas dafür getan habe? Worin möchte ich einen Schritt weitergekommen sein?
  • Wann und wie werde ich mir heute etwas Gutes tun oder etwas Schönes erleben?
  • Wie wird es sein, wenn ich heute Abend ins Bett gehe und vollkommen zufrieden einschlafen kann? Was werde ich dann erreicht haben?

Diese mentale Auszeit direkt zu Beginn des Tages können Sie sich auch als mentales Stretching vorstellen. Probieren Sie es gleich morgen aus. Beantworten Sie die Fragen am besten schriftlich auf einem Blatt Papier oder legen Sie sich ein kleines Journal an.

Erfolgreiche Menschen führen diese Übung mit Selbstverständlichkeit aus. Sie haben erkannt, dass sie so mehr Ziele erreichen, als wenn sie sich nicht fokussieren. Wollen Sie sich ziellos hin- und herschaukeln lassen oder übernehmen Sie häufiger selbst das Steuer?

2) Beeinflussen Sie Ihren Zustand

„Körper und Geist sind eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig.“

Machen Sie doch gleich mal folgenden Test: Sinken Sie in Ihrem Sitz zusammen, lassen Sie Schultern und Kopf hängen, Ihre Mundwinkel ebenfalls, runzeln Sie die Stirn – wie fühlen Sie sich damit? Sagen Sie nun in dieser Haltung laut zu sich selbst: „Mir geht es richtig prima!“ Und zwar so, dass Sie es selbst glauben können! Das funktioniert nicht? Richtig! – Wenn Ihr Körper eine andere Botschaft über seine Haltung ausdrückt, dann können Sie keine gegenteilige Gefühlsaussage machen. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig.

„Man kann nicht gleichzeitig zwei gegensätzliche Gefühle fühlen.“

Versuchen Sie mal gleichzeitig traurig und glücklich zu sein oder unsicher und selbstbewusst. Dies funktioniert kurz nacheinander im Wechsel, im selben Moment ist dies jedoch nicht möglich.

Übung:

Richten Sie sich auf, heben Sie Ihr Kinn ein wenig an, strecken Sie Ihr Brustbein nach vorne oben – schon zwei Millimeter werden einen Unterschied machen! Bleiben Sie in dieser Haltung für mindestens zwei Minuten und spüren Sie in sich hinein. Sie werden sich selbstbewusster und zufriedener fühlen. Wenn Sie alleine im Raum sind, können Sie auch Ihre Arme für zwei Minuten in der Siegerpose in die Luft strecken.

Allein diese einfache Übung bewirkt, dass Glückshormone ausgeschüttet und Stresshormone abgebaut werden. Nutzen Sie dieses Wissen!

Anwendung für mehr Selbstvertrauen

Probieren Sie es einmal aus. Vor Ihrem nächsten wichtigen Gespräch, bei dem Sie sich mehr Selbstbewusstsein wünschen, schließen Sie sich für zwei Minuten im Büro oder in der Toilette ein und halten Sie die Siegerpose für zwei Minuten. Vertrauen Sie Ihrem Körper – er wird Sie hormonell und emotional auf Ihr Gespräch vorbereiten. (Tipp: Sollte jemand zufällig in Ihr Büro kommen, während Sie die Arme in der Luft halten, wechseln Sie schnell in eine Räkel-Streck-Haltung und lassen Sie die Arme wieder sinken. Es muss ja niemand erfahren, was Sie da tun.)

Übung: Kleine Geste mit großer Wirkung

Verbesserungen Ihres emotionalen Zustandes können Sie auch durch kleinere Veränderungen einzelner Körperbereiche erzielen wie z. B. Ihrer Mundpartie. Lächeln Sie doch einfach mal ohne besonderen Grund! Viele Menschen warten darauf, dass etwas Schönes oder Lustiges in ihrem Leben passiert, das sie zum Lächeln bringt, wodurch wiederum ein Wohlgefühl in ihrem Körper ausgelöst wird. Machen Sie es auf NLP-Art: Lächeln Sie häufiger einfach so und schenken Sie sich selbst das Wohlgefühl. Entspannen Sie Ihre Stirn, lockern Sie Ihren Kiefer und heben Sie die Mundwinkel an. Warten Sie ein paar Sekunden – es wird Sie positiver stimmen! Wetten, dass Ihr Lächeln auch bei anderen gute Laune hervorrufen wird?

3) Einfluss nehmen durch positives Reframing

„Mehr Wahlmöglichkeiten sind besser als wenige.“

„Jedes Verhalten birgt eine positive Absicht.“

„Jeder Mensch wählt aus den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten immer die beste aus (um ein bestimmtes Ziel zu erreichen).“

Reframing bedeutet übersetzt „neu rahmen“. Im NLP nutzt man diese Technik des Umdeutens, um einem Verhalten oder Ereignis eine neue Bedeutung zu geben. Schon Shakespeare sagte: „Es gibt weder gut noch böse – erst unser Denken macht es dazu.“ Häufig kennen wir Reframing in negativer Form, wenn wir z. B. mit uns selbst zu hart ins Gericht gehen: „Ach, jetzt war ich wieder so vorschnell. Ich bin aber auch immer so ungeduldig!“ Vielleicht bedeutet „vorschnell sein“ auch, dass ein hohes Maß an Macher-Energie und Spontanität in Ihnen steckt. Es stimmt vielleicht, dass es in dieser bestimmten Situation bessere Wahlmöglichkeiten gegeben hätte, doch dies ist kein Grund, sich selbst als ganze Person herunterzuputzen.

Es geht beim Reframing nicht darum, sich einfach alles schön zu reden und nichts zu verändern. Erfolgreiche und zufriedene Menschen nutzen Reframing, um sich selbst in Zustände zu bringen, in denen Sie handlungsfähig bleiben. Manche Menschen glauben, sie müssen sich so richtig in ein Ärgergefühl hineinsteigern, damit sie sich daran erinnern, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten. Das mag eine erfolgreiche Strategie für den einen oder anderen sein, doch es geht auch mit mehr Wohlbefinden.

Aus Fehlern lernen und das Gute entdecken

Lernen Sie aus Ihren „Fehlern“ und fragen Sie sich in jeder herausfordernden Situation:

  • Was habe ich hier gerade gelernt?
  • Was würde ich beim nächsten Mal wieder so machen?
  • Was würde ich gerne verändern?
  • Wenn es doch etwas Gute an der Situation/dem Gefühl/dem Verhalten gäbe – was wäre das?
  • Was wollte mein Verhalten ursprünglich sicherstellen?

Im NLP ist man immer zuerst darauf bedacht, sich die Wahlmöglichkeiten bewusst zu machen, anstatt sich selbst schlecht zu reden. Im zweiten Schritt geht es dann um mögliche Verbesserungen.

4) „Aber“ durch „und“ ersetzen

Dieser Tipp ist so bekannt wie einfach und doch setzen ihn so wenige Menschen um, wenn Sie mal genau hinhören. Die Wirkung ist dabei so groß, dass wir Ihnen ans Herz legen, wenigstens diesen NLP-Tipp für Ihren Alltag umzusetzen. Wenn Sie das nächste Mal anderer Meinung sind als Ihr Gesprächspartner, beginnen Sie Ihren Satz lieber mit einem „Und“.

Beispiel 1 – „Aber“ eher vermeiden

Kollege: „Wir sollten in Variante A investieren.“

Sie: „Aber ich denke Variante B ist viel lukrativer.“

Besser:

Kollege: „Wir sollten in Variante A investieren.“

Sie: „Und ich denke Variante B ist viel lukrativer.“

„Aber“ ist ein Wort, dass in der Wirkung jede vorgenannte Idee überdeckt, während „und“ alles Gesagte nebeneinander stellt. In Beispiel 1 hätten Sie Ihre Idee in ihrer Wertigkeit über die des Kollegen gestellt. Die Frage ist, ob Sie das beabsichtigt hätten oder ob Sie lediglich eine weitere Idee zur Diskussion stellen wollten. In letzterem Fall wählen Sie besser das „Und“.

Selbstverständlich ist das „Aber“ nicht verboten (siehe Beispiel 2) – Sie sollten sich nur der Wirkung Ihrer Kommunikation bewusst sein und ob Sie erzielen, was Sie erreichen wollten.

Beispiel 2 – „Aber“ erlaubt

Sie: Ich denke, Variante B ist viel lukrativer, aber ich verstehe Ihr Interesse an Variante A sehr gut. Lassen Sie uns beide Varianten noch einmal vergleichen.

5) Am Abend seine Erfolge zählen

Wenn Sie Ihren Tag beschließen, tun Sie es erfolgreich. Lassen Sie Ihren Tag Revue passieren und überlegen Sie, welche Dinge Sie gut gemacht haben. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den Fragen vom Morgen.

Fragen Sie sich:

  • Habe ich meinen Fokus auf etwas von mir Ausgewähltes halten können?
  • Bin ich meinem Ziel ein Stückchen näher gekommen?
  • Habe ich umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe?
  • Was habe ich gelernt, das ich wiederholen oder beim nächsten Mal etwas anders machen würde?
  • Was habe ich Schönes erlebt oder Gutes für mich getan?

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und Umsetzen des einen oder anderen NLP-Tipps. Überprüfen Sie für sich, was Ihnen guttut und nützlich erscheint. Verwerfen Sie, was nicht für Sie passt und setzen Sie überall NLP ein, wo es hilfreich ist. Wenn Sie darauf achten, dass möglichst alle Beteiligten einen Gewinn für sich erzielen, haben Sie erkannt, worum es im NLP geht.


Über die Autoren

  Romina Schell

Romina Schell (*1982) ist Lehrtrainerin DVNLP, Master Coach DVNLP, Gesundheitscoach (Health Practitioner, HCT) sowie zertifizierte Trainerin des Virgina Satir Global Network.

Seit 2006 führt Sie zusammen mit ihrem Mann Gary NLP-Ausbildungen und Coaching im eigenen Institut „diedenkweisen“ durch. Im Junfermann Verlag ist von ihr das Buch „Das Herz im NLP“ (2015) erschienen.

Mehr über die Autorin erfahren Sie hier.

  Gary Schell

Gary Schell (*1967) führt als NLP-Lehrtrainer und Lehrcoach (DVNLP) seit 2003 NLP-Ausbildungen im eigenen Institut durch. Als Diplom-Sportlehrer mit über 20 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liegt es ihm am Herzen, Menschen bei Ihren Veränderungswünschen zu unterstützen. Zusammen mit seiner Frau Romina gründete er 2006 das NLP-Institut „diedenkweisen“, in dem neben der gesamten NLP-Ausbildung auch Coaching, Hypnose und Businesstrainings einen Schwerpunkt bilden.

Mehr über den Autoren erfahren Sie hier.

Alle Termine zur NLP-Ausbildung bei Romina & Gary Schell finden Sie hier.

 

Spüren, was ist

Kriegen Sie sich mit?

Von Tilman Niemeyer

Oder anders gefragt: Wie kriegen Sie sich mit? Wie bekommen wir mit, welche Emotionen uns bewegen? Wie können wir daran etwas verändern – und falls wir das können: Warum sollten wir das tun?

Um Antworten auf diese Fragen soll es hier gehen, und ich knüpfe gerne an die letzte Frage an: Sich besser mitzubekommen und genauer mitzubekommen, was uns bewegt, hilft uns dabei, befriedigendere Beziehungen zu anderen Menschen zu leben.

Sich mitbekommen hilft, befriedigende Beziehungen zu leben

Spontan würde vielleicht mancher sagen: „Ja aber ich kriege doch mit, wenn ich eine Wut habe!? Und wenn mich der andere wütend macht, dann reagiere ich eben wütend …“ Und doch: genau an dieser Stelle kann es nützlich sein, zu verlangsamen, genauer hinzuschauen, denn: Jede Reaktion ist begründet. Aber nicht jede Reaktion ist auch angemessen.

Im Alltag sind wir gewissermaßen geleitet von Automatismen: Wir „laufen auf Automatik“ und reagieren, wie wir immer reagieren. Das hat seinen Grund darin, dass wir vor allem aufgrund unserer Erfahrung reagieren. Die gesamte Erfahrung unseres bisherigen Lebens ist „gespeichert“ in unserem impliziten Gedächtnis (auch: Körpergedächtnis). Auf diese Weise steht sie uns allzeit zur Verfügung; in jeder Situation, in der wir uns entscheiden müssen (z. B.: „Wie reagiere ich darauf?“) hilft uns unsere Erfahrung, eine für uns sinnvolle Entscheidung zu treffen.

Alles in allem ist das eine phantastische Art und Weise, Entscheidungen zu treffen, schließlich reagiert das Erfahrungswissen enorm schnell (schneller als es das Bewusstsein könnte) und präsentiert uns eine Emotion, die uns eine Hilfestellung gibt, uns zu entscheiden: Mag ich das oder mag ich das nicht? Reagiere ich mit Annäherung oder mit Abgrenzung?

Ein Detail am Rande: Dieses implizite Gedächtnis funktioniert vollkommen unabhängig von unserem biographischen Gedächtnis. Es kann also sein, dass wir aufgrund einer Erfahrung reagieren, die uns nicht bewusst ist und an die wir keine bewusste Erinnerung haben; das ist sogar meistens der Fall.

Die angemessene Reaktion bezieht sich auf das Hier und Jetzt

So weit so gut. Problematisch daran ist ja auch nur, dass wir nicht immer nur angenehme Erfahrungen gemacht haben, sondern auch unangenehme – manchmal sogar sehr unangenehme, „die kein Mensch braucht“. Aber auch, ja gerade in solchen Fällen präsentieren sich unsere Entscheidungshelfer, die Emotionen, so rasch, dass wir, ohne nachzudenken, ja ohne uns mitzubekommen, schnell aufgrund einer alten Erfahrung auf eine neue Situation reagiert haben.

Dann ist die Auseinandersetzung gewissermaßen vorprogrammiert, denn eine solche Reaktion ist selten „angemessen“. – Wie sollte sie das auch sein, bezieht sich die Reaktion doch auf eine in der Vergangenheit liegende Situation (oder: viele solcher Situationen), und nicht auf unser Gegenüber.

Sicher ist es wichtig, in einer wirklich gefährlichen Situation schnell Entscheidungen treffen zu können; und es ist ja auch sinnvoll, wenn wir uns angesichts einer unangenehmen Begegnung darauf beziehen, dass wir dieses „Unangenehme“ vielleicht schon einmal erlebt haben und nicht wieder erleben wollen.

Oft bietet dieser Automatismus aber eben auch Fallstricke, in denen wir uns verheddern können: Je enger die Bindung ist und je näher uns der andere steht, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir in „alte Muster“ verfallen und dadurch dazu beitragen, eine Erfahrung zu kreieren, die wir doch schon kennen.

Wie also können wir daran etwas ändern? Wie können wir uns besser mitbekommen? Und wie können wir lernen, zu differenzieren und zu unterscheiden, ob es jetzt gerade tatsächlich angemessen ist, z. B. mit entschiedener Abgrenzung zu reagieren – oder ob es nicht vielleicht etwas Altes war, das diese Gefühle wachgerufen (getriggert) hat.

Verlangsamen, innehalten, wahrnehmen

Um nicht nur automatisch und „wie immer“ zu reagieren, ist es unumgänglich, zuerst einmal zu verlangsamen, innezuhalten und zu spüren, was ist. – Letztlich reden wir hier von Achtsamkeit. Wobei der Begriff unterschiedlich verwendet, und noch unterschiedlicher verstanden wird.

Häufig wird unter Achtsamkeit ein behutsames, vorsichtiges Vorgehen verstanden. Wenn man sie aber als Technik und vor dem Hintergrund ihrer buddhistischen Herkunft versteht, geht Achtsamkeit darüber weit hinaus. Achtsamkeit meint dann einen Bewusstseinszustand, in dem wir körperliche oder gedankliche Regungen an uns wahrnehmen, ohne darüber zu urteilen und ohne deswegen gleich eine Handlung auszuführen. Wir sind emotional beteiligt, aber mit den auftauchenden Gefühlen nicht identifiziert (Innerer Beobachter), wie es sich z. B. im Unterschied zwischen den Feststellungen „Ich bin wütend“ (identifiziert) und „Ich habe eine Wut“ (beobachtend) ausdrückt.

Aber bevor es uns gelingt, selbst in Stresssituationen „auf die Bremse zu gehen“ und innezuhalten, ist es womöglich zuerst einmal leichter, gezielt im Alltag den Raum zu finden, an dem eine fünf- oder zehnminütige Auszeit möglich ist.

Für den Anfang: Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie vorübergehend ungestört sind. Nehmen Sie eine aufrechte aber bequeme Körperhaltung ein … und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem. Nehmen Sie wahr, wie und in welchem Rhythmus Sie ganz von selbst ein- und ausatmen. Allein das, die auftauchenden Gedanken immer wieder sein lassen zu können und zum Atem zurückzukehren, fällt anfangs sicher nicht leicht und ist aber eine schöne Übung, die Aufmerksamkeit zu führen und die Wahrnehmung zu fokussieren.

Vielleicht tauchen ja Gedanken oder Körperempfindungen auf, die zwar vorher auch schon da gewesen sein mögen, die wir aber im Getriebe des Alltags allzu leicht überhören. Und womöglich mag der eine oder die andere die Aufmerksamkeit dann auch gezielt dorthin lenken – dann achten Sie lediglich weiterhin auf die innere Haltung, mit der Sie das tun: Nehmen Sie wahr, was ist; Sie brauchen keine Schlüsse daraus zu ziehen; vermeiden Sie, das, was sich zeigt, zu (ver-)urteilen (wie etwa: „Ich sollte solche Gedanken nicht haben“); versuchen Sie, sich mitzubekommen („Ah, eigentlich bin ich gar nicht … sondern wütend/traurig/ängstlich!?“), ohne aber sich in dem jeweiligen Gefühl (Wut/Trauer/Angst) zu verlieren.

Bewusstseinsarbeit ist eine fortdauernde Übung

Die eigenen Emotionen wahrzunehmen, ohne mit ihnen identifiziert zu sein, auch unangenehme Gefühle aushalten zu können und sie nicht „wegmachen“ zu müssen (z. B. weil sie mit der Angst einhergehen, von ihnen überwältig zu werden, oder weil wir „so nicht sein wollen“), das bietet uns die Chance, nicht automatisch sondern bewusst zu reagieren. Auf diese Weise (und vielleicht nur auf diese Weise) kann es gelingen, immer häufiger die Wahl zu haben und aus unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen, wie wir in einer bestimmten Situation handeln wollen – und dadurch ja womöglich angemessener auf das zu reagieren, was uns jetzt gerade begegnet.

Sich besser mitzubekommen, ist nichts, was man einmal erreicht hat, es ist eine ständige Übung. Mit zunehmender Übung kann es aber leichter gelingen, aus der Automatik immer mal wieder auszusteigen, und gleichzeitig auch, die Wahrnehmung immer mehr zu verfeinern. Falls Sie sich auf den Weg machen wollen, mehr über sich selbst zu erfahren, wünsche ich Ihnen spannende Entdeckungen und: gutes Gelingen!


   Über den Autor

Tilman Niemeyer ist Heilpraktiker für Psychotherapie, Hakomi-Körperpsychotherapeut und lebt und arbeitet in der Nähe von Wien. Sein Buch „Kleiner Psychotherapieführer. Grundlagen und Methoden. Praktischer Wegweiser zur geeigneten Therapie“ ist 2014 bei Junfermann erschienen.

Mehr Informationen unter: www.niemeyer-psychotherapie.at