In der Kürze liegt die Würze?!

Wie lang ist kurz?

Von Ruth Urban

Wie lang ist die richtige Länge für einen Blog-Artikel? Kurz.

Das ist meine erste, zugegeben pauschale Antwort. In einem Gespräch mit Tanja [Klein] und zwei bloggenden Kunden kamen wir auf folgende, einfache Aufteilung:

– Sie wollen einen Impuls geben, eine Idee anreißen?

Ihr Blog-Artikel muss pointiert sein. Neugierde auf ein Thema, Lust zur Beschäftigung damit und einen wirklichen Anstoß erreichen Sie mit Blog-Artikeln, die wirklich kurz sind, nicht länger als eine halbe DIN-A4-Seite.

– Sie möchten einen Tipp weitergeben?

Wenn Sie Nutzen stiften oder ein Buch, einen Artikel empfehlen wollen, dann sind Sie „expertiger“ unterwegs und Ihr Beitrag kann etwa eine Dreiviertelseite lang sein.

Sie können eine spannende Geschichte erzählen oder können einen großen Mehrwert für Ihre Leser stiften?

Dann können Sie – gut strukturiert – die Länge einer ganze DIN-A4-Seite nutzen.

Dieses grobe Raster ist nur eine Richtschnur! Doch Sie haben sicher auch schon beobachtet, dass wir uns bei Artikeln von Experten „automatisch“ mehr Zeit nehmen. Wenn lustige oder unwichtige Informationen so sperrig verpackt wären wie manches Wissenswerte, würden wir uns das nicht antun. Bei diesen Inhalten muss die Pointe sehr schnell erfolgen, sonst sind wir – weg. Bei einem Fachartikel haben wir mehr Durchhaltevermögen und unser Gehirn „kalkuliert“ das schon vor Lesestart mit ein. Großartig trotzdem, dass es den Besten auch dort gelingt, die Inhalte kurzweilig aufzubereiten! Denn auch Sie wissen: In der Kürze liegt die Würze.

Ich ergänze: Zumindest online. Und ach, dieser Artikel ist eine Dreiviertelseite lang. Sowas… 🙂

 

(Erstmals publiziert am 23. Februar 2016 unter www.coachyourmarketing.com)

Urban_Klein_2015 Über die Autorinnen:

Ruth Urban ist Expertin für authentisches Marketing & Direktmarketing. Sie arbeitet als Werbetexterin, und gemeinsam mit ihrer Kollegin Tanja Klein unterstützt sie mit ihren Seminaren und Texten Freiberufler dabei, authentisch für sich zu werben.

Tanja Klein arbeitet als systemischer Coach (DCV) in Bonn.

Nach Coach, your Marketing (2012) erscheint am 24. Juni das aktuelle Buch der beiden Autorinnen: Erfolg durch Positionierung.

Ich habe mich mehr auf zu Hause gefreut als das vorzeitige Aussteigen zu bedauern

Die einen sind mit religiösem Eifer dabei, die anderen reizt die sportliche Leistung oder die Herausforderung, mit dem Wenigsten auszukommen und einmal ganz mit sich allein zu sein. Keine Frage: Pilgern entwickelt sich zum Trend. Unser Autor Horst Lempart, ein passionierter Wanderer, hat das Pilgern ebenfalls für sich entdeckt. Das dachte er zumindest. Nach einigen hundert Kilometern stellte er dann aber fest: Einfach nur durchhalten wollen, einfach nur ankommen wollen – das kann es nicht sein! Die Erkenntnis wuchs: Wer A sagt, muss nicht unbedingt auch B sagen. Er kann stattdessen erkennen, dass A falsch war.

Manchmal braucht es eben einen langen (unbequemen) Weg, bis man versteht, was zu einem passt und was einem guttut. Eine kleine Rückschau:

 

Vom Jakobsweg auf den Holzweg und zurück

Warum ich Wandern dem Pilgern vorziehe

Von Horst Lempart

Ja, ich bin gepilgert. Und nein, ich bin nicht bis Santiago des Compostela gelaufen. Meine Erkenntnisse stellten sich schon früher ein, sodass ich nach etwa 300 Kilometern meinen Fußweg beendet habe.

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Von Bilbao bis kurz vor Gijon hat es gedauert, bis ich wusste: Pilgern ist nichts für mich. Vielleicht hätte ich mich leichter getan, ich hätte von Anfang an von Wandern gesprochen statt von Pilgern. Dann hätte es für mich möglicherweise eine andere emotionale Aufladung gegeben. So aber: Ich fühlte mich unbeteiligt, irgendwie nicht so richtig zu den anderen Pilgern dazugehörig. Über spirituelle Erfahrungen hätte ich mich gefreut, ich habe mir sie sogar gewünscht. Aber das Einzige, was meinen Geist wirklich regelmäßig beschäftigte, war die Frage nach dem Ankommen. Dabei soll auf dem Jakobsweg doch der Weg das Ziel sein.

 

Ich wandere gern und viel. Beim Wandern dosiere ich den Umfang allerdings so, dass das Ende der Wegstrecke rechtzeitig vor der Unlust erreicht ist. Das fiel mir beim Pilgern schwer. Wer in einem festgelegten Zeitrahmen 800 Kilometer zu Fuß schaffen und Santiago erreichen möchte, der geht auch weiter, wenn es keinen Spaß mehr macht. Aber ich hatte Urlaub, und meine Absicht war, Spaß zu haben!

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Ich hatte spannende Begegnungen mit tollen Menschen. Jeder hatte unterschiedliche Motive für seinen Pilgerweg, der mit viel Energie und teilweise auch Leid verbunden war: Ein Mädel hatte derart aufgescheuerte Hacken, dass sie die Fersen mit Kortison behandeln musste. Drei Tage Auszeit, nichts ging mehr. Andere Pilger freuten sich auf die Wettervorhersage: In zwei Tagen wird der Regen wärmer. Macht nichts, da muss man als Pilger eben durch.

Nein, sagte ich mir, ich will da nicht durch. Auch wenn ich wind- und wetterfeste Kleidung trage, ich finde Pilgern im strömenden Regen einfach scheiße. Außerdem will ich in meinem Urlaub einfach nicht „müssen“, sondern Dinge tun, die mir Spaß machen:

  • Gefühlte 200 Kilometer auf Asphalt laufen machte mir keinen Spaß.
  • In Mehrbett-Zimmern das Furzen und Schnarchen anderer miefender Pilger zu ertragen machte mir ebenfalls keinen Spaß.
  • Zwei Wochen aus dem Rucksack zu leben und dabei mit ganzen zwei Wandershirts, zwei Unterhosen und zwei Paar Socken auszukommen machte mir bald auch keinen Spaß mehr.
  • Morgens um sechs Uhr aufstehen zu müssen, damit man die Tagesetappe frühzeitig schafft, um einen Herbergsplatz zu ergattern, empfand ich auch nicht als die reine Erholung.

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Ich bin die Nordroute gegangen, den „Camino del Norte“ an der spanischen Atlantikküste entlang. Die Landschaft ist einfach klasse: Herrliche Strände, beeindruckende Steilküste, zarte Hügellandschaften und malerische Dörfer. Eine Reise dorthin, wo Spanien am grünsten ist, lohnt sich auf jeden Fall. Ich werde die Gegend in einem weiteren Anlauf aufs Neue für mich entdecken. Nicht in diesem Jahr, und auch nicht im nächsten. Denn ich bin auch Pinchos-satt. Kleine Appetit-Häppchen auf dem immer gleichen Weißbrot konnte ich nach acht Tagen nicht mehr sehen. Ich liebe die deutsche Brotvielfalt und einen reich gedeckten Frühstückstisch. In den Herbergen gab es morgens Toastbrot, Marmelade und Hartkekse.

 

Nach zehn Tagen des Unterwegsseins hatte ich für mich entschieden, die Rückreise anzutreten. Von dem Moment an habe ich mich mehr auf zu Hause gefreut als das vorzeitige Aussteigen zu bedauern. Rückblickend war es für mich auch kein Abbruch, sondern ein frühzeitiges Ankommen. Ich habe für mich selbst gut gesorgt, und das ist für mich eine der wesentlichen Fähigkeiten auf dem Weg der persönlichen Entfaltung.

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Über den Autor

Horst Lempart, Jahrgang 1968, ist Business-Coach in eigener Praxis in Koblenz. In der Rolle des „Persönlichkeitsstörers“ beunruhigt er Systeme und macht dadurch Entwicklung möglich. Im letzten Jahr erschien sein Buch „Ich habe es doch nur gut gemeint – Die narzisstische Kränkung“. In Kürze ist sein neues Buch Das habe ich alles schon probiert. Warum wir uns mit Veränderung so schwertun. 7 Chains to Change im Handel erhältlich.

 

Weitere Informationen zum Autor und seiner Tätigkeit erhalten Sie hier.

Das eigene Buch ist wie eine vergoldete Visitenkarte

Ein Highlight auf unserem Autorentag im April war sicherlich der Austausch mit Jennifer B. Kahnweiler, US-amerikanische Autorin von Die Stärken der Stillen und Geniale Gegensätze, und Johanna Vondeling, Vizepräsidentin des Berrett-Koehler Verlags, wo die Bücher im Original erschienen sind. Sympathisch, witzig und erfrischend ehrlich erzählte Jennifer Kahnweiler von den Irrungen und Wirrungen als angehende Autorin und den wertvollen Erfahrungen, die sie auf dem Weg zum „alten Hasen“ gemacht hat. Ihr Plädoyer für das Entkräften bestimmter Mythen, die sich in Bezug auf das Buchmarketing hartnäckig halten, finden Sie hier noch einmal zum Nachlesen.    

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Die Sieben Mythen des Buchmarketings

Von Jennifer B. Kahnweiler

Im Jahre 2011 erhielt ich eine E-Mail von Richard Ruiz, Leiter des Leadership-Programms an der Universität von Asunción in Paraguay. Er hatte mich in einem YouTube-Video über mein Buch The Introverted Leader sprechen hören und wollte mich aufgrund dessen in sein Land einladen, um dort einen Vortrag zum Thema introvertierte Führungskräfte zu halten.

Ich musste zunächst einmal nachschauen, wo Paraguay eigentlich genau liegt! Auf diese Weise begann jedoch meine Reise nach Südamerika. Meine Rede bei der Abschlussfeier der Universität, das Seminar, das ich vor Führungskräfte hielt, und der Besuch einer Schule waren Erlebnisse, die ich mir niemals hätte träumen lassen, als ich an meinem ersten Buch arbeitete.

Seither habe ich das Vergnügen gehabt, von meiner Heimat in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia aus in Länder wie Deutschland, die Niederlande, Spanien, Vietnam, Singapur, Australien und Kanada zu reisen, um Vorträge über introvertierte und extrovertierte Menschen am Arbeitsplatz zu halten. Während ich meine Bücher schrieb, hegte ich immer auch die Hoffnung, damit viele Menschen auf der ganzen Welt anzusprechen. Das Reisen hat mein Leben für immer verändert, und ich hoffe, dass auch ich einen Einfluss auf die Menschen hatte, die ich dabei getroffen habe.

Um auf der ganzen Welt Vorträge halten zu können, musste ich lernen, wie sich Bücher verkaufen. Glücklicherweise besaß ich bereits einiges an Wissen, auf das ich aufbauen konnte. Ich verstand immer mehr den Wert und Nutzen von Marketing und PR, während ich mich über die Jahre als Coach und Ausbilder selbstständig machte. Marketingerfahrung kann ebenfalls gute Dienste leisten, um ein Buch erfolgreich zu vermarkten.

Hier sind sieben Mythen über das Vermarkten von Büchern und Vorschläge, wie diese ausgeräumt werden könnten.

Mythos Nr. 1: Beginnen Sie mit dem Vermarkten, wenn das Buch veröffentlicht wird.

Sie sollten ihr Buch bereits vermarkten, während Sie es schreiben. Warum? Die Leser werden schon lange vor der eigentlichen Veröffentlichung mit Interesse reagieren. Um dies zu erreichen, sollten Sie sich bei der Recherche mit Umfragen an Ihr Umfeld wenden und um Interviews und persönliche Berichte bitten.

Sie können zudem Auszüge aus Ihrem Manuskript als Blog-Artikel veröffentlichen, um damit Interesse bei Lesern zu wecken. Soziale Medien können sich als sehr hilfreich erweisen, indem in ihnen Inhalte geteilt werden und Ihr Buch erwähnt wird (mehr hierzu später). Nutzen Sie bei Vorträgen und Workshops die Gelegenheit Ideen zu präsentieren, um herauszufinden, welche Themen das Publikum am meisten interessieren. Mein Verlag Berrett-Koehler verwendet Meinungsumfragen bei der Wahl seiner Buchtitel und bei der Umschlaggestaltung.

Zu guter Letzt sollten Sie Ihre Beziehungen und Ihr Netzwerk gezielt nutzen. Informieren Sie diese Menschen regelmäßig über Ihren Fortschritt und teilen Sie ihnen mit, wie sie Ihr Buch bekanntmachen können. Sie könnten Ihren Fans zum Beispiel vorgefertigte Facebook- und Twitterbeiträge zukommen lassen, um es ihnen so einfach wie möglich zu machen. Wenn Ihr Buch dann endlich veröffentlicht wird, werden die Leser bereits gespannt darauf warten und es anderen empfehlen!

Mythos Nr. 2: Andere Autoren als Konkurrenten ansehen.

Seien wir einmal ehrlich: Andere Autoren schreiben über die gleichen Themen wie wir, weshalb es ganz natürlich ist, dass wir sie als Konkurrenten ansehen. Doch anstatt dies als ein Rennen anzusehen, in dem Sie zu gewinnen versuchen, sollte Sie die Situation als einen Staffellauf betrachten, bei dem alle dabei helfen, die Ziellinie zu erreichen. Auf diese Weise werden auch alle von Ihnen viele Bücher verkaufen. Stellen Sie sich also die Frage, wie Sie zusammenarbeiten können. Mit dieser Einstellung werden Ihre Konkurrenten zu Ihren besten Verbündeten.

Ein Kollege erzählte mir von Susan Cain, die ein Buch über Introvertiertheit schrieb – Still, ein Bestseller –, und stellte uns einander vor. Wir hatten mehrere produktive Diskussionen, und Susan schrieb eine Empfehlung für mein Buch Die Stärken den Stillen und bot mir an, zu ihrem Blog beizutragen. Im Gegenzug werbe ich in sozialen Medien für ihre Arbeit. Wir hatten beide verstanden, dass unsere Bücher einander auf unterschiedliche Weise unterstützten, und genießen die Vorteile, die diese Tatsache für unsere Medienpräsenz, Verkaufszahlen und beruflichen Möglichkeiten hat. Es handelte sich hierbei eindeutig um eine Win-win-Situation, von der wir gleichermaßen profitierten. Verhalten Sie sich ebenfalls auf diese Weise, sodass Ihre Leser Sie als einen Menschen sehen, dem das Thema wichtiger ist als die Selbstdarstellung und der eigene Vorteil.

Mythos Nr. 3: Eine Internetseite existiert, um zu zeigen, was Sie zu bieten haben.

Ihre Internetseite dient dazu, Ihre Glaubwürdigkeit zu stärken, und ist nicht bloß eine Werbebroschüre. Sie können dort zum einen Auszüge aus Ihrem Buch veröffentlichen, sie zum andere aber auch zum Ausbau Ihres Netzwerkes und Ihrer Adressenliste nutzen.

Ihre Internetseite dient als Anlaufstelle für alte und neue Kunden sowie die Presse. Daher sollten alle Inhalte schnell und einfach zu finden sein. Ihr Internetauftritt sollte zudem dynamisch sein und Ihre „Marke“ repräsentieren. Soweit es Ihnen finanziell möglich ist, empfehle ich Ihnen, in gutes Webdesign zu investieren.

Sie sollten Ihren Blog auf Ihrer Internetseite hosten, damit deren Inhalt sich ständig erneuert und für Ihre Leser relevant bleibt. Daher sollte Ihr Blog mindestens einmal die Woche aktualisiert werden, wodurch Ihre Internetseite zusätzlich auf Suchmaschinen höher rangiert.

Mythos Nr. 4: Soziale Medien und PR sind Zeit- und Geldverschwendung.

Dies kann zutreffend sein, wenn Sie nicht das nötige Wissen besitzen.

Soziale Medien sind ein entscheidender Teil Ihrer Buchmarketingstrategie. Neuesten Untersuchungen[1] zufolge lesen 89 Prozent aller Journalisten Blogs, wenn sie für Artikel recherchieren. 65 Prozent von ihnen suchen soziale Medien auf und 52 Prozent verwenden Twitter. Veröffentlichen Sie daher eigene Inhalte im Netz und teilen Sie die Beiträge anderer (dies ist sehr wichtig, um Follower und Fans zu sammeln). Informieren Sie sich darüber, welche Dienste Ihre Zielgruppe bevorzugt und konzentrieren Sie sich auf diese.

Viele Autoren stellen PR-Spezialisten ein, um sich bei der Vermarktung eines Buches helfen zu lassen, müssen aber enttäuscht feststellen, dass dies ihr Buch nicht automatisch zu einem Bestseller macht. In Wahrheit haben nur wenige das Geheimnis um das Hervorbringen eines Bestsellers gelüftet, doch gute PR erhöht definitiv die Wahrscheinlich, dass Ihr Buch sichtbar wird.

Arbeiten Sie mit PR-Beratern zusammen, um die besten Medienziele zu identifizieren und eine Strategie zu entwickeln, um Ihr Buch bekannt zu machen. Bitten Sie Ihre Berater um regelmäßige Rückmeldungen, um sicherzustellen, dass sie ihr Geld wert sind. Behalten Sie auch immer im Hinterkopf, dass Journalisten Ihnen beim Verkauf Ihres Buches behilflich sein können. Bereiten Sie sich daher auf Interviews gut vor und liefern Sie Inhalte von guter Qualität. Die Presse wird auch zu einem späteren Zeitpunkt auf Sie zurückkommen und Sie um Zitate bitten, was den Titel Ihres Buches auch lange nach dem Veröffentlichungsdatum noch in die Medien bringt.

Mythos Nr. 5: Mit Gratisvorträgen verkauft man keine Bücher.

Durch das Halten von Gratisvorträgen schaffen Sie sich nicht nur eine Plattform und werden sichtbar, Sie lernen auch, über Ihr Buch zu reden. Dies gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihr Buch zu vermarkten. Seien Sie für jede Gelegenheit, das Sprechen vor fremden Menschen zu üben, offen. Hierdurch können Sie sich nur verbessern und werden zu einem gefragten Redner.

Wenn Sie Vorträge zu Ihrem Buch halten, werden Sie herausfinden, welche Bereiche die Leser am meisten interessieren, sodass Sie diese in Zukunft verstärkt ansprechen können. Versuchen Sie immer auch, Ihr Buch bei diesen Veranstaltungen zu verkaufen. Buchclubs, Interessenorganisationen, Vereine etc. nehmen die Möglichkeit, einen Autor zu einer Lesung einladen zu können, oft sehr gerne wahr. Seien Sie daher kreativ, wenn es darum geht, Ihre Zielgruppe zu identifizieren.

Mythos Nr. 6: Durch das Verschenken von Büchern verkauft man keine Bücher.

Der Ausdruck „Quid pro quo“ bedeutet wörtlich übersetzt „etwas für etwas“, d. h. eine Gegenleistung. Menschen fühlen sich dazu verpflichtet zurückzugeben, wenn sie etwas erhalten haben. Wenn Sie einem Leser, der an Ihrem Buch interessiert ist, ein signiertes Gratisexemplar schenken, wird diese Person anderen mit größter Wahrscheinlichkeit von Ihrem Buch erzählen. Dies nennt man „pass along sales“, was so etwas wie eine Verkaufskette darstellt. Sie könnten die Person auch darum bitten, eine Rezension auf Amazon zu schreiben, wenn ihr das Buch gefallen hat. Dies wirkt sich überaus positiv auf den Ranglistenplatz Ihres Buches aus. Zudem sollten Sie niemals den Wiedererkennungseffekt Ihres Buchumschlags unterschätzen, der dadurch entsteht, dass das verschenkte Buch in einem Café oder Flugzeug gelesen und somit auch gesehen wird.

Mythos Nr. 7: Mit Büchern verdient man kein Geld.

Mit dem Geld aus Ihren Tantiemen können Sie vielleicht nett essen gehen, doch die Raten für Ihr Haus lassen sich damit nicht bezahlen. Machen Sie Ihr Buch jedoch zu einem Teil Ihres „Unternehmens“, haben Sie ausgezeichnete Chancen, sich Aufträge zu sichern und langanhaltende Kundenbeziehungen aufzubauen. Es wird sich oft an Autoren gewandt, wenn Kunden auf der Suche nach einem Coach, Ausbilder oder Redner sind. Ihr Buch macht Sie glaubwürdig und dient als Beweis für Ihre Fachkompetenz. Viele Autoren stellten mit Überraschung fest, dass das eigene Buch Ihnen viele Türen öffnete. Johanna Vondeling, Vizepräsidentin des Berrett-Koehler Verlags, nennt es deshalb auch die „vergoldete Visitenkarte“.

Daher kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben das erreicht, wovon Millionen von Menschen nur träumen können. Sie haben ein Buch veröffentlicht, auf das Sie stolz sein können, und Sie haben dabei einen großartigen Verlag an Ihrer Seite (Stephan[2] hat mich nicht dafür bezahlt, dies zu sagen!).

Ich habe eine unvergessliche Woche in Deutschland verbracht – eine Reise, die ich mir niemals hätte erträumen können, als ich mein erstes Buch schrieb. Nun ist es an der Zeit, dass Sie die Früchte IHRER Arbeit ernten und IHR Buch das Leben anderer verändert. Stellen Sie die Marketing-Mythen noch heute in Frage und schlagen Sie damit einen Weg ein, der Sie zu ungeahnten Resultaten führen wird.

(Übersetzerin: Julia Welling)

[1] Cave Henricks, B. & Shelton, R. (2016): Mastering the New Media Landscape. Berrett-Koehler, S. 58.

[2] Dr. Stephan Dietrich, Verlagsleiter von Junfermann.

 

Jennifer with Scarf  Über die Autorin

Jennifer B. Kahnweiler, Ph. D., ist Coach und Beraterin verschiedenster Großunternehmen, in denen sie Einzel- und Gruppencoaching anbietet und sich speziell auf die effektive Zusammenarbeit von intro- und extrovertierten Mitarbeitern konzentriert. Weitere Informationen zu der Autorin finden Sie hier.

Psychische Verletzungen behandeln und emotionale Widerstandsfähigkeit verbessern

Die sieben Angewohnheiten emotional gesunder Menschen

Von Guy Winch

Die meisten von uns achten sehr auf ihre Gesundheit und behandeln Angriffe auf ihr körperliches Wohlergehen unverzüglich. Wir ziehen uns warm an, wenn wir eine Erkältung vermuten, behandeln Kratzer und Wunden mit antibakterieller Salbe und Pflastern, und wir halten uns von Wundschorf fern, damit Verletzungen in Ruhe heilen können. Obwohl wir uns psychische Wunden genauso oft zuziehen wie körperliche, sind wir in dieser Hinsicht deutlich weniger proaktiv. Wir schützen unser psychisches Wohlergehen in geringerem Maße als unser körperliches. Indem Sie sich die folgenden sieben Angewohnheiten aneignen und häufig auftretende psychische Verletzungen sofort „behandeln“, unterstützen Sie Ihre mentale Gesundheit und verbessern Ihre emotionale Widerstandsfähigkeit.

  1. Nach einer Niederlage die Kontrolle zurückgewinnen: Niederlagen verzerren unsere Wahrnehmung, was dazu führt, dass unsere Ziele außer Reichweite und unsere Fähigkeiten unzulänglich erscheinen. Wenn wir das Gefühl haben, unseren Erfolg kaum beeinflussen zu können, verlieren wir unsere Motivation. Gewöhnen Sie sich an, diese automatische irreführende Reaktion zu ignorieren, und machen Sie stattdessen eine Liste mit all den Faktoren, die Sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel kontrollieren können (z. B. Arbeitseinsatz, Vorbereitung, Planung, verschiedene Herangehensweisen, die Sie hätten wählen können, usw.). Denken Sie dann darüber nach, wie Sie jeden dieser Faktoren verbessern können. Auf diese Weise beugen Sie nicht nur negativen Sinnestäuschungen vor, sondern erhöhen außerdem Ihre Chancen auf zukünftigen Erfolg.
  2. Den Sinn in Verlust und Trauma sehen: Menschen, die sich von Verlust oder Trauma emotional nicht unterkriegen lassen und erfolgreich weiterleben, unterscheiden sich in einem wesentlichen Aspekt von anderen: Sie sind in der Lage, ihrer Erfahrung einen Sinn abzugewinnen. Dieser Prozess nimmt Zeit in Anspruch, genauso wie das Trauern und das sich Anpassen an eine neue Realität. Sie werden Ihr Leben und die Menschen darin jedoch neu zu schätzen lernen, wenn Sie sich daran gewöhnen, nicht nur das Verlorene zu sehen, sondern auch zu erkennen, was Sie gewonnen haben. Sie werden wichtige Entscheidungen treffen und Wert, Sinn und Bedeutung finden können, wo Ihnen dies zuvor unmöglich erschien.
  3. Den Drang zu grübeln unterdrücken: Wenn wir über beunruhigende Ereignisse grübeln, gewinnen wir selten Einsicht in diese. Stattdessen spulen wir in unserem Kopf beunruhigende oder ärgerliche Szenarien immer wieder ab, was unseren Drang zu grübeln nur noch verstärkt. Dadurch fühlen wir uns schlechter. Gewöhnen Sie sich daran, den Teufelskreis des Grübelns sofort zu unterbrechen – wie verlockend er auch erscheinen mag. Dies gelingt am besten, indem Sie sich mit einer Tätigkeit ablenken, die Ihre volle Konzentration in Anspruch nimmt – z. B. mit einer Runde Sudoku, indem Sie versuchen, sich an die genaue Reihenfolge aller S-Bahn-Stationen auf Ihrem Heimweg zu erinnern, oder eine fesselnde TV-Sendung anschauen.
  4. Selbstwertgefühl stärken: Unser Selbstwertgefühl schwankt für gewöhnlich, was dazu führt, dass wir uns an einigen Tagen besser als an anderen fühlen. Viele Menschen sind jedoch sehr selbstkritisch, wenn sie sich schlecht fühlen, d. h., sie greifen ihr eigenes Selbstwertgefühl an, obwohl es bereits am Boden liegt. Um Ihre psychische Gesundheit zu verbessern, sollten Sie Ihr Selbstwertgefühl als „emotionales Immunsystem“ betrachten, das es zu stärken gilt, wenn es angeschlagen ist. Der beste Weg, ein verletztes Selbstwertgefühl zu „heilen“, besteht darin, Mitgefühl mit sich selbst zu haben. Wenn Sie also einmal wieder selbstkritische Gedanken hegen, überlegen Sie sich, was Sie in einer ähnlichen Situation zu einem guten Freund sagen würden. Schreiben Sie eine E-Mail, in der Sie Mitgefühl und Unterstützung ausdrücken. Lesen Sie diese E-Mail dann, als hätte jemand anders sie Ihnen geschickt.
  5. Das Selbstwertgefühl nach Zurückweisung stärken: Zurückweisungen sind so schmerzhaft, dass wir die Schuld oft bei uns selbst suchen, um unsere emotionalen Schmerzen zu verstehen. Wir glauben, dass wir sehr schwach/erbärmlich/ein Verlierer/wertlos/zerbrechlich/nicht liebenswert/… sein müssen, um uns so verletzt fühlen zu können. Zurückweisung schmerzt nicht deshalb, weil etwas mit uns nicht stimmt, sondern aufgrund der Funktionsweise unseres Gehirns. Die beste Möglichkeit, emotionalen Schmerz zu lindern und das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, besteht darin, eigene Aspekte und Qualitäten zu bestärken, die Sie wertschätzen (z. B. Loyalität, Mitgefühl, Kreativität oder eine gute Arbeitseinstellung). Legen Sie eine Liste solcher Eigenschaften an, wählen Sie ein oder zwei Aspekte aus und erklären Sie kurz schriftlich, warum Ihnen diese Qualitäten wichtig sind.
  6. Einsamkeit durch Identifizieren von selbstschadenden Verhaltensweisen bekämpfen: Chronische Einsamkeit tritt sehr viel häufiger auf, als wir annehmen, und hat katastrophale Auswirkungen auf unser emotionales und körperliches Wohlergehen. Wenn wir uns einsam fühlen, versuchen wir oft, das Risiko weiterer Zurückweisungen zu minimieren, indem wir uns unbewusst selbstschadend verhalten und die Möglichkeit sabotieren, neue Kontakte zu knüpfen und alte zu stärken. Der beste Weg Einsamkeit zu bekämpfen, besteht darin, sich anzugewöhnen, selbstschadende Verhaltensweisen zu identifizieren und herauszufordern. Legen Sie eine Liste der Ausreden an, mit denen Sie bisher vermieden haben, in sozialen Situationen die Initiative zu ergreifen (z. B. Ich kenne niemanden bei dem Fest, warum sollte ich also gehen? Die rufen mich nie an, warum sollte ich es dann bei ihnen versuchen? Sie sind wahrscheinlich zu beschäftigt, um sich mit mir zu treffen. Ich kann mich doch nicht einfach selbst einem Unbekannten bei einer Party vorstellen.). Listen Sie nun die Menschen auf, in deren Gesellschaft Sie sich in der Vergangenheit wohlgefühlt haben (durchsuchen Sie Telefon-, E-Mail- und Facebook-Kontakte), und nehmen Sie jeden Tag mit einer oder zwei Personen Kontakt auf, um sich zu verabreden. Wiederholen Sie dies, bis Ihr Kalender voll ist. Fordern Sie sich dazu heraus, nicht auf die Ausreden von Ihrer Liste zurückzugreifen, wenn Sie sich unwohl fühlen.
  7. Beschädigte Beziehungen reparieren, um überhöhte Schuldgefühle abzulegen: Überhöhte Schuldgefühle entstehen, wenn unsere Handlungen oder Untätigkeit eine andere Person (häufig eine enge Freundin oder einen nahen Verwandten) verletzt haben und diese Person uns dafür nicht vergeben hat. Dies ist hauptsächlich auf unzulängliche Entschuldigungen zurückzuführen und nicht auf die Unfähigkeit der anderen Person, ihren Schmerz zu verarbeiten. Die entscheidende Eigenschaft einer wirkungsvollen Entschuldigung – etwas, das wir häufig vergessen – ist Empathie. Um die Vergebung einer anderen Person zu erhalten, müssen Sie es sich zur Aufgabe machen, stets eine wirkungsvolle Entschuldigung vorzubringen, wenn Sie etwas falsch gemacht haben. Dabei ist es wichtig, der Person das Gefühl zu geben, dass Sie vollkommen verstehen, was sie empfindet und welche Auswirkungen Ihr Verhalten auf sie hatte. Durch den Ausdruck angemessener Empathie erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Gegenüber Ihre Entschuldigung als aufrichtig empfindet und Ihnen wirklich vergibt. Ihre Schuldgefühle werden kurz darauf verschwinden.

(Übersetzt von Julia Welling)

Winch_Guy Über den Autor

Guy Winch, Ph.D., ist Psychotherapeut in eigener Praxis in New York und Mitglied der American Psychological Association. Von seinen Büchern ist „Emotionale Erste Hilfe“ das erfolgreichste. Es wurde in 20 Sprachen übersetzt.

(Die englische Version des Blogbeitrags ist hier zu finden.)