Was von dir bleibt

von Fabienne Berg

Elsbeth stützte sich mit beiden Händen auf das kleine Waschbecken. Für einen Moment schloss sie die Augen. Dann hob sie den Kopf und blickte in das Gesicht, das ihr im Spiegel entgegensah. Viel konnte sie nicht erkennen. Zum einen waren ihre Augen in der letzten Zeit schlechter geworden, aber vor allem war nicht mehr viel von ihr übrig. Das Alter und die Krankheiten hatten ein großes Stück von ihr eingefordert.

Elsbeth hatte in der letzten Zeit einiges mitmachen müssen, nachdem sie die drei Stufen von der Terrasse, die zu ihrem Garten führte, hinuntergefallen war. Mehrere Krankenhausaufenthalte, operative Entfernung des Schleimbeutels am linken Knie, Infusionen, Transfusionen und dann der schockierende Zufallsbefund: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bestürzung. Und Einweisung in eine geriatrische Reha. Da war Elsbeth genau 93 Jahre, 6 Monate und 14 Tage alt. Ob sie ihren 94. Geburtstag noch erleben würde, darüber waren sich die Ärzte uneins.

Elsbeth hangelte sich die drei Schritte vom Waschbecken zum Bett. Geschafft! Endlich wieder sitzen. Die Vorhänge vor dem Fenster des kleinen Krankenhauszimmers waren orangegelb gemustert. Ein leichter Frühsommerwind wiegte draußen sanft die Bäume, während die Abendsonne ein paar vorwitzige Lichtfiguren an die kahle Wand kleckste. Auf dem Tisch lagen Elsbeths Entlassungspapiere. Ihre Verwandten hatten bereits alles geregelt. Morgen sollte sie einen neuen Lebensabschnitt beginnen. So nannte es ihre Tochter. Elsbeth sollte in ein Pflegeheim. 2400 Euro kostete das im Monat und es hatte einen guten Ruf. Vier Mahlzeiten am Tag wurden geboten sowie ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm für all diejenigen, die dem Programm noch folgen konnten.

 

Elsbeth war hellwach im Kopf. Ihr Verstand das einzige an ihr, was noch funktionierte. Bis vor kurzem hatte sie noch einigermaßen eigenständig ihr kleines Reihenhaus am Stadtrand bewohnt. Drei Räume, zwei Badezimmer, ein Stück Garten und die Terrasse mit den Stufen. Über 65 Jahre hatte sie dort gelebt. Davon die meiste Zeit zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Die war mittlerweile selbst das zweite Mal verheiratet und Elsbeths Mann schon viele Jahre tot.

Und nun sollte sie umziehen von einem Haus mit Garten in ein einziges kleines Zimmer.

Was nimmt man da mit?

Elsbeths Tochter hatte bereits angekündigt, dass alles, was sie nicht mitnähme, leider weggegeben würde. Alles zu behalten, wäre zu umständlich.

Elsbeth seufzte auf der Bettkante. Zu umständlich! An jedem Stück im Haus hafteten Erinnerungen. Und die sollten einfach so weg? Entsorgt? Genau wie ich, dachte Elsbeth. Ich bin ihnen auch zu umständlich. Sie wusste, dass dieser Gedanke ein wenig ungerecht war, doch ein Körnchen Wahrheit befand sich schon darin. Na, wie auch immer. Sie sah zum Fenster hinaus. Was nehme ich nur mit? Was bleibt von mir?

Es klopfte an der Tür. Ihre Enkeltochter kam mit ihren drei Kindern. Mit einem Mal füllte sich das Zimmer mit Leben. Oma! Umarmungen. Lachen. Blumen. Ein Blech mit Kuchen. Die Mittlere hielt ein Buch in ihren Händen. Es war ein Kinderbuch und gehörte Elsbeth. Sie hatte es selbst als kleines Mädchen geschenkt bekommen und später auch ihrer Tochter und ihrer Enkeltochter daraus vorgelesen. Ganz eindeutig hatte die Kleine das Buch aus Elsbeths Haus. Begannen die Verwandten bereits, das Haus auszuräumen? Offenbar.

Noch bis vor einen Moment hätte Elsbeth das furchtbar aufgeregt. Doch plötzlich fand sie es schön, dass ihre Urenkelin ihr altes Kinderbuch so neugierig inspizierte.

In diesem Moment wusste Elsbeth, was von ihr bleiben würde: ein Erinnerungspuzzle aus einer Million Teilchen. Die Momente mit ihrer Familie, die Reisen an die Ostsee mit ihrem Mann, ihre Stimme, die ihren Kindern vorlas, die Erwartung in den Gesichtern der Kleinen, wenn sie die alte Spieluhr vor der weihnachtlichen Bescherung aufzog, die Dankbarkeit in den Augen der jüdischen Frau, die sie 1944 bei sich auf dem Dachboden versteckt hatte, ihre Anteilnahme, wenn wieder eine Freundin gestorben war, der süße Duft ihres Marmorkuchens und ihre stummen Gebete, in denen sie den Herrgott angefleht hatte, ihnen den Vater aus der Gefangenschaft zurückzuschicken. Es würde so unendlich viel von ihr bleiben. Dessen war sich Elsbeth mit einem Male ganz sicher.

Was von uns bleibt, das können wir nicht einpacken. All das, wofür wir gelebt und uns eingesetzt haben. Unsere Werte, Gedanken, Taten und Werke. Unsere Liebe, unser Glaube und unsere Hoffnungen und Entscheidungen. All das lebt von uns weiter.

Zärtlich strich Elsbeth ihrer Urenkelin über den Kopf – und war plötzlich bereit für diesen neuen Lebensabschnitt. Was sie ins Heim mitnahm, passte in einen einzigen Koffer.

Was von ihr blieb, ist ein ganzes Leben.

Wir sind alle unterwegs …

Mein Weg zu mir selbst führte über die Alpen – und Ihrer?

Von Barbara Messer

„Keiner kommt von einer Reise so zurück, wie er weggefahren ist!“

– Graham Green (1904–1991)

„Es ist leicht, stark zu sein, gut anzukommen, Erfolge und Leistungen zu verbuchen. Positive Markierungen auf dem Lebensweg sind fein anzuschauen, gesetzte Ziele zu erreichen stimuliert positiv und motiviert. Weitaus schwerer ist es, zu scheitern, das Schwache in sich zuzulassen. Dabei erleben wir die Fallhöhe, den Sturz, das Schwinden, die Verzweiflung, Erschöpfung oder ähnliches, die mögliche Einsamkeit als Folge. Scheitern ist nicht wirklich en vogue, die Menschen gehen gerne darüber hinweg. Und ganz ehrlich, im trubeligen Alltag ist es leicht, darüber hinwegzugehen. Einfach Musik anmachen, chatten, shoppen, fernsehen, das nächste Projekt planen.

Lassen wir jedoch die Schwäche zu, ist das oft schmerzhaft, weil ungewohnt, weil auch negativ belegt oder zumindest negativ interpretiert.

Doch im Wahrnehmen der eigenen Fallhöhe, im Erkennen des wahren Ausmaßes der Schwäche können wir zugleich auch erkennen, wie groß der unbekannte Raum zwischen den beiden Aspekten ist, die uns bekannt sind. (Kennen Sie die U-Bahn in New York? Da heißt es „Mind the Gap“. Achten Sie auf den unbekannten Bereich zwischen U-Bahn und Bahnsteig). Wir sehen den Ausgangspunkt, und wir sehen den Endpunkt. Der Raum dazwischen wird durch das bewusste, aufmerksame Scheitern sichtbar. Dies sind in meinen Augen wichtige Parameter für die eigene Größe. Und wenn wir uns – gerade in diesen schwachen (oder auch einsamen und verzweifelten) Momenten – im Spiegel anschauen können, sehen wir uns wirklich. Ohne Maskerade und Kosmetik und wirklich wunderschön.“

Diese Zeilen stammen aus meinem Buch „Mein Weg über die Alpen: Eine Reise zu sich selbst und anderen“ (2016, S. 53 u. 54). Ich schrieb sie, nachdem ich auf der Glungezerhütte mit meiner Kraft am Ende war und den Weg erst einmal nicht fortsetzen konnte. Dies ist eines der Erlebnisse, die mich auf meiner dreiwöchigen Wanderung über die Alpen sehr stark geprägt haben. Fast gleichzeitig berichtete ich in meinem „Alpenblog“ darüber, sodass andere Menschen an meinen Eindrücken und Erkenntnissen teilhaben konnten.

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Seit 1999 bin ich als Trainerin, Rednerin, Coach und Autorin selbstständig. In all diesen Jahren ist viel passiert und nach meiner Wahrnehmung dreht sich unsere Welt schneller. Diese neue V.U.C.A.[i]-Welt fordert viel von uns Menschen, Flexibilität und ein gutes Selbstmanagement gleich voran. Nach meinem Verständnis braucht es konkrete Auszeiten, um im wahrsten Sinne die „Birne frei zu bekommen“, um wieder klar und aufgeräumt zu werden. Dies gelingt mir im Alltag mit kleinen Breaks, wie z. B. einer Sporteinheit, einer Meditation oder einem Spaziergang. Auch das kurze In-sich-Gehen oder Nachsinnen bei einer Tasse Tee hat für mich den Wert einer kleinen Auszeit, einer Besinnung auf den Moment und das eigene Ich.

Im Sommer 2016 bin ich „einfach“ losgegangen. Das Ziel: in drei Wochen die Alpen überqueren. Ich wollte diesmal mehr als eine kleine Auszeit. Ich wollte ein längeres Stück Zeit nur für mich, um innerlich aufzuräumen, auf die letzten Monate und Jahre zurückzublicken, die eine ganz besondere Zeit in meinem Leben waren. Deswegen nenne ich es In-Zeit und nicht Aus-Zeit.

Der andere Grund war die Lust auf Abenteuer, auf eine neue Herausforderung, darauf, etwas Neues zu erleben, ohne großartig etwas konsumieren oder eine weite Flugreise buchen zu müssen.

Schon früher habe ich mir solche Erlebnisse und Phasen gesucht. So bin ich mit 29 Jahren für acht Monate mit Fahrrad und Zelt in Neuseeland unterwegs gewesen, später habe ich ein Jahr als Business-Nomadin im Wohnmobil gelebt oder bin mit dem Rad über Alpenpässe geradelt und habe im Freien übernachtet.

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Auf solch einer längeren Tour durch die Natur kann man nicht an sich vorbeischauen – man ist sich ja selbst der engste Begleiter, mit dem ganzen Leben und vielen Fragen im Gepäck.

Die Natur ist eine Kraftquelle, die immer wieder zur eigenen Besinnung, Reflektion und Resilienzsteigerung, zur Fokussierung und einer innerlichen und äußerlichen Klarheit einlädt. Die Bergwelt erschloss sich mir bei dieser Wanderung im Jahr 2016 noch einmal neu, denn ich war den Wetterbedingungen ausgeliefert, erfuhr Freud und Leid des Wanderns und konnte damit die Begrenzung meiner Komfortzone ganz erheblich aufbrechen. Jeder Schritt wurde selber gegangen, das drosselt die Geschwindigkeit auf ein teils sehr meditatives Maß.

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Ich dachte während meiner Wanderung über vieles nach und konnte – ganz im Gegensatz zum trubeligen Alltag – sehr viel länger bei einer Fragstellung und deren Beantwortung verweilen.

Das waren Fragen wie:

  • Was braucht es, um glaubwürdig zu sein? Was sehen die Menschen in einem: die öffentliche Person, die man nach außen vorgibt zu sein und die man zeigen möchten? Oder sehen sie auch mal hinter die Fassade? Erkennen andere, was uns wirklich beschäftigt?
  • Wie viel Raum nimmt der derzeitige Selbstoptimierungswahn ein? Ist er angesichts einer Welt, in der Menschen vor Krieg und Hunger flüchten, angemessen?
  • Wie gelingt es uns, wichtige persönliche Beziehungen so zu gestalten, dass wir nichts (oder nicht allzu viel) bereuen, wenn dieser persönlich wichtige Mensch von uns geht – vielleicht sogar für immer. (Ich hatte in den letzten Monaten den Tod einiger Menschen zu betrauern gehabt).
  • Wie gestaltet sich die eigene Spiritualität und wie kann ich sie im Alltag leben?
  • Was braucht es, um glücklich zu sein? Wie können wir Glück und persönliche Zufriedenheit leben, wenn selbst innerhalb von Europa Terror und Krieg herrschen, wenn wir mit unserem Konsumwahn auf Kosten anderer leben?
  • Wie kann ich mich in meiner Arbeit als Trainerin, Coach und Rednerin weiterentwickeln? Was ist mein nächster Schritt? Welche Hemmschuhe, blinden Flecken und Stolpersteine habe ich anzugehen, sodass ich für andere ein kleiner Leuchtturm oder auch Mentor sein kann.
  • Welche meiner Alltagsroutinen – auch in meinen Trainings und Reden – sind überflüssig oder sollten überprüft werden? Wozu sind oder waren sie gut? Was genau könnte ich stattdessen machen?
  • Was wäre, wenn …

Nach diesen drei Wochen bin ich noch einmal mehr in meiner persönlichen Resilienz gereift, ich bin unglaublich zufrieden mit mir, dass mir diese Wanderung gelungen ist. Meine Dankbarkeit ist noch einmal mehr gewachsen, denn ich hatte nicht geahnt, wie schön und innerlich bewegend diese Bergwelt ist. Wie imposant mancher Gipfel, wie faszinierend manche Schlucht und wie schön manche Alm oder manches Tal sein kann. Die unmittelbare Natur hat mich in meiner Demut und Bescheidenheit weitergebracht, mein inneres Management ist mir vertrauter und bekannter geworden.

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Ich bin erfüllt, dass es diese Paradiese gibt und wir sie erreichen, wenn wir uns selber dort hinein bewegen. – Ähnlich wie im Training oder Coaching. Auch das lebt davon, wie wir diese Art von gemeinsamer Wanderung gestalten. Und es kann verblüffend sein, welche Ziele dabei erreicht werden können. Was haben wir im Gepäck? Wo wollen wir hin? Wie gehen wir mit den anderen Wanderern um und wie können wir uns in der Enge einer Berghütte bewegen und uns dennoch erholen, um am nächsten Tag wieder fit für die nächsten Höhenmeter zu sein?

Beziehe ich dies auf ein Training oder Coaching, stellen sich mir ganz ähnliche Fragen, denn wir sind ja alle irgendwie unterwegs – mit allem, was uns ausmacht.

Es wird sicher deutlich, dass meine Fragen und Erkenntnisse reichhaltig sind – das liegt nicht nur an mir, die ich mich selber immer wieder gerne neu erfinde, sondern an der Wanderung selbst.

Ich würde Ihnen diese Möglichkeit, neue Horizonte zu entdecken, gerne näherbringen und könnte hier noch einige Seiten weiterschwärmen von meinen Touren. Allemal besser wäre jedoch, Sie erlebten es selbst! Denn letztendlich macht jeder seine eigene Reise und stellt sich andere Fragen, die für sein Leben wichtig sind. Ich kann Sie nur ermutigen: Tun Sie es! Suchen Sie den Kontakt zur Natur, geben Sie sich den natürlichen Bewegungsabläufen hin und seien Sie ganz bei sich.

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PS.: Es müssen nicht gleich die ganzen Alpen sein! Und Sie müssen sich auch nicht ganz alleine auf den Weg machen. Vom 19. bis zum 26. August biete ich eine einwöchige Coaching-Wanderung von Bad Tölz nach Hall in Tirol an. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, schauen Sie doch einmal unter www.messers-alpentour.de.

 

Barbara-Messer-Pressebild1  Über die Autorin

Barbara Messer ist Rednerin, Trainerin, Coach und Schriftstellerin. Sie ist eine Visionärin mit ausgeprägter Intuition, die oft verblüffende Lösungsansätze vermittelt und Vorträge und Trainings revolutionär anders gestaltet. Überflüssiges und Unnötiges lässt sie weg, sodass das Wesentliche sichtbar wird. Sie findet die richtigen Worte, auch Unbequemes zu benennen und Unwahres aufzuzeigen, damit eine besondere Glaubwürdigkeit sichtbar wird. Diese absolute Präsenz im Jetzt und die Wertschätzung des Moments machen es ihr möglich, Potentiale in Menschen und in Prozessen zu sehen, die anderen verborgen sind.

Web: www.barbara-messer.de

E-Mail: info@barbara-messer.de

 

[i] V.U.C.A. steht für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Ambivalenz).

Bei Giraffen zu Gast: mein Besuch in Reggio Emilia, im Centro Esserci

Rosenberg_Macht_X.inddVor gut einem Jahr erhielt ich einen Anruf aus Italien: Es gäbe ein Buch von Marshall Rosenberg zum Thema Gewaltfreie Kommunikation und Macht, das bislang nur auf Italienisch und Französisch verfügbar sei. Marshall Rosenberg habe zu diesem Thema Seminare in Italien gehalten und Vilma Costetti, die Gründerin des Centro und der Edizioni Esserci, habe 2004 aus diesen Inhalten ein Buch erstellt.

Natürlich waren wir interessiert und schlossen recht schnell einen Vertrag über die deutschsprachigen Rechte. Das Buch wurde inzwischen übersetzt, von Petra Quast, einer GFK-Trainerin, die in Italien lebt und arbeitet. Die deutschsprachige Ausgabe soll im Herbst 2017 bei Junfermann erscheinen. Soweit, so gut. Doch dann entschloss ich mich, in diesem Jahr Urlaub in der Emilia Romagna zu machen – und was lag näher als ein Abstecher nach Reggio Emilia? Gerne wollte ich das Centro Esserci besuchen, die Verlegerin Giulia Corsi kennenlernen und auch mit Petra Quast einmal persönlich sprechen. Wir einigten uns auf den 22. Mai als Besuchstermin.

Ich fuhr dann mit dem Zug von Bologna nach Reggio und wurde am

Petra Quast und Giulia Corsi

Petra Quast und Giulia Corsi

Bahnhof erwartet. Das Centro Esserci liegt ein wenig außerhalb und so hatten wir bereits unterwegs etwas Gelegenheit, uns „warm zu reden“. Und das lief schon mal ziemlich gut, trotz nicht vorhandener gemeinsamer Konversationssprache und dank der guten Übersetzung von Petra Quast. Im Centro selbst fiel mein Blick sofort auf die vielen, vielen Giraffen, die dort im wahrsten Sinne des Wortes in allen Ecken und P1020132Winkeln stecken. Aber natürlich auch auf die Bücher. Die gesamte Verlagsproduktion liegt auf Tischen, in einem Raum, der auch für Seminare genutzt wird. Mit etwas Wehmut entdeckte u.a. ich die kleinen Bilderbücher, die vor einiger Zeit bei uns in der Reihe „edition junferlino“ erschienen waren und inzwischen nicht mehr im Programm sind. Haben italienische und deutsche Leser den gleichen Buchgeschmack? Nicht so ganz. Im deutschsprachigen Raum kann man z.B. mit gut durchstrukturierten Büchern Punkten, mit Tabellen und Checklisten. Das kommt in Italien meist nicht ganz so gut an.

Aber an diesem Tag stand das Verbindende im Vordergrund. An welchen Stellen können Junfermann und Edizioni Esserci zusammenarbeiten? Außerdem gab es nach einem leckeren Mittagsessen noch eine Runde konkreter Textarbeit am Manuskript von „Gewaltfreie Kommunikation und Macht“.P1020128

Vor meiner Rückfahrt nach Bologna dreht Petra Quast noch eine Runde mit mir durch Reggio Emilia und zeigte mir die schönsten Plätze. Freunde von mir lieben diese nette kleine Stadt – und ich kann jetzt gut verstehen, warum. In den folgenden Tagen habe ich noch viel Schönes gesehen und erlebt, aber der Tag im Centro war schon etwas ganz Besonderes. Ich habe zwei tolle Frauen etwas besser kennengelernt und „dieser italienische GFK-Verlag“ ist für mich kein abstraktes Gebilde mehr, sondern sehr konkret geworden. Wenn ich jetzt nach meinem Urlaub am Manuskript der Übersetzung von „GFK und Macht“ weiterarbeite, ist diese Arbeit mit der Erinnerung an diesen schönen Tag verbunden.