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Buch des Monats

Buch des Monats – Februar 2023: „Rundum stimmig“ von Uta Christina Georg

Wir alle sprechen jeden Tag – aber wissen wir eigentlich, was wir beim Sprechen tun? Sind wir uns darüber bewusst, wie genau wir Aufmerksamkeit erzielen, Botschaften vermitteln und unsere Wirkung steuern können? Das Trainingsbuch „Rundum stimmig!“ von Uta Christina Georg setzt genau hier an – und ist unser Buch des Monats im Februar. Im Interview stellt unsere Autorin die Besonderheiten des Buchs vor demonstriert zusammen mit Marion Heier eine Selbstcoaching-Übung zum Sprechtempo.

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Buch des Monats

Buch des Monats – Januar 2023: „Negative Gedanken bewältigen“ von David A. Clark

Frohes neues Jahr! Das Arbeitsbuch „Negative Gedanken bewältigen“ des amerikanischen Psychologen David A. Clark ist unser Buch des Monats im Januar. Im Interview stellt unsere Lektorin Heike Carstensen das Buch vor und geht auf sein Schritt-für-Schritt-Programm ein, das Betroffenen dabei hilft, den Kreilauf negativer und immer wiederkehrender Gedanken zu durchbrechen.

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Mit „gehirngerechten“ Zielen zum Erfolg

Die Macht der Gedanken

Von Cora Besser-Siegmund

Man hat herausgefunden, dass Menschen mit einer lebhaften Vorstellungskraft ihr Leben besonders zufriedenstellend und erfolgreich gestalten können. Das liegt an der faszinierenden Struktur der Gedanken, denn obwohl man sie nicht sehen oder greifen kann, bestehen sie durchaus nicht aus Luft. Ihre Entstehung geht mit messbaren Stoffwechselprozessen einher. Der Schriftsteller Rudyard Kipling – Autor des Weltklassikers „Dschungelbuch“ – sagte einmal: „Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt.“ Ein eindrucksvoller Beweis für diese These ist der bekannte Placebo-Effekt, der allein durch Sprache aktiviert werden kann. Man gibt einem von Kopfschmerz geplagten Menschen eine simple Zuckerpille und sagt dabei: „Hier bekommen Sie eine besonders wirkungsvolle Schmerztablette“ – und der Schmerz verschwindet. „Placebo“ ist Latein und heißt übersetzt: „Ich werde nützlich sein.“ Allein ein Satz mit nur wenigen – aber den richtigen – Worten bewirkt den positiven Effekt, weil die Person den Sprach-Reiz durch die Macht der Gedanken mit einer positiven Erwartungshaltung verknüpft, die dann ein wohltuendes Echo im Körpererleben auslöst: schmerzlindernde Endorphine setzen sich in den Nervenverbindungen frei, Muskeln lockern sich, die Gefäße reagieren mit einem ausbalancierten Volumen – und schon fließt der Schmerz davon. Wir sprechen vom „Neurolinguistischen Coaching“, wenn wir unseren Sprachschatz für die Verwirklichung unserer Ziele nutzen.

Es gibt viele eindrucksvolle Placebo-Experimente zu diesem Thema. So entwickelte auch die amerikanische Psychologin und Harvard-Dozentin Ellen Langer ein einfaches und wirkungsvolles Studien-Design, das sich mit der Arbeit von Raumpflegerinnen in Hotels beschäftigte. Ihr Forscherteam wandte sich an diese Raumpflegerinnen, die in zwei Gruppen aufgeteilt waren: eine Versuchsgruppe und eine Kontrollgruppe. Vor dem eigentlichen Experiment wurden alle Studienteilnehmerinnen medizinisch untersucht, beide Gruppen erzielten hier vergleichbare Werte. Beim eigentlichen Experiment wurden dann die Teilnehmerinnen der Versuchsgruppe darüber informiert, dass ihre Arbeit eigentlich einem idealen Fitnesstraining entsprechen würde und daher – medizinisch betrachtet – sehr gesund sei. Diese Information erhielt die Kontrollgruppe nicht. Hierzu berichtet der Arzt Johannes Koepchen im Online-Magazin Mentalmed:

„Die Ergebnisse nach 4 Wochen für die Studiengruppe:

  • deutlich mehr Raumpflegerinnen sahen ihre Arbeit als Training (Anstieg von 29 auf 45, in der Kontrolle nur 15 %)
  • das Gewicht sank in 4 Wochen im Schnitt um ca. 2 Pfund
  • das Körperfett reduzierte sich deutlich
  • der Taillenumfang nahm deutlich ab
  • der systolische Blutdruck verminderte sich um ca. 10 Punkte“

Dieser deutliche Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe ergab sich bei den Teilnehmerinnen also allein durch die Begrifflichkeit „ideales Fitnesstraining“ – diese Worte änderten nicht nur die Einstellung zur geleisteten Tätigkeit, sondern wirkten sich konkret und messbar auf die körperlichen Gesundheitsdaten der beforschten Frauen aus. Ellen Langer hat noch eine Reihe weiterer Studien zu diesem Thema veröffentlicht – beispielsweise auch bei älteren Menschen –, die alle ähnlich konkret messbare Verbesserungen der körperlichen Gesundheit bei den Probanden aufweisen.

Die Placebo-Forschung zeigt, wie wichtig zielführende Gedanken für unsere körperliche Gesundheit und auch für Erfolge im Leben sind. Ungefähr 60.000 Gedanken gehen uns täglich durch den Kopf. Wenn wir sie nicht selbst positiv gestalten, führen sie einfach ein Eigenleben, denn das Gehirn arbeitet rund um die Uhr. Wollen wir unser Gehirn mit seinem Gedankenpotential bewusst für die Erreichung von Zielen nutzen, können wir uns schon im Hier und Jetzt mental in den Zielerfolg hineinversetzen. Die präzise Zieldefinition ist für das Gehirn das geeignete Kursinstrument auf dem Weg zur positiven Veränderung, und schon arbeiten die sechzigtausend Gedanken für uns. Dazu ist es wichtig, die Gehirnfunktionen der Wahrnehmungsverarbeitung für ein erfolgreiches Gedankenmanagement kennen und nutzen zu lernen.

Für die gedankliche oder ausgesprochene Zieldefinition ist es wichtig zu wissen, dass unser Gehirn spontan eine Negation wie ein „Nein“ oder ein „Nicht“ ganz anders als erwünscht bearbeitet. Machen Sie den Test: Denken Sie jetzt bitte nicht an ein Krokodil. Und spontan präsentiert Ihnen Ihr Gehirn diese grüne Riesenechse. Auf diese Art und Weise machen Sie Probleme zu Krokodilen, die mit ihrem großen Gebiss auf dem Erfolgsweg lauern und den Mut und das Durchhaltevermögen auf dem Weg zum Ziel gefährden. Überprüfen Sie im Alltag, wie oft Sie in Gedanken ein Ziel mit „Krokodilen“ beschreiben: „Ich möchte auf keinen Fall in der Prüfung nervös sein“ – anstatt zu denken: „Ich gehe ruhig und gelassen zum Prüfungstermin.“ Beim Neurolinguistischen Coaching nennen wir diese unterstrichenen Begriffe „Go-Wörter“: sie bewirken aufgrund ihrer Wortdynamik, dass wir unsere Potenziale aktiv ausleben und auf der Handlungsebene verwirklichen können. Ein Wort wie „nervös“ hingegen ist dann ein „Stop-Wort“: es irritiert und hemmt die Gedanken- und Handlungsmöglichkeiten.

Psychologen und Pädagogen weisen schon lange darauf hin, wie ungünstig es ist, zu einem Kind zu sagen: „Pass auf, du fällst gleich hin. Stolpere nicht!“ In dem Moment, in dem das Wort „Stolpern“ fällt, muss das Kind erst einmal begreifen, was Stolpern eigentlich ist. Das Gehirn aktiviert nun alles Wissen, das es zum Thema „Stolpern“ programmiert hat. „Aha, da muss man also die Füße so nachlässig über den Boden schleifen, damit sie an einem Stein hängenbleiben!“ Und da das Denken an eine Körperreaktion und deren tatsächliche Auslösung von denselben Gehirnarealen gesteuert wird – stolpert das Kind. Der Muskeltonus ist sofort als Reaktion auf den Gedanken erschlafft, und das Kind konnte den Fuß nicht mehr ausreichend anheben. Wir haben es bei diesem Beispiel nicht mit einem Phänomen der Magie zu tun, sondern mit einer schlichten Falschprogrammierung des Gehirns durch ungünstige Stop-Wörter oder Stop-Gedanken. Es tritt genau jene Panne ein, wovor das Kind geschützt werden sollte.

Unser Gehirn muss immer ein Ziel mit seinen 120 Milliarden Gehirnzellen zunächst gedanklich aktivieren, bevor es das Erreichen des Zieles organisieren kann. Man spricht hier auch vom „Zukunftssinn“ des Menschen: Wir können lebhaft in unserem inneren Erleben eine Geburtstagsparty planen, die erst in einem halben Jahr stattfinden wird. Diese mentale Programmierung entfaltet ihre größte Wirkung für die Realisierung der Ziele, wenn sie möglichst „gehirngerecht“ und genau ausfällt: Nicht nur Wörter, auch innere Bilder und deren Qualität beeinflussen den Erfolg: Farbe, Größe und Licht können positive Emotionen verstärken – und bewegte Bilder wirken dynamischer als Standbilder. Auch Bilder und Wörter reichen noch lange nicht aus – auch das Körpergefühl, das Hören, das Riechen und Schmecken unterstreichen Sätze und Formulierungen, die den Zielzustand positiv beschreiben und verstärken auf diese Weise die Macht der Gedanken.

IMAGINATIONSÜBUNG: Selbstmotivation durch Gedanken-Management

1. Denken Sie an ein „mittelwichtiges“ Alltagsziel, für das Sie eigentlich etwas tun müssten – es aber nicht machen: energievoll aufwachen, sich mehr bewegen, ein bestimmtes Buch lesen usw. Dabei sollten Sie das erwünschte Verhalten schon im Repertoire haben: Sie können sich bewegen, ins Bett gehen oder lesen – aber Sie tun es eben nicht oder zu wenig.

2. Was passiert, wenn Sie es weiterhin nicht tun?

3. Und wofür lohnt es sich, diese Sache zu tun/ diesen Zustand zu erreichen? Beschreiben Sie das Motiv in positiv formulierten „Go-Wörtern“ und „Go-Sätzen“

4. Begeben Sie sich in die Vorstellung, Sie hätten diesen Zielzustand erreicht. Reisen Sie mit allen fünf Sinnen auf diese Zukunft. Was genau nehmen Sie alles wahr, wenn Sie gedanklich schon am Ziel sind?

SEHEN

HÖREN

FÜHLEN

RIECHEN

SCHMECKEN

5. Welche dieser Sinneserlebnisse lösen (oder löst) die intensivste Vorfreude in Ihnen aus?

6. Was können Sie selbst in den nächsten fünf Tagen konkret tun, um dieser positiven Zielvorstellung näher zu kommen? Aktivieren Sie immer wieder die positiven Sinneserlebnisse und Ihre „Go-Worte“, während Sie über drei Möglichkeiten nachdenken. So vernetzen Sie die Ihre Handlungen gedanklich mit Vorfreude und steigern so die Chance zur Verwirklichung.

7. Besorgen Sie sich einen Erinnerungs-Anker, der Sie überall an dieses Zielerlebnis erinnern kann: ein Glasstein, ein Ring, ein Kugelschreiber, ein Parfum, ein bestimmtes Foto auf dem Handy usw. Und wann immer Sie sich einen Schritt in Richtung Ziel bewegt haben, geben Sie sich selbst in einem freundlichen Tonfall innerlich positives Feedback – denn das tut sprichwörtlich der „Stimmung“ gut.

Sie können Ihr Kreativitätspotenzial für diese Übung und für die Entwicklung zielführender Gedanken noch durch den Einsatz der speziell komponierten wingwave-Musik intensivieren. Selbstcoaching mit der wingwave-Musik reduziert Stress, steigert das Wohlgefühl und inspiriert zu kreativen Gedanken. Diese Musik wirkt über einen abwechselnden Links-rechts-Takt, der im Ruhe-Rhythmus des Herzens Ihren Gehör-Sinn und damit Ihr ganzes Nervensystem „berührt“. Die Wirkung entfaltet sich durch den Einsatz von Stereokopfhörern. Es gibt eine entsprechende wingwave-App, die für Ihr Selbstcoaching verschiedene Mental-Übungen in Verbindung mit der wingwave-Musik vorstellt. Die Basis-Version dieser App ist gratis. Alle Informationen und das Gratis-Musikstück „Feelwave“ gibt es zusätzlich auch im wingwave-online-shop.

Auch mit einer positiven inneren Stimmung können Sie Ihr Gedankenmanagement effektiv unterstützen – ganz konkret, indem Sie den Tonfall der inneren Ansprache motivierend klingen lassen. Wir reagieren zunächst immer emotional auf Wörter und Sätze – die Wortbedeutung „verblasst“, wenn wir uns mit einer strengen oder gar ungeduldigen Stimme fast schon befehlen: „Ich darf Erfolg haben!“ Wir haben zwei Hörzentren – genannt Hörcortex. Sie sind für verschiedenen Interpretationen von Hörreizen zuständig: Die linke Seite für die inhaltliche Bedeutung – „Was ist das?“ – und die rechte Seite für die Interpretation, wie die Botschaft gemeint ist – „Wie ist das?“ – wird ein schlichtes „Ja“ freundlich oder gelangweilt gesprochen? Probieren Sie aus, welcher positive Tonfall bei Ihnen die stärkste Motivationsenergie erzeugt: gelassen, fröhlich, liebevoll oder begeisternd.

Es könnte auch sein, dass einige mit dem Ziel verbundene Worte trotz allen positiven Denkens immer noch ein Unbehagen auslösen: Begriffe wie „Prüfung“, „Zahnbehandlung“, „Steuererklärung“, „Bügeln“ oder „Wirtschaftskrise“. Hier hilft ein ganz einfaches Selbstcoaching namens „Magic Words“ – auch diese Übung gibt es übrigens in der schon zuvor erwähnten wingwave-App. Sie schreiben diese zunächst noch unangenehm wirkenden Wörter in Gedanken in bunten Buchstaben, stellen sich die Begriffe klein geschrieben links unten in der Ecke vor, oder Sie lassen eine innere Micky-Maus-Stimme die Wörter piepsen. Und schon werden daraus erlaubende „Go-Worte“: Sie reagieren jetzt gelassen und kreativ auf diese Schlüsselwörter. Die Macht der motivierenden Gedanken basiert also immer auf einer gelungene Kombination aus zielführenden Worten, belebenden Sinneswahrnehmungen und positiven Emotionen.


  Über die Autorin

Die Diplom-Psychologin Cora Besser-Siegmund (*1957) ist approbierte Psychotherapeutin, NLP-Lehrtrainerin (DVNLP) und -Lehrcoach (ECA). Cora Besser-Siegmund ist außerdem Supervisorin für EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).

Im Jahr 2001 begründete sie zusammen mit Ihrem Mann Dipl.-Psych. Harry Siegmund die wingwave®-Methode, die mittlerweile international von fast 5000 wingwave®-Coaches angewendet wird. Die Methode wurde bereits beforscht und Ihre Wirksamkeit wissenschaftlich belegt.

Seit über zwanzig Jahren leitet sie das Besser-Siegmund-Institut, das sich im Herzen Hamburgs befindet. Mit Ihrem Mann entwickelte sie eine Reihe von Verfahren für Therapien und Coachings, die sie einem breiten Publikum in einer Reihe von Sachbüchern bekannt gemacht haben. Zahlreiche Manager, Führungskräfte, Sportler, Künstler und Kreative nutzen die seit Jahren erfolgreichen Kurzzeitcoaching-Methoden Magic Words und wingwave®-Coaching.

Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören:

•           Emotions- und Leistungscoaching

•           Standortbestimmung und Karriereplanung

•           Selbstmanagement/ -motivation

•           Präsentationssicherheit

•           Konfliktstabilität

•           Stressmanagement

Im Junfermann Verlag sind von ihr unter anderem die Bücher Magic Words – der minutenschnelle Abbau von Blockaden (2004) und Mentales Selbstcoaching (2006) erschienen. Im Herbst 2015 erscheint der Titel Neurolinguistisches Coaching.

 

Weitere verwendete Literatur

Langer, E. J. (2007 (18)). Mind Set Matters. Psychological Science , 165 – 171.

Wegner, D. (1995). Die Spirale im Kopf: von der Hartnäckigkeit unerwünschter Gedanken – die Psychologie der mentalen Kontrolle. Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe.

Wegner, D. e. (May 1998). The Putt and the Pendulum: Ironic Effects of mental Control of Action. Psychological Science Vol. 9 No 3 , S. 196 – 201.