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Podcast-Folge 59: Apropos … Lächeln!

Was macht Menschen wirklich glücklich? Was wirkt nachhaltig, um leichter und optimistischer durchs Leben zu gehen? Mit u. a. diesen Fragen beschäftigt sich die Positive Psychologie. Sie kann uns helfen, uns und unseren Blick auf unseren Alltag positiv zu verändern. Darum geht es auch Maike Schwier, die in unserer neuen Podcast-Folge zu Gast ist. Sie ist Life Coach und ist von den Ansätzen der Positiven Psychologie so angetan, dass sie derzeit ein Masterstudium für Positive Psychologie und Coaching an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport abschließt.

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Podcast-Folge 58: Apropos … Arbeit und Gesundheit!

Wie wichtig eine gesunde Psyche am Arbeitsplatz ist, wissen wir spätestens seit Corona: plötzlich Homeoffice, Mehrfachbelastungen durch Haushalt, Kinder, Arbeit, aber auch ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, Mobbing, schlechte Führung. Krankenkassenreports berichten regelmäßig davon, dass krankheitsbedingte Fehlzeiten zunehmend psychische Ursachen haben. – Was aber tut mein Unternehmen eigentlich für mich? Wie ist mein Arbeitsumfeld? Wann ist eine Arbeitsatmosphäre schlecht? Wie viel hängt von der Führungskraft und meinem oder meiner unmittelbaren Vorgesetzten ab?

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„Wache Schule – achtsamkeitsbasierte Weiterbildung für Pädagog*innen“ – ein erstes Fazit

Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen – sie machen einem doch alles nach!

Annett Ammer-Wies, Erziehungswissenschaftlerin und Dipl.-Psychologin, gestaltet seit 2013 die Psychologische Beratungsstelle am Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Leipzig mit. Im Interview mit unserer Autorin Susanne Krämer geht es um erste Erfahrungen und Beobachtungen aus dem ersten Jahrgang von „Wache Schule“, einer achtsamkeitsbasierten Weiterbildung für Pädagog*innen. Im Herbst startet der zweite Jahrgang.

Ammer-Wies: Was sollen die Lehrerinnen und Lehrer aus deiner Weiterbildung mitnehmen?

Krämer: Wenn wir mehr Achtsamkeit im Schulalltag wollen, müssen wir bei den Pädagogen ansetzen. Wie wir aus der Neurowissenschaft bestätigt bekommen, findet sozio-emotionales Lernen am Vorbild statt. So gehe ich auch in dem 2019 erschienenen Buch Wache Schule vor. Möchte ich Achtsamkeit lehren, dann ist es so wichtig, diese selbst vorzuleben. Ralph Waldo Emerson bringt es auf den Punkt: „What you are speaks so loudly, that I can’t hear what you say you are.” Oder wie Jean Paul sagt: „Es hat keinen Sinn, die Kinder zu erziehen, sie machen einem doch alles nach.“

Deshalb bin ich auch sehr glücklich, dass ich in der Lehramtsausbildung der Universität Leipzig seit 2013 das Seminar „Kommunikation und Achtsamkeit“ anbieten kann, sodass nunmehr über 800 Studierende bereits in ihrer Lehramtsausbildung ein Grundwissen zu achtsamkeitsbasierten Übungen bekommen haben und dies in die Schulen bringen können.

Ammer-Wies: Zurück zur Weiterbildung „Wache Schule“. Was unterscheidet sie von anderen Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte im Kontext gesunde Schule?

Krämer: Viele der bisherigen Ansätze bieten eher eine „Entspannung“ nach stressigen Situationen an. Achtsamkeit zu entwickeln heißt, schwierige Situationen genauer wahrzunehmen mit all den Gedanken, Gefühlen und automatisierten Mustern, die ich und mein Gegenüber da mitreinbringen und diese in einer nicht wertenden, gelassenen Haltung zu bewältigen. Also mich nicht erst danach zu entspannen, sondern mit einer anderen Haltung durchs Leben zu gehen.

Eine achtsame Haltung ist entscheidend für die Beziehung zu Schülerinnen und Schülern.

Für Lehrkräfte heißt diese erhöhte Selbstreflexions- und Selbstregulationsfähigkeit, dass weniger Resignation bei Misserfolgen entsteht und durch die verstärkte Präsenz im Körper die Entspannungs- und Erholungsfähigkeit steigen. Indem man körperliche und psychische Anspannungen schneller wahrnimmt, kann ganz gezielt gegengesteuert werden. Dadurch entstehen mehr Wohlbefinden, Ruhe und Ausgeglichenheit und Angst, Stressgefühle und Depression nehmen ab.

Aber eine achtsame Haltung vorzuleben ist auch entscheidend für die Beziehung zu Schülerinnen und Schülern, denn wie die Lehrperson negative Emotionen ausdrücken bzw. steuern kann, trägt viel zur Qualität unserer Begegnungen bei, was sowohl das Klassenklima als auch die Lernmotivation bessert.

Werden neben diesen „Nebenwirkungen“ den Schülern und Schülerinnen noch explizite Übungen angeboten, können sie besser ihre Impulse wahrnehmen und kontrollieren, sodass es zu weniger Aggressivität kommt und gerade der Schwerpunkt der Weiterbildung zu mehr (Selbst-)Mitgefühl führt, zu einem anderen Miteinander. Darüber hinaus stellen Studien heraus, dass die Übungen auch die selektive Aufmerksamkeit verbessern, Kreativität nimmt zu sowie die kognitive Flexibilität und Merkfähigkeit für den Unterrichtsstoff.

Es ist also weit mehr als ein Gesundheitsprogramm. Eine Schülerin, die ich im Rahmen des Buches interviewte, beschrieb, dass Achtsamkeit ihre Lebensqualität ungemein steigere, weil sie gelernt habe, die „Dinge“, die ihr Leben prägen, bewusster wahrzunehmen, mit den „schlechten“ besser umzugehen und die „guten“ mehr zu gewichten.

Ammer-Wies: Welche Grenzen haben Achtsamkeitsbasierte Programme in der Schule? Für wen oder wann ist dieser Ansatz nicht geeignet?

Krämer: Dies ist ein wichtiger Punkt, den Du da ansprichst. Achtsamkeitsbasierte Programme ersetzen keine Therapie und erst recht nicht im „Großgruppensetting“ der Schule. So helfen diese Programme z.B. Kindern mit ADHS, zur Ruhe zu kommen, und der körperbezogene Ansatz kann auch für traumatisierte Kinder hilfreich sein, jedoch braucht es hier natürlich darüber hinausgehende Begleitung von Fachpersonen.

Häufig wird auch die Angst vor einer Retraumatisierung durch das Auf-sich-Besinnen der Meditationen befürchtet. In einem Artikel des Mindfulness Centre der University of Oxford wurde herausgehoben, dass dies bei den low intensiv practices, welche in der Schule durchgeführt werden, nicht beobachtet werden konnte. Sie heben die gute Ausbildung der anleitenden Person hervor, denn gerade der Umgang mit auftretenden Widerständen und dazugehörig das Angebot der passiven Teilnahme oder Freiwilligkeit, braucht die eigene Achtsamkeitspraxis.

Ammer-Wies: Was meinst Du mit passiver Teilnahme?

Krämer: Kinder haben bereits ein sehr gutes Gespür, wann eine Meditation sie überfordert. Auch wir selbst wissen, wann es gut ist, uns unserem Inneren zuzuwenden und uns damit auch allen Problemen, die da sind, zu stellen oder wann dazu nicht der Rahmen und die Energie gegeben sind. Dann gilt es, Möglichkeiten der passiven Teilnahme in Erwägung zu ziehen, wie das Beobachten der Zeit, ggf. Schlagen eines Gongs bis hin zu einer ruhigen Selbstbeschäftigung („Auszeitecke“). Erstaunlicherweise nehmen Schüler und Schülerinnen auch aus der scheinbar unbeteiligten Beobachtungsposition sehr viel mit!

Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern sich das passende anzueignen.

Ammer-Wies: Gehst Du auf solche Thematiken auch in der Weiterbildung ein?

Krämer: Oh ja, die Weiterbildung ist sehr erfahrungs- und praxisorientiert gestaltet. Alle kommen ja mir den Grundvoraussetzungen, dass sie bereits für sich selbst eine eigene Praxis haben, das heißt, wir können gleich mit Umsetzungsformaten für die Schule starten. Diese werden erst aus Schüler*innenperspektive erlebt, reflektiert und dann selbst angeleitet. Insbesondere das Feedback der anderen Pädagog*innen gibt das Vertrauen und die Sicherheit in die eigene Anleitung. Dazu kommen Experimente mit Widerständen, Hinweise zur Einführung in der Schule, beispielsweise: Wie spreche ich Eltern, die Schulleitung und mein Kollegium an? Und natürlich ein beständiges Vertiefen der eigenen Praxis. Ich arbeite mit einem Bausteinkonzept. Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über einen stimmigen Aufbau und können sich dann aus den vorgestellten Übungen selbst ein für sie und ihre Klassen passendes „Programm“ zusammenbauen. Deshalb ist mir die Zusammensetzung der Dozierenden der Weiterbildung auch so wichtig: Katja Bach bringt den körperbasierten Zugang über das Qi Gong ein, Dr. Adrian Bröking stellt Auszüge aus dem Mind the Music Programm, das er in der Sekundarstufe ll einbringt, vor und Nanine Schulz berichtet von ihrem mit vielen spielerischen Elementen versehenen Ansatz mit „Ananda, der weisen Schildkröte“. Mir ist es wichtig, dass jede*r Teilnehmer*in in das Konzept der achtsamkeitsbasierten Pädagogik eingeführt wird, dann vielfältige Zugänge kennenlernt und ausprobiert und dadurch alles in der Hand hat, ihre eigenen Wege zu gehen. Nur wohinter wir stehen, können wir auch voll und ganz „verkörpern“. Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern sich das passende anzueignen.

Ammer-Wies: Was erhoffst Du Dir, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Kurs anders machen?

Krämer: Genau das, was aus dem ersten Jahrgang rückgemeldet wurde, dass die eigene achtsame Haltung im Unterricht sich vertiefte und alle angefangen haben mit der Vermittlung! Das hat mich sehr gefreut!

Indem wir Kinder und Jugendliche zu mehr Selbstwirksamkeit und bewusstem Handeln befähigen, werden sie hoffentlich immer mehr zu einer bewussten Gestaltung der Gesellschaft beitragen.

(Auszug aus dem Newsletter AKiJu – Achtsamkeit für Kinder und Jugendliche, August 2020)

O-Ton einer Teilnehmerin: 
Grundlage für die Fortbildung ist Susannes Buch „Wache Schule“, welches eine Schatzgrube rund um das Thema Achtsamkeit und Schule ist. Die Fortbildung lässt das Geschriebene lebendig werden: praxisorientiert, erlebnis- und erfahrungsorientiert! Eine der besten und schönsten Fortbildungen, die ich zu diesem Thema gemacht habe.
Danke, Susanne!

 

Susanne Krämer ist Dipl.-Schauspielerin, Kommunikationstrainerin, Tai-Chi- und MBSR-Lehrerin. Sie hat seit 2013 den Bereich Kommunikation am Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Leipzig aufgebaut und bietet dort u.a. das von ihr entwickelte Seminarkonzept „Kommunikation und Achtsamkeit“ an. Susanne Krämer ist in den Netzwerken „Achtsamkeit in der Pädagogik“ und „Achtsamkeit an Hochschulen“ aktiv und Autorin von Wache Schule – Mit Achtsamkeit zu Ruhe und Präsenz, Junfermann 2019.

 

 

 

 

Annett Ammer-Wies ist Erziehungswissenschaftlerin und Dipl.-Psychologin. Sie hat eine Weiterbildung zur Systemischen Therapeutin und Beraterin (SG) absolviert. Seit 2013 gestaltet sie die Psychologische Beratungsstelle am Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Leipzig aus.

Als ob man sein Umfeld zum ersten Mal im Leben betrachten würde…

Innere Ruhe: einfach gehen

 

„Auch in deiner Nähe warten leise Wohlfühlorte, wo Denken leichter, klarer, milder wird.“

(Markus P. Baumeler, Autor)

 

Manchmal suchen wir inmitten der Hektik des Alltags die Stille und wünschen uns ein eher nach innen gewandtes Gehen, das uns beruhigt. Wenn wir uns dann aufmachen zu einem Spaziergang und den Ärger vom Arbeitsplatz oder eine private Enttäuschung mitnehmen, können wir uns trotz des Bemühens nicht so richtig an den prächtigen Farben der Natur erfreuen. Die Blumen am Wegesrand, die es zu entdecken gäbe, nehmen wir in unserer Niedergeschlagenheit gar nicht wahr. Zur Ruhe kommen wir erst recht nicht. Dafür kreisen die Gedanken um die schwierige Kollegin, ungelöste Probleme oder den unaufmerksamen Partner. Vielleicht ärgern wir uns aber auch über die kühle Witterung oder das falsche Schuhwerk. Es braucht Zeit, bis sich solche Gedanken langsam verabschieden.

Es kommt nicht so sehr auf die äußeren Umstände an, sondern vielmehr auf das, was wir innerlich daraus machen. Die äußeren Umstände können wir häufig kaum beeinflussen. Aber in welcher Gestimmtheit und Bewusstheit wir unterwegs sind und wie unsere Beziehung zur Umgebung ist, liegt bei uns selbst. Erst wenn Außenwelt und Innenwelt zusammenkommen und Gleichklang entsteht, erleben wir Sinn und Bedeutung: Wenn wir versuchen, die Natur in ihrer Wesensart, in ihrer Lebendigkeit und in ihrem Rhythmus (Außenwelt) in uns aufzunehmen, um innerlich daran zu reifen, erkennen wir, dass die einzige Konstante die kontinuierliche Veränderung ist. Im Rhythmus der Schritte können wir Außen- und Innenwelt miteinander synchronisieren. Wenn mich während eines Spaziergangs die unerfreulichen Gedanken zu lange begleiten, habe ich für mich zwei Strategien entwickelt: Erstens, und sofern es mein Tagesprogramm erlaubt, verlängere ich den Spaziergang auf mindestens eine Stunde. Zweitens versuche ich, willentlich aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Drei Schritte aus der Zen-Meditation können dabei helfen, einen Spaziergang zu unternehmen und dabei innere Ruhe zu erfahren, unabhängig von äußeren Umständen:

 

 

  1. Wahrnehmen, was ist und wie es ist. Dies gelingt beim Herumspazieren ohne festes Ziel. Es geht darum, einfach nur wahrzunehmen, was man sieht, was auf einen zukommt und was sich zeigt, ohne zu werten. Nichts tritt zwischen den Spaziergänger und die Umgebung. Es gibt keine Voreingenommenheit, keine Absichten, kein zu erreichendes Ziel. Vielmehr sind wir in voller Offenheit unterwegs. Wir sehen, was ist und wie es ist, anstatt nur das zu sehen, was „man gesehen haben muss“ oder was „sehenswürdig“ ist.

 

  1. Annehmen, was ist und wie es ist. Wenn wir versuchen, das, was beim Gehen um uns herum ist, anzunehmen, kann zwischen dem Spaziergänger und seiner Umgebung Harmonie entstehen. Voraussetzung hierfür ist, dass wir ohne bestimmte Erwartungen unterwegs sind. Wem das gelingt, wird sich nicht mehr von Regen oder Herbstnebel die Laune verderben lassen, sondern offen sein für das besondere Farbenspiel. Insbesondere unerwartete Situationen, wie ein Wetterumschwung, ein gesperrter Weg oder eine steile Stelle, können, wenn wir uns auf sie einlassen, zu einem intensiveren Erlebnis oder gar Glücksgefühl führen. Wir werden ein Stück weit unabhängiger von äußeren Umständen. Es bedeutet auch, nicht sofort zu überlegen, wie wir etwas verändern oder lösen könnten, sondern erst einmal die Situation anzunehmen.

 

  1. Schätzen, was ist und wie es ist. Hierbei geht es nicht um „positive thinking“ oder die rosarote Brille. Es geht um die Wertschätzung dessen, was gerade ist und uns umgibt. Wenn wir in den beiden Schritten zuvor echtes Sehen und Annehmen geübt haben, werden wir es auch als das, was es ist, schätzen. Was wir gut kennen, lieben wir. Was wir lieben, macht uns glücklich.

Spazieren eröffnet uns die Möglichkeit, das Gepäck des Alltags wenigstens temporär beiseite zu legen. Das schließt auch die vielen Hightech- und Luxusartikel ein, die uns umgeben. Wir legen ab und reduzieren uns auf das Wesentliche. Wie viel bräuchten wir zum Leben, wenn wir all das, was wir mit uns nehmen könnten, in der Umhängetasche oder im Rucksack auf dem Rücken tragen müssten?

 

Ideen für einen Spaziergang „Innere Ruhe – einfach gehen“

Vielleicht mögen Sie diese drei Impulse mit auf Ihren Weg nehmen:

  • Wahrnehmen, was ist und wie es ist: Nehmen Sie sich Zeit und genießen Sie jeden einzelnen Schritt.
  • Annehmen, was ist und wie es ist: Wir müssen negative Gefühle nicht los werden. Stattdessen sagen wir innerlich ja zu dem, was jetzt gerade ist.
  • Schätzen, was jetzt gerade ist und wie es jetzt gerade ist.

 

Wenn sich das Gedankenkarussell nicht beruhigen will, geben Sie nicht auf. Konzentrieren Sie sich einfach auf Ihren Atem. Gehen Sie Schritt für Schritt für Schritt für Schritt für Schritt …

 

Variante: Sinnlicher achtsamer Spaziergang (circa 30 Minuten)

  • Einige Momente stillstehen und über die Fußsohle Kontakt mit dem Boden aufnehmen.
  • Gewicht ganz leicht nach hinten auf die Fersen verlagern, nach vorne auf die Zehen und schließlich in einem Halbkreis über die Außenkante der Fußsohle von vorn nach hinten und zurück abrollen.
  • Wahrnehmen, wo diese kleine Bewegung sonst noch im Körper zu spüren ist.
  • Einen bewussten ersten Schritt machen.
  • Langsam und bewusst ins Gehen kommen und fühlen, wie sich das Gleichgewicht verlagert.
  • Weitergehen und bei der Wahrnehmung des Bewegungsablaufs bleiben.
  • Im Atemrhythmus gehen und wahrnehmen, wie viele Schritte Sie in einer Ausatmung und in einer Einatmung gehen.
  • Wahrnehmen, wie Sie heute gehen (Tempo, Körperhaltung, Knie, Becken, Wirbelsäule, Schultern, Arme, Hände, Finger, Hals, Kopf, Mund, Stirne, Gesicht).
  • Die Aufmerksamkeit auf den Tastsinn richten: Wie fühlen sich der Untergrund, die Reibung der Kleidung auf der Haut, Luftzug, Temperaturunterschiede etc. an?
  • Die Aufmerksamkeit auf den Geruchssinn richten: Welche unterschiedlichen Gerüche und Düfte umgeben mich?
  • Die Aufmerksamkeit auf den Hörsinn richten: Welche Geräusche und Töne in der Nähe und in der Ferne kann ich wahrnehmen?
  • Die Aufmerksamkeit auf den Sehsinn richten: Welche Farben, Formen und Strukturen hält die Umgebung für mich bereit?
  • Sich auf den gegenwärtigen Moment einlassen, Gedanken wie Wolken ziehen lassen und sich wieder dem gegenwärtigen Moment zuwenden.

 

Ein achtsamer Spaziergang ist, als ob man sein Umfeld zum ersten Mal im Leben betrachten würde. Er bringt uns die Fähigkeit zu stauen zurück, entspannt, reduziert Stress und steigert das Wohlbefinden.

(Auszug aus dem Buch Auf dem Weg: 20 Spaziergänge für das seelische Wohlbefinden von Sabine Claus, erschienen 2019 im Junfermann Verlag)

Hochbegabung und Gesundheit

Ein sensibler Geist wohnt in einem sensiblen Körper

Von Andrea Schwiebert

Als Coach und Berufungsberaterin für hochbegabte Erwachsene begegnet mir immer wieder ein Phänomen: Viele meiner Klientinnen und Klienten, die mit Fragen der Berufsorientierung zu mir kommen, berichten nebenbei von gesundheitlichen Beschwerden, die ihre Lebensqualität und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Typischerweise leiden sie gleich unter mehreren Allergien, oft auch unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, nicht selten unter Autoimmunerkrankungen – und oftmals unter schulmedizinisch unerklärlichen Symptomen, deren Behandlung trotz frustrierender Ärzteodyssee wirkungslos blieb. Klienten berichten mir etwa: „Ich hatte 20 Jahre lang Migräne und habe starke Medikamente eingenommen, und es hieß, da sei nichts zu machen“, oder: „Meine Blutwerte waren normal, also wurde mir nur immer wieder gesagt, meine Beschwerden seien psychisch.“

Allergien und Autoimmunerkrankungen: Wieso treten sie gehäuft bei Hochbegabten auf?

Außergewöhnlich intelligente Menschen erreichen häufiger ein höheres Bildungsniveau, sind somit aufgeklärter in Sachen Gesundheitsprävention und ernähren sich im Durchschnitt gesünder als die breite Masse der Bevölkerung. Warum also scheinen sie dennoch überproportional anfällig für bestimmte Erkrankungen zu sein, insbesondere für Allergien, Unverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen?

Eine Filterschwäche als Erklärung

Eine mögliche Erklärung könnte darin liegen, dass eine intellektuelle Hochbegabung in der Regel mit einem verringerten Reizfilter einhergeht, im englischen Sprachraum spricht man auch von Overexcitability. Neben einer geistigen Hochbegabung liegt also zumeist auch eine „Hochbegabung der Sinne“ oder auch Hochsensibilität vor: Die betreffenden Menschen nehmen mehr Sinnesreize wahr als der „Durchschnittsmensch“ und verarbeiten diese intensiver.

Möglicherweise ist dieser verringerte Reizfilter sogar eine der Voraussetzungen für die Entstehung einer intellektuellen Hochbegabung: Säuglinge mit dieser Filterschwäche haben von Beginn ihres Lebens an mehr Eindrücke zu verarbeiten als Kinder mit weniger Reizoffenheit, und bei entsprechender kognitiver Veranlagung lässt die Notwendigkeit, all diese Reize zu verarbeiten, ihr Gehirn schneller und vernetzter reifen, sodass ein stark überdurchschnittliches intellektuelles Potenzial entsteht.

Aus der Hochsensibilität wiederum ergeben sich zwei Umstände, die die Entstehung der o. g. Erkrankungen begünstigen können, denn einige Gegebenheiten in unserer heutigen Gesellschaft machen gerade besonders sensiblen Menschen zu schaffen:

  1. Wer sensibel ist, tappt schnell in die Stressfalle. Leistungs- und Termindruck, hohe Ansprüche und Konkurrenz, Zukunftsangst, Lärm, Hektik, Verkehrsstaus … Unser heutiges Leben setzt einiges an Stressresistenz voraus. Hochsensible Menschen, die Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke, aber auch Stimmungen mit empfindsamen Antennen aufnehmen und diese intensiv verarbeiten, sich häufig viele Gedanken machen und vieles in Frage stellen, laufen leicht Gefahr, in Dauerstress zu geraten. Dass Dauerstress krank machen kann und einen Einfluss auf die Entstehung von hormonellen Störungen, Depressionen, Allergien und Autoimmunprozessen hat, ist allgemein bekannt. Die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse Hashimoto Thyreoiditis etwa, so erklärte mir eine Ärztin, betreffe ihrer langjährigen Erfahrung nach fast immer empfindsame Menschen, die sich um viele Dinge Gedanken und Sorgen machen. Diese Erkrankung wiederum kann Depressionen und Unverträglichkeiten begünstigen und wird oft erst nach Jahren erkannt.
  1. Ein sensibler Geist wohnt in einem sensiblen Körper. Mit der sensiblen Wahrnehmung geht zumeist auch eine körperliche Sensibilität einher. Hochbegabte und hochsensible Menschen scheinen auch körperlich Seismographen der Gesellschaft zu sein: Luftverschmutzung, Elektrosmog, Farb- und Konservierungsstoffe in Nahrungsmitteln, Strahlung, Chemikalien – unsere moderne Welt ist voller Faktoren, die für uns alle ungesund sind. Hochsensible reagieren jedoch offenbar auch auf stoffliche Reize schneller und deutlicher als ihre mit einem stärkeren Reizfilter ausgestatteten Mitmenschen und entwickeln z. B. eine Kontaktallergie, eine Histaminintoleranz oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Meine 32-jährige Klientin Sandra (Name geändert) war vier Monate lang erschöpft und so schwer krank, dass sie kaum noch aufstehen und nicht mehr arbeiten konnte – bis eine für eine Zweitmeinung hinzugezogene Gynäkologin Sandras Verdacht, dass eine direkt vor dieser Erkrankung eingesetzte Kupferspirale zur Verhütung der Grund für diese Symptomatik sein könnte, ernst nahm und die Spirale entfernte. Sandra erzählte mir: „Ich habe mir die Spirale dann entfernen lassen – und der Effekt war unglaublich: Direkt beim Entfernen merkte ich, dass die Kupferspirale wirklich die Ursache für meine Beschwerden gewesen war. Der Unterschied, in welchem Zustand ich die Praxis betreten hatte und wie ich wieder hinauskam, war riesig. Wenige Tage danach war ich wieder fit.“ Ein eindrückliches Beispiel für einen Leidensweg, dessen Ursache ärztlicherseits zunächst nicht erkannt wurde, weil eine solche körperliche Unverträglichkeitsreaktion so selten ist.

Beide oben genannten Varianten – krankmachender Dauerstress und sensible Reaktionen des Körpers – können natürlich auch parallel auftreten. Nicht immer ist es leicht herauszufinden, ob Beschwerden stressbedingt sind oder ob andersherum eine körperliche Erkrankung so viel Kraft raubt, dass die Stresstoleranz herabgesetzt ist. Was aber nicht bedeutet, dass die Betroffenen sich ihre Symptome „nur einbilden“. Bedauerlicherweise wird ihnen jedoch von ratlosen Ärzten oft genau dies vermittelt: Sie seien eingebildete Kranke und könnten sich bestenfalls psychiatrisch behandeln lassen.

Ein weiterer Faktor: Tendenz zur Androgynität mit Affinität zu Autoimmunerkrankungen

Dabei scheint es sogar noch einen weiteren Faktor zu geben, der die Wahrscheinlichkeit von Allergien und Autoimmunerkrankungen bei Hochbegabten erhöht. Offenbar lassen sich hormonelle Besonderheiten während der fötalen Entwicklung von später hochbegabten Menschen feststellen, die oft auch noch im weiteren Lebensverlauf stabil bleiben: Der Testosteronspiegel ist bei Jungen unterdurchschnittlich hoch (in Bezug auf Normwerte bei Jungen), bei Mädchen überdurchschnittlich (in Bezug auf Normwerte bei Mädchen). Dies trägt zu einer hormonell bedingten Beeinflussung der Chromosomen (den Trägern unserer Erbinformation) und in der Folge zu einer andersartigen Hirnentwicklung bei, die unter anderem häufig mit einer Affinität für Autoimmunerkrankungen und Allergien einhergeht.

(Quellen: https://www.hochbegabtenhilfe.de/neurobiologische-forschung-zur-hochbegabung/ und https://www.hautsache.de/Neurodermitis/Forschung/Allergien-und-Hochbegabung-K-Ein-seltenes-Duo.php)

Was kann Coaching zum Gesundwerden und zur Lebensqualität Betroffener beitragen?

Eine bei Hochbegabten also oft angeborene erhöhte Neigung zu Allergien und Autoimmunerkrankungen muss nicht automatisch bedeuten, dass diese auch „ausbrechen.“ Und selbst wenn derartige Erkrankungen bereits bestehen, sind sie oft positiv beeinflussbar oder sogar heilbar. Da Allergien und Autoimmunerkrankungen sowohl körperliche Ursachen haben als auch durch Stress jeglicher Art (auch unverträgliche Nahrungsmittel oder giftige Dämpfe sind „Stress“ für den Organismus) bzw. psychische Belastungen ausgelöst oder verschlimmert werden können, macht es Sinn, ganzheitlich an die Sache heranzugehen, wenn eine Besserung der Beschwerden erreicht werden soll. Ich biete betroffenen hochbegabten und hochsensiblen Klienten deshalb eine ganzheitliche Gesundheitsberatung an, die ich als Ergänzung zu medizinischer Diagnostik und Behandlung sehe und selbstverständlich nicht als Ersatz dafür. So vergewissere ich mich zunächst, ob die Klienten bereits erfahrene Ärzte oder Heilpraktiker an ihrer Seite haben, und spreche ggfs. Empfehlungen hierzu aus.

Gerade bei Allergien, Autoimmunerkrankungen und unerklärlichen Symptomen kann in vielen Fällen eine qualifizierte Ernährungsberatung helfen. Durch eine Ernährungsumstellung können sich Heuschnupfen, rheumatische Beschwerden, Hauterkrankungen und viele andere Symptome bessern. Hier gibt es, und das möchte ich betonen, jedoch nicht die ideale Ernährungsform für alle – sondern es ist wichtig, eine individuell gesundheitsförderliche Ernährung zu finden.

Darüber hinaus können Betroffene ihr Wohlbefinden oftmals steigern und gesünder werden, indem sie ein positiveres Selbstbild entwickeln, Beziehungen in ihrem beruflichen wie privaten Umfeld klären und lernen, eine achtsame und damit gesundheitsfördernde innere Haltung einzunehmen. Hierbei begleite ich sie gern als Gesundheitsberaterin. In meiner Gesundheitsberatung habe ich wiederholt die Erfahrung gemacht, dass die oben angedeuteten drei Ansatzpunkte wesentlich sind:

1. Selbsterkenntnis und Selbstannahme. Die eigene Hochbegabung und ihre Auswirkungen auf die Biografie und Persönlichkeit, auf den bisherigen Berufsweg, auf zwischenmenschliche Beziehungen überhaupt zu erkennen, ist oft ein wichtiger Schritt zur Aussöhnung mit dem eigenen Weg und zur Selbstannahme. „Ich bin anders als andere – aber ich bin nicht falsch“ ist eine Erkenntnis, die die Basis für ein neues Selbstbewusstsein und damit gesundheitsförderlich sein kann. Ebenso entscheidend ist, dann tatsächlich die Erfahrung machen zu können, von anderen Menschen angenommen zu werden und in einen bereichernden Austausch mit diesen zu treten.

Fragen, an denen Klienten und Klientinnen arbeiten können, sind in diesem Zusammenhang:

  • Welche Besonderheiten in meinem bisherigen Leben lassen sich durch eine Hochbegabung erklären?
  • Wer bin ich und wer will ich sein?
  • Gibt es bisher „Ungelebtes“, das ich mit dem Wissen um meine Begabung nun doch verwirklichen kann und will?
  • Wie finde ich die Erlaubnis und Ermutigung, ich selbst zu sein und so zu leben, wie es mir entspricht?
  • Gibt es Menschen, von denen ich mich „erkannt“ fühle und mit denen ich mehr Zeit als bisher verbringen möchte? Fehlen mir noch „passende“ Menschen? Wo könnte ich diese finden?

 „Nicht mehr darüber nachzudenken, ob ich okay bin, sondern mich selbst anzunehmen, meine Freude und Begeisterung mit anderen zu teilen: Das hat für mich alles geändert. Ich sprudele oft richtig vor Energie und gehe jeden Tag mit Lust und Freude an. Ob es daran liegt, weiß ich nicht, aber jedenfalls sind sowohl mein Heuschnupfen als auch meine Rückenbeschwerden in den letzten Jahren immer besser geworden“, erzählte mir erst neulich eine frühere Klientin.

2. Krankmachende und gesundheitsförderliche Lebensumstände erkennen und neu gestalten. Als Systemische Beraterin interessiert mich der Blick auf krankmachende wie auch gesundheitsförderliche Umstände im Job, in Beziehungen, in der Familiengeschichte. Hochbegabte entsprechen nicht der Norm – und ecken deshalb häufig an mit ungewöhnlichen Ideen, Aktivitäten, Fragestellungen und Lösungsansätzen, was sowohl im Job als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen ganz allgemein zu offenen oder verdeckten Konflikten und zu nagenden Selbstzweifeln führen kann. Oft lässt sich sogar ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Beginn dieser Konflikte und dem Auftreten gesundheitlicher Beschwerden beobachten. Manchmal ist auch ein Blick in die eigene Familienbiografie hilfreich, um Übertragungen bestimmter Themen von früheren auf nachfolgende Generationen aufzudecken und um mit diesen alten Themen abzuschließen, sich davon zu befreien und in einigen Fällen auch hierdurch gesundheitliche Verbesserungen zu erreichen. (Die Ärztin Dr. med. Birgit Hickey hat aus dieser Erfahrung heraus Medizin und Systemische Therapie in ihrer Praxis seit vielen Jahren zur „Systemischen Medizin und –Familientherapie“ verknüpft.)

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Fragen, die hier weiter führen können, sind etwa:

  • Gibt es in meinem gegenwärtigen Leben Aufgaben, Beziehungen oder sonstige Umstände (im Job oder privat), die ich als besonders belastend empfinde?
  • Haben diese Schwierigkeiten meinem subjektiven Empfinden nach einen Einfluss auf meine Gesundheit?
  • Möglicherweise ganz konkret: Was ist für mich „zum Kotzen“? Wo ist „dicke Luft und kann ich kaum atmen“? Was bereitet mir „Kopfzerbrechen“?
  • Gibt es unzureichend geklärte Themen in früheren Generationen meiner Familie, die ich möglicherweise „stellvertretend“ zu meinen eigenen Themen gemacht habe und die mich belasten?

Wenn krankmachende Lebensumstände sowie gegenwärtige Konflikte oder schwierige Themen in der Familienbiographie erst einmal als wichtige Faktoren ausfindig gemacht worden sind, lässt sich gut mit systemischen Methoden an Lösungen und Veränderungen arbeiten. Als Beraterin wäge ich hier ab, welche Themen im Coaching angegangen werden können und in welchen Fällen eher der Verweis an eine Therapeutin oder einen Therapeuten angezeigt ist.

3. Zu einer achtsamen inneren Haltung finden. Achtsamkeit, das urteilsfreie Wahrnehmen und Erleben des Augenblicks, das Annehmen des Lebens, so, wie es gerade ist, hilft ungemein dabei, aus lähmenden und krankmachenden Gefühls- und Gedankenstrudeln auszusteigen. Und gerade negatives Gedankenkreisen ist etwas, das viele Hochbegabte nur allzu gut kennen. Darauf angesprochen, höre ich zum Beispiel: „Stimmt, über dieses Problem mache ich mir pausenlos Gedanken, ohne dabei eine Lösung zu finden.“ Kummervolle Gedanken und Gefühle werden im Sinne der Achtsamkeit durchaus wahrgenommen und nicht unterdrückt. Die Kunst ist jedoch, destruktive Gedanken weiterziehen zu lassen, statt sie immer wieder neu „aufzukochen“. Daran lässt sich im Coaching gemeinsam arbeiten.

Interessante Fragen sind hier z. B.:

  • Was trägt dieser Gedanke dazu bei, dass ich ein glückliches und erfülltes Leben führen kann?
  • Wann, wie und wo könnte ich mich gezielt mit dem Problem beschäftigen, um Lösungsmöglichkeiten zu finden?
  • Was könnte ich in der übrigen Zeit tun, statt mich mit dem Problem zu beschäftigen?

Wenn wir achtsam leben, sind wir im Kontakt mit uns selbst und dem eigenen Körper und spüren, was uns guttut und was nicht. Das betrifft z. B. auch die Ernährung: Die anfangs genannte für unheilbar befundene Migränepatientin etwa fand selbst heraus, dass sie bei einer histamin- und kohlenhydratarmen Ernährung beschwerdefrei ist. Ein achtsames Beobachten ihrer Symptome half ihr dabei.

Hier droht allerdings eine Falle: Einerseits ist es für hochsensible Menschen oft unerlässlich, sich selbst zu beobachten und selbst zu gesundheitlichen Fragen zu recherchieren, um individuell hilfreiche Lösungen zu finden, die in der Arztsprechstunde nicht erkannt werden. Andererseits aber besteht die Gefahr, dass Hochbegabte und Hochsensible es mit der Selbstbeobachtung und Gesundheitsrecherche übertreiben – und ihre Gelassenheit und das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte ihres Körpers im Streben nach Optimierung verlieren.

Vor diesem Hintergrund bedeutet Achtsamkeit, zu erkennen, dass wir die Wahl haben, worauf wir unseren Fokus richten: Trotz vorhandener Beschwerden und Sorgen können wir unsere Aufmerksamkeit auch auf das richten lernen, was funktioniert und was uns Kraft gibt, statt uns ständig um die Krankheit zu drehen. So erleben wir wieder mehr Leichtigkeit und Lebensfreude, was sich wiederum positiv auf die Selbstheilungskräfte auswirkt. Und selbst wenn Heilung nicht zu erwarten ist, hilft Achtsamkeit dabei, trotz Krankheit Lebensqualität zu erfahren.

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Um eine achtsame Haltung wirklich zu verinnerlichen, empfiehlt sich die Teilnahme an einem achtwöchigen MBSR-Kurs (MBSR = Mindfulness Based Stress Reduction).

Fazit: Vom neuen Blickwinkel zu konkreten Schritten – so lassen sich Gesundheit und Lebensqualität verbessern

Alle drei zuvor genannten Punkte sind gewissermaßen das Handwerkszeug, das wir nutzen können, um damit Dinge in unserem Selbstkonzept und im eigenen Alltag so zu verändern, dass ein Gesundwerden überhaupt möglich ist:

  • Die Erkenntnis der Hochbegabung macht Mut „so zu sein, wie ich bin“, und befreit dazu, das eigene Licht „unterm Scheffel hervorzuholen“ und mit der Welt zu teilen.
  • Der systemische Ansatz hilft, Beziehungen und Verstrickungen zu klären, an deren Lösung wir dann im Coaching arbeiten können.
  • Die Achtsamkeit lässt uns spüren, was uns nährt und wohltut und was nicht, und zeigt uns Handlungsspielräume auf, sowohl was die Welt unserer Gedanken und Gefühle betrifft, als auch in Beziehungen mit anderen Menschen.

So bedeutet Gesundheitsberatung letztlich, den hochbegabten Klientinnen und Klienten dabei zur Seite zu stehen, im eigenen Leben aufzuräumen: Unpassendes zu reduzieren und Wohltuendes einzubauen bzw. wachsen zu lassen. Das schließt alle Lebensbereiche ein.

 

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© Sabine Braungart

Über die Autorin:

Andrea Schwiebert ist Systemische Beraterin mit eigener Praxis in Münster. Sie arbeitet als Coach für hochbegabte und vielseitig begabte Erwachsene.

Bei Junfermann ist von Andrea Schwiebert Kluge Köpfe, krumme Wege? Wie Hochbegabte den passenden Berufsweg finden (2015) erschienen.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.