Sommerzeit – Winterzeit: Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf unseren Schlaf aus? Ein Interview mit Konstanze Wortmann

Über den Sinn der alljährlichen Zeitumstellung – im Frühjahr eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück – wird viel gestritten. Ursprünglich zum Zweck der Energieeinsparung eingeführt, mehren sich die Stimmen, die negative gesundheitliche Auswirkungen dieser Maßnahme befürchten.
Im Folgenden kurzen Interview nimmt die Schlafexpertin Konstanze Wortmann Stellung zum Thema Sommerzeit – Winterzeit.

 

In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnten wir unsere Uhren eine Stunde zurückstellen. Eine Stunde mehr Schlaf also in dieser Nacht. Was sagen Sie als Schlafexpertin dazu?

Erst einmal habe ich Mitgefühl mit den Menschen, die in dieser Nacht arbeiten und dadurch in der Regel eine Stunde länger ihren Dienst tun. Menschen in den Krankenhäusern, Zugbegleiter, Polizistinnen und Polizisten, Menschen in der Fertigung.
Von Samstag auf Sonntag eine Stunde mehr Schlaf hört sich sehr komfortabel an. Dies verstärkt jedoch eigentlich nur den Sonntag-Montag-Jetlag. Generell wird die Nacht von Sonntag auf Montag hinsichtlich ihrer Schlafqualität als schlechter bewertet. Man ist noch relativ gut ausgeschlafen vom Wochenende, geht früh ins Bett um am Montag wieder fit zu sein. Doch während des Einschlafens türmt sich die Arbeitswoche vor dem geistigen Auge auf – und der Schlaf will nicht kommen. Von dieser schlechten Nacht gerädert, beginnt man montags seinen Arbeitsalltag.
Deshalb wird m.E. die Zeitumstellung zusätzlich als belastend wahrgenommen.

 

Die eine Stunde im Frühjahr, die uns bei der Umstellung auf die Sommerzeit „geklaut“ wird, empfinden viele Menschen als schlimm. Dabei ist es doch nur eine Stunde. Welche Auswirkungen hat das auf unseren Organismus?

Unsere „innere Uhr“ folgt immer den gleichen natürlichen Gesetzen. Organisch soll diese innere Uhr im suprachiasmatischen Nucleus verortet sein. Das ist ein kleines Bündel von Zellen im Gehirn, in der Nähe der Sehnervenkreuzung. Neue Erkenntnisse sprechen dafür, dass die innere Uhr in jeder Körperzelle „informiert“ ist. Zudem wird sie beeinflusst durch das Licht, soziale Gewohnheiten und unsere Mahlzeiten.
Unser Organismus ist recht flexibel und anpassungsfähig. Die Zeitumstellung irritiert ihn kurz in seiner natürlichen Rhythmik, dann aber setzen sich die natürlichen Vorgänge wieder durch – solange es bei dieser einen Stunde bleibt. Problematisch ist daran, dass der Alltag uns häufig nicht die Möglichkeit gibt diesen Anpassungsprozess zu unterstützen. Und das ist es, was dann eigentlich als schlimm empfunden wird.
Und grundsätzlich git: Ein Leben gegen unsere innere Uhr, bzw. die Ignoranz dieses inneren Taktgebers, macht auf die Dauer krank.

Merken Sie die Zeitumstellung auch in Ihrer Arbeit in der Schlafschule?

Nein, die Zeitumstellung ist für unsere Schlafschüler nicht das Problem. Sie leiden vorwiegend unter den Grübeleien während der Wachliegezeiten in der Nacht. Deshalb werden sie auch darin ermuntert, das Bett sofort zu verlassen, falls sie wachliegen und grübeln. Damit soll der Organismus das Grübeln in der Horizontalen wieder verlernen.

 

Gibt es überhaupt irgendeinen guten Grund für die Zeitumstellung?
Da fällt mir persönlich nur das gemütliche Zusammensein mit Freunden im Sommer zu später Stunde auf der Terrasse ein, wenn es noch lange hell ist.

Konstanze Wortmann

Konstanze Wortmann, fachliche Leitung der Schlafschule-Unna, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Kinesiologin, Hypnotherapeutin, niedergelassen in eigener Praxis, Sounder Sleep System-Senior Teacher, Dozentin in der kollegialen Fortbildung und Erwachsenenbildung im Gesundheitsbereich sowie in der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Im September 2015 erschien bei Junfermann ihr Buch Wege in den erholsamen Schlaf.

Raus aus dem Tief

Wie wir in schwierigen Zeiten unser Leben wieder auf Kurs bringen können

Von Sabine Claus

„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“

(Max Frisch)

Ereignisse wie die Kündigung des Arbeitsplatzes, eine nicht bestandene Prüfung, eine Trennung, Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen können uns vollkommen aus der Bahn werfen. Nichts ist mehr so, wie es vor dem Ereignis war.

Vielleicht durchleben auch Sie gerade eine schwierige Zeit. Vielleicht gab es ein negatives Ereignis, das Ihre bisherigen Pläne, Ziele und Wünsche beeinflusst. Vielleicht fühlen Sie sich aber auch scheinbar ganz ohne Grund energie- und kraftlos.

Die Art und Weise, wie wir ein einschneidendes Ereignis verarbeiten, ist individuell höchst unterschiedlich. Viele Menschen erleben einen Zusammenbruch, von dem sie sich über Monate oder sogar Jahre nicht erholen können. Ihre Genesung scheint blockiert. Das Leben hat an Ausrichtung verloren. Die innere Verbindung zu dem, was man sich wünscht und einem guttun könnte, ist unterbrochen. Diese Verbindung gilt es wieder herzustellen, und die große Frage lautet natürlich: Wie kann dies gelingen?

Leichter gesagt als getan: liebevoll mit sich selbst umgehen

Menschen, die gerade eine Krise durchleben, haben nicht nur mit der Situation an sich zu kämpfen, sondern vor allem mit sich selbst. Zur Tragik der Situation addiert sich die Selbst-Verurteilung. Sätze wie „Ich bin nichts mehr wert“, „Ich kriege ja gar nichts auf die Reihe“ oder „Ich falle anderen zur Last“ bestimmen ihr Denken. Doch was bewirken solche Gedanken? Bei genauerer Betrachtung erkennen wir: Sie tun weder gut, noch ermöglichen sie eine Veränderung der Situation. Selbst-Verurteilung bewirkt nur Leid oder sogar die Verschlimmerung des Leidens.

Wie wohltuend wäre es hingegen, sich in Krisenzeiten selbst eine gute Freundin, ein guter Freund zu sein? Selbst wenn es nicht danach aussieht: Hier bestehen echte Wahlmöglichkeiten! Verurteile ich mich für mein Schwachsein? Oder stehe ich mir selbst verständnisvoll bei? Die achtsame Fürsorge für sich selbst ist eine Frage des Bewusstseins und lässt sich einüben. Ein solcher liebevoller Umgang mit seinem eigenen Selbst beinhaltet beispielsweise das behutsame Erspüren eigener Bedürfnisse und Wünsche, die durch seelisches Leid verschüttet sind.

Akzeptanz der Krisensituation: der erste Schritt hinaus aus dem Tief

Wie können wir den Zugang zu unseren Wünschen wieder herstellen, wenn durch Kummer, Sorge und Schmerz alles dumpf geworden ist? Auch wenn es in solchen Zeiten paradox anmutet, kann man es nicht oft genug wiederholen: Wir haben immer die Wahl. Bestrafe ich mich selbst mit Verurteilung und Selbstanklage? Verharre ich in Erstarrung und fühle mich als Opfer der Umstände? Oder bin ich sorgsam mit mir selbst und meinen Bedürfnissen?

Es kann (und darf) einige Zeit in Anspruch nehmen, um zu der Entscheidung zu gelangen, dass sich am jetzigen bodenlosen Zustand etwas ändern soll.

Der erste Schritt besteht im Akzeptieren der momentanen Situation. Im Allgemeinen fällt es uns schwer, das Beängstigende, das Traurige, das Mutlose oder was auch immer es ist, das uns am Boden hält, anzunehmen. Es ist uns fremd. Wir wollen es nicht haben. Es macht uns Angst. Es lähmt uns. Da wir in unserer auf Tempo und Erfolg getrimmten Gesellschaft vor allem gelernt haben, Schritt zu halten und „zu funktionieren“, steht uns in schwerer Zeit wenig Orientierung zur Verfügung. Viele Menschen haben verinnerlicht, dass Schwäche und ein Gefühl des Nicht-mehr-Weiterwissens nicht zu ihnen selbst gehören dürfen. Redewendungen und Floskeln wie „Das wird schon wieder!“ oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ werden zwar von Mitmenschen in guter Absicht ausgesprochen, bewirken jedoch meist das Gegenteil: Sie verhindern, dass wir das Schwere annehmen, und führen dazu, dass wir wegsehen, ignorieren, nur noch eine Rolle spielen und nicht mehr wir selbst sind.

Wenn wir mit der Schwere in Kontakt treten, wird es leichter

Stellen wir uns das Schwere wie eine leibhaftige Person vor, die uns sehr nahe steht. Wie würde sich diese Person fühlen, wenn wir sie nicht ernst nehmen, ignorieren oder wegdrängen würden? Es würde ihr wohl noch schlechter gehen. Sie würde vielleicht weinen und uns in der Hoffnung auf Trost hinterherlaufen. Oder sie würde resignieren, sich von uns abwenden und in uns als ungutes Gefühl und schlechtes Gewissen weiterleben. Wann würde es der Person besser gehen? Wenn wir sie in ihrem Kummer ernst nehmen würden, sie liebevoll umarmen, ihr zuhören, sie ohne gute Ratschläge trösten, einfach für sie da sein würden. Deshalb sollten wir versuchen, so viel wie möglich über das Dunkel in uns zu erfahren. Und das gelingt uns nur, wenn wir es als einen Teil von uns selbst annehmen. Als einen Teil, der uns vielleicht unbekannt ist oder uns Angst macht. Denn nur, was angenommen ist, kann wieder losgelassen werden.

Zurück ins Leben durch Klagen und Trauern

Wie aber kann uns der Umgang mit dem Schweren gelingen? Wie kann Akzeptieren aussehen? Offen ausgelebte Trauer hat in unserer Gesellschaft leider kein gutes Image. Dennoch ist es wichtig, seinen Raum für das Trauern und Klagen zu finden, um anschließend wieder frei für das Leben zu werden. Zugleich müssen wir hier bewusst eine Unterscheidung treffen: Denn Klagen oder Trauern hat nichts zu tun mit lautem oder innerlichem Jammern. „Jammern als Dauerzustand, um nichts verändern zu müssen. Jammern, um meine Verwandlungsmöglichkeiten gar nie ausschöpfen zu wollen. Jammern, um mir und anderen zu bestätigen, dass es da nichts zu machen gibt“, wie es der Theologe Pierre Stutz in seinem Buch Alltagsrituale beschreibt (Stutz, 1998, S. 54). Und er weiß: „Eine lebensfördernde Haltung steckt dagegen im Klagen.“

Zwischen Jammern und Klagen besteht ein Unterschied. Das Klagen drückt vor allem Schmerz aus, während das Jammern bzw. das Sich-Beklagen ein Ausdruck von Unzufriedenheit ist. Klagen schließt nur gelegentlich eine Schuldzuweisung mit ein, während Jammern implizit oder explizit eine Beschuldigung enthält. Beim Jammern werden andere oder eine Sache für den eigenen Missstand verantwortlich gemacht. Im Unterschied zum Jammern verfolgt das Klagen ein Ziel: Es ist ausdrucksstark und ein bewährtes System, der Trauer oder Enttäuschung Luft zu machen, um anschließend einen Schritt weiter zu gehen. Das Prinzip des Klagens: „Ich erzähle dir von meinen Sorgen, löse sie aber allein.“ Beim Jammern hingegen kann es heißen: „Ich bin so arm dran, andere oder die Umstände sind daran schuld.“ Jammern kann der Selbstdarstellung dienen, während Klagen vor allem Erleichterung schaffen soll.

Wenn wir uns das Klagen dauernd verbieten, wird es sich durch den Hintereingang wieder anschleichen. Das Grübeln wird nicht aufhören, der Kopf wird nicht frei werden. Wer hingegen bewusst klagt, nimmt das Schwere in sich und damit sich selbst in seiner Ganzheit an. Das ist die Voraussetzung dafür, auch wieder loslassen zu können.

Inseln des Klagens begünstigen das Loslassen

Bitte probieren Sie die erleichternde Wirkung des Klagens selbst aus. Stellen Sie sich hierfür z. B. eine Ihnen wohlgesonnene Person vor oder richten Sie Ihre Klagen an Gott, an eine höhere Macht oder Mutter Erde. Sprechen Sie laut und so lange, bis Sie sich „ausgeklagt“ haben. Das kann eine Minute dauern oder eine halbe Stunde oder länger. Sie werden sich anschließend erleichtert und freier fühlen. Außerdem werden Sie auch besser diejenigen Dinge erkennen können, über die Sie sich freuen oder für die Sie dankbar sind. Ihre Empfindungen werden wieder lebendiger und konturenreicher werden.

Nachfolgend finden Sie einige weitere Inspirationen, die das Annehmen des Schweren erleichtern und damit den Prozess des Loslassens begünstigen:

  •  Planen Sie sich bewusst Zeiten des Trauerns und des Klagens am Tag ein und gehen sie dann auch wieder zu anderen Dingen über. Diese geplanten Trauerräume helfen, zum einen der Trauer wirklich Raum zu geben und zum anderen nicht in ihr zu versinken.
  • Richten Sie sich nach dem Tod eines geliebten Menschen einen Ort ein, wo ein Foto oder ein Symbol, das Sie verbindet, steht. Zünden Sie regelmäßig eine Kerze an oder stellen Sie eine Blume auf, um Ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
  • Schauen Sie sich gemeinsam mit anderen Fotos der vergangenen Zeit an, die Sie betrauern. Weinen Sie und lachen Sie gemeinsam.
  • Geben Sie bei einer Trennung oder Kündigung Gegenstände, die Sie an den Menschen oder die alte Stelle erinnern und die Sie nicht mehr bei sich haben möchten, bewusst zurück oder weg.
  • Falls Sie bemerken, dass Sie nicht richtig trauern können, ihnen die Tränen versagen, obwohl sie weinen möchten, können Sie sich einem Musikstück hingeben. Es kann sehr befreiend sein, über einen bestimmten Zeitraum hinweg seinen Emotionen freien Lauf zu lassen.

Wie lange die Zeit des Klagens und Trauerns ist, die wir benötigen, um loslassen zu können, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Beim Tod eines geliebten Menschen spricht man vom Trauerjahr. Auch Krankheit, eine (berufliche oder private) Niederlage, Trennungen oder Kündigungen benötigen Zeit, um sie zu begreifen und anzunehmen. Was gerade an der Zeit ist, können nur wir selbst erspüren.

Klagen in Wünsche verwandeln, um dem Leben wieder Richtung zu geben

Nur Sie allein wissen, wann der richtige Moment gekommen ist, um einen neuen Schritt zu gehen. Wenn wir merken, dass sich in schwerer Zeit etwas in uns regt, können wir über unser Klagen eine neue Verbindung zu unseren inneren Wünschen herstellen. Denn hinter jeder Klage liegt auch ein Wunsch verborgen.

Wenn wir eine schwere Krankheit beklagen, verbirgt sich dahinter vielleicht der Wunsch, einen tieferen Sinn darin zu erkennen. Wenn wir den Tod eines geliebten Menschen beklagen, entsteht vielleicht nach einer Phase des Trauerns der Wunsch, die gemeinsam verbrachte Zeit in dankbarer Erinnerung zu bewahren. Wenn wir eine Trennung beklagen, könnte es sein, das sich nach einer gewissen Zeit der Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung in uns regt. Wer den Verlust seines Arbeitsplatzes beklagt, der aufgrund einer Umstrukturierung wegrationalisiert wurde, wünscht sich neben der Sicherung seiner materiellen Existenz vielleicht auch mehr Einflussmöglichkeiten und eigene Gestaltungsspielräume.

Manchmal benötigt es auch (professionelle) Hilfe, um diese Verbindung zu den eigenen Wünschen wieder herstellen, um wieder in einen liebevollen Dialog mit sich selbst treten zu können. Suchen Sie sich diese Unterstützung, denn Sie tragen die Verantwortung für sich!

Die Chance in schwerer Zeit: mit uns selbst vertrauter werden

Die Zeit des Trauerns und Klagens trägt demnach die große Chance in sich, uns mit unseren tiefsten Wünschen noch vertrauter zu machen, uns selbst noch besser kennenzulernen und unser Leben neu ausrichten zu können.

Um die Wünsche hinter unserem Klagen zu erfassen, können wir zunächst unsere Klagen aussprechen und aufschreiben.

„Ich beklage, dass … Außerdem beklage ich, dass …“

Anschließend können wir vorsichtig und aufrichtig versuchen, unsere tiefen und wahren Wünsche zu ergründen, die hinter jeder Klage verborgen sind.

„Ich beklage, dass … und zugleich wünsche ich mir …“

Diese Arbeit kann sehr intensiv sein. Möglicherweise führt sie uns sehr nah zu uns selbst und auf den Grund unserer Seele.

Man könnte sich eine Liste mit den Wünschen, die sich hinter unseren Klagen verstecken, anlegen. Nach und nach sollten wir prüfen, welche dieser Wünsche wir loslassen möchten oder vielleicht sogar müssen. Alles, was unerfüllbar oder unwiederbringlich verloren ist, und alles, was uns noch daran bindet, dürfen wir loslassen. Um den Prozess des Loslassens zu erleichtern, bietet sich ein Ritual an, z. B. das Verbrennen der aufgeschriebenen unerfüllbaren Wünsche auf Papier oder auf Holz.

Ein belgisches Sprichwort kann beim erneuten Prüfen unserer Wunschliste hilfreich sein: „Die hilfreichste Hand hängt an deinem eigenen Arm.“ Welchen Wunsch können wir uns aus eigener Kraft erfüllen? Die Erfüllung welchen Wunsches wäre realistisch? Die Erfüllung welchen Wunsches würde das Leben erhellen und vielleicht sogar glücklich machen?

Nun geht es darum, den ersten Schritt zu tun. Sich selbst einen kleinen Wunsch zu erfüllen ist der erste Schritt raus aus dem Tief, zurück in ein selbstbestimmt und bewusst geführtes Leben.

 

Mehr zum Thema Wunscherfüllung können Sie in „Mein allerbestes Jahr – Ziele erreichen, dem Leben Richtung geben“ lesen, das ab dem 23. Oktober 2015 im Handel erhältlich ist.

Haben Sie direkt Fragen? Oder Anmerkungen, was Ihnen dabei geholfen hat, schwere Zeiten zu meistern? Dann schreiben Sie uns. Wir freuen uns auf einen Austausch.


 

  Über die Autorin

Sabine Claus ist Master of Advanced Studies in Coaching & Organisationsberatung und Dipl. Betriebswirtin (BA). Seit 1998 im Berufsleben stehend und seit 2001 als Beraterin tätig, hat sie mehr als 5000 Menschen in rund 100 Organisationen begleitet. Sie hilft Teams in Veränderungsprozessen und unterstützt Menschen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Weitere Informationen finden Sie unter www.sabineclaus.ch oder www.meinallerbestesjahr.ch.

Frankfurter Buchmesse 2015: The same procedure as every year?

Gibt es eigentlich noch irgendetwas Berichtenswertes von der Frankfurter Buchmesse, über das wir nicht hier im Blog schon viele Male geschrieben hätten? – Wir waren dort, hatten viele Gespräche, Autorinnen und Autoren haben uns am Stand besucht …

Etwas in diesem Jahr war schon anders, denn die diesjährige Messe wurde uns als eine Messe der kurzen Wege angekündigt. Die etwas weiter draußen liegende Halle 8 war nicht belegt und die dort traditionell ausstellenden fremdsprachigen Verlage waren erstmals in den Hallen 4 und 6 untergebracht worden. Und für mich, die früher viele Termine in Halle 8 hatte, waren die Wege tatsächlich etwas kürzer. Allerdings: Hatte ich früher alle Kontaktpersonen unter einem Dach, so musste ich nun zwischen den Hallen 4 und 6 pendeln.

Junfermann-Messestand 2015

Doch wie gefiel es den Austellern selbst? Neugierig fragte ich meine Gesprächspartnerinnen und -partner. Ziemlich gut gefiel es den Kolleginnen von Taylor & Francis. Als viel belebter empfand es Kathy Kuehl von Guilford. Und Dorothy Smyk von New Harbinger meinte, mehr im Herzen der Messe gelandet zu sein. Sie vermisse allerdings den – wenn auch geringen – Einfall von Tageslicht aus Halle 8.

Durch die Neu- und Umverteilung der Standplätze waren auch viele deutsche Verlage nicht mehr an der gewohnten Stelle zu finden. Blind drauf zulaufen, wie in den zurückliegenden Jahren, war nicht mehr, auch nicht für alte Messehäsinnen wie mich.

Gastland Indonesien

Neu ist in jedem Jahr auch der Gastlandauftritt. In diesem Jahr wurde uns Indonesien vorgestellt, mit seinen mehr als 12.000 großen und kleinen Inseln. Hätten Sie auf Anhieb indonesische Autorinnen oder Autoren nennen können, vor oder nach der Buchmesse? – Mehr Gewürze, mehr Tourismus, Natur und traditionelles Schattenspiel, weniger Literatur: Das ist mein Fazit nach dem Besuch der Indonesienpräsentation.

Doch natürlich gab es – wie in jedem Jahr – viele Gespräche, darunter auch sehr

Monika Köster und Antje Abram

interessante. Am Freitag besuchten uns viele Autorinnen und Autoren: Antje Abram war da, Horst Lempart, Michael Huppertz und Fabienne Berg. Den kürzesten Weg hatte Christine Rost; sie kam mit dem Fahrrad. Und erstmals lernten wir Doris Klappenbach persönlich kennen, nachdem wir seit 10 Jahren mit ihr zusammenarbeiten. Auch aus etwas Altem können also manchmal neue Impulse hervorgehen, kann vielleicht Neues entstehen.

Horst Lempart freut sich über sein Buch am Messestand

„Alles steht Kopf“: ein Gespräch mit Dirk W. Eilert zum neuen Disney-Film

Seit dem 1. Oktober 2015 läuft ein neuer Film aus der Disney-Pixar-Welt in unseren Kinos. Erwartungsgemäß tummeln sich auf der Leinwand einige bunte Figuren, die man einfach gern haben muss. Es gibt aber eine Besonderheit: Die Hauptfiguren sind fünf menschliche Basisemotionen: Freude, Wut, Angst, Ekel und Kummer. Sie leben im Kopf eines elfjährigen Mädchens.

Unser Junfermann-Experte für Fragen rund um das Thema Emotionen ist Dirk W. Eilert. In seinem Buch Mimikresonanz. Gefühle sehen – Menschen verstehen beschreibt er ebenfalls menschliche Basisemotionen und wie wir sie in der Mimik erkennen können.

 

Dirk W. Eilert

Herr Eilert, was mussten Sie tun, damit Disney Ihr Thema aufgreift und in einen Film verpackt ;-)?

[Lacht] Für mich ist dieser Film ein Ausdruck dafür, dass die Zeit reif für das Thema ist. Emotionen kommen immer mehr ins Gespräch. In der psychologischen Forschung des 20. Jahrhunderts waren sie eher ein „Pfui-Thema“, weil Emotionen schwer greifbar waren. Diese Zeit ist allemal vorbei. Wie wir an „Alles steht Kopf“ sehen, beschäftigt sich heute nicht nur die Forschung sondern auch Hollywood mit Konzepten, wie Menschen ihre Emotionen verstehen können und wie sie lernen können, mit ihnen auf eine gesunde Weise umzugehen. Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der emotionalen Intelligenz.

Sie haben den Film schon gesehen? Lohnt er sich?

Ich habe ihn sogar schon zweimal gesehen und gleich schaue ich ihn mir ein drittes Mal mit meinen Kindern an. Also, er lohnt sich auf alle Fälle. Jeder Film hat ja drei Ebenen: eine Handlungsebene, eine Informationsebene und eine Bedeutungsebene. Was die Handlungsebene betrifft: Der Film ist wirklich lustig, voller Gags. Wobei ich sagen muss: Ich habe mehr auf die Informations- und auf die Bedeutungsebene geachtet. Und hier ist der Film extrem lohnenswert. Die Informationsebene ist gespickt mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über Emotionen. Hier vermittelt der Film Wissen, das nicht nur für Coaches und Trainer spannend ist, sondern für jeden, der lernen möchte mit Emotionen gesünder umzugehen.

Es kann ja anstrengend sein, wenn aus einer Idee großes Kino werden soll. Die Geschichte leidet oft, weil ein starres Konzept im Hintergrund steht. In diesem Fall nicht?

Nein, überhaupt nicht. Natürlich werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse vereinfacht; schließlich ist es ein Unterhaltungsfilm. Und trotzdem ist alles extrem gut recherchiert und wurde lange vorbereitet. Pete Docter, der Regisseur, hat fünf Jahre an diesem Film gearbeitet. Und als Vorbild für Riley – das elfjährige Mädchen, das neben den fünf Emotionen die Hauptperson des Films ist – hat er seine eigene Tochter genommen.

Doch ich möchte nochmal auf die Bedeutungsebene kommen, auf die zentrale und sehr wertvolle Botschaft dieses Films. Die lautet nämlich: Jede Emotion hat eine wichtige und positive Funktion für unser Leben. Nur wenn wir all unsere Emotionen wertschätzen und einen Zugang zu ihnen haben, kann ein glückliches Leben gelingen. Darauf gehe ich auch in meinem Videoblog genauer ein.

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Nicht nur die Freude hat also eine positive Funktion für unser Leben. Es ist sogar so, dass Menschen, die beruflich zum Lächeln gezwungen werden, depressiv werden können. Das hat man in einer Studie z.B. bei Servicekräften herausgefunden. Wenn man den ganzen Tag freundlich sein muss und deshalb ständig ein gezwungenes Lächeln aufsetzt, kann das verheerende Folgen für die emotionale und körperliche Gesundheit haben. Ein freiwilliges Lächeln hingegen wirkt positiv auf unsere Gefühlslage und den Körper. In der Kindererziehung hört man manchmal Sätze wie: „Ein fröhliches Kind ist ein gutes Kind.“ Fröhlichkeit wird erwartet und gewünscht, die anderen Emotionen eher nicht. Die Eltern tun dann alles, nur damit ihr Kind fröhlich ist. Natürlich tun sie das aus einer guten Absicht heraus, aber genau hier liegt das Paradoxon: Nur wenn wir jede Emotion wertschätzen – auch eine vermeintlich „negative“ wie Trauer –, können wir wahrhaft glücklich sein. Dies wird sehr schön in „Alles steht Kopf“ aufgegriffen.

Der Kernkonflikt im Film findet nämlich zwischen Freude und Kummer statt. Freude beansprucht viel Platz für sich, will den Platz von Kummer deutlich begrenzen. Dann stellt Freude aber nach und nach fest, dass Kummer durchaus eine wichtige Funktion und einen Wert hat. Als Riley z.B. in einem Eishockey-Spiel das entscheidende Tor nicht macht, sorgt Kummer dafür, dass sie Zuwendung erfährt und wieder aufgebaut wird.

Auf der Handlungsebene ist der Film übrigens eine lupenreine Heldenreise, die Freude durchlebt. Am Ende – und das finde ich sehr schön – haben dann alle fünf Emotionen ihren Platz am Steuerpult. Sie sind jetzt gleichberechtigt.

Paul Ekman und Dacher Keltner waren als wissenschaftliche Berater beteiligt. Merkt man das?

Das merkt man, denn es finden sich fünf der sieben von Ekman definierten Basisemotionen im Film. Aus Trauer (im Original „Sadness“) hat man in der deutschen Version leider Kummer gemacht. Kummer enthält aber auch Aspekte der Angst – und deshalb bin ich mit dieser Bezeichnung nicht ganz so glücklich. Die Filmfigur „Ekel“ trägt auch Züge der Grundemotion Verachtung, hat also quasi eine Doppelrolle. Einzig Überraschung fehlt auf der Besetzungsliste, was aber verständlich ist. Überraschung ist erstens neutral und tritt zweitens immer nur ganz kurzzeitig auf, als Zwischenstation zu einer anderen Emotion, z.B. Freude oder Angst.

Dann zum Abschluss noch die Frage: Die Emotionen, auch die gemeinhin als unangenehm geltenden, werden zu mehr oder weniger knuddeligen bunten Figuren. Mir hat es die Wut angetan, meine Kollegin mag den Kummer. Meinen Sie, dass der Film dazu beitragen kann, dass Menschen allgemein besser mit ihren „schwierigen“ Gefühlen umgehen können?

Die Personifizierung von Emotionen in Form von Animationsfiguren hilft Menschen eindeutig, ihre Gefühle besser zu verstehen und wertzuschätzen. So werden sie greifbar und man kann anders über sie sprechen. In meinen Vorträgen arbeite ich deshalb jetzt auch viel mit diesen Figuren.

Der Film schreit übrigens geradezu nach einer Fortsetzung. Bislang spielten ja Freude und Kummer die Hauptrollen, doch auch die anderen Emotionen kommen garantiert noch zum Zug. Auf dem Steuerpult taucht am Ende des Films z.B. plötzlich ein neuer Knopf auf, der „Pubertät“ heißt. „Pubertät? Was ist das denn?“, fragt Ekel. Und die anderen Emotionen antworten im Chor: „Keine Ahnung. Der ist nicht wichtig.“

Dann haben wir ja etwas, auf das wir uns freuen können. Das ganze Junfermann-Team wird sich den Film übrigens am Montag anschauen. Und ich bin gespannt, wie Ihre Kinder ihn so fanden. Sie werden bestimmt nicht erster Linie auf die Informations- und Bedeutungsebene schauen, sondern eher auf die Handlungsebene.