Corona-Tagebuch, Teil 7: Der Frosch mit der Maske

Anfang März, vor dem Shutdown (ja, es gab eine Zeit davor!), war ich auf dem Weg in die Innenstadt. Kurz hinter einer Unterführung begegnete mir ein seltsames Wesen: Mund und Nase waren vollständig von einer Schutzmaske bedeckt, deren obere Kante bis unter die große Brille reichte. „Der Frosch mit der Maske“ schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf. Und da die alten Edgar-Wallace-Filme an Absurdität kaum zu überbieten sind, erschien mir das als eine sehr passende Beschreibung dieser seltsamen Gestalt.

Bei mir war noch keine Angst vor dem Virus angekommen; ganz anders war es anscheinend bei diesem Menschen. Und bei aller Absurdität und Lächerlichkeit machte sich Unbehagen bei mir breit. Da war jemand auf der Straße unterwegs, und er war gesichtslos.

Nun, da es eine Maskenpflicht in Bussen, Bahnen, Geschäften etc. gibt, werden wir alle zu mehr oder weniger gesichtslosen Gestalten. Die Mundpartie sieht man nicht – und damit auch kein Lächeln. „Man weiß nicht mehr, wer Freund oder Feind ist“, erläutert unser Autor Dirk Eilert in einem der zahllosen Interviews, die er momentan gibt. Als Experte für Körpersprache und Mimik ist er gerade sehr gefragt. Und dass er etwas zu diesen Themen zu sagen hat, beweist nicht zuletzt sein soeben erschienenes Werk Körpersprache entschlüsseln und verstehen. Die Mimikresonanz-Profibox. Aber laut Dirk Eilert steht uns auch mit Maske ein ganz wichtiger Teil der Mimik zur Verfügung: die Augen. Sind diese nicht zusätzlich verdeckt, können wir einander noch „lesen“.

Ein Kolumnist unserer lokalen Tageszeitung hingegen kann der verdeckten Mundpartie etwas absolut Positives abgewinnen: Er freut sich, keine verkniffenen Münder oder nach unten gezogenen Mundwinkel mehr zu sehen. Also nicht nur das Lächeln verschwindet, sondern auch der Verdruss.

Man kann aber auch sehr kreativ mit der Maskierung der unteren Gesichtshälfte umgehen, wie unsere Kollegin Saskia und ihre Tochter Antonia es zeigen. Je nach Stimmung – und bei manchen wechselt sie ja durchaus häufiger – legt man sich ein Repertoire an Ersatzmimiken zu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer weiß: Im Moment stehen Masken ganz hoch im Kurs, und wer welche herstellt, findet Abnehmer. Aber vielleicht ist es eine Geschäftsidee, Sets mit verschiedenen Mundbildern auf den Markt zu bringen. Man kann dann wählen, ob man der Welt – auch hinter der Maske – seinen Verdruss schenken will, oder sein Lächeln.

3 x 3 Tipps für den Umgang mit Herausforderungen im Online-Coaching – Teil 3

Von Karin Kiesele und Andrea Schlösser

 

Herausforderung 3: Talking Heads – Kommunikation ohne Körpersprache

Im Präsenz-Coaching haben wir den Klienten in Gänze vor uns, vom Scheitel bis zur Sohle. Wir können wahrnehmen, wann er seine Körperhaltung verändert und wie sich die Inhalte des Coachings körperlich bei ihm äußern. Ganz anders sieht es beim Online-Coaching aus. Jetzt steht uns lediglich das Gesicht als nonverbale Informationsquelle zur Verfügung.

Tipp 1: Konzentrieren Sie sich auf die Mimik des Klienten und nehmen Sie bewusst wahr, wie sich sein Gesicht verändert, wenn er negativ oder positiv assoziiert ist. Spiegeln und paraphrasieren Sie, was Sie nonverbal wahrnehmen und gleichen Sie anhand seiner Antworten Ihre Vermutungen und Hypothesen ab.

Tipp 2: Nutzen Sie die Augenzugangshinweise aus dem NLP. Sie geben uns dort eine gute Orientierung darüber, wie der Klient Informationen verarbeitet. Weitere Details finden Sie in der folgenden Grafik.

(Aus: Alexa Mohl, Der Zauberlehrling, S. 52)

 

 Tipp 3: Fragen Sie aktiv nach den Empfindungen Ihrer Klienten. Gerne zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Coachings.

 

 

Nicht nur online begegnen uns als Coaches eine Vielzahl an Herausforderungen. Auch im Direktkontakt gibt es mitunter Situationen, die uns an Grenzen bringen. Genau auf solche Momente gehen wir in unserem neuen Buch Herausfordernde Situationen im Coaching ein, das im Sommer 2020 erscheinen soll. Damit bieten wir Coaches einen strukturierten und praxisnahen Ratgeber für den Coachingalltag. Das Buch zeigt eine Fülle konkreter Handlungsanleitungen auf, die Coaches helfen, mit Herausforderungen umzugehen.

 

 

 

Karin Kiesele, Kommunikationswissenschaftlerin (B. A.), zertifizierter Personal & Business Coach, zertifizierte Trainerin, NLP Practitioner, Resilienztherapeutin, Mitglied im Deutschsprachigen Dachverband für Positive Psychologie e. V.
www.karin-kiesele.de 
www.worteundtaten.net

 

 

Andrea Schlösser, Coach und Supervisorin DGSv, Mediatorin BM, zertifizierte Trainerin, NLP Master
www.andrea-schloesser.de 
www.neurolines.de

 

 

 

2018 erschien ihr gemeinsames Buch Job-Coaching bei Junfermann.

NLP und mehr: Klaus Grochowiak (27.10.1950 – 13.04.2020)

Klaus Grochowiak

Wir erhielten die traurige Nachricht, dass unser Autor Klaus Grochowiak am Ostermontag im Alter von 69 Jahren verstorben ist. Im Zeitraum von 1995 bis 2002 erschienen bei Junfermann insgesamt sieben Bücher von ihm.

In den 1990er-Jahren wurde NLP in Deutschland ganz groß, und dazu passten auch die beiden kapitalen, von Klaus Grochowiak verfassten DIN-A4-Bände: zuerst das „NLP Practitioner Handbuch“ und später dann das „NLP Master Handbuch“. Hier versammelte sich das Wissen, das er in den Ausbildungsgängen an seinem eigenen Institut, der Creative NLP Academy (CNLPA) vermittelte. Und wie fundiert dieses Wissen war, zeigt allein ein kurzer Auszug aus seiner Autorenbiografie, wie sie auf den Büchern erschien:

„Klaus Grochowiak ist Master-Trainer der INLPTA (Wyatt Woodsmall), Certified Trainer der Society of Neuro-Linguistic Programming (Bandler & Associates), Certified Trainer der NLP Connection (Chris Hall).“

Bereits sein Werdegang vor Gründung der CNLPA macht deutlich: Hier ist jemand, der alles andere als eingleisig durchs Leben fährt. Er studierte Politikwissenschaften, Philosophie und mathematische Logik. Seine Diplomarbeit hatte folgenden Titel: „Die Kontext-Wert-Logik als formales Modell der Modellierung der Ware-Geld-Beziehung bei Marx“. Anschließend war er einige Jahre als Broker tätig und kam danach in Berührung mit dem NLP.

Wenn ich mir die bei Junfermann erschienenen Grochowiak-Bücher anschaue, dann fällt eines auf: Bis auf die beiden o.g. Handbücher wurden alle anderen mit unterschiedlichen Co-Autorinnen und -Autoren mit Expertise in unterschiedlichsten Gebieten verfasst. Sie behandeln Themen wie Selbstmotivation, Selbst- und Weltmodelle, Veränderungsarbeit, kommunikative Kompetenz oder Familienaufstellungen. Hier zeigt sich die Bandbreite der Interessen und die Weite von Klaus Grochowiaks Denken. Und so sieht auch DVNLP-Vorstandsmitglied Ralf Dannemeyer sein vielleicht größtes Verdienst für die Idee des NLP in der „Verknüpfung unserer Disziplin mit neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften, des menschlichen Energiesystems und der systemischen Aufstellungsarbeit“.

Wir haben als Verlag Klaus Grochowiaks großes Wissen und seine Expertise auf unterschiedlichsten Gebieten immer geschätzt. Auch wenn seine letzte Buchveröffentlichung bei Junfermann bereits einige Zeit zurückliegt: Für die vielen Jahre der produktiven Zusammenarbeit sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet.

3 x 3 Tipps für den Umgang mit Herausforderungen im Online-Coaching – Teil 1

Von Karin Kiesele und Andrea Schlösser

 

Herausforderung 1: Meine Lieblingsmethode kann ich online nicht umsetzen

Tatsächlich sind einige Methoden online kaum möglich, etwa psychodramatisches Arbeiten oder Elemente aus dem wingwave Coaching. Wenn es Ihnen jedoch gelingt, sich im Kopf frei zu machen und kreativ zu werden, dann erkennen Sie: Zahlreiche andere gestalterische Methoden lassen sich erstaunlich gut auch online umsetzen.

Das gilt auch für die Arbeit mit Bodenankern und Trancen; im Online-Coaching lassen sie sich ohne große Probleme gut umsetzen. Hierzu drei praktische Tipps:

Tipp 1: Für die Arbeit mit Bodenankern schicken Sie ihrem Klienten Moderationskarten zu und bitten Sie ihn, diese für die Arbeit in der später folgenden Online-Session bereit zu legen.

Tipp 2: Bereiten Sie Arbeitsblätter vor, die analog zu Ihrer Lieblingsmethode aufgebaut sind. Erklären Sie das Vorgehen schrittweise und lassen Sie genügend Platz frei, damit der Klient seine Impulse, Antworten oder Ideen eintragen kann. So lassen sich z.B. Methoden zur Arbeit mit der Timeline, Skalierungsfragen oder auch die Arbeit zum Wertesystem des Klienten gut umsetzen.

Tipp 3: Schauen Sie, ob es Fragebögen, Checklisten oder Tests zu Ihrer Methode gibt, die der Klient selbst ausfüllen kann. Beispiel: Wir bieten im Downloadbereich zu unserem Buch Job-Coaching einen Test zu den Karriereankern nach Ed Schein an. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es zu Ihrer Methode ebenfalls geeignete Tools gibt. Die Ergebnisse können Sie dann online gut gemeinsam mit Ihrem Klienten besprechen.

 

Nicht nur online begegnen uns als Coaches eine Vielzahl an Herausforderungen. Auch im Direktkontakt gibt es mitunter Situationen, die uns an Grenzen bringen. Genau auf solche Momente gehen wir in unserem neuen Buch Herausfordernde Situationen im Coaching ein, das im Sommer 2020 erscheinen soll. Damit bieten wir Coaches einen strukturierten und praxisnahen Ratgeber für den Coachingalltag. Das Buch zeigt eine Fülle konkreter Handlungsanleitungen auf, die Coaches helfen, mit Herausforderungen umzugehen.

 

 

 

Karin Kiesele, Kommunikationswissenschaftlerin (B. A.), zertifizierter Personal & Business Coach, zertifizierte Trainerin, NLP Practitioner, Resilienztherapeutin, Mitglied im Deutschsprachigen Dachverband für Positive Psychologie e. V.
www.karin-kiesele.de 
www.worteundtaten.net

 

 

Andrea Schlösser, Coach und Supervisorin DGSv, Mediatorin BM, zertifizierte Trainerin, NLP Master
www.andrea-schloesser.de 
www.neurolines.de

 

 

 

2018 erschien ihr gemeinsames Buch Job-Coaching bei Junfermann.

Corona-Tagebuch, Teil 6: Was wir gerade aus der Krise lernen

Von Simone Scheinert

Es war ein komisches Gefühl, am Abend des 17. März den Verlag zu verlassen. Ich hatte schon einen Home-Office-Arbeitsplatz, da ich jeden Freitag von zuhause aus arbeite. Aber zu wissen, dass man auf unbestimmte Zeit nicht in den Verlag kommt, die Kolleg*innen so schnell nicht persönlich wiedersieht und dass gar nicht klar ist, wie das alles ausgeht – das war unheimlich und hatte nichts von dem erhebenden Gefühl, mit dem man sonst in den Urlaub geht, im Gegenteil. Ganz schnell hab ich als Botschaft, für alle, die weiter in den Verlag kommen, abends noch aufs Whiteboard geschrieben: Bitte gießt gelegentlich meine Blümchen! Und kam mir dabei vor, als ginge ich mindestens in Rente und nicht ins Home-Office.

Nach gut zwei Wochen Arbeit zuhause kann ich eine erste, vorsichtige Bilanz ziehen. Das Arbeiten von zuhause aus hat bislang besser funktioniert, als wir alle dachten. Denn, ganz ehrlich, so richtig vorbereitet waren wir nicht. Es gab insgesamt nur drei Heim-Arbeitsplätze mit Serverzugriff – einer davon ist meiner. Also habe ich mich zunächst mal hauptsächlich um die Bearbeitung unserer Webshop-Bestellungen gekümmert und Rechnungen geschrieben, was ich im Verlag nur als Urlaubsvertretung oder bei unserer Sparbuch-Aktion aushilfsweise getan habe.

Andere Dinge, die wir normalerweise im Team besprechen und entscheiden, konnten wir über eine Dropbox besser als erwartet lösen. Wir telefonieren, haben eine Verlags-Whatsapp-Gruppe, wir zoomen, wir skypen (und bekommen dabei interessante Einblicke in die Wohnungen der Kollegen 😊) … es läuft, und es läuft diszipliniert und gut.

Im meinem Hauptbereich Marketing ist derzeit alles anders. Ich weiß nicht, ob die Zeitschriften, in denen wir normalerweise Anzeigen schalten, am Ende des Jahres noch da sind. Ich weiß nicht, ob die Geschäftspartner, die Coaches, die Trainer, die Therapeuten mit denen wir zu tun haben, diese Krise gut überstehen. Ich hoffe es von Herzen.

Alle, nicht nur die Verlage, müssen jetzt stärker aufs Budget achten. Anzeigenbuchungen werden storniert, Veranstaltungen sind abgesagt, es wird keine Büchertische geben. Eingetretene Pfade sind plötzlich nicht mehr begehbar. Wir müssen kreative Wege finden und uns gegenseitig helfen und unterstützen. Das Denken ändert gerade die Richtung – wie gut, dass der Kopf rund ist!

Und dann ist da ja noch unsere Zeitschrift „Praxis Kommunikation“. Gerade entsteht Ausgabe 2, die Ende April erscheinen soll. Praxis Kommunikation bekommt gerade eine ganz neue Bedeutung – denn alle Absprachen, die ich mit meinem Kollegen aus der Grafik sonst direkt treffe, machen wir jetzt telefonisch. Die Layouts können wir diesmal nicht direkt gemeinsam am Monitor begutachten. Also müssen wir mailen, telefonieren, pdfs hin- und herschicken, pragmatische Lösungen finden und nochmal telefonieren. Uns immer wieder verständigen. Das Beste daran: Es funktioniert! Auch ohne Präsenz und mit Social Distancing. Es wird ein schönes Heft werden, und das freut mich gerade noch viel mehr als sonst.

Ich lerne etwas, trotz all dem Elend, das die Corona-Krise über die Welt bringt: Wir Menschen sind flexibel. Wir finden Lösungen und verlassen unsere gewohnten Muster, wenn es drauf ankommt. Wir sind, trotz aller Unterschiede, ein Team mit dem gleichen Ziel. Die kleine Perfektionistin in mir lernt gerade übrigens: Manchmal ist „gut genug“ auch wirklich gut, mehr braucht es nicht.

Jetzt kratzt unser Kater an der Terrassentür und will ins Haus – wenigstens das ist noch wie immer!

Corona-Tagebuch, Teil 5: Was macht eigentlich der Vertrieb in Zeiten von Corona?

Von Stefanie Linden

 

Man könnte meinen: Alles hat geschlossen, also kann der Vertrieb die Beine hochlegen. Weit gefehlt, denn als Bindeglied zwischen Verlag und Buchhandel, Zwischenhandel sowie Onlinehandel laufen bei mir die Fäden zusammen und wollen auch so manches Mal entwirrt werden. Es gibt viele telefonische Kontakte zu meinen Buchhändlern, die in dieser Situation manchmal nur den persönlichen Austausch suchen – ich nenne es inzwischen „virtuelles Kuscheln“. Manchmal müssen auch Probleme besprochen werden, die mir sehr nahe gehen, und wieder ein anderes Mal werden Bücher bestellt oder es wird eine Online-Aktion geplant, für die diverse Informationen und Coverabbildungen benötigt werden. Bisher konnten wir aber für jedes Problem eine Lösung finden, mit der sich alle Beteiligten wohlfühlen können.

 

Und dann wäre da auch die Vorschau mit den Herbstnovitäten 2020.

Nachdem wir alle im Verlag richtig „rangeklotzt“ haben, um die Vorschau „Herbst 2020“ auch unter Homeoffice-Bedingungen zu einem guten Ende zu bringen, fängt bei mir die Arbeit richtig an. Titel müssen in unserem Verlagssystem angelegt, an die Zwischenbuchhändler gemeldet und an die verschiedenen Systeme gemailt und dann bearbeitet werden.

Und die fertige Vorschau wird erstmals nicht in gedruckter Form vorliegen, sondern als PDF-Datei, die ich an meine Buchhändler per Mail verschicke. Dafür brauche ich aber einen aktuellen und vollständigen Mail-Verteiler, um den ich mich jetzt kümmern muss. In Buchhandlungen wechseln gelegentlich Ansprechpartner, weshalb Verteilerpflege eigentlich eine permanente Aufgabe ist, für die ich unter normalen Bedingen aber nicht immer die notwendige Zeit habe. Doch jetzt ist die Zeit dafür da – und ein aktueller Verteiler ist wichtiger denn je.

Doch es gibt nicht nur Wechsel und Veränderung. Viele Buchhändler und Buchhändlerinnen kenne ich schon 18 Jahre. Deshalb verschicke ich nicht einfach eine Datei (die Vorschau-PDF), sondern füge auch ein Anschreiben bei, denn mir ist die persönliche Ansprache sehr wichtig. Es sind in den Jahren Freundschaften entstanden und die Sorgen, die wir im Verlag und meine Buchhändler im Handel haben, sind geteilt vielleicht nur noch halb so schwer.

Nach dem Versand werde ich dann mit meinen Buchhändlern telefonieren, um Telefontermine für die Vorschaubesprechung zu vereinbaren. Ich hatte bereits mit großem Vorlauf einige Besuchstermine vereinbart. Die müssen nun leider in Telefontermine umgewandelt werden. Außerdem müssen Flüge und Hotels storniert oder umgebucht werden. Eine Buchhandelsreise in diesem Jahr wird wohl nicht möglich sein. So freue ich mich aber umso mehr auf 2021.

Und zu guter Letzt: Es liegen noch ganz viele administrative Dinge auf meinem Homeoffice-Tisch (der eigentlich unser Esstisch ist), die so überhaupt nicht spannend sind. Aber auch sie wollen erledigt sein und erfordern häufig viel Konzentration – und Zeit. Aber Zeit ist ja genau das, was wir gerade am meisten haben.

Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!

Corona-Tagebuch, Teil 4: Positive Entwicklungen

Wir haben in unseren letzten Beiträgen ja viel über das geschrieben, was uns nachdenklich stimmt und Sorgen bereitet. Es waren ernste Beiträge. Gibt es denn gar nichts Leichtes und Freundliches, das uns fröhlich stimmen könnte?

Wenn ich gut drauf sein möchte, telefoniere ich am besten mit einem unserer Druckdienstleister. Für uns ist er schon viele Jahre tätig, hat kleinste und auch sehr große Aufträge abgewickelt. In den letzten Jahren ist er selbst in schweres Fahrwasser gekommen und hat sich beharrlich und erfolgreich wieder rausgearbeitet. Das hat wohl auf sein Resilienz-Konto eingezahlt, und wenn ich heute mit ihm spreche, sprüht er nur so vor Optimismus, dass „das“ schon alles wieder gut werden wird.

Dieser Drucker nun hat gerade ein Produkt „in der Mache“, dessen Fertigstellung – wären wir jetzt alle hier – uns zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen müsste. Spontan hätte vielleicht jemand eine Flasche Sekt aufgemacht; mindestens eine.

Heute nun stand der Drucker mit strahlendem Gesicht in der Tür und hatte die ersten Muster für mich dabei. Das war wirklich ein erfreulicher Moment, den ich gleich mit dem Autor teilen musste. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre quer durchs Land direkt zu uns gefahren, um seine Belege selbst abzuholen …

 

Um was für ein Produkt handelt es sich aber nun? Das ist das Rätsel, das ich heute aufgeben möchte. Und dazu ein paar Hinweise:

  • Die Fertigstellung hat sehr lange gedauert, länger als drei Jahre – von der Idee bis heute.
  • Der Autor ist schon seit längerer Zeit erfolgreich in bestimmten Bereichen des Themas unterwegs. Er hat es sich (nicht nur) für das Produkt sehr umfassend erarbeitet und Berge von Fachliteratur und aktueller Forschung durchgeackert.
  • Dieses Produkt ist natürlich größere geworden als ursprünglich geplant.
  • Es ist der einzige Titel, den wir – aufgrund der langen Verzögerungen – in zwei Vorschauen angekündigt haben: 2018 und 2020.

 

So, hat jemand eine Idee, wovon ich hier rede?

Corona-Tagebuch, Teil 3: Social Distancing

Social Distancing, die Wahrung sozialen Abstands – das ist der Begriff für die Verhaltensmaßregel der Stunde. Und so sinnvoll, ja geradezu lebenswichtig die Sache an sich ist, so unglücklich erscheint die Wortwahl. Denn wenn diese Tage in Home-Offices und auf dem heimischen Sofa, mit drohendem Lagerkoller und zunehmend katastrophalen Nachrichten uns eines lehren, dann doch dies: dass nächst unserer Gesundheit eben nicht Klopapier das Wichtigste für unser Wohlergehen ist, sondern soziale Nähe und Austausch. Und so gilt es, trotz und parallel zur Wahrung körperlichen Abstands eine Social Closeness zu praktizieren, deren Wert wir gerade jetzt völlig neu einzuschätzen lernen. Beides schließt sich nicht aus – gegen das Gespräch mit dem Nachbarn, der Nachbarin aus sicherer physischer Distanz spricht ebenso wenig wie gegen den Einsatz aller technischen Errungenschaften, die uns in den letzten Jahren das Kommunizieren vereinfacht haben: all die Messenger-Dienste, Videotelefonie-Apps, Gruppenchats und Sprachmemos stehen uns zur Verfügung, ebenso das gute alte Telefon. Wir müssen sie nur nutzen, was zuweilen ein wenig Überwindung fordert, aber lohnenswert ist. Wenn Sie ein paar virtuelle Schritte auf lang vernachlässigte Freunde, Verwandte oder Bekannte zugehen, werden Sie feststellen, wie gut das tun kann. Bleiben Sie in Kontakt.

Für die Momente, in denen wir dann doch wieder auf uns selbst zurückgeworfen sind, sollte man meinen, dass jene Kulturtechnik, die uns am effektivsten beibringt, wie man gut allein sein kann, eine Renaissance erleben würde: das Lesen. Doch dem ist allem Anschein nach nicht so. Zwar titelte DIE ZEIT letzte Woche noch hoffnungsfroh „Das Lesen geht weiter“, doch diese Hoffnung hielt nur ein paar Tage (wie so vieles im Moment). Nun bleiben die Buchhandlungen geschlossen, die Büchereien ebenfalls und die Onlinehändler verschicken nurmehr eines – Klopapier! Aber das ist kein Grund zum Verzicht auf neuen Lesestoff. Auch hier gilt: Es kostet ein wenig Überwindung, lohnt aber den Versuch! Die Lieferketten sind zwar eingeschränkt, aber noch ist unsere Branche nicht zusammengebrochen. Gerade weil der große Online-Versender im Moment mit Sanitärartikeln glänzen zu können meint, gibt es für uns vielleicht neue Erfahrungen zu machen. Wie etwa, dass unsere Buchhandlung vor Ort eine eigene Website mit einem Shop hat; dass wir die Kolleg*innen dort sogar telefonisch oder per E-Mail erreichen können, obwohl das Ladengeschäft geschlossen bleiben muss. Und aus ganz vielen Städten hören wir, dass bestellte Bücher nicht nur nach Hause versandt werden, sondern von engagierten Buchändler*innen per Fahrrad in die Briefkästen der Kunden gebracht werden. Probieren Sie’s aus und lassen Sie sich etwas zu lesen bringen. Vielleicht entsteht auf diesem Wege ja sogar eine soziale Nähe zu Ihrer Buchhandlung vor Ort, die den Corona-Ausnahmezustand überdauert.

Corona-Tagebuch, Teil 2: Trübe Aussichten?

Der Blick aus dem Fenster bietet heute einen bedeckten Himmel, kein Sonnenstrahl weit und breit. Immerhin fällt es uns dann leichter, nicht rauszugehen, höre ich im Radio auf dem Weg zur Arbeit. Noch dürfen wir rausgehen, auch wenn wir es nicht mehr sollen. Und es ist schon so viel gekommen, das vor wenigen Tagen völlig unvorstellbar schien. Deshalb kann man wohl davon ausgehen, dass eine Ausganssperre nicht mehr lange auf sich warten lässt. Schöne Aussichten, nicht wahr?

Legt man eine weite Strecke mit dem Flugzeug zurück, dann heißt es ja: Der Körper ist angekommen, die Seele braucht ein paar Tage. Das gilt wohl nicht nur für Reisen. Wenn sich unser Leben binnen kürzester Zeit so grundlegend ändert, dann haben wir die Tatsachen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist da aber unsere Seele, die die Maßnahmen von vor drei Tagen noch gar nicht verarbeitet hat und jetzt ständig mit neuen Gegebenheiten konfrontiert wird. Sie kommt einfach nicht nach. Wir kommen einfach nicht nach.

Das wurde mir gestern im Gespräch mit einer befreundeten Buchhändlerin sehr deutlich. Ich rief sie an, um zu fragen, ob der Laden denn jetzt dicht sei. Die Buchhandlung muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Sie bietet ihren Kundinnen und Kunden jetzt an, dass sie online Bücher bei ihr bestellen können und sie liefert sie ihnen mit dem Fahrrad nach Hause. Aber was wird aus diesem Plan B, wenn sie sich nicht mehr draußen bewegen darf? Sie wird Kurzarbeit für ihre Mitarbeiterinnen beantragen und ist entschlossen, eine Weile durchzuhalten. Aber wie lange dauert diese Weile?

Immerhin: Ein großer Online-Händler hat verkündet, dass ihm der Versand von Gebrauchsgütern momentan wichtiger ist als der Versand von Büchern. Wenn dort gilt: Toilettenpapier statt Bücher – dann haben vielleicht die stationären Buchhandlungen hier kurzfristig eine ganz gute Lücke …

Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten: Die Autobahnen sind so leer wie lange schon nicht mehr, der Weg zur Arbeit ist deutlich entspannter. Wir bekommen haufenweise aufmunternde und unterstützende Mails – und die tun wirklich gut. Unsere Autorin Fabienne Berg zum Beispiel hat angekündigt, dass sie uns besuchen will, wenn „das alles hier“ vorbei ist. Und dann bringt sie Kuchen mit. Das sind doch wirklich erfreuliche Aussichten!

Corona-Tagebuch, Teil 1: Wie geht’s?

Wie geht es Ihnen gerade? Haben Sie schulpflichtige Kinder und wissen nicht, wie Sie das mit der Betreuung regeln sollen, wo Sie doch eigentlich arbeiten müssen? Oder würden Sie gerne arbeiten, können es aber nicht, weil die aktuellen Entwicklungen Ihnen soeben die Grundlage für Ihre Existenz entzogen haben? Oder arbeiten Sie bis zur Erschöpfung (und darüber hinaus), weil Sie einen Beruf haben, der für die Versorgung und Aufrechterhaltung der Ordnung nicht wegzudenken ist? Was auch immer wir tun und in welcher konkreten Situation wir jetzt sind: Niemand bleibt von den derzeitigen Entwicklungen verschont, niemand von uns hat wohl je etwas Vergleichbares erlebt.

Auch als Verlag existieren wir nicht in einem Elfenbeinturm oder in einer von allem losgelösten Blase. Auch für uns ändert sich die Situation mit zunehmender Dynamik. Und deshalb wollen wir hier versuchen, ein wenig von dem zu berichten, was uns gerade so umtreibt. Was wir erleben ist einerseits (leider) nichts Besonderes; andererseits gehen aber gerade das Miteinander und der Austausch so ziemlich vor die Hunde. Und deshalb soll das auch ein Versuch sein, etwas besser durch diese Zeit zu kommen und ein wenig in Verbindung zu bleiben – mit Ihnen „da draußen“.

Wie geht es uns im Verlag? Wir haben versucht, Ruhe zu bewahren. Das versuchen wir nach wie vor. Wir haben versucht, einfach weiterzumachen wie bisher. Was denn auch sonst? Natürlich geht Home-Office. Einige von uns nutzen diese Möglichkeit bereits seit längerem. Von daher bestehen Strukturen und technische Voraussetzungen. Es könnten also auch andere mehr oder überhaupt ganz von zu Hause arbeiten.

Doch ist damit alles geklärt? Leider nein. Wir stehen relativ weit am Anfang einer Verwertungskette, die sich zunehmend verletzlich zeigt, Glieder verliert, unterbrochen wird. Wir akquirieren und bearbeiten Manuskripte, die erst gesetzt und dann gedruckt werden müssen. Wie wird es denn mit den Druckereien aussehen? Wird dort der Betrieb (vorerst zumindest) normal weiterlaufen? Oder scheitern wir schon an dieser Stufe? Doch selbst wenn es dort weitergeht: Wer verkauft unsere Bücher? Buchhandlungen, auch wenn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerade sehr darum kämpft, werden wohl nicht als Geschäfte gelten, die für die Grundversorgung notwendig sind. – Wer also verkauft unsere Bücher und bringt sie unter die Menschen?

Trainer, Coaches und Seminaranbieter gehören seit Jahren zu den Abnehmern unserer Bücher. Doch es wird so schnell keine Trainings und keine Tagungen mehr geben. Und auch wenn die vielen Absagen uns momentan nicht direkt betreffen: Wir hängen doch mit drin.

Wir planen derzeit unser Herbstprogramm 2020. Hebst, mein Gott! Was wird im Herbst sein, wo man doch überhaupt nicht wissen kann, was im weiteren Verlauf des Frühjahrs und was im Sommer sein wird. Bleiben wir alle gesund? Wie werden wir weitermachen, wenn „das hier“ alles vorbei sein wird? Wann wird das hier alles vorbei sein?