Berlin im November 2016: DGPPN-Kongress und eine Buchpremiere mit Liv Larsson
Teil 1: DGPPN-Kongress
Ende November ist seit ein paar Jahren für uns DGPPN-Zeit. Als Verlag gehören wir zu den Ausstellern auf „Europas größtem Fachkongress auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit“. Laut Veranstalter (DGPPN steht für „Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde“) kamen in der Zeit vom 23.-26. November 2016 mehr als 9000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Citycube Berlin und nahmen an mehr als 600 Veranstaltungen teil.
Einen kleinen Ausschnitt des wissenschaftlichen Programms kann ich wieder in diesem Jahr erleben. Themen wie „Schuld, Psyche und Gehirn“, „Transgenerationale Effekte von mütterlichen Belastungen“ und „Behandlungskontinuität – auf die Beziehung kommt es an“ stehen auf meiner Liste. Außerdem besuche ich ein Symposium zum Thema „Lifestyle, Körperkult, Superfoods“, in dem u.a. die Auswirkungen der Sendung „Germanys next Topmodel“ auf die meist jugendlichen Zuschauerinnen untersucht werden. Die Mager-Models haben Einfluss auf junge Frauen mit Magersucht – das zumindest ergab eines Untersuchung, die Referentin Maya Götz präsentiert.
Teil 2: Buchpremiere „Dankbarkeit, Wertschätzung und Glück“
Am Freitagnachmittag lasse ich dann den Kongresstrubel hinter mir, wünsche den Kolleginnen am Verlagsstand weiterhin gute Verkäufe und mache mich auf den Weg zu meinem ersten persönlichen Treffen mit unserer Autorin Liv Larsson. In Zusammenarbeit mit der deutschen GFK-Trainerin Annett Zupke führt sie schon seit einigen Jahren Workshops in Berlin durch. Kürzlich ist bei Junfermann ihr neues Buch erschienen: „Dankbarkeit, Wertschätzung und Glück“. Liv hatte sich diesmal eine Buchpremiere gewünscht, vorzugsweise in Berlin. Diesem Wunsch kamen wir gerne nach, haben wir doch mit Britta Gansebohm (Salonkultur) inzwischen eine Partnerin in Berlin, mit der wir solche Veranstaltungen gut realisieren können.
Bereits im Vorfeld der Buchpremiere zeichnete sich ab: Der Laden wird voll, der Name Liv Larsson scheint in Berlin zu ziehen. Und so bildet sich recht schnell eine Schlange von Menschen, die Einlass in den Veranstaltungsraum der Z-Bar begehren. Währenddessen laufen noch allerletzte Absprachen zwischen Autorin und Übersetzerin Julia Föll. Liv Larsson möchte nicht nur aus ihrem neuen Buch vorlesen und etwas über Dankbarkeit erzählen; sie möchte auch, dass sich das Publikum beteiligt, in Form von kleinen Übungen. Ob das aber angesichts der räumlichen Enge überhaupt möglich sein wird? Und: Wird sich ein Berliner Publikum zum Mitmachen motivieren lassen? – Fragen über Fragen.
Doch dann haben alle ihre Plätze eingenommen und nach der Begrüßung durch Britta Gansebohm erhält Liv das Wort. Sie spricht Englisch und Julia Föll sorgt dafür, dass diejenigen, die nicht ganz so heimisch in dieser Sprache sind, auch folgen können. Später berichtet sie, sie habe zum ersten Mal vor Publikum übersetzt. Eine wirklich geglückte Premiere, muss ich sagen, die viel zum Gelingen des Abends beigetragen hat.
Passt es überhaupt, angesichts der Lage auf dem Planeten, angesichts zunehmender Bedrohung und sich zuspitzender politischer Verhältnisse, sich mit einem Thema wie Dankbarkeit zu beschäftigen? Sollte man nicht vielmehr die Welt verändern? So leitet Liv Larsson ihr Thema ein. „Frag dich nicht, was die Welt braucht. Frag, was dich lebendig macht, und dann tu es. Denn die Welt braucht Menschen, die zum Leben erwacht sind.“ In diesem Zitat von Howard Thurman kommt sehr schön zum Ausdruck, dass es überhaupt kein Gegensatz sein muss: Beschäftigung mit sich selbst – Beschäftigung mit „äußeren Angelegenheiten.
Weiter geht es mit der Lesung von Abschnitten aus dem Buch („Wollt ihr noch mehr hören?“ Publikum: „Ja!“) und auch Erfahrungsberichten rund um die Themen Dankbarkeit und Wertschätzung. Und immer wieder ermuntert Liv zu Fragen, denn sie ist neugierig, möchte wissen, welche Erfahrungen andere mit dem Thema machen, welche Gedanken sie umtreiben. Und das Publikum lässt sich nicht lange bitten. Viele Fragen, die gestellt werden, sind ziemlich komplex und verraten eine bereits tiefere Beschäftigung mit dem Thema. Schnell vergeht so die Zeit, doch auch nach Abschluss des „offiziellen“ Teils des Abends gibt es noch Möglichkeiten zum Gespräch. Außerdem signiert Liv Bücher.
Bleibt zum Abschluss noch die Frage: Hat das Publikum mitgemacht? Als Liv dazu auffordert, wir mögen uns doch bitte unserem Nachbarn, unserer Nachbarin zuwenden und uns über etwas austauschen, über das wir froh sind, dass wir es getan haben, füllt bald ein Stimmengewirr den Raum. Ganz offensichtlich lässt sich also auch ein Berliner Lesungspublikum sich zum Mitmachen animieren.