Corona-Tagebuch, Teil 1: Wie geht’s?
Wie geht es Ihnen gerade? Haben Sie schulpflichtige Kinder und wissen nicht, wie Sie das mit der Betreuung regeln sollen, wo Sie doch eigentlich arbeiten müssen? Oder würden Sie gerne arbeiten, können es aber nicht, weil die aktuellen Entwicklungen Ihnen soeben die Grundlage für Ihre Existenz entzogen haben? Oder arbeiten Sie bis zur Erschöpfung (und darüber hinaus), weil Sie einen Beruf haben, der für die Versorgung und Aufrechterhaltung der Ordnung nicht wegzudenken ist? Was auch immer wir tun und in welcher konkreten Situation wir jetzt sind: Niemand bleibt von den derzeitigen Entwicklungen verschont, niemand von uns hat wohl je etwas Vergleichbares erlebt.
Auch als Verlag existieren wir nicht in einem Elfenbeinturm oder in einer von allem losgelösten Blase. Auch für uns ändert sich die Situation mit zunehmender Dynamik. Und deshalb wollen wir hier versuchen, ein wenig von dem zu berichten, was uns gerade so umtreibt. Was wir erleben ist einerseits (leider) nichts Besonderes; andererseits gehen aber gerade das Miteinander und der Austausch so ziemlich vor die Hunde. Und deshalb soll das auch ein Versuch sein, etwas besser durch diese Zeit zu kommen und ein wenig in Verbindung zu bleiben – mit Ihnen „da draußen“.
Wie geht es uns im Verlag? Wir haben versucht, Ruhe zu bewahren. Das versuchen wir nach wie vor. Wir haben versucht, einfach weiterzumachen wie bisher. Was denn auch sonst? Natürlich geht Home-Office. Einige von uns nutzen diese Möglichkeit bereits seit längerem. Von daher bestehen Strukturen und technische Voraussetzungen. Es könnten also auch andere mehr oder überhaupt ganz von zu Hause arbeiten.
Doch ist damit alles geklärt? Leider nein. Wir stehen relativ weit am Anfang einer Verwertungskette, die sich zunehmend verletzlich zeigt, Glieder verliert, unterbrochen wird. Wir akquirieren und bearbeiten Manuskripte, die erst gesetzt und dann gedruckt werden müssen. Wie wird es denn mit den Druckereien aussehen? Wird dort der Betrieb (vorerst zumindest) normal weiterlaufen? Oder scheitern wir schon an dieser Stufe? Doch selbst wenn es dort weitergeht: Wer verkauft unsere Bücher? Buchhandlungen, auch wenn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerade sehr darum kämpft, werden wohl nicht als Geschäfte gelten, die für die Grundversorgung notwendig sind. – Wer also verkauft unsere Bücher und bringt sie unter die Menschen?
Trainer, Coaches und Seminaranbieter gehören seit Jahren zu den Abnehmern unserer Bücher. Doch es wird so schnell keine Trainings und keine Tagungen mehr geben. Und auch wenn die vielen Absagen uns momentan nicht direkt betreffen: Wir hängen doch mit drin.
Wir planen derzeit unser Herbstprogramm 2020. Hebst, mein Gott! Was wird im Herbst sein, wo man doch überhaupt nicht wissen kann, was im weiteren Verlauf des Frühjahrs und was im Sommer sein wird. Bleiben wir alle gesund? Wie werden wir weitermachen, wenn „das hier“ alles vorbei sein wird? Wann wird das hier alles vorbei sein?
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