Zu Besuch im Tonstudio klang:art
Am Puls der Tontechnik
Von Antje Abram
Was erwartet einen eigentlich, wenn man zum ersten Mal ein Tonstudio betritt?
Riesige Technikpulte? Hermetisch abgeriegelte Räume in dunklen Kellern? Eine Glasscheibe, durch die der „Technikmensch“ die Akteure beobachtet? Rauchige Luft von der letzten Musikband? Oder eine sterile Atmosphäre, damit auch ja nichts die Tonaufnahme stört?
Mitte März machte ich mich auf den Weg von Köln nach Castrop-Rauxel (wobei ich erst einmal das Internet befragen musste, wo das denn genau liegt), um aus meinem Buch Imaginationen ein Hörbuch zu machen. Den „normalen Text“ übernimmt später der professionelle Sprecher Thomas Krause, und ich durfte die Imaginationen einlesen, gut 90 Seiten – quasi als Profi für Imaginationen und Hypnotherapie. Zuvor hatte ich eine „Hörprobe“ geschickt, damit geprüft werden konnte, ob ich auch „geeignet“ wäre, den Text einzulesen. (Später wurde mir klar, warum das Abstimmen im Vorfeld so wichtig ist!)
Gelandet bin ich, vom Verlag vermittelt, beim Tonstudio „klang:art“ von Medienpädagoge und Tonmeister Olaf Hemker.
In einem schönen großen Haus führte mich Herr Hemker (für mich sehr bald schon: Olaf) ins Dachgeschoss. (Die Fantasie vom „dunklen Keller“ flog schon mal raus aus meinem Kopf.) Einer der Räume war tatsächlich mit beeindruckend viel Technik ausgestattet: ein riesiges Mischpult, viele Knöpfchen und Hebel und Computermonitore.
Mein eigener Arbeitsplatz befand sich dann direkt nebenan: ein schallisolierter Raum, gemütlich mit Vorhängen abgehangen, irgendwie heimelig. Ein Klavier, Gitarren und allerlei Musikgerätschaften lagen herum – also doch ein Flair von Musikbands. Für mich stand ein schlichtes Pult bereit, ein Stuhl, ein Kopfhörer, ein Mikro. Eigentlich ganz einfach: Blatt mit dem Text auf das Pult legen, Kopfhörer auf, richtige Entfernung zum Mikro – und es geht los mit dem Lesen. Nur: Es bedarf wirklich größter Konzentration, um einen Text fehlerfrei, mit klarer Stimme und guter Betonung hinzukriegen. Das Blatt soll natürlich auch nicht rascheln, und sogar die „Speichelgeräusche“ hört Olaf Hemker genau. Ich lernte, dass Apfelsaft hilfreich ist, um den Mund auszutrocknen und die Speichelgeräusche zu reduzieren. Vor lauter „Bloß keine Nebengeräusche fabrizieren!“ war mein Körper ganz schön angespannt, was mir aber erst später wirklich auffiel.
Glücklicherweise haben es Imaginationsübungen so an sich, dass es immer mal wieder Pausen im Text gibt. – Gut für mich, so habe ich mich nicht allzu oft verhaspelt.
Am ersten Tag haben Olaf Hemker und ich gut sieben Stunden gearbeitet, unterbrochen von einer Mittagspause beim Italiener. (Aber Vorsicht: Nichts essen oder trinken, von dem man aufstoßen müsste oder der Magen laut rumpeln könnte!)
Nach diesen sieben Stunden war es endgültig vorbei mit meiner Konzentration – und vor allem mit meinem Körper, der sich unbedingt mal wieder bewegen wollte. Ein Spaziergang, viel Yoga und anschließend Mengen an Essbarem haben da überaus gut weitergeholfen!
Übernachtet habe ich im Hotel Residenz, einem alten Jugendstilhaus mit hohen Decken und schönem Ambiente.
Die herrlich knarrende Holztreppe erinnerte mich an meine Kindheit, an die Besuche bei meiner Oma. Glücklicherweise war die geräuschvolle Treppe durch eine Tür von den Zimmern getrennt – vielleicht war ich aber auch einfach nur total sensibilisiert von „Nebengeräuschen, die nicht sein sollen“, wer weiß?!
Praktisch auch, wenn nach einem anstrengenden Arbeitstag die köstlichen Produkte vom Konditormeister in unmittelbarer Nähe im Erdgeschoss des Hauses auf einen warten! Mein Tipp: Mousse-au-Chocolat-Torte!
Am zweiten Tag las es sich irgendwie fließend, wahrscheinlich auch mit dem Wissen, dass wir den größten Batzen schon am Vortag geschafft hatten. Und so waren wir tatsächlich mittags schon fertig.
Ich habe mich bei Olaf Hemker mit seiner unerschütterlichen Ruhe und Geduld sehr gut aufgehoben gefühlt – vielen Dank dafür!
Eine professionelle Sprecherin möchte ich aber nicht werden. – Da gibt es einfach zu wenig körperliche Action! 🙂
Übrigens: Das Ergebnis meiner Bemühungen können Sie schon bald selbst hören. Dann wird mein Hörbuch die Junfermann-Audiodownloads ergänzen.
Antje Abram ist Gestalttherapeutin, Heilpraktikerin Psychotherapie, Systemische Familientherapeutin und Dipl.-Sportlehrerin für Behindertensport und Rehabilitation. Seit 1998 arbeitet sie in eigener Praxis in Köln.
Im Junfermann Verlag sind von ihr in der Reihe Therapeutische Skills kompakt die Bücher Imaginationen (2017) und Gestalttherapie (2013) erschienen sowie der Titel Fühlen erwünscht (2007) mit Co-Autorin Daniela Hirzel.
Weitere Informationen zur Autorin und ihrem Angebot erhalten Sie hier.