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Podcast-Folge 102: Apropos … verbunden statt einsam!

Allein sein heißt nicht einsam sein. Einsamkeit kann auch in der Beziehung mit anderen Menschen empfunden werden. Was hat die Pandemie mit  der Aufforderung zum Social Distancing mit den Menschen gemacht? Gerade viele junge Menschen sind mit dem Gefühl der Einsamkeit nicht zurechtgekommen und haben eine psychische Störung entwickelt, sagt Professorin Dr. Sonia Lippke. Die Gesundheitspsychologin und Verhaltensmedizinerin an der Constructor University Bremen spricht über Wege aus der Einsamkeit und darüber, in Reflexion mit sich zu gehen und in den Dialog.

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Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise – Herausforderungen und Lösungsansätze für Psychotherapeuten und soziale Helfer

Jetzt der Psyche helfen

In Windeseile und mithilfe zahlreicher BeiträgerInnen ist in unserem Mutter-Verlag Klett-Cotta ein Buch entstanden, das den Titel Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise trägt, herausgegeben von Robert Bering und Christiane Eichenberg. Das Buch thematisiert psychotherapeutische Innovationen, die trotz Social Distancing heilsam wirken und vor allem präventiv eingesetzt werden können. Das präventive Handeln ist deshalb so wichtig, weil Belastungsreaktionen sich nicht immer sofort zeigen, sondern mit Verzögerung auftreten können. Die Zeit bis zum Auftreten von Symptomen muss daher gut genutzt werden.

Doch nicht nur der Inhalt des Buches ist in Zeiten wie diesen dringend notwendig, auch die Entstehungsbedingungen sind bemerkenswert und zeigen, worauf es jetzt ankommt: auf Zusammenhalt und ein Hand-in-Hand-Arbeiten.

Dr. Heinz Beyer, zuständiger Lektor bei Klett-Cotta, hat für uns den Entstehungsprozess des Titels noch einmal zusammengefasst:

„Kurz vor Ostern. Das Telefon klingelt. Mein Autor, Professor Robert Bering aus Köln, ruft bei mir im Verlag an: ‚Lieber Herr Beyer, die Corona-Krise stellt alles auf den Kopf. Wir, Therapeuten, Berater, alle die mit Patienten zu tun haben, können nicht mehr so weiterarbeiten wie bisher. Die Corona-Krise erfordert innovative Ideen, neue Wege. Mit meiner Kollegin Professor Christiane Eichenberg aus Wien würde ich gerne ein Buch dazu publizieren, das allen, die mit Patienten arbeiten, hilft, mit diesen neuen Herausforderungen umzugehen.‘

Spätestens da wurde mir klar, dass nicht nur Möbelhäuser, Restaurants, Autozulieferer und Buchhandlungen von der Covid-19-Pandemie gebeutelt werden, sondern auch der gesamte Bereich psychologischer Hilfestellungen und Unterstützung umdenken muss. Ist nicht der persönliche Kontakt, die Face-to-Face-Beziehung der Grundbaustein jeglicher therapeutischen Erfolge? Doch diese Möglichkeiten sind im Moment stark eingeschränkt, entweder weil die Patienten nicht mehr kommen oder Therapeuten und Berater noch nicht gelernt haben, wie sie mit modernen digitalen Methoden, Stichwort E-Mental-Health, arbeiten können.

Ist nicht der persönliche Kontakt, die Face-to-Face-Beziehung der Grundbaustein jeglicher therapeutischen Erfolge?

Für Menschen mit und ohne psychische Belastungen stellt die gegenwärtige Pandemie ein besonderes Problem dar. Allein die verordnete Einsamkeit, die Isolation, verursacht bei vielen Ängste und Depressionen verstärken sich, um nur eine Entwicklung zu nennen. Bei der Arbeit an dem nun entstehenden Buch wurde mir ferner klar, wie wichtig präventive Arbeit ist – und zwar jetzt. Ich habe gelernt, dass zwischen einem traumatisierenden Ereignis wie der jetzigen Pandemie und dem Ausbruch psychischer Störungen Monate liegen können, Zeit, die genutzt werden kann, um die Psyche zu stabilisieren.

Bei der Arbeit an dem Buch wurde mir klar, wie wichtig präventive Arbeit ist – und zwar jetzt!

Um das Buch zur richtigen Zeit zur Verfügung stellen zu können, war nun also Eile geboten: Herausgeber und Autoren lieferten ihre Beiträge zügig, die Lektoratsarbeit wurde auf mehrere Schultern verteilt und innerhalb von vier Tagen ging das gesamte Manuskript in den Satz. Parallel lief die Arbeit der anderen Abteilungen: Das Marketing zauberte über Nacht einen wunderbaren Umschlag herbei und startete mit der Presseabteilung eine Informationskampagne auf den sozialen Medien, die Herstellung organisierte Satz- und Drucktermine punktgenau. Nach drei Wochen war das Werk druckfrei! Rekordzeit – die wir ohne die gute Zusammenarbeit und das nahtlose Ineinandergreifen der Arbeitsprozesse nicht gemeistert hätten.“

Das E-Book ist ab 7. Mai lieferbar, das gedruckte Buch erscheint Mitte Mai und kostet 25 €. Weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage des Klett-Cotta Verlags.

 

 

Corona-Tagebuch, Teil 3: Social Distancing

Social Distancing, die Wahrung sozialen Abstands – das ist der Begriff für die Verhaltensmaßregel der Stunde. Und so sinnvoll, ja geradezu lebenswichtig die Sache an sich ist, so unglücklich erscheint die Wortwahl. Denn wenn diese Tage in Home-Offices und auf dem heimischen Sofa, mit drohendem Lagerkoller und zunehmend katastrophalen Nachrichten uns eines lehren, dann doch dies: dass nächst unserer Gesundheit eben nicht Klopapier das Wichtigste für unser Wohlergehen ist, sondern soziale Nähe und Austausch. Und so gilt es, trotz und parallel zur Wahrung körperlichen Abstands eine Social Closeness zu praktizieren, deren Wert wir gerade jetzt völlig neu einzuschätzen lernen. Beides schließt sich nicht aus – gegen das Gespräch mit dem Nachbarn, der Nachbarin aus sicherer physischer Distanz spricht ebenso wenig wie gegen den Einsatz aller technischen Errungenschaften, die uns in den letzten Jahren das Kommunizieren vereinfacht haben: all die Messenger-Dienste, Videotelefonie-Apps, Gruppenchats und Sprachmemos stehen uns zur Verfügung, ebenso das gute alte Telefon. Wir müssen sie nur nutzen, was zuweilen ein wenig Überwindung fordert, aber lohnenswert ist. Wenn Sie ein paar virtuelle Schritte auf lang vernachlässigte Freunde, Verwandte oder Bekannte zugehen, werden Sie feststellen, wie gut das tun kann. Bleiben Sie in Kontakt.

Für die Momente, in denen wir dann doch wieder auf uns selbst zurückgeworfen sind, sollte man meinen, dass jene Kulturtechnik, die uns am effektivsten beibringt, wie man gut allein sein kann, eine Renaissance erleben würde: das Lesen. Doch dem ist allem Anschein nach nicht so. Zwar titelte DIE ZEIT letzte Woche noch hoffnungsfroh „Das Lesen geht weiter“, doch diese Hoffnung hielt nur ein paar Tage (wie so vieles im Moment). Nun bleiben die Buchhandlungen geschlossen, die Büchereien ebenfalls und die Onlinehändler verschicken nurmehr eines – Klopapier! Aber das ist kein Grund zum Verzicht auf neuen Lesestoff. Auch hier gilt: Es kostet ein wenig Überwindung, lohnt aber den Versuch! Die Lieferketten sind zwar eingeschränkt, aber noch ist unsere Branche nicht zusammengebrochen. Gerade weil der große Online-Versender im Moment mit Sanitärartikeln glänzen zu können meint, gibt es für uns vielleicht neue Erfahrungen zu machen. Wie etwa, dass unsere Buchhandlung vor Ort eine eigene Website mit einem Shop hat; dass wir die Kolleg*innen dort sogar telefonisch oder per E-Mail erreichen können, obwohl das Ladengeschäft geschlossen bleiben muss. Und aus ganz vielen Städten hören wir, dass bestellte Bücher nicht nur nach Hause versandt werden, sondern von engagierten Buchändler*innen per Fahrrad in die Briefkästen der Kunden gebracht werden. Probieren Sie’s aus und lassen Sie sich etwas zu lesen bringen. Vielleicht entsteht auf diesem Wege ja sogar eine soziale Nähe zu Ihrer Buchhandlung vor Ort, die den Corona-Ausnahmezustand überdauert.