Gib mir dein ganzes Geld!

Wie die GFK mein Leben gerettet und umgekrempelt hat.

 Von Aniruddha Gandakush

Nie werde ich jenen ungemütlichen, kalten und schaurigen Abend im Londoner Stadtteil Wembley vergessen, der mein ganzes Leben veränderte …

Ich hielt mich in England auf und machte gerade meine ersten Baby-Giraffenschritte, indem ich bei Bridget, Gina und in einigen Trainings mit Dr. Marshall Rosenberg die GFK lernte. Ich war ein Giraffenbaby und begann eben erst laufen zu lernen. Ich konnte die GFK gewissermaßen noch nicht fließend und hatte manchmal auch so meine Zweifel an der Methode … Kann das wirklich funktionieren? Ich hatte diese Bedenken sogar einmal Dr. Rosenberg gegenüber offen eingestanden.

Es war der 7. April 2004, als mich Sanju, eine Freundin aus Indien, anrief. Sie war auf Besuch in England und wollte sich mit mir treffen. Wir wollten zusammen zu Abend essen, und ich sollte ihre Familie kennenlernen. Ihr Hotel war das Wembley Plaza in Wembley. Ich freute mich wirklich darauf, sie und ihre Familie zu treffen.

Ich fuhr mit der U-Bahn von Bethnal Green nach Wembley. Etwa um acht Uhr abends kam ich dort an. Es regnete, es war windig und kalt. Ich hatte drei Lagen Kleidung und eine dicke Jacke angezogen, um mich gegen die fürchterliche Kälte zu wappnen, an die ich mich noch nicht gewöhnt hatte. Ich ging von der U-Bahn-Station zu Fuß zum Hotel. An der Rezeption fragte ich nach meiner Freundin und wurde gebeten, sie vom Telefon an der Rezeption aus auf ihrem Zimmer anzurufen. Doch es ging niemand ran. Nach etwa fünf bis zehn Minuten versuchte ich es noch einmal, hatte aber erneut kein Glück. So ging es die ganze Zeit, bis elf Uhr abends. Um elf erklärte mir die Mitarbeiterin an der Rezeption, dass meine Freundin ja vielleicht als Touristin einen netten Abend irgendwo entlang der Themse verbringe. Ich gab schließlich auf, nahm die Blumen, die Schokolade und die Karte, die ich für ihre Familie mitgebracht hatte, wieder an mich und bat die Rezeptionistin, meiner Freundin auszurichten, dass Aniruddha dagewesen sei, wenn sie zurückkäme.

Ich ging also wieder zurück zur U-Bahn-Station Wembley. Die Straße war menschenleer und es war dunkel und kalt. Ich ging auf dem Bürgersteig, zu meiner Linken die Schienen, zur Rechten Häuser. Es war nicht mehr weit, nur noch etwa zwei bis drei Gehminuten bis zur U-Bahn-Station. Ehe ich so recht begreifen konnte, was geschah, kam wie aus dem Nichts ein etwa 1,80 Meter großer kräftiger Kerl aus einer dunklen Seitengasse. Er trug einen dunklen Kapuzenpulli, den Kopf tief in die Kapuze geschoben. Er griff mich am Kragen, drückte mich an die Mauer und sagte mit angsteinflößender Stimme: „Gib mir alles Geld, was du hast!“ Ich hatte Todesangst …

Drei Jahre lang hatte ich in Indien Kampfsportarten trainiert – ich kann euch sagen: Wenn man sie wirklich braucht, helfen sie nicht. Ich hatte solche Angst, dass ich nicht einmal richtig stehen konnte. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, meine Kehle war trocken und trotz der Kälte brach mir der Schweiß aus. Ich stand überhaupt nur aufrecht, weil der Mann mich am Kragen und gegen die Mauer gedrückt festhielt. Vor meinem inneren Auge tauchte blitzartig das Bild meiner Familie in Indien auf. Ich hatte 500 Pfund Bargeld und eine Digitalkamera bei mir. Ich sagte mir, „Aniruddha, jetzt ist es vorbei.“

Dann hörte ich wieder seine furchtbare Stimme: „Gib mir dein ganzes Geld!“

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Plötzlich antwortete tief aus meinem Inneren eine Babygiraffe mit sanfter Stimme: „Sind Sie verzweifelt?“

Mann: „Hör auf mit mir zu reden und gibʼ mir dein Geld! Hast du etwa keine Angst?“

Ich: „Und ob ich Angst habe – ich kann nicht aufrecht stehen und meine Kehle ist trocken …“

Mann: „Gib mir einfach dein Geld. Ich habe Hunger und will Hähnchen essen …“

Das zu hören bewegte und berührte mich tief. Ich sah jetzt, dass vor mir nicht einfach ein Straßenräuber stand, sondern ein hungriger Mann, der sich der einzigen Strategie bediente, die er kannte, um sich sein Bedürfnis zu erfüllen. In meiner Hosentasche befanden sich etwa 15 Pfund Kleingeld.

Die nahm ich jetzt heraus und sagte: „Es macht mich traurig zu hören, dass Sie hungrig sind.“ (Ich hielt ihm das Geld hin.) „Ich hoffe, dass dies Ihren Wunsch danach, Hähnchen zu essen, erfüllen kann“.

Während ich ihm das Geld hinhielt, konnte ich in seine unter der Kapuze verborgenen Augen sehen. Da sah ich mit eigenen Augen eine Verwandlung vor sich gehen – hinter dem Straßenräuber konnte ich plötzlich ein schönes menschliches Wesen erkennen. Ich konnte kindliche Unschuld in seinen Augen sehen.

Er sah in meine Augen und sagte: „Sie sind so ein netter Mensch, und ich brauche Ihr Geld nicht.“ Er gab mir alles zurück.

Ich hielt die Münzen in meiner Hand und sagte: „Ich will wirklich etwas zu Ihrem Leben beitragen. Bitte nehmen Sie es.“

Mann: „Ich brauche ja nur zwei Pfund.“

Ich: „Nehmen Sie es sich.“

Mann: „Nein, geben Sie es mir.“

Ich nahm eine Zwei-Pfund-Münze und gab sie ihm. Er sagte: „Mann, Sie sind wirklich so nett … Gott segne Sie.“ Und damit verschwand er.

Ich konnte nicht glauben, was ich gerade erlebt hatte. An diesem Tag sah ich mit eigenen Augen eine Verwandlung. Das Leben lehrte mich eine wichtige Lektion: Beurteile die Menschen nicht nach ihren Handlungen. Wir müssen tiefer gehen und ihr Herz berühren. Nur dann sehen wir das schöne menschliche Wesen aus ihnen hervortreten. Häufig sind es unsere eigene Angst und unsere Urteile, die uns davon abhalten, mitfühlend mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Schönheit liegt darin, diese Urteile abzulegen und zu 100 Prozent in jedem Moment gegenwärtig zu sein.

Heute bin ich dieser Babygiraffe dankbar, die mir das Leben rettete und mir eine neue Perspektive auf das Leben eröffnete. Dr. Rosenberg bin ich dankbar für dieses wunderschöne Geschenk, das mein Leben änderte.

Seit damals betrachte ich es als meine Bestimmung, die GFK zu verbreiten, damit sie dem Planeten Erde Frieden bringe. Die meisten meiner Trainings biete ich umsonst an, damit sie auch von sozial und wirtschaftlich benachteiligten Menschen besucht werden können.

 

Aniruddha Gandakush lebt in Indien und ist als GFK-Trainer spezialisiert auf Mediation, Konfliktklärung und Versöhnung.  aniruddha.gadankush@gmail.com

 

 

 

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Und plötzlich öffnet sich eine Tür“ (Hrsg. Ingrid Holler), das gerade neu bei Junfermann erschienen ist.

 

Zielgruppe: Die ganze Welt

Immer wieder kommt er: Der ganz bestimmte Moment, in dem beim Marketingcoaching die Positionierung glasklar wird, die Zielgruppe authentisch passt, die Ideen für Werbemittel sprudeln  – und uns trotzdem angsterfüllte Augen ansehen. Nach wenigen Minuten wird zögerlich  die Frage gestellt: „Aber gibt es denn davon genügend Kunden in meiner Stadt?“ Diese Angst ist auf den ersten Blick berechtigt  Denn bevor ein Coach sich auf eine Zielgruppe festlegt, passen ja alle Klienten in der ganzen Stadt zu ihm. Ob männlich, weiblich, jung oder alt, ob mit  Zielfindungsthemen oder Berufsproblemen. Sobald allerdings klar ist, dass die eigene  Zielgruppe weiblich ist, etwa  40-55 Jahre und das konkrete Anliegen  „mutiger werden“ zum Thema haben soll, schrumpft die Zielgruppe auf gefühlte fünf Menschen in der ganzen Großstadt.

Hier haben wir eine sehr gute Nachricht für alle Coachs, Trainer und Freiberufler: Die Zielgruppe ist bedeutend größer, als man denkt! Viele Kunden kommen aus anderen Städten, manchmal sogar Ländern – und in unserem Fall z.B. auch Kontinenten –  angereist, um einen echten Spezialisten aufzusuchen.

Woran liegt das?

Sobald man sich ganz klar positioniert hat, fühlt sich die Zielgruppe durch die passende Kundenansprache auch wirklich angesprochen. Ein Beispiel aus einer anderen Branche: Wenn Sie eine seltene Krankheit hätten, würden Sie wahrscheinlich auch ein 300(0) Kilometer weit entferntes Krankenhaus aufsuchen, wenn hier die Experten wären, die Ihnen schnell helfen könnten.

Nicht anders geht es vielen Klienten. Sobald der Coach sich traut 90% aller möglichen Kunden vermeintlich auszuschließen und nicht anzusprechen, kommen die anderen 10% von überall her. Weil sie es hier mit einer echten Koryphäe  zu tun haben. Und wenn Sie nicht 70 Stunden die Woche arbeiten wollen, dürften Sie diese 10% immer noch gut auslasten. Vor allem, weil Sie ganz andere Preise aufrufen können als ein „Feld-Wald und Wiesen-Coach“.

Es gibt mehr als einen Grund warum dennoch weiterhin Kunden zu Ihnen kommen, die nicht der Zielgruppe angehören. Möglicherweise sogar mehr als vorher! Offensichtlich ist, dass die Klienten Ihnen als Experte generell mehr zutrauen. Nicht nur in Ihrer Nische… Ein Beispiel von Ruth: Wer als Motorsportexperte eine Werkstatt führt, der kann garantiert auch (schnell) Reifen wechseln. Die Frage ist nur, zu welchem Preis…

Jetzt gilt es nur noch diese Zielgruppe zu finden und dort abzuholen, wo diese steht. Dann gilt auch für Sie: „Meine Kunden kommen aus der ganzen Welt“.

Wie man dies macht, zeigen wir gerne auch in unserem Vortrag und Workshop auf dem Junfermann-Kongress am 21.03.2015.

Tanja Klein & Ruth Urban,  www.coachyourmarketing.de

 

Wieviel Psychologie steckt im Weltmeistertitel?

Regine Rachow, Chefredakteurin unserer Zeitschrift Kommunikation & Seminar, befragte zwei Experten, die es wissen müssen: Karin Helle und Claus-Peter Niem sind Trainer- und Spielerentwickler im Profifußball und tauschen sich unter anderem mit dem Bundestrainer aus.

Wo sahen Sie das legendäre 7:1 der Deutschen im WM-Halbfinale gegen Brasilien?

Wir sahen das Spiel mit Bekannten und Freunden in unserer Fußball-Stammkneipe im Dortmunder Kreuzviertel. Eine typische Eckkneipe, normalerweise sehr borussenlastig. Hier wird immer über Fußball diskutiert – vor und nach den Heimspielen von Borussia Dortmund und überhaupt jeden Tag. Und so gesehen waren die Stammgäste der Nationalmannschaft gegenüber nicht unbedingt nur positiv gestimmt, da aus Sicht der Dortmunder der Bayernblock zu groß war. Was der Stimmung an diesem einmaligen Abend allerdings nicht schadete.

Sie engagieren sich schon einige Jahre im Fußball, und auch für den Nachwuchs. Wen von den Spielern, die wir auf dem Platz sahen, kennen Sie persönlich?

Am nächsten stand uns sicherlich Mario Götze, da wir uns mit seinem ehemaligen Jugendtrainer Peter Hyballa (zur Zeit A-Jugend-Coach, Bayer Leverkusen) immer wieder austauschen. Schon früher konnte Mario unter Peter Hyballa Spiele entscheiden, wenn er in einer engen Situation von der Bank kam (dort lange „schmoren“ musste). Damals brauchte er diesen Druck, um Höchstleistungen bringen zu können. Das wiederum klappte im Endspiel ja dann auch…

Karin Helle & Claus-Peter Niem

Insgesamt erlebten wir eine überzeugende Leistung der deutschen Mannschaft. Und doch schien der Sieg am Ende an einem hauchdünnen Faden zu hängen. Wie viel mentale Arbeit, wie viel Psychologie steckt da drin?

Mindestens 50 Prozent. Neben körperlicher Fitness, Technik und Taktik gilt es, schon lange im Vorfeld auf das Turnier bestmöglich „prepared“, vorbereitet, zu sein. Dazu gehören schauspielerische Fähigkeiten, den Druck lieben zu lernen, mit Angst und Hitze umgehen zu können, mentale Stärke und Selbstglaube zu trainieren. Nehmen Sie mal die Brasilianer – die waren einfach zu einseitig vorbereitet. Emotionen und Leidenschaft können natürlich entscheidend sein (siehe Endspiel der Deutschen), doch auch Ruhe, Körpersprache und Bestimmtheit gehören dazu. Das strahlten sie nicht aus. Natürlich spielt auch das Glück eine Rolle. Sie sprechen ja den hauchdünnen Sieg der Deutschen gegen Argentinien an. Und doch hatte Manuel Neuer, vielleicht auch intuitiv und unbewusst, eine solche Präsenz, dass die Argentinier mehrfach das Tor nicht trafen. Trotz 100-prozentiger Chancen. Und ein solches Auftreten erarbeitet man sich eben auch mental. Würden wir dem argentinischen Trainer nahe stehen, hätten wir ihm den Tipp gegeben, seinen Spielern Szenen zu zeigen, in denen Manuel Neuer überwunden wurde. Naja, hat er wohl glücklicher Weise nicht gemacht.

Als Zuschauer erleben wir am Rande eines Spiels Trainer, Mannschaftsarzt und Physiotherapeuten. Ich las, dass diesmal auch ein Sternekoch im Camp war. Von Mentalcoaches hört man nix. Welche Rolle spielen die in so einem Turnier?

Wir sagen den Trainern immer: Lass nichts und niemanden an deine Mannschaft ran. Vor allem nicht in der heißen Phase. Ein Trainer muss alles selbst drauf haben. Je mehr Handwerkszeug – auch im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation, Mentaltraining usw. – desto besser. Unser Motto: Starke Trainer, starke Mannschaft. Sinn machen sicherlich hin und wieder Impulsseminare von außen, genauso wie ein gutes Umfeldmanagement der Spieler und Fachleute, die für den Fall der Fälle parat stehen. Aber mal ganz abgesehen davon: Mit Hans Dieter Herrmann war auch ein Sportpsychologe mit im Camp.

Mit Jogi Löw verbindet Sie eine langjährige Zusammenarbeit. Wie standen Sie während des Turniers mit ihm in Kontakt?

Nennen wir es einfach eine freundschaftliche Beziehung. Wir durften ihn einmal über Jürgen Klinsmann kennen und schätzen lernen, haben mit beiden tolle innovative Projekte für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen und tauschen uns öfter mal aus – während der WM via Mail und SMS.

Wobei konnten Sie ihn unterstützen?

Wir haben einfach an ihn geglaubt.

Wie geht es Ihnen jetzt nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft?

Wir fühlen uns weltmeisterlich, weil wir der Meinung sind, dass es Jogi und sein Team nach zehn Jahren harter Arbeit verdient hat. Mindestens genauso freuen wir uns für Jürgen Klinsmann, der 2004 eine Initialzündung auslöste – mit vielen unbequemen Entscheidungen, einer klaren Vision und ganz viel Herz und Leidenschaft. Er ist der Vater des Erfolges, ein absoluter Visionär und Querdenker, ein Entwickler. Beide zusammen sind fast unschlagbar. Vielleicht trainieren sie eines Tages noch einmal die „Three Lions“ zusammen – das wäre unsere Vision 😉

 

Die Fragen stellte Regine Rachow.

Ausgabe 3 von Kommunikation & Seminar mit einem Artikel von Claus-Peter Niem und Karin Helle zum Thema Psychologisches Coaching im Fußball kann hier bestellt werden.

 

Zwei Tage, um aufzublühen

Menschen zum Aufblühen zu bringen ist das zentrale Anliegen der Positiven Psychologie. Zwei Tage Positive Psychologie in Berlin: das war mein Wochenendprogramm am 12. und 13. Juli. Große Namen und interessante Themen ließen sich der Kongressankündigung entnehmen – und bereits froh gestimmt machte ich mich auf den Weg.

„Unsere Kongresse sind institutsübergreifende Veranstaltungen. Martin Seligman war bereits zweimal in Deutschland, doch dass er nun zusammen mit anderen Größen der (Positiven) Psychologie zu sehen ist, ist wirklich etwas Besonderes. Wir möchten mit diesen Kongressen dazu beitragen, dass die Positive Psychologie im deutschsprachigen Raum einem breiten Publikum bekannt wird.“ – Das sagte Daniela Blickhan in einem Interview, das ich im Februar 2014 mit ihr führte. Das war noch vor den drei Kongressen zur Positiven Psychologie in Rosenheim, Graz und Berlin. Inzwischen kann man sagen: Alle drei Veranstaltungen sind mit äußerst guter Resonanz und großem Erfolg vonstattengegangen.

Die Liste der Referenten für den Berliner Kongress war wirklich beeindruckend, u.a. Joachim Bauer, Mihály Csikszentmihály, Gunther Schmidt, Mathias Varga von Kibéd und Martin Seligman. Wen wunderte es da, dass es im Audimax der Freien Universität kaum freie Plätze gab. „Update on Positive Psychology“ lautete das Kongress-Thema und die Positive Psychologie wurde an diesem Wochenende aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet.

Doch bevor am Samstagnachmittag Mihaly Csikszentmihály über „Neues vom Flow“ sprechen konnte, erhielt das Auditorium zunächst einen Ausblick in die Zukunft. Judith Mangelsdorf, Vorsitzende der Ausbildungskommission des Dachverbandes Positive Psychologie, berichtete über ein Stipendiaten-Programm. Studierende waren im Vorfeld des Kongresses aufgefordert worden, Beiträge zur Positiven Psychologie einzureichen. Ein filmischer Beitrag hatte die Ausbildungskommission so sehr beeindruckt, dass man sich entschlossen hatte, ihn vor Csikszentmihálys Vortrag zu zeigen, ging es in dem Film doch auch um das Thema Flow. Und so erlebte der inzwischen 80-jährige Mihaly Csikszentmihály auf der Bühne mit, wie eine junge Frau seine wesentlichen Erkenntnisse filmisch aufbereitet hatte.

Für den späteren Nachmittag hatte Organisator Philip Streit dem Publikum

Martin Seligman

noch eine Überraschung in Aussicht gestellt, die dann so aussah, dass der eigentlich erst am Sonntag erwartete Martin Selgiman die Bühne betrat, um ein Gespräch mit Mihaly Csikszentmihály zu führen. Vor 15 Jahren hatten beide die Positive Psychologie begründet – und nun wollten sie in einem lockeren Gespräch ergründen, wie es um ihren Ansatz bestellt ist. In diesem Gespräch zeigten sich erstaunlich Differenzen. Während einer – Seligman – den Zustand der Menschheit als besser denn je bezeichnete, war sein Gegenüber nicht ganz so überzeugt. Seligman sah ein wesentliches Problem darin, dass die Kreativität junger Forscher erheblich beeinträchtigt würde, indem man sie wieder und wieder dazu auffordere, ihre Ergebnisse zu replizieren. Mihaly Csikszentmihály hingegen sprach sich durchaus für gesicherte Forschungsergebnisse aus – auch wenn das mehrmaliges Replizieren beinhalte.

Nun hat es fast den Eindruck, als würde Mihaly Csikszentmihály sich gegen Kreativität aussprechen, was aber so ganz nicht stimmen kann. Neben Flow ist Kreativität sein zweites großes Forschungsgebiet und für diese Arbeit wurde er während des Kongresses mit einem Preis ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Kreativität e.V. verlieh ihm den CREO 2014. Diese Preisverleihung war jedoch für mich der Tiefpunkt in dem ansonsten sehr anregenden uns inspirierenden Kongressprogramm. Keine Spur von Kreativität in der Laudatio! Ganz im Gegenteil. Der Laudator hatte wohl den Ehrgeiz, die Forschungsergebnisse vieler, vieler Jahre in einer Rede zusammenzufassen. Und mag ihm das rein sachlich auch gelungen sein: Für die Zuhörenden war es eine Qual.

Inzwischen etwas weniger glücklich gestimmt machte ich mich auf den Weg ins Foyer – und traf einen sehr glücklichen Menschen an: Uwe Böhm freute sich über den großen Andrang an seinem Büchertisch.

„Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, mach Limonade daraus!“ – Das Interview mit Sigrun Kurz

In der kommenden Woche (ab dem 21.07.2014) erscheint bei uns ein Buch über Selbsthypnose für krebskranke Menschen: „Verborgene Kräfte wecken“. Die Autorin, Dr. Sigrun Kurz, hat dieses Buch nicht nur als Psychotherapeutin, sondern auch als Betroffene geschrieben. Im Interview berichtet sie uns von ihren Erfahrungen mit Hypnose und darüber, wie eine Krankheit den Blick auf die Welt verändert.

Liebe Frau Kurz, Sie sind Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis. Zu Ihrem Arbeitsschwerpunkt gehört die Behandlung von Menschen mit schweren körperlichen oder chronischen Erkrankungen. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Kontext mit dem Einsatz von Hypnose gemacht?

Bei körperlichen oder chronischen Erkrankungen können wir auf sehr gute Weise von der Hypnose profitieren, denn diese Heilmethode wirkt nicht nur auf der seelischen Ebene sondern unterstützt stets auch den Körper. Eine Hypnose stärkt immer das Immunsystem und senkt die Stresshormone, also eine Förderung der Gesundheit. Hinzu kommt, dass eine Hypnosebehandlung für die Betroffenen sehr angenehm ist und als hilfreiche und fürsorgliche Zuwendung erlebt wird.

In Ihrem Buch „Verborgene Kräfte wecken“ richten Sie sich speziell an krebskranke Menschen, die mit Selbsthypnose den Heilungsverlauf unterstützen wollen. Was das Buch besonders persönlich macht, ist, dass Sie nicht nur als Psychologin, sondern auch als ehemals selbst Betroffene – gewissermaßen auf einer Augenhöhe – an Ihre Leser schreiben. Hat Ihre Erkrankung den Anstoß zu diesem Buch gegeben?

Ja, das war schon lange ein Wunsch von mir: all das hilfreiche Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben. Als dann Patientinnen mich um Hypnosetexte zur Anleitung baten, wurde dieser Wunsch konkret und ich begann, das Buch zu schreiben.

In einem Gespräch erwähnten Sie einmal, dass die Hypnoseanleitungen aus dem Buch letztendlich für jeden Menschen, auch für gesunde, eine Kraftquelle darstellen können. Welche Rolle spielt Hypnose für Sie persönlich heute, nach Ihrer Genesung, in Ihrem Alltag?

Eine ganze Reihe der Hypnosetexte aus meinem Buch kann tatsächlich für jeden Menschen hilfreich sein – auch für Gesunde. Stärkung der Lebenskraft, Ermutigung und Zuversicht können wir alle immer wieder gebrauchen. Ich selbst benutze Hypnose im Alltag sehr oft, manchmal für kleine oder größere Unpässlichkeiten, manchmal für die Erholung und oft einfach zur Stärkung.

Wenn Sie Ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen zusammennehmen: Was verändert sich durch eine Krebserkrankung?

Eine Krebserkrankung erinnert uns immer an die Begrenztheit unseres Lebens und unserer Möglichkeiten. Dadurch relativiert sich in unseren Werten so einiges. Die Bedeutungen verschieben sich. Was ist wirklich wichtig für mich, für mein Leben? Wir lernen, den Wert des Alltags und des Lebens selbst mehr zu schätzen. Durch eine schwere Erkrankung wie Krebs ist das vorher Selbstverständliche plötzlich wertvoll.

Im Buch gehen Sie absolut ehrlich, realistisch, aber auch Mut machend mit dem Thema Krebs um. Was sollen Ihre Leser vor allem mitnehmen? Was ist Ihnen wichtig zum Ausdruck zu bringen?

Das Wichtigste ist meiner Erfahrung nach zu lernen, auch mit schweren Dingen umzugehen, das Leben zu leben mit seinen Einschränkungen, aber auch all seinen Möglichkeiten. Auch wenn wir nicht wissen, was kommen wird. Aber: Wer weiß das schon? So wird der Augenblick, das Jetzt, das Heute, wichtiger. Erkrankungen sind oft mit einer Fixierung im Negativen verbunden. Mit meinem Buch möchte ich Wege zeigen, um aus dieser Problemtrance herauszukommen. Und es tut einfach gut, wenn wir merken, dass wir selbst mithilfe unserer Vorstellungskraft und unserer Phantasie etwas verändern können.

Krebs ist natürlich ein sehr persönliches und sicher auch Angst besetztes Thema, mit dem jeder anders umgeht. Aber was würden Sie sich für die öffentliche Diskussion/den öffentlichen Umgang damit wünschen?

Ich wünsche mir, dass das Thema Krebs in der Öffentlichkeit noch viel selbstverständlicher vorkommen dürfte, ohne Panik und ohne Sensationslust. Es wäre gut, wenn es noch weniger Tabus zu dieser Krankheit gäbe, einer Krankheit, die so viele Menschen bekommen. Dann würden sich viele Betroffene weniger einsam fühlen müssen.

Ich habe Sie während der Arbeit an diesem Buch als eine sehr selbstbewusste, energiegeladene und auch humorvolle Frau kennengelernt. Verraten Sie uns, wie Sie – einmal abgesehen von Hypnose – Ihre Batterien wieder auftanken und Zuversicht bewahren? Haben Sie eine Art Wohlfühlrezept?

Ich bemühe mich um eine möglichst ausgewogene Balance von Aktivität und Entspannung, passend zu meinen persönlichen Erfordernissen. Aber ich muss zugeben, dass mir das natürlich nicht immer gelingt. Besonders wichtig ist für mich, immer wieder meine Aufmerksamkeit auf das Positive, auf die Möglichkeiten zu lenken, statt über Einschränkungen und das Negative zu grübeln. Es gibt ein Sprichwort, das ich als Leitsatz sehr hilfreich finde: Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, mach Limonade daraus. Also: Nutze das, was da ist, und lebe damit – so gut es nur geht.

Liebe Frau Kurz, vielen Dank für das Interview. Ich bin sicher, dass das Buch vielen Betroffenen eine Hilfe sein wird.

WM-Fieber bei Junfermann

Jetzt geht sie los, die Fußball-WM – und in jedem Prospekt, in jeder Fernsehwerbung, überall wo es nur geht, sehen wir Brasilien und Fußball. Alle normalen Lebensmittel, die wir bislang gegessen und getrunken haben, tragen jetzt den Zusatz „WM“: WM-Bier, WM-Bratwurst, WM-Chips … Sogar die Zoos funktionieren ihre Gürteltiere zu WM-Orakeln um, da das in Brasilien beheimatete Kugelgürteltier das WM-Maskottchen ist und sich bei Gefahr wie ein kleiner Ball zusammenrollt. Besser könnte es doch nicht passen!

Kein Wunder, dass uns im Verlag auch ein bisschen das WM-Fieber gepackt hat! Nein, noch haben wir keine schwarz-rot-goldenen Deutschland-Devotionalien in den Büros und unser Frühstücksbrot wird wohl auch nicht zum „WM-Brot“. Aber der Spielplan und unsere traditionelle Tippliste hängen schon:

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Hierbei machen ausnahmslos alle Kolleginnen und Kollegen mit, auch diejenigen, die mit Fußball gar nichts am Hut haben. Unsere Tippliste ist eine liebgewordene Verlagstradition und es ist auch völlig egal, wer die meiste Ahnung hat. Am Ende zählt ohnehin nur das Tipperglück …

Bemerkenswert auch die Deko bei unserem heutigen Verlagsfrühstück:

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Auf www.junfermann.de verlosen wir zum WM drei Buchpakete rund um das Thema „Mentales Selbstcoaching“!

 

Tilman Niemeyer im Interview

Am 23. Mai erscheint das Buch „Kleiner Psychotherapieführer“ von Tilman Niemeyer im Handel. Der Autor, Heilpraktiker für Psychotherapie und angehender Hakomi-Körperpsychotherapeut, erläutert hier wichtige Aspekte, die bei dem Gedanken, eine Psychotherapie aufzunehmen, betrachtet werden sollten. Schließlich kann die Aufnahme einer Therapie viele Fragen aufwerfen, wie etwa: An wen soll ich mich wenden? Welche Methode passt zu mir? Übernimmt die Krankenkasse die Kosten? Was erwartet mich in einer Therapie?

Bevor Tilman Niemeyer aber solche und ähnliche Fragen in seinem Buch beantwortet, haben wir ihn gebeten, erst einmal Antworten auf die folgenden Fragen zu geben und uns einen kleinen Einblick hinter die Kulissen seines Schreibens zu gewähren…

 

Lieber Herr Niemeyer, verraten Sie uns, wann Ihr letzter Glücksmoment war und worin er bestand?

Das war, als ich jetzt eben die erste Frage gelesen habe. – Es ist, ich gestehe, mein erstes Interview und ich war sehr neugierig. Auf eine Frage zu stoßen, die ich mir so nicht gestellt hätte und deren Antwort ich also vorher selbst nicht kannte, das war: ein Moment des Glücks.

Sie wundern sich vielleicht über die Frage. Aber wenn das Leben nicht so richtig zu gelingen scheint und man sich psychisch ausgelaugt fühlt, fragt man sich auch unweigerlich, wie man das Glück in sein Leben zurückholen kann. Eckhard von Hirschhausen vertritt ja die Ansicht, dass man Glück lernen kann. Was meinen Sie?

Ich neige zu einem Ja. Vielleicht nicht unbedingt Glück, aber Zufriedenheit. Und: die Voraussetzung dafür, Glück überhaupt empfinden zu können; man kann Unglücklichsein verlernen. Das geht, davon bin ich überzeugt.

In wenigen Tagen erscheint Ihr Buch „Kleiner Psychotherapieführer. Praktischer Wegweiser zur geeigneten Therapie“. Welche Rückmeldungen erhoffen Sie sich?

Ich hoffe, dass der eine oder andere das Buch nützlich findet und dass darin die Informationen zu finden sind, die er oder sie sich davon versprochen hat.
Ich kann nicht hoffen, gar keine Fehler gemacht zu haben; aber ich hoffe, dass ich keine gravierenden Fehler gemacht habe.
Und glücklich wäre ich, wenn mir irgendwann jemand sagt, das Buch habe ihm persönlich geholfen.

Sie haben sich da kein ganz einfaches Thema ausgesucht. Was genau hat Sie zum Schreiben des Buches animiert?

Zum einen war das die Feststellung, wie wenig oftmals sogar Fachleute über andere als die eigene Methode wissen. (Woher sollen dann also Klienten etwas über die Unterschiede zwischen den Methoden wissen?)
Zum anderen war es das Empfinden, wie viel Glück ich hatte, die für mich „richtige“ Methode und die „richtige“ Therapeutin gefunden zu haben. Dieses Glück wünsche ich anderen, die in derselben Lage sind, in der ich damals war, auch.

Ihr Buch verfolgt das anspruchsvolle Ziel, Menschen mit psychischen Problemen auf der Suche nach der geeigneten Therapie zu begleiten und sie zu unterstützen. Trotzdem ist es nicht „bierernst“ geschrieben, sondern eher unterhaltsam, teilweise auch augenzwinkernd. Wie wichtig ist Ihnen Humor – trotz oder vor allem bei psychischen Problemen?

Gerade da! Wissen Sie, Humor ist eine ernsthafte Sache …

Haben Sie auf Ihrem Weg durch den Psychotherapiedschungel auch die eine oder andere lustige „Geschichte“ erlebt?

Ehrlich gesagt: eher viele traurige.
Aber ich habe beglückende Begegnungen gehabt, mit Menschen, deren Bekanntschaft eine Bereicherung für mich ist.

In Ihrem Buch zitieren Sie das indische Sprichwort „Das Leben hat immer Recht“. Was genau bedeutet das für Sie?

Ich habe in meinem Leben oft „gekämpft“, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Zu lernen, dass sich auf diese Weise nicht alles erreichen lässt, ja, dass gerade im zwischenmenschlichen Bereich vieles auf diese Weise gar nicht zu erreichen ist – das hat ebenso eine frustrierende, wie eine entlastende Seite. Ich denke, es ist vor allem diese Einsicht, die ich persönlich mit diesem Spruch verbinde.

Zum Abschluss möchte ich Sie noch bitten, ganz kurz und spontan folgende Sätze zu vervollständigen:

Besonders dankbar bin ich im Moment für…

meine Berufswahl.

Die beste Entscheidung in meinem Leben war…

        geboren zu werden.

Wenn ich die Welt der Psychotherapie nach meinen Vorstellungen ändern könnte, dann würde ich…

        erst mal viele verschiedene Menschen, die teilweise sehr unterschiedliche Vorstellungen zu haben scheinen, an einen Tisch und ins Gespräch bringen wollen.

Die wichtigste Erkenntnis, zu der ich gelangt bin bei dem Versuch, einen Überblick über den Therapiedschungel zu bekommen, ist…

        dass die Ziele verschiedener Methoden, so sehr sie sich in ihrem Vorgehen unterscheiden mögen, einander dann doch wieder sehr nah sind: Es geht um den Menschen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Niemeyer!

Ich danke Ihnen.

Resilienz – das Schlimme mit dem Guten heilen

Elisabeth war, als ich sie vor über zehn Jahren in einer Beratungseinrichtung kennenlernte, 61 Jahre alt und befand sich damals am gefühlten Tiefpunkt ihres Lebens. Als Kind misshandelt worden, setzte sich die Gewalt durch ihren Mann in ihrer ersten Ehe fort und Elisabeths Leben zog wie ein schlechter Traum all die Jahre an ihr vorbei. Nachdem ihr Mann nach Jahren der Alkoholabhängigkeit gestorben war, brachen die Wunden der älteren und jüngeren Vergangenheit in ihr auf und der Schmerz schien zunächst größer zu sein als ihre Kraft. Nach einem glücklicherweise erfolglosen Suizidversuch und einem daran anschließenden Klinikaufenthalt begann Elisabeth eine Therapie zu machen und sich nach mehr als sechs Jahrzehnten für sich selbst und das Leben zu öffnen.

Als Elisabeth und ich uns kennenlernten, war ich eine junge Frau von 26 Jahren. Ich weiß noch genau, wie traurig ich lange Zeit darüber gewesen war, keine wirkliche Kindheit und Jugend gehabt zu haben. Dennoch konnte ich mich mit der Vorstellung trösten, auch nach der Aufarbeitung meiner Vergangenheit sehr wahrscheinlich noch den größten Teil meines Lebens vor mir zu haben. Wie aber musste sich jemand fühlen, der wie Elisabeth den größeren Teil seiner Lebenszeit bereits hinter sich hatte und diese Zeit alles andere als glücklich gewesen war?

Ich war sehr überrascht über ihre Reaktion auf meine vorsichtige Frage, ob es nicht vielleicht besser für sie gewesen wäre, wenn all der Schmerz nicht hochgekommen wäre.

„Nein! Im Gegenteil! Ich bin so froh darüber. Nun kann ich endlich anfangen zu leben.“ Mit 61 Jahren anfangen zu leben.

Zwei Jahre später erfüllte sich Elisabeth ihren Lebenstraum. Sie verkaufte alles, was sie besaß und kaufte sich ein kleines Haus an der Nordsee. „Weißt du, in der Stadt hatte ich immer das Gefühl zu ersticken. Hier an der See bekomme ich endlich wieder Luft!“

Einige Zeit darauf bekam ich einen Brief von der Nordsee mit einem Foto von Elisabeth, wie sie vor ihrem neuen Haus stand. Sie war kaum wieder zu erkennen – so sehr strahlte sie.

Nach zwei weiteren Jahren bekam ich wieder Post von ihr. Es war eine Einladung – zu Elisabeths Hochzeit! Auf einer Wattwanderung hatte sie die Liebe ihres Lebens kennengelernt. Mit 64! Ich folgte ihrer Einladung – und kann mich nicht entsinnen, je zuvor eine so schöne und so glückliche Braut gesehen zu haben.

Elisabeths Geschichte hatte mich damals tief berührt und mir großen Mut gemacht, auch an meine eigene Heilung zu glauben.

Jahre später, im Zusammenhang mit den Recherchearbeiten für mein Resilienzbuch, hatte ich Elisabeth befragt. Was war es bei ihr gewesen, das sie wieder zurück ins Leben geholt hatte? Sie erzählte mir, dass sie während des Klinikaufenthalts nach ihrem Suizidversuch immer wieder ein bestimmtes Bild gemalt hatte: von einem Haus am Meer. Eine Ärztin in der Klinik und auch andere Patientinnen hatten sie daraufhin auf ihr Bild angesprochen und immer wenn Elisabeth anfing, von dem Haus am Meer zu erzählen, spürte sie in sich so etwas wie ein Aufglimmen von Hoffnung, ein Gefühl von neuem Lebensmut. In vielen Gesprächen und Übungen mit ihrer späteren Therapeutin begann Elisabeth zu verstehen, dass es an ihr lag, ob sich der Traum vom Haus am Meer erfüllen würde oder nicht. Sie lernte, was es heißt, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und wollte alles loslassen, was sie von „ihrem Haus am Meer“ trennte. Also sah sie ihrer Vergangenheit ins Auge: den Schlägen in ihrer Kindheit, den Übergriffen ihres Onkels und dem Horror ihrer ersten Ehe.

„Das war wirklich eine harte Zeit. Ich habe so viel geweint. Und wenn ich dachte, ich schaffe es nicht, dann habe ich das Bild hervorgeholt – von meinem Haus am Meer. Von meinem neuen Leben. Im Grunde vom Leben überhaupt.“

Ohne sich dessen bewusst zu sein, ist Elisabeth auf ihre Art dem Konzept der Resilienz gefolgt: Sie verband sich mit einer Zukunftsvision, die in ihr ein Gefühl des Friedens und des Glücks auslöste und setzte mithilfe ihrer Therapeutin alles daran, dieses Glück wahr werden und die Vergangenheit loszulassen. Sie war kein Opfer mehr; sie war eine Frau, die ihren Weg ging.

Resilienz zu üben bedeutet nicht nur, unsere Seele zu stärken; es bedeutet gleichzeitig auch, dem Leben entgegenzugehen; dem Leben zu vertrauen lernen. Ganz gleich, wie alt wir sind, woher wir kommen und was wir erlebt haben. Vor dem Leben mitsamt seinen Krisen sind wir alle gleich. Ich glaube ganz fest daran, dass wir lernen können dem Leben zu vertrauen. Dass in jedem von uns sozusagen „ein ganz persönliches Haus am Meer“ schlummert. Dass es immer Hoffnung gibt und dass wir das Schlimme mit dem Guten heilen können.

Elisabeth sagte in dem Zusammenhang zu mir: „Ich bin so froh darüber, dass ich jetzt hier bin. Jeder Tag in meinem neuen Leben kommt mir vor wie ein ganzer Monat des Glücks und jeder Monat zählt für ein ganzes Jahr. Wenn man mich am Ende meines Lebens danach fragen sollte, so kann ich sagen, dass ich in viel stärkerem Maße glücklich in meinem Leben war als ich traurig gewesen bin.“

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Fabienne Berg hat Sprach- und Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt außeruniversitäre Erwachsenenbildung studiert. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Traumabewältigung befasst sie sich vor allem mit den Auswirkungen seelischer Verletzungen sowie mit den Zusammenhängen von Heilung und Selbstfindung. Besonders liegt ihr am Herzen, andere Menschen für ihre individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu sensibilisieren und sie auf ihrem Heilungsweg zu unterstützen und zu stärken.

Bei Junfermann sind ihre Bücher Mut, Kraft und Liebe wünsche ich dir  (2012) und Übungsbuch Resilienz (2014) erschienen.

 

Feuerkind – Wasserkind: ein Video-Interview mit Stephen Cowan

Stephen Cowan

Stephen Cowan, ein amerikanischer Kinderarzt, hat mithilfe der Chinesischen Medizin einen neuen Ansatz im Umgang mit ADHS entwickelt. Sein Buch „Feuerkind – Wasserkind“ erscheint Ende Mai 2014 bei Junfermann. Wir zeigen Ihnen im Folgenden eine Reihe von Videos, in denen der Autor Fragen zu seinem Buch beantwortet. Die deutsche Übersetzung finden Sie jeweils als Text vor dem Video-Clip.


Wieso haben Sie dieses Buch geschrieben?
Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich mit dem Gesundheitssystem unzufrieden war. Statt genauer hinzusehen, warum in unserer Kultur Kinder nicht aufmerksam sind, werden einfach Rezepte aufgrund von Symptomen ausgestellt. Mir sind bei genauerer Betrachtung sehr viele sehr praktikable Lösungen eingefallen, um Kindern ganz individuell zu helfen, ihre besten Charakterzüge hervorzubringen.

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Wer sollte dieses Buch lesen?
Jeder, der mit einem Kind mit Aufmerksamkeitsproblemen arbeitet oder ein solches Kind hat. Wenn Sie ein Elternteil, Lehrer oder Arzt sind und mit Kindern arbeiten, die Probleme haben aufmerksam zu sein: Dieses Buch wurde speziell dafür geschrieben, Ihnen praktische Alltagslösungen für das Problem des Kindes zu liefern.

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Was heißt „Aufmerksamkeitsdefizit“?
Wir sind dafür gemacht, aufmerksam zu sein. Das ist es, was unser Nervensystem tut. Tatsächlich ist alles was wir sind dafür da, aufmerksam zu sein. Buddha sagte: „Dem weisen Mann gilt Aufmerksamkeit als sein größtes Juwel.“ Aufmerksamkeit ist eine von den Qualitäten, die wir veredeln und trainieren können; das weiß man seit tausenden von Jahren. In unserer Gesellschaft geschieht jedoch Folgendes: Die Dinge denen wir Aufmerksamkeit schenken, werden zu den Dingen, von denen wir abgelenkt werden. Und das vergessen wir häufig. Lassen Sie mich das erklären: Die Dinge, die ein Kind anziehend findet, sagen wir Bewegung, ein Kind liebt Bewegung …
Nun, wenn es keine Bewegung auf der Welt gäbe, dann würde ein Kind genau dadurch abgelenkt. Die kleinste Sache, die sich bewegt, müsste das Kind anschauen. Das gleiche gilt für ein Kind, das über Bilder oder Karten lernt oder über reden oder darüber, dass es den Kontext versteht oder den Ablauf. Wenn sie sich unsicher fühlen, werden all diese verschiedenen Arten, die Menschen stimulieren, die mit ihrer Begabung zu tun haben, mit ihren Stärken und Talenten, zu den Dingen, von denen sie abgelenkt werden.

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Wieso ist ADHS in den USA zu einer „Epidemie“ geworden?
In unserer Kultur ist ADHS aus vielen Gründen zu einer Epidemie geworden. Es ist nicht bloß das chemische Ungleichgewicht im Gehirn eines Kindes. Kinder werden entweder überstimuliert oder viel zu wenig stimuliert. In unseren Schulen finden sich eine Form von Vereinheitlichung und eine Fließband-Mentalität, durch die die unterschiedlichen Temperamente von Kindern nicht gut unterstützt werden. Die Lehrer stehen dabei unter großem Druck, den wiederum die Kinder aufnehmen. Kinder lernen auf sehr unterschiedliche Arten, die nicht berücksichtigt werden. Durch ihr Wachstum ergeben sich Ungleichgewichte in der Ernährung. Es gibt also viele, viele Gründe, die ich in dem Buch „Feuerkind – Wasserkind“ aufgreife. Eltern können sich auf diese Weise angesprochen fühlen, all die kleinen Puzzleteile zusammenzufügen, um schließlich im Großen und Ganzen zu verstehen, wieso ADHS in unserer Gesellschaft eine solche Epidemie ist.

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Inwiefern ist Ihr Verständnis des ADHS einzigartig?
Es ist sehr wichtig, dass ich ADHS als Symptom und nicht als Krankheit ansehe. Nun fragen Sie möglicherweise: „Was bedeutet das?“ Nun, wenn wir Symptome behandeln, geht es jemandem für kurze Zeit besser; auf lange Sicht ist aber die Behandlung von Symptomen schlechte Medizin. Wir sollten die Wurzel des Problems kennen. Was ich mittlerweile in Bezug auf ADHS verstanden habe ist, dass es ein Schrei um Hilfe ist. Jedes Symptom, zum Beispiel Fieber, ist es ein Schrei nach Hilfe, wie ein Alarmsignal: „Etwas stimmt in meiner Umgebung nicht“, aber nicht: „Etwas stimmt mit mir nicht“. Und es ist enorm wichtig, das zu verstehen, dass nämlich Kinder keinen Defekt oder Mangel haben, es ist nichts falsch an ihnen. Sie bitten lediglich um Hilfe. Und das ist es, wofür Symptome stehen. Und so haben wir auf der einen Seite großartige Charakterzüge, die sich immer dann zeigen, wenn die Kinder sich in einer sicheren Situation befinden, wenn sie sich sicher fühlen, wenn sie sich in ihrer Umgebung wohlfühlen. Und auf der anderen Seite, wenn die Kinder unsicher sind, wenn ihre Charakterstärken nicht mit ihrer Umgebung harmonieren, sehen Sie die ADHS-Symptome.

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Was bietet dieses Buch, was andere Bücher nicht bieten?
Einzigartig an dem Buch ist, wie ich meine langjährigen Studien der Chinesischen Medizin eingebaut habe. In der Chinesischen Medizin kommt ein viel natürlicheres, ganzheitliches System zu Tragen, um ein Kind in dem Kontext zu verstehen, in dem seine individuellen Charakterstärken und Vorzüge zur vollen Entfaltung gelangen. Nicht zu erwarten, dass sie alle gleich sind; nicht zu erwarten, dass jedes Kind den gleichen Dingen auf die gleiche Art und Weise Aufmerksamkeit schenkt. Indem wir ihre Unterschiede anerkennen, können wir alle Kinder dazu befähigen, großartig zu sein.

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Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Chinesischer Medizin und ADHS?
Ich habe mich bemüht einen anderen Weg zu finden, um ADHS zu verstehen. Mit der Chinesischen Medizin habe ich ein neues und zugleich sehr altes System gefunden, das allen Kindern mit ADHS helfen kann. Chinesische Medizin ist ein ganzheitliches System, das jedes menschliche Wesen als ganzheitlichen Teil seines Umfeldes versteht. Und ich habe herausgefunden, dass dieses System sehr praktikable Lösungen für Kinder anbietet. Und Eltern gewinnen ein Verständnis ihrer Kinder, in dem physisches Erscheinung und Verhalten sowie Ernährungsweise, Umgebung und die Art aufmerksam zu sein integriert sind. Und wenn man ein Kind ganzheitlich versteht, ist es um einiges leichter, einfache Lösungen zu finden, die sich als beruhigend für Probleme erweisen.

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Was bedeutet der Titel „Feuerkind – Wasserkind“?
Der Titel meines Buches hat mit den fünf verschiedenen adaptiven Stilen von Kindern zu tun. Wenn man versteht, wer das Kind ist, ist es viel einfacher einen Behandlungsplan individuell abzustimmen. Da haben wir zum Beispiel das Feuer-Kind. Es ist ein spaßliebendes, charismatisches Kind, das, wenn es sich in sicher fühlt,  jeder gern hat. Fühlt es sich aber unsicher ist, gerät es außer Kontrolle, zeigt sich überstimuliert, bricht auf dramatische Weise zusammen. Das Holz-Kind ist, wenn es sicher ist, der Anführer, der Wegbereiter, der Unternehmer, der weiß, dass er es auf seine ganz eigene Art und Weise tun muss. Aber wenn es unsicher ist, wird es hyperaktiv und aggressiv. Das Erde-Kind ist ein natürlicher Friedenstifter, der es liebt, wenn alle miteinander klarkommen, aber wenn es unsicher ist, ist es leicht verwirrt. Das Metall-Kind liebt, wenn es sicher ist, Präzision und Ordnung und sieht die Schönheit im Detail. Aber wenn es unsicher ist, verliert es sich in Details und sieht das große Ganze nicht mehr. Und dann gibt es das Wasser-Kind, welches, wenn es sicher ist, ein großes Vorstellungsvermögen hat, viel Kreativität und tiefe Gedankengänge. Wenn es unsicher wird, verliert es sich in seinen eigenen Gedanken und verliert den Kontakt zum Rest der Welt.
Für alle diese Kinder gilt: Wenn wir ihnen eine sichere Basis schaffen, können ihre Vorzüge zum tragen kommen, ihre Aufmerksamkeit ändert sich; und wenn sie dann unsicher werden, können wir verstehen, dass ADHS ein Symptom oder ein Hilferuf ist; dass diese Kinder nicht aufmerksam sein können, weil sie unsicher sind.

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Was nimmt man von diesem Buch mit?
Die Botschaft, die man aus diesem Buch mitnehmen kann, ist: Wir sollten unsere Verschiedenheit annehmen, denn sie ermöglicht es uns, dass wir nützlich für die Gesellschaft sein können. Und wenn es lernt seine Emotionen zu regulieren, seine Stärken zu erkennen und zu nutzen, wenn es lernt, sein großes Herz in die Welt zu bringen, kann jedes Kind zu einem Menschen werden, den wir alle lieben und schätzen.

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Welttag des Buches 2014: Wir verschenken Lesefreude

Im Jahr 2013 beteiligten sich 1000 Blogs an der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“. Mehr als 1000 Lieblingsbücher wurden also an Leserinnen und Leser verschenkt. In diesem Jahr soll die Tausender-Marke geknackt werden. An uns soll es nicht scheitern, denn wir sind dabei – und verschenken Lesefreude, sprich: eines unserer Lieblingsbücher.

Was ist eigentlich nötig, damit ein Buch entstehen kann, das Lesefreude bereitet? Viele Faktoren ließen sich hier aufzählen: Zeit zum Schreiben; Ausdauer, ein Manuskript auch zu beenden; einen Verlag, der das Buch mach will; der ganze Herstellungsprozess, angefangen beim Lektorat bis hin zum Druck; eine begeisterte Buchhändlerin, die das Buch empfiehlt … Aber fehlt da nicht etwas? Braucht man nicht ganz am Anfang überhaupt eine Idee? Einen kreativen Impuls, damit überhaupt ein Manuskript entstehen kann?

Und wo nimmt man ihn her, diesen Geistesblitz? „Herr, schmeiß Hirn vom Himmel“, hörte ich zum ersten Mal in den 1980er-Jahren. Aber ob es damit funktioniert? – Besser nicht auf eine solch ungewisse Methode setzen. Wir haben etwas Vielversprechenderes für Sie: „Brainstorming for One“ von Petra Hennrich ist unser Buchtipp für alle diejenigen, die ihrer Kreativität auf die Sprünge helfen wollen. Es macht nicht nur Freude, in diesem Buch zu blättern, altbekannte Kreativitätstechniken wiederzuentdecken und neue kennenzulernen. Nein, am besten fängt man gleich an und probiert etwas aus. Und vielleicht steht am Ende des Prozesses ein neues Buchmanuskript, das wiederum Lesefreude schenken kann. – Es muss aber nicht unbedingt ein neues Buch sein: Ein neuer Stuhl z.B. kann genauso dabei herauskommen wie ein innovatives Marketingkonzept.

Sind Sie neugierig geworden? Möchten Sie dieses Buch von uns am 23. April geschenkt bekommen? Dann ist es ja gut, denn jetzt erfahren Sie, wie das vonstatten gehen kann:

 

Das also sollte ihr neues Zuhause sein? Bei dem Gedanken …

Schauen Sie sich die beiden Bild-Text-Kombinationen an. Wählen Sie eine aus und lassen Sie sich inspirieren. Vervollständigen Sie bitte den unvollständigen Satz (wenn Sie mögen, schreiben Sie auch gerne mehr) und posten Ihr Ergebnis hier im Blog. Unter allen, die sich beteiligt haben, verlosen wir am 28. April drei Exemplare von „Brainstorming for One“.

Der Käfer flog bedrohlich schnell auf ihn zu. Bald schon würde er …

 

 

 

 

 

 

 

Und wir hoffen, dass das Buch allen, die es bekommen, viel Lesefreude bescheren wird. Und wer weiß, was dann passiert: Freude wird ja bekanntlich durchs Teilen noch größer.

Mehr Informationen zur Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ gibt es hier.