Podcast-Folge 53: Apropos … Gute Entscheidungen!
Ist der Studiengang richtig? Die Hochzeit? Der Umzug? Das Haus? Wie beeinflussen Werte, frühe Prägungen und gerade vorherrschende Gefühle unsere Entscheidungen? Inwiefern ist das Belohnungssystem daran beteiligt, was wir gerade für das Beste halten? Je klarer wir diese Komponenten für uns einordnen können, so die Erfahrung von Dr. Thomas Bergner aus 25-jähriger Beratungstätigkeit, desto erfolgreicher treffen wir unsere Entscheidungen.
Wenn wir wissen, was wir wollen, können wir tun, was wir möchten
Die überragende Mehrheit aller Entscheidungen treffen wir unbewusst. Zum Beispiel setzen wir beim Spazierengehen einen Schritt nach dem anderen, ohne groß darüber nachzudenken. Wir habe diese Entscheidungen schon so oft getroffen und eingeübt, dass sie jetzt automatisch ablaufen. So wie Zähneputzen oder spontanes Bremsen an der roten Ampel.
Neben den automatisierten Entscheidungen gibt es weitere: Pseudo-rationale Entscheidungen beispielsweise, die eigentlich aus dem Bauch heraus getroffen werden können, von uns aber immer wieder aus unterschiedlichsten Perspektiven und mit viel Zeitaufwand rational durchdacht werden. Die Urlaubsplanung ist ein gutes Beispiel dafür.
In der Schule lernen wir dann Verstandesentscheidungen. Sie sind Ergebnisse aus konsequentem Nachdenken und haben den Vorteil, dass man anschließend sagen kann: „Ich habe entschieden!“ – Ein Satz, der zu einem Gefühl von Selbstwirksamkeit führt. Das wiederum ist einer der wichtigsten Faktoren für seelische Gesundheit.
Bei jeder Entscheidung geht es letztlich um die Freiheit. Oder genauer gesagt: um unsere Entscheidungsfreiheit, so Thomas Bergner, denn sie gibt uns das Gefühl, grundsätzlich frei zu sein. Dabei ist unsere Motivation zu einer Entscheidung immer die Erwartung einer Belohnung. Diese Erwartungshaltung wird durch unsere Erfahrungen gestärkt.
„Man kann nicht nicht entscheiden.“ – Dr. Thomas Bergner
Je weiter das Ziel der Motivation in der Zukunft liegt, umso attraktiver muss das Ziel sein. Die Klimakrise z.B. ist scheinbar noch Jahrzehnte entfernt, daher ist die Bereitschaft vieler, hier etwas zu unternehmen, eher gering oder nicht vorhanden. Zudem haben wir keinerlei Erfahrung, warum es gut sein sollte, sich für Klimaneutralität einzusetzen. Folglich fehlt die Motivation.
Außer drei verschiedenen Formen des Entscheidens differenziert Bergner auch zwei Typen von Entscheider:innen: die erfolgszuversichtlichen Typen, die eher optimistisch durchs Leben gehen und realistische Ziele verfolgen, und die misserfolgsängstlichen Typen, die im Gegensatz meist zu schwache Ziele oder viel zu hohe haben. Beiden gemeinsam ist: Egal wie sie sich verhalten, sie treffen damit eine Entscheidung. Denn: „Man kann sich nicht nicht entscheiden.“ Dieser Satz, den Bergner in Anlehnung an das Watzlawicksche Axiom „Man kann nicht nicht kommunizieren“ formuliert, bringt das Paradox der Entscheidungen auf den Punkt: Wir haben die Qual der Wahl.
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Dr. med. Thomas Bergner studierte Humanmedizin in Erlangen und München. Nach der Facharztausbildung zum Dermatologen, psychotherapeutischen und systemischen sowie Coaching-Ausbildungen, war er von 1993 bis 2002 in eigener Praxis im Raum München niedergelassen. Seit 1994 ist er als Coach für Führungskräfte mit dem Fokus auf Burnout-Prävention, Lösung von Überlastungsreaktionen und persönlichem Change-Management tätig. Er ist Sach- und Fachbuchautor sowie Berater, Speaker und Trainer für internationale und mittelständische Unternehmen und im Non-Profit-Bereich. Mehr gibt’s auf seiner Homepage: https://bergner.cc/
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