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Autor*innen im Video: Sabine Prohaska

Sabine Prohaska über … Training und Seminare im digitalen Wandel

Der Bildungs- und Weiterbildungssektor befindet sich einem radikalen Wandel, in welchem digitale Konzepte immer wichtiger werden. Dies erfordert einen neuen, flexiblen Zugang aller Beteiligten und ein Überdenken der bisher bekannten Prozesse. Es geht um neu gedachte und innovativ konzipierte Seminarkonzepte, eine völlige Neuausrichtung der Rolle der Trainer*innen, eine offene Unternehmenskultur zur Unterstützung dieser Konzepte und um die erforderlichen technischen Voraussetzungen.

Im Video beleuchtet unsere Autorin Sabine Prohaska, wie sich digitale Projekte human gestalten lassen, und stellt ihren selbst entwickelten „E-Learning-Kompass“ als Orientierungshilfe bei der Konzipierung solcher Lernprojekte vor.

 

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Sabine Prohaska ist Wirtschaftspsychologin, Trainerin und systemisch lösungsorientierte Coach. Mit ihrer Firma seminar consult veranstaltet sie Coaching- und Trainerausbildungen.

Ihr Buch „Training und Seminare im digitalen Wandel – Der E-Learning-Kompass für erfolgreiche Schulungskonzepte“ ist im April 2021 erschienen und führt all diejenigen, die digitale Lernkonzepte entwickeln und umsetzen, durch die wichtigsten Bereiche, um selbst zukunftsweisende Lernarrangements zu entwickeln.

Digitale Coachingausbildung

Tanja Klein

Tanja Klein, © Christine Roch

Online-Coachingsitzungen haben sich in Corona-Zeiten in wenigen Monaten etabliert. Das technische Equipment ist überschaubar, über Online-Konferenztools wie z. B. Zoom oder Skype können sich Coach und Coachee vernetzen und austauschen. Doch wie sieht es mit Ausbildungen aus? Die Elemente einer Coaching-Ausbildung komplett in digitale Welt zu übertragen, scheint für viele Trainerinnen und Trainer eine unlösbare Aufgabe. Ausbildungen werden deshalb nur eingeschränkt angeboten oder durchgeführt. Tanja Klein, Systemischer Coach und Coach-Ausbilderin aus Bonn, berichtet, wie sie ihr Neuro-Coach-Ausbildungskonzept für digitale Anforderungen umgearbeitet hat.

 

Wie kann man ein bestehendes Ausbildungskonzept so umarbeiten, dass es auch online umsetzbar ist?

Ich habe alle bestehenden Inhalte analysiert und überlegt, wie ich diese bestmöglich online umsetzen kann. Schon bei der letzten Neuro-Coach-Ausbildung habe ich von Anfang an nach dem Inverted Classroom-Konzept gearbeitet. Dabei findet die Wissensvermittlung via „Frontalunterricht“ ausschließlich via Online-Lektionen statt und nur das wirklich nötigste wird dann in die Präsenzzeiten gelegt. So habe ich zum Beispiel für alle 42 Themen wie zum Beispiel: „Was ist EMDR?“ oder „Was muss ich beim Vorgespräch beachten?“ unterhaltsame Fachinhalte in einer schriftlichen Lektion beschrieben. Zusätzlich habe ich für jeden Inhalt einen eigenen Lehrfilm von ca. einer Stunde aufgenommen.

 

Übrig blieben deshalb „nur“ noch die Bausteine der Präsenztage:

  • Persönliches Kennenlernen / Vernetzung
  • Demo-Coachings
  • Fragerunden nach den Übungscoachings
  • Übungscoachings der TeilnehmerInnen
  • Schriftliche und praktische Prüfung*

Diese Elemente habe ich dann „online übersetzt“ und für jeden Part ein digitales Pendant gefunden. Das persönliche Kennenlernen kann in einer Video-Konferenz stattfinden*. Mittlerweile gibt es auch hier gute Anbieter, die eine interaktive „Treffen“ ermöglichen. Eine weitere Vernetzung findet in unserer eigenen WhatsApp-Gruppe statt. Die fehlenden 18 Demo-Coachings aus den Präsenztagen drehe ich gerade mit einer Teilnehmerin – und stelle diese dann allen anderen Seminarteilnehmern passend zur jeweiligen Lektion zur Verfügung. Alle Fragen zur Online-Lektion und dem Demo-Coaching werden bei einem innerhalb der Video-Konferenzen gestellt. Diese werden immer mitgeschnitten und allen TeilnehmerInnen im Nachgang zur Verfügung gestellt. So verpassen auch zeitlich verhinderte Teilnehmer nichts.

Das allerwichtigste in einer Coachingausbildung ist m.E. die Möglichkeit, im geschützten Rahmen zu coachen und hilfreiches Feedback zu erhalten. Auch hier habe ich einen guten Weg gefunden: Die Teilnehmer organisieren sich eigenständig ihre Übungscoachings und können dann meine Co-Trainerin oder mich via Video-Konferenz „dazu holen“. So haben wir die Chance alle Übungscoachings zu sehen, was innerhalb der Präsenzphase aufgrund der Gruppengröße nicht immer der Fall sein kann. Alternativ können die angehenden Neuro-Coaches auch ihr Übungs-Coaching aufnehmen und uns im Nachgang für ein qualifiziertes Feedback zur Verfügung stellen. Es ist mir auch sehr wichtig, dass jeder Teilnehmer selbst jedes Coachingformat am eigenen Leib erlebt hat. Diese Coachingerfahrungen werden von den Teilnehmern auf den Übungsblättern dokumentiert und noch offene Fragen dort festgehalten. Die schriftliche Prüfung kann ebenfalls via Online-Prüfungsbogen ausgefüllt werden. Auch hier gibt es gute Online-Tools die eine Wissensabfrage ermöglichen. Und für die praktische Prüfung können wir ebenfalls auf die Online-Aufzeichnungen oder einen Livestream zurückgreifen.

 

Wie stellen Sie als Lehrcoach sicher, dass Ihre Ausbildungsteilnehmer das Gelernte verstehen (z. B. durch Demos) und danach selbst einüben können?

Im Online-Modul gibt es zu jedem Thema Hausaufgaben, die uns die TeilnehmerInnen via Mail zu senden. So sehe ich schnell, wo noch ein Verständnisproblem vorhanden ist oder an welcher Stelle ich vielleicht mit einer Zusatzinformation für mehr Verständnis sorgen kann. Zwischen den Online-Modulen gibt es immer die Fragerunden im Video-Modul. Anhand der Art der Fragenstellung meiner TeilnehmerInnen erhalte ich bereits ein gutes Gefühl, wie sicher diese bereits ein Format oder das vermittelte Wissen dazu anwenden können. Selbstverständlich stelle ich auch hier eigene Frage J. Da Janette und ich auch in den Übungscoachings zugeschalten werden können, sehen wir auch hier, wie sicher bereits der Wissenstransfer funktioniert. Es ist mir sehr wichtig, auch in der Online-Ausbildung die Qualität der Coach-Qualifikation aller TeilnehmerInnen hoch ist! Ich konnte bereits bei der letzten Ausbildung gut sehen, wie gut das Konzept mit der Online-Wissensvermittlung funktioniert hat. Meine jetzigen Teilnehmer sind jetzt schon besser auf einem überraschend hohen Niveau und erfreuen sich guter Coachingerfolge mit fremden Übungsklienten. Im Rahmen unserer Ausbildung vermitteln wir extra fremde Übungsklienten, damit unsere Coaches bestmöglich für die Selbstständigkeit vorbereitet sind, denn innerhalb der Übungsgruppe lässt sich oft zu leicht coachen…

 

Wie begleiten Sie die Übenden mit Feedback und Hilfestellungen?

Meine Co-Trainerin und ich halten regelmäßig Kontakt zu den einzelnen TeilnehmerInnen und beantworten auch zwischen den Video-Modulen Fragen. So manches Mal greifen wir auch in der Rolle des Coaches beherzt ein, wenn bei dem ein oder anderen im Ausbildungsverlauf auch mal Zweifel aufkommen, vielleicht nicht gut genug als Coach geeignet zu sein.

 

Einige Coaches schrecken sicher vor den technischen Anforderungen zurück. Wie schätzen Sie das ein?

Dieser Punkt dürfte für viele Ausbilder die größte Hürde sein. Meiner Meinung nach kommt es auf den eigenen Anspruch an. Ich habe zum Beispiel den Wunsch, dass meine Unterlagen besonders schön anzusehen sind und drucke deshalb alle Schulungshandouts sogar in Farbe aus. Ähnlich ist es auch bei den Filmen: Ich nehme mir extrem viel Zeit, jeden Inhalt grafisch noch zusätzlich einzublenden, gute Schnitte zu machen und ein paar kleine „Spezialeffekte“ einzubauen.

Ehrlich gesagt ist dieser Aufwand aber gar nicht nötig, um Wissen gut zu vermitteln. Ein rudimentäres Wissen für ein Textverarbeitungsprogramm wie Word und vielleicht 1 – 2 Tage Beschäftigung mit Youtube und einem Videoschnittprogramm auf dem Handy oder Computer reichen auch aus! Bei Coach-Ausbildern mit sehr hohen Anspruch – oder ggf. auch entsprechenden Auflagen seitens des Coachingverbandes braucht es andere, leider oft auch finanziell kostenintensivere Lösungen. Am Markt gibt es zum Beispiel eigene Lern-Managementprogramme, bei denen alle Inhalte in einem eigenen System (anstatt in Youtube) hochgeladen werden. Hier kann zum Beispiel auch besser nachvollzogen werden, welcher Teilnehmer welche Inhalte bereits angesehen hat. Für die Implementierung solcher Systeme braucht es in der Regel schon etwas mehr Knowhow oder einen guten Dienstleister.

 

Haben Sie Tipps, welches technische Equipment auf keinen Fall fehlen darf?

Ich persönlich drehe alle Filme mit meinem Handy, da hier die Auflösung um viel Vielfaches höher ist als bei der internen Computerkamera. Besonders wackelfrei werden diese Aufnahmen mit einem guten Stativ. Als unverzichtbar sehe ich hier die Verwendung eines externen Mikrofons an. Wahrscheinlich ist das ein zusätzliches Videoschnittprogramm für einige Coach-Ausbilder nicht ganz so unverzichtbar, wie für mich. Aus eigener, schmerzhafter Erfahrung empfehle ich dringend, einen Rechner mit mehr als 8 GB Arbeitsspeicher hierfür zu verwenden… Mein neuer Mac besetzt aus diesem Grunde 32 MB, um diese hohe Datenmenge besser verarbeiten zu können.

 

Wo finden Coaches Hilfe, wenn sie trotz dieses Artikels noch nicht so ganz weiterkommen?

Bei anderen Coaches, denn oft steckt eine emotionale Blockade dahinter! Auch wir Coach-Ausbilder sind leider nicht frei davon. So manche Kollegin hat sich vor ihrem ersten Onlinekurs sabotierende Glaubenssätze wie „Ich habe keine Ahnung von Technik“ oder „Das können nur andere“ erst mal weg coachen lassen müssen.

Bei technischen Fragen zu Videoschnittprogrammen wie Camtasia kann ich die kostenfreien Online-Tutorials sehr empfehlen. Dort habe ich alle Antworten gefunden, die ich für meine bisher 70 gedrehten Filme benötigte.

Natürlich kann man mir auch gerne mal eine Frage via WhatsApp senden oder mal auf http://akademiefuerneurocoaching.de schauen, wie ich das mache.

 

*Sollte es trotz Corona-Virus möglich sein sich zu treffen, werden wir diesen Part und die schriftliche Prüfung gerne offline durchführen.

 

Das Interview ist in verkürzter Form zuerst in Praxis Kommunikation, Ausgabe 4/2020, erschienen und wurde von Simone Scheinert geführt.

 

 

E-Books zu teuer?

Kräftig geraschelt hat es diese Woche in der deutschen Zeitungslandschaft. Alle großen, überregionalen Zeitungen beschäftigen sich mit dem Thema E-Books. Anlass ist die Vorstellung der jüngsten Marktstudie durch den Börsenverein des deutschen Buchhandels. In der Folge haben sich diverse Wirtschafts- und Feuilletonredakteure, so etwa der Süddeutschen und der FAZ, des Themas angenommen. Herausgefunden wurde dabei zum Beispiel, dass Amazon ein wichtiger und mächtiger Marktteilnehmer ist. Und dass man anlässlich des Themas trefflich auf die Buchbranche einprügeln kann, denn schließlich sei sie weitgehend taten- und ideenlos und laufe folglich Gefahr, bei der Digitalisierung des Buchmarkts all die Fehler zu reproduzieren, welche die Musikbranche schon vor ihr gemacht habe.

Ohne nun detailliert auf die Marktstudie und deren Aussagekraft eingehen zu wollen, erscheinen zwei Aspekte als erwähnenswert, auf die sich die Kommentatoren konzentrieren:

Erstens: Kunden wollen eine für sie technisch einfache und komfortable Lösung. Hier ist unbedingte Zustimmung am Platze. Dazu gehört auch ein Verzicht auf proprietäre Lösungen und hartes DRM. Wer einmal versucht hat, allein den Registrierungsprozess für DRM bei einem der führenden Anbieter zu absolvieren, weiß, dass dies keinem Kunden ernsthaft zuzumuten ist. Das Risiko, dass E-Book-Dateien privat zirkulieren, ist nicht auszuschließen und die Branche tut gut daran, das gar nicht erst zu versuchen. Wir bei Junfermann jedenfalls haben uns nach etlichen Tests und langen Diskussionen im vergangenen Jahr dazu entschlossen, unsere E-Books DRM-frei anzubieten. Wesentlicher Vorteil ist dabei, dass die Kunden, wenn sie eine E-Book-Datei bei uns erworben haben, diese wirklich besitzen und das heißt in keiner Weise in dem eingeschränkt werden, was sie damit tun. Das ist gut so und wir sind überzeugt davon, dass unsere Leserinnen und Leser dieses Angebot zu schätzen wissen.

Zweitens: Wichtiger scheint indes die überall gebetsmühlenartig wiederholte Meinung, E-Books seien zu teuer. In diesem Punkt widerspreche ich entschieden. Die naheliegende Begründung dieser Meinung lautet ja, die Verlage hätten nun schließlich keine Druck-, Papier- und Lagerkosten mehr; als Kronzeugin wird neuerdings die Autorin Juli Zeh angeführt, die in einem Streitgespräch mit ihrem Verleger behauptet hat, bei Lesern würde durch kriminelle Preise von über 20 Euro die kriminelle Energie erst geweckt, sich bei illegalen Tauschbörsen zu bedienen. Beide Positionen sind gleichermaßen falsch. Die Produktion einer Neuerscheinung ist durch das E-Book bislang deutlich teurer, nicht billiger geworden: Druck-, Papier- und Lagerkosten fallen wie ehedem an (da die Verkaufszahlen von E-Books bislang keinerlei nennenswerte Reduzierung der Auflage bei der Printversion rechtfertigen), hinzu kommen Kosten für Konvertierung, Qualitätskontrolle (beide nicht unerheblich, wenn man auf Qualität tatsächlich achtet und keine dubiosen Schattenarbeitsmärkte in Schwellenländern subventionieren will) sowie der Aufwand der Belieferung der zahllosen Plattformen, die als Distributionspartner bereitstehen und von denen eine jede ihre eigenen Spezifikationen hinsichtlich Dateiformaten, Dateinamen, Metadaten etc. hat. Erschwerend kommt hinzu, dass erheblich geringere Erlöse erzielt werden als beim Printprodukt. Warum? Nun, der Verkaufspreis liegt 15-20 Prozent unter demjenigen des gedruckten Buches, die Mehrwertsteuer beträgt nahezu das Dreifache; die Autoren bekommen mehr Honorar (ungefähr das Doppelte).

Bei einem funktionierenden E-Book-Markt also (für den freilich das Angebot an lieferbaren Titeln und kundenfreundlichen Technologien zugegebenermaßen noch ausgebaut werden muss) gewinnt jeder ein wenig: der Staat an der Steuer, die Autoren am Honorar, die Kunden am geringeren Preis und die Verlage und Händler (wenn der Markt denn einmal eine relevante Größe erreicht hat) an gesunkenen Kosten. Wie sich in dieser Konstellation, liebe Frau Zeh, irgendjemand „abgezockt“ fühlen soll, erschließt sich mir nicht.

Aber nehmen wir den Einwand noch einmal für einen Moment lang ernst: Was soll ein E-Book denn nun kosten? Eine gedruckte Neuerscheinung aus unserem Fachbuchprogramm kostet, sagen wir – € 24,90. Wie viel also soll das E-Book kosten, das parallel dazu angeboten wird? Den Verlagen wird dieser Tage häufig vorgehalten, die Musikindustrie habe doch die vermeidbaren Fehler alle schon einmal gemacht und mittlerweile ihre Lehren daraus gezogen. Sollten wir uns also an ihr orientieren? Machen wir die Probe und schauen uns eine nicht gerade entlegene Veröffentlichung an, von Madonna etwa. Deren aktuelles Album wird als physische CD von einem großen Versender für € 12,99 angeboten. Der Download des Albums beim Marktführer kostet EUR 10,99. Das sind, Moment, 15,4% weniger. Übertragen auf unser Buch würde das etwas über 21 Euro bedeuten. Kein guter Preis? Die Frage ist nicht rhetorisch: Was soll das E-Book kosten?