Beiträge

„Wo lang?“ – Wegweiser zu einem angstfreien Leben

Angst – ein Relikt aus der Zeit, als es essenziell war, Gefahrensituationen intuitiv zu erkennen und sie fortan meiden zu können. Heutzutage kann diese körperliche und mentale Reaktion aber dazu führen, uns in unserem Leben einzuschränken. Dabei zeigt sich uns die Angst mit vielen Gesichtern. Ob in Form von Angstzuständen oder als die Angst vor bestimmten Dingen wie Höhen, engen Räumen oder aber vor Spinnen. Angst kann uns in unserem Alltag behindern und uns davon abhalten, nach unserem besten Selbst zu streben. Weiterlesen

Podcast-Folge 42: Apropos … Coaching oder Therapie!

Wo liegt die Grenze zwischen Coaching, Beratung und Psychotherapie? Wie kann man Grenzen im Coaching erkennen? Wann sollte aus der Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung eine therapeutische Behandlung werden? Wann ist ein Coaching vielleicht die bessere Wahl?

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Abenteuer NLP – Ein Interview mit Dr. Petra und Ralf Dannemeyer

Seit fast drei Jahrzehnten beschäftigen sich Petra und Ralf Dannemeyer mit dem Neurolinguistischen Programmieren, seit 25 Jahren geben sie ihr Wissen im perspektiven Institut in Weimar und im griechischen Ammoudia weiter. Im März 2021 ist ihr erstes NLP-Online-Seminar entstanden. In gut fünf Stunden vermittelt der Kurs den gesamten Stoff einer curricularen NLP-Basic-Ausbildung – inklusive Zertifikat. Saskia Thiele, Projektleiterin von Junfermann live stellt sieben Fragen für Neugierige.
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Erinnerungen an Everett „Tad“ James

Johann Kluczny

Am 14. April 2021 verstarb Tad James in Sydney, Australien, nach einem ereignisreichen und bewegten Leben als Trainer, Forscher, Therapeut und Coach. Geboren wurde er an der Ostküste der USA, in Washington DC, er studierte an der Syracuse University (NY) und schloss mit einem Master of Science in Massenkommunikation ab. Seine berufliche Laufbahn begann Tad James bei einem Radiosender und wurde schließlich Unternehmensberater. 1991 erhielt er einen Doktortitel vom American Institute of Hypnotherapy.

Anfang der 1990er-Jahre zog er mit seiner Familie nach Honolulu, Hawaii. Sein Wirkungsfeld war schwerpunktmäßig Nordamerika und der pazifische Raum: die USA, Canada, Hawaii, Honkong, Australien und Neuseeland. In Europa wurde er bei NLP- und Hypnoseanwendern hauptsächlich durch zwei seiner Bücher bekannt: „Time Line. NLP Konzepte zur Grundstruktur der Persönlichkeit“ (mit Wyatt Woodsmall) und „Kompaktkurs Hypnose. Wie man Phänomene tiefer Trance hervorruft“ (mit Lorraine Florres & Jack Schober).

Tad James war ein erfolgreicher NLP-Trainer und Hypnotherapeut, er war Begründer der Methoden Time-Line-Therapie und NLP-Coaching. Bei den „Begründern“ John Grinder und Richard Bandler hatte er NLP studiert und ab Mitte der 1980er-Jahre mit eigenen Trainings begonnen. In dieser Anfangszeit interessierten ihn sowohl Methodik als auch Konzepte (Persönlichkeit, Werte, Wahrnehmungsbevorzugung) des NLP. Er folgte zunächst John Grinder, der im NLP die Bereiche Erkenntnistheorie, NLPTraining, NLPAnwendung und NLPModellieren unterscheidet.

 

NLP und die Kahuna-Tradition

Ich selbst lernte eine besondere Qualität des Angebots von Tad James kennen. Tad war nämlich initiiert in die „Linage“ von Dady Bray, der bis 1980 aktiv die Kahuna-Tradition (verbreitet im Kulturraum der hawaiianischen Inseln und Polinesien) praktizierte. Tad selbst praktizierte NLPModellieren von „Experten“ der Kahuna-Tradition.

Grundlegend für das Verständnis der hawaiianischen Kultur sind die folgenden Begriffe:

  • Aloha: Liebe, Wohlwollen und Respekt
  • Ohana: Familie und Gemeinschaft
  • Pono: Güte
  • Kokua: der Wunsch zu helfen

 

Verbunden mit diesen Begriffen dient die Regel: „Sei du selbst und verletze keinen mit Absicht“ (Dady Bray) sowohl der Regulation des Selbst wie auch der Regulation der sozialen Beziehungen.

Für Tad waren NLP und das Kahuna-System kompatible, einander ergänzende Modelle: NLP hilft bei der Analyse und Beschreibung der Konzepte und Prozesse des Kahunas; die Kahuna-Tradition erhöht die Wirkung von NLP durch eine spezifische Beziehungsgestaltung und Vorgehensweise. Hierzu ein Beispiel:

In der Gestaltung einer Coachingbeziehung gibt es die Perspektiven auf: Person, Ziele und Handlung, Lösung, Neuorientierung und Klärung (Meta-Kommunikation). Bei der Gestaltung der Personenperspektive wären in einem Erstinterview oder bei der Exploration die Einstellung des Coachs (Wohlwollen, Güte, Respekt und der Wunsch zu helfen) äußerst unterstützend im Hinblick auf das Verstehen der Person und des Themas. Als Nebeneffekt würde sich die Bildung von Gemeinschaft (Vertrauen) einstellen.

Für die Zielperspektive hingegen, und noch mehr für die Handlungsperspektive, sind aufseiten des Coachs die Qualitäten Fördern und Führen gefragt. Nur so verhelfen Motivation und Willenseinsatz zu einer methodischen Handlungsregulation bei der Bewältigung von Schwierigkeiten. Vom Klienten ist möglicherweise ergänzend gefordert, dass er in schwierigen Situationen beharrlich bleibt und Durchhaltevermögen zeigt. Hier dürften die gelernte Disziplin beim Hula-Tanz und die Präzision des Trommelns unterstützend sein – sowohl in der Führung wie auch für den Geführten.

Im NLP gibt es für die Lösungsperspektive metaphorische und hypnotische Kommunikationsangebote. Die Kahuna-Tradition kennt hier zusätzlich die Arbeit mit Symbolen, und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind Symbole ein Ergebnis von kreativen Prozessen mit dem Klienten, zum anderen werden sie verstanden als geformte und gerichtete Energie. Darüber hinaus können sehr gut Träume und Traumarbeit als Lösungsangebote eingeführt werden. Lösung heißt immer, dem Klienten ein indirektes unterstützendes Angebot zu machen, damit er wieder die Ziel- und Handlungsperspektive einnehmen kann.

Laut Tad James lassen sich durch die vielfältigen Konzepte und Methoden der Kahuna-Tradition eine hohe „Flexibilität im Wechseln der Perspektiven auf persönliche, soziale und kulturelle Phänomene“ erreichen.

 

Die Inkorporation der Prozesse

An diesen „Modellierungsprozessen“ nahm ich in den Jahren 1993 bis 2006 auf Big Island regelmäßig teil. Zu ihrem Verständnis ist es jedoch nicht nur wichtig, die Rekonstruktion kognitiver Denk- und Handlungsstrategien der Modellpersonen zu beachten. Im Vordergrund des „Modellierens“ stand auch immer das „Öffnen“ der eigenen Neurologie durch Atmung, Töne, Gesänge und Bewegung. Darüber hinaus galt es, die „Identifikation“ mit der Modellperson zu erreichen, mit ihren Fähigkeiten und Handlungen. Erfahrungen und Begegnungen im unmittelbaren kulturellen Umfeld, mit der Geschichte, den Kulturstätten und der Natur der hawaiianischen Inseln rundeten den Lernkontext ab. Hierdurch könne man, so Tad James, „die Prozesse erkennen, die Essenz erfassen und die Wirkung der Prozesse inkorporieren“.

Neben verschiedenen bekannten NLP-Trainern wurden zur Bearbeitung und Aneignung der unten angeführten Themen viele hawaiianische Experten, Lehrer, Mentoren und Aktivisten eingeladen, u.a.:

Uncle George Na’ope (Chants, Hula), Etua Lopez (Hula), Auntie Mary (Lomi Massage), Kawena Johnson (Reinigen, Empfangen), John Ka’lmikaua (Hula, Chants), Papa Henry (Kräuterheilung), Donna Lehua-la Morabito (Vergebung), Ardie Wahinekapu James (Symbole), John Overdurf (Träumearbeit, Wahrnehmungsveränderung), Julie Silverthorn (klinische Hypnose), Rex Shudde (Chants).

Ziel war es, die Einstellungen und Vorgehensweisen der Kahuna-Tradition in die eigene Person zu inkorporieren und sie in die (NLP-)Arbeit zu integrieren. Folgende ausgewählte Themen standen im Vordergrund:

 

  • Ha:                         Atemtraining
  • LomiLomi:             Massage
  • Hula:                         Tanz, Bewegung
  • Oli:                         Chants und Gesänge
  • Moe Uhane: Träume und Traumreisen
  • Ho’o PonoPono: Vergebung in Demut, Selbstvergebung
  • Noho: Reinigen
  • Noa:                         Empfangen
  • Aka:                         Ausrichten von Energie
  • Hōʻailona:             Arbeit mit Symbolen
  • La‘au lapa’au: Kräuterheilung
  • La‘au kahea: Psychologische Heilung
  • Pule:                         Heilung durch Gebet
  • Hakalau, Hiolani: Wahrnehmungserweiterung
  • I’O-Prozess:             Verbindungen mit dem höheren Selbst
  • Na’auao:             Weisheit
  • Ke ea Hawai’i: Unabhängigkeitsbewegung Hawaiis.

 

Das Kahuna-System lässt sich gut verstehen, wenn man, wie im folgenden Überblick, die vierfache Beschreibung für Form, Modalität, Psychologie, Energie und Götter nutzt:

 

Form Modalität Psychologie Energie Götter
Körper Unihipili

Leidenschaft

Unbewusstes
emotional
Mana Ku
Seele Uhane

Traum

Bewusstsein
mental
ManaMana Lono
Geist Aumakua

Begleitung

höheres Bewusstsein
spirituell
Manaloa Kane

 

Für den Leser ist es vermutlich nachvollziehbar, dass wir, die Teilnehmer, durch die Aneignung und schrittweise Inkorporation der oben aufgelisteten Konzepte und Methoden, in Übungen, Aktivitäten und Experimenten Außergewöhnliches erlebt, erfahren und gelernt haben. Für mich selbst kann ich außerdem sagen, dass diese spezifischen „Modellierungsergebnisse“ meine Sicht auf die Welt, auf die Gestaltung von sozialen Beziehungen wie auch auf das NLP erheblich verändert haben. Die angeeigneten Konzepte und die Instrumente der hawaiianischen Experten können bei der Anwendung in Training, Beratung, Therapie und Coaching, aber auch im Alltag, das Geschehen jeweils „durchdringen“ und sozusagen „zwischen den Poren“ ihre Wirkung entfalten. Sozialbeziehungen, die Selbstbeziehung, die Einstellung zur eigenen Arbeit und zu den Klienten bekommen so einen „erweiterten Rahmen“ und eine „tiefere Bedeutung“. Selbst „widerspenstige“ Blockaden lassen sich verstören und die damit verbundenen Bedeutungskonstruktionen umgestalten.

Die Struktur eines Coachingprozesses kann als ein Ablauf von vier verschiedenen Phasen verstanden werden: Orientierung, Exploration, Operation, Abschluss. Dieses allgemeine Modell beinhaltet auch die Anwendung spezifischer Inhalte, Methoden und Kompetenzen aufseiten des Coachs. Eine Erweiterung könnte die Kahuna-Tradition dadurch erfahren, dass diese Struktur des Phasenmodells auf die traditionelle Vorgehensweise und den Methodeneinsatz angewendet werden kann, um es zu systematisieren und dadurch das Lernen und die Anwendung zu erleichtern.

 

„Über die Toten nur das Gute“ (Russisches Sprichwort)

Tad James und den Experten gebührt großer Dank, dass sie der internationalen NLP-Community und auch anderen Professionen dieses Wissen und Wirken über zwei Dekaden in Hawaii angeboten haben. Wer Tad nur von außen in seinem Denken und Handeln aufmerksam beobachtete und verfolgte, war beeindruckt, wie konsequent er umsetzte, was er sich vorgenommen hatte. Wer ihn zudem persönlich kennenlernen konnte, begegnete jemandem, der das Leben der Menschen durch Reflektieren, Experimentieren und Erleben bereichern konnte und sie befähigen wollte. Tad ist in seinem persönlichen Einsatz ganz und gar in seiner Tätigkeit aufgegangen und ist damit immer wieder über die Erwartungen der Teilnehmer hinausgegangen. Ich bin dankbar, welche Spuren er und die hawaiianischen Experten bei mir hinterlassen haben. Noch heute helfen mir die vermittelten Begriffe und Perspektiven, zu erkennen, zu erfahren, zu bewältigen oder besser zu verstehen. Die große Zustimmung, die Tad innerhalb seines Wirkungsfeldes erfahren hat, sei ihm mehr als vergönnt.

 

Dieser Text ist ein Ausschnitt. Je ausführlicher ein Mensch beschrieben wird, desto kleiner ist dieser Teil im Verhältnis zum Leben der Person. Umso verwegener der Anspruch, in diesem Text ein Leben und eine Persönlichkeit abzubilden.

Mahalo!

Über Johann Kluczny: Diplom-Psychologe, Diplom-Soziologe, Autor und Poet. Seit über 25 Jahren als Trainer, Psychotherapeut und Business Coach national und international tätig. Seine Ausbildung im NLP erhielt er bei John Grinder, Richard Bandler, Tad James, Robert Dilts, Judith DeLozier, Genie Laborde, David Gordon, Thies Stahl, u.a.

Ein Literaturverzeichnis zu den Publikationen von Tad James kann per Mail über die unten angegebene Adresse angefragt werden.

https://nlpinberlin.de  mail@nlpinberlin.de

http://johannkluczny.com/

 

Copyright © an diesem Beitrag: Johann Kluczny, 2021

NLP und mehr: Klaus Grochowiak (27.10.1950 – 13.04.2020)

Klaus Grochowiak

Wir erhielten die traurige Nachricht, dass unser Autor Klaus Grochowiak am Ostermontag im Alter von 69 Jahren verstorben ist. Im Zeitraum von 1995 bis 2002 erschienen bei Junfermann insgesamt sieben Bücher von ihm.

In den 1990er-Jahren wurde NLP in Deutschland ganz groß, und dazu passten auch die beiden kapitalen, von Klaus Grochowiak verfassten DIN-A4-Bände: zuerst das „NLP Practitioner Handbuch“ und später dann das „NLP Master Handbuch“. Hier versammelte sich das Wissen, das er in den Ausbildungsgängen an seinem eigenen Institut, der Creative NLP Academy (CNLPA) vermittelte. Und wie fundiert dieses Wissen war, zeigt allein ein kurzer Auszug aus seiner Autorenbiografie, wie sie auf den Büchern erschien:

„Klaus Grochowiak ist Master-Trainer der INLPTA (Wyatt Woodsmall), Certified Trainer der Society of Neuro-Linguistic Programming (Bandler & Associates), Certified Trainer der NLP Connection (Chris Hall).“

Bereits sein Werdegang vor Gründung der CNLPA macht deutlich: Hier ist jemand, der alles andere als eingleisig durchs Leben fährt. Er studierte Politikwissenschaften, Philosophie und mathematische Logik. Seine Diplomarbeit hatte folgenden Titel: „Die Kontext-Wert-Logik als formales Modell der Modellierung der Ware-Geld-Beziehung bei Marx“. Anschließend war er einige Jahre als Broker tätig und kam danach in Berührung mit dem NLP.

Wenn ich mir die bei Junfermann erschienenen Grochowiak-Bücher anschaue, dann fällt eines auf: Bis auf die beiden o.g. Handbücher wurden alle anderen mit unterschiedlichen Co-Autorinnen und -Autoren mit Expertise in unterschiedlichsten Gebieten verfasst. Sie behandeln Themen wie Selbstmotivation, Selbst- und Weltmodelle, Veränderungsarbeit, kommunikative Kompetenz oder Familienaufstellungen. Hier zeigt sich die Bandbreite der Interessen und die Weite von Klaus Grochowiaks Denken. Und so sieht auch DVNLP-Vorstandsmitglied Ralf Dannemeyer sein vielleicht größtes Verdienst für die Idee des NLP in der „Verknüpfung unserer Disziplin mit neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften, des menschlichen Energiesystems und der systemischen Aufstellungsarbeit“.

Wir haben als Verlag Klaus Grochowiaks großes Wissen und seine Expertise auf unterschiedlichsten Gebieten immer geschätzt. Auch wenn seine letzte Buchveröffentlichung bei Junfermann bereits einige Zeit zurückliegt: Für die vielen Jahre der produktiven Zusammenarbeit sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet.

Herz und Verstand. Zum Tod von Steve Andreas

„My feelings for Steve have always been love, appreciation, respect and gratitude. He positively touched the lives of many people in this world, including mine.” – Robert Dilts

 

Steve Andreas ist am 7. September 2018 im Alter von 82 Jahren gestorben. Als wichtiger Wegbereiter des NLP hat er, meistens zusammen mit seiner Frau Connirae Andreas, zahlreiche Bücher verfasst, von denen die meisten in deutscher Übersetzung bei Junfermann erschienen sind. Doch er war nicht nur Autor, sondern auch Verleger. 1967 gründete er den Verlag „Real People Press“, weil er ein Buch seiner Mutter Barry Stevens herausbringen wollte, das diese gemeinsam mit Carl Rogers geschrieben hatte: „Von Mensch zu Mensch“.

Steve Andreas hatte ursprünglich Chemie studiert und auch als Chemiker gearbeitet. Danach absolvierte er ein Psychologiestudium und war als Dozent an einem College tätig. Er lernte Fritz Perls kennen, widmete sich der Gestalttherapie und brachte Bücher von Perls heraus.

In den 1970er-Jahren beschäftige er sich zunehmend mit NLP und gründete mit seiner Frau Connirae „NLP Comprehensive“, eines der ganz wichtigen Weiterbildungsinstitute auf diesem Gebiet. Auch verlegerisch förderte er seither das NLP. Bei Real People Press erschienen Bücher von Bandler und Grinder, aber auch eigene Werke. Mit Charles Faulkner gab er in den 1990er-Jahren den Band „NLP – The New Technology of Achievement“ heraus, deutsch: „Praxiskurs NLP“.

Neben Richard Bandler, John Grinder und Robert Dilts kann man Steve Andreas mit Recht zu den „Großen“ im NLP rechnen. Sein langjähriger Freund und Weggefährte Robert Dilts schrieb, sie seien sich auf fachlicher Ebene nicht immer einig gewesen, aber aufgrund ihrer tiefen Freundschaft hätten sie immer offen damit umgehen können.

 

20 Jahre DVNLP: Würdigung der Vergangenheit und Gestaltung der Zukunft

Das NLP der Zukunft ist „die Sprache der Veränderung“

Ein spannendes Ereignis wirft seine Schatten voraus: Das größte unabhängige NLP-Experten-Forum – der Deutsche Verband für Neuro-Linguistisches Programmieren (DVNLP) – feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

1996 verfolgte eine kleine Gruppe von Menschen die Vision, eine starke Gemeinschaft von NLP-Anwenderinnen und -Anwendern zu schaffen. Dafür schlossen sich die Vorstände der „German Association for Neuro-Linguistic Programming“ (GANLP) und der „Deutschen Gesellschaft für Neuro-Linguistisches Programmieren“ (DGNLP) sowie die „Resonanzgruppe“ von Gundl Kutschera zu einem gemeinsamen NLP-Verband zusammen. Im Vordergrund stehen bis heute Qualitätssicherung und Bündelung von Kompetenzen.

In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Verband einige Krisen gemeistert, um den Geist des NLP nicht aus den Augen zu verlieren. Ausbildungsrichtlinien und Berufskodex sollen für ein solides Gerüst, eine fundierte Basis sorgen, Regional- und Fachgruppen für die Verbreitung und Weiterentwicklung. Robert Dilts wurde 2002 als Ehrenmitglied in den Verband aufgenommen – und immer wieder wird die Frage nach dem Selbstverständnis, der gemeinsamen Vision diskutiert.

NLPKongressLogo

Der diesjährige NLP-Kongress, der vom 29. bis zum 30. Oktober in Berlin stattfindet, beschäftigt sich mit ebendiesem Thema: 28 Workshops, Seminare und Vorträge zum Thema Zukunft des NLP werden angeboten und bieten das Parkett für weiteren Austausch.

Erstmals werden auch Workshops und andere Veranstaltungen zu Bereichen wie Marketing, Werbung, Steuern und Recht oder BWL angeboten, die sich gezielt an Trainer und Coaches als Unternehmer richten.

Wie es zu dieser Neuerung kam, erklärt Sebastian Mauritz, Vorstand Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DVNLP: „Als DVNLP stehen wir neben Qualität auch für Service für unsere Mitglieder. Dies soll sich auch auf unserem Kongress widerspiegeln. Die Idee stammt von unserem Vorstandsmitglied Thomas Pech und wurde vom Vorstand sehr gut aufgenommen. Die Umsetzung erfolgte mit Profis aus unterschiedlichsten Bereichen, die unsere Mitglieder als Unternehmerinnen und Unternehmer ansprechen und weiterqualifizieren.“

Ebenfalls neu bei diesem Kongress: Durch eine Kooperation mit dem systemischen Verband Infosyon wird eine Brücke geschlagen zwischen NLP und dem systemischen Ansatz in Aufstellungen.

NLP und Systemik – Ist eine stärkere Zusammenführung beider Felder eines der Ziele für die Zukunft? Sebastian Mauritz dazu:Die Verbindung liegt nahe und ist aus meiner Sicht eine logische Weiterentwicklung der Arbeit an den Wurzeln des NLP. Es geht um die weitere Professionalisierung und noch stärkere Marktfähigkeit. Da ist die Betonung der systemischen Aspekte zusammen mit unserem Wunsch-Kooperationspartner Infosyon naheliegend.“

Und noch eine bewusste interdisziplinäre Ausweitung wird es im Oktober geben: Prof. Dr. Gerhard Roth eröffnet am Samstagmorgen den Kongress mit seiner Keynote zum Thema „Die Wirkung von Coaching aus Sicht der Hirnforschung“. Soll es zukünftig mehr Bestrebungen geben, die Wirkweise von NLP wissenschaftlich zu untermauern, um dem Vorwurf, eine Pseudowissenschaft zu sein, zu entkräften? „Der Vorwurf der Pseudowissenschaft ist aus meiner Sicht ein alter Hut“, sagt Sebastian Mauritz, „Scheinbar braucht es aber immer wieder die Herabsetzung von NLP, um die eigenen Methoden aufzuwerten. Das dort oftmals Äpfel mit Birnen verglichen werden und dass die eigenen ‚wissenschaftlichen‘ Methoden genauso wissenschaftlich oder unwissenschaftlich wie NLP sind, wird meist verschwiegen. Gerade die Wirkforschung zeigt sehr deutlich, dass die Methode viel weniger Wirkung hat, als die Verbindung zwischen Klient und Berater und das Vertrauen des Beraters in seine Methode. Um noch mal auf die Frage einzugehen – und ja, wir versuchen in diesem Bereich mehr Klarheit zu gewinnen –, wird es im ersten Schritt eine Art Forschungslandkarte geben, die den Begriff der Wissenschaftlichkeit erstmal erläutert.“

In jedem Fall können spannende Impulse für die Zukunft des NLP erwartet werden. Ralf Stumpf beispielsweise erläutert in seinem Vortrag „Das NLP der Zukunft ist ‚die Sprache der Veränderung‘“, dass NLP gerade erst am Anfang stehe: „Wir kennen einige der Vokabeln, aber wir kennen noch nicht alle“, heißt es in seinem Ankündigungstext.

Und Stephan Landsiedel prophezeit: „Das NLP der Zukunft wird auf den Nutzer individuell zugeschnitten sein und Kontextvariablen viel stärker berücksichtigen als die bisherigen Standard-Interventionen der Psychologie.“

Neben diesen Zukunftsfragen sollen auch aktuelle Themen bzw. Trendthemen aufgegriffen werden. „NLP und Flüchtlinge“ lautet ein Vortrag von Diplom-Psychologen Sascha Neumann. Und Manuela Mätzener greift Hochsensitivität als „Zeitphänomen“ auf.

Im Workshop von Michael Heß und Dr. Dagmar Müller wird das Modell der Logischen Ebenen nach Robert Dilts „anhand eines neuartigen Tools sichtbar, greifbar und erlebbar gemacht“.

Könnte man also den diesjährigen Kongress als die Gleichung NLP-Spirit aus der Vergangenheit + Phänomene und Erfordernisse der Gegenwart = integriertes NLP in der Zukunft verstehen? Sebastian Mauritz, der seit 2012 zum NLP-Vorstand gehört, meint:

„Ich würde das nicht unbedingt gleichsetzen oder eine linear-kausale Folgerung ableiten. Es sind die Wechselwirkungsprozesse, die zwischen Phänomenen, die sich in der Welt zeigen, und den Beobachtern dieser Phänomene, die relevant sind. Es geht also um Erklärungs- und Handlungs- und Umgangsmodelle. Hier erhöht NLP seit Jahrzehnten die Selbststeuerungsfähigkeit und Resilienz seiner Anwender. Im sozialen und kulturellen Miteinander fördert es zugleich Verständnis und Verständigung – von beidem kann es meines Erachtens gerade fast nicht genug geben.“

Auf der Website des DVNLP wird die Vision des heutigen NLP so beschrieben: „Wir wollen Sie als Mitglied noch besser darin unterstützen, Ihre eigenen Visionen zu verwirklichen und Ihre Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen.“

Sind es eher die gesamtgesellschaftlichen Belange, für die NLP zukünftig eingesetzt werden und für die NLP Lösungen finden soll, oder besteht das Ziel eher in einer Individualisierung, einem Anpassen an die persönlichen Umstände? „Ich würde aus dem Entweder-oder ein Sowohl-als-auch machen“, erklärt Mauritz, „Für sich selbst eingesetzt ist NLP genauso nützlich wie dann in der Anwendung im gesellschaftlichen Bereich.“

Ohne Zweifel kann NLP in vielen Bereichen angewandt werden, und dennoch ist es noch lange nicht so etabliert, wie seine Anwenderinnen und Anwender es sich wünschen würden. Bleibt die Frage, wohin die Reise geht. Am letzten Wochenende im Oktober werden in Berlin vielleicht erste Antworten gefunden.

Und last but not least ein Hinweis in eigener Sache: Im Rahmen der Abend-Gala des NLP-Kongresses wird auch der Junfermann Verlag für seine Verdienste um das NLP geehrt. Unser Verlagsleiter, Dr. Stephan Dietrich, und Mitarbeiter des Verlags sind daher zugegen und feiern mit. Vielleicht sieht man sich ja! 😉

Das komplette Programm sowie weitere Informationen finden Sie hier.

 

 

Der wichtigste Faktor für Erfolg? Sie selbst!

Die Struktur des Erfolgs – Warum Sie Erfolg lernen können

Von Swantje Allmers

Was unterscheidet erfolgreiche Menschen von weniger erfolgreichen Menschen? Sind es die Startbedingungen? Der Intellekt? Das Aussehen? Oder ist es vielleicht doch nur Zufall? Für jedes Kriterium lassen sich gute Beispiele und Gegenbeispiele finden.

Jan Koum, einer der Whatsapp-Gründer, wuchs zum Beispiel unter den ärmsten Verhältnissen in der Ukraine auf. Ab seinem 16. Lebensjahr lebte er in den USA. Anstatt Einsen auf einer Elite-Uni zu kassieren, übernahm Koum diverse Nebenjobs und schmiss sein Studium an einer mittelmäßigen Uni.

Im Gegensatz dazu gibt es zahlreiche Beispiele für Kinder reicher Eltern, die es trotz idealer Startbedingungen nur zu übermäßigem Drogenkonsum und mangelndem Lebensglück geschafft haben.

Wenn das möglich ist, können die Kriterien für Erfolg nicht nur in äußeren Rahmenbedingungen liegen. Der wichtigste Faktor, der erfolgreiche Menschen von weniger erfolgreichen Menschen unterscheidet, sind die persönlichen Einstellungen, mentalen Fähigkeiten und Strategien.

Was ist Erfolg überhaupt?

Eines ist schon mal klar: Erfolg bedeutet unterschiedliche Dinge für unterschiedliche Personen zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens. In unserer Gesellschaft assoziieren viele Menschen Erfolg mit Geld. Erfolg kann allerdings auch etwas völlig anderes bedeuten, z. B. Gesundheit, eine glückliche Beziehung, Familie, Reisen oder persönliche Freiheit – was auch immer das konkret heißt. Und für Sie ist Erfolg vielleicht etwas völlig anderes.

Eine gute und gängige Definition lautet: Erfolg ist das Erreichen persönlicher Ziele. Das bedeutet im Umkehrschluss, ohne Ziele gibt es keinen Erfolg. Damit wären wir schon fast beim ersten Erfolgs-Prinzip. Es bleibt noch zu ergänzen, dass es natürlich auch immer darum geht, wie diese Ziele erreicht werden. Denn ist es noch ein Erfolg, wenn jemand dauerhaft gegen seine innersten Werte verstößt, um ein Ziel zu erreichen?

Die fünf Prinzipien für Erfolg

Erfolgreiche Menschen …

… wissen, was Sie wollen

Erfolgreiche Menschen handeln zielorientiert. Sie kennen ihre Ziele und wissen, warum sie diese erreichen wollen. Dabei stellen sie sicher, dass ihre Ziele zueinander passen und ökologisch sinnvoll sind. Das heißt, dass die Ziele gut für sie selbst sind und für die Menschen, die ihnen wichtig sind.

Klingt logisch und machbar? In der Theorie schon, dennoch setzen sich die wenigsten Menschen wirklich konkrete Ziele im Leben. Stattdessen leben sie ihr Leben vor sich hin und hoffen darauf, dass ihnen „das Leben“ das bringt, von dem sie noch nicht wussten, dass sie es haben wollen.

Die Beschäftigung mit Ihren Zielen wird mit dem besten Aufwand-Nutzen-Verhältnis belohnt, das Sie vermutlich je erlebt haben. Sobald Sie Ihre Ziele kennen, können Sie mit Ihrem bewussten und unbewussten Verstand an der Umsetzung arbeiten.

Es gibt ein paar Dinge, die Sie dabei beachten sollten:

  • Achten Sie darauf, dass Sie sich für die verschiedenen Bereiche Ihres Lebens Ziele setzen (z. B. Beruf, Familie, Freizeit und Erholung, Gesundheit und Fitness, Finanzen, persönliche Weiterentwicklung usw.).
  • Formulieren Sie positiv (was wollen Sie haben?). Manchen Menschen fällt es leichter, erst das zu formulieren, was sie nicht mehr haben wollen. Wenn Ihnen das genauso geht, beginnen Sie damit und formulieren Sie im Anschluss das, was Sie haben wollen.
  • Planen Sie Ihre Ziele so konkret wie möglich. Wie sieht Ihr Traumhaus zum Beispiel genau aus? In welcher Umgebung liegt es, wie viele Etagen hat es, wie sieht der Fußboden aus, wie viele Bäder hat es usw.
  • Vergessen Sie während Ihrer Zielplanung die Frage nach dem „Wie“. Gehen Sie davon aus, dass alles möglich ist, sofern das „Warum“ bzw. „Wofür“ wirklich stark und motivierend ist. Formulieren Sie das, was Sie wirklich, wirklich möchten, auch wenn Sie vielleicht noch nicht wissen, wie Sie es erreichen werden.

… kommen ins Handeln

Wenn Sie Ihre Ziele kennen, heißt das nicht, dass danach alles von selbst passiert, frei nach dem Motto: „Das Universum macht den Rest“. Erfolg ist auch das Resultat von Selbstmotivation und der Fähigkeit, an den eigenen Zielen dran zu bleiben. Sie dürfen ins Handeln kommen. Auch hier gilt: Was logisch klingt, fällt den meisten Menschen schwer. Der Grund kann auch im Ziel liegen, denn ist ein Ziel, für das Sie nicht bereit sind, etwas zu tun, wirklich ein gutes Ziel?

Bei Rückschlägen und Hindernissen entscheidet sich oft, ob Sie Ihr Ziel wirklich erreichen. Es sind nicht die Herausforderungen selbst, die relevant sind, sondern Ihre Fähigkeit, diese als wertvolles Input für die nächsten Schritte zu nutzen, anstatt sich von ihnen entmutigen zu lassen. Das können Sie durch Disziplin erreichen oder (das ist der leichtere Weg), indem Sie ein wirklich überzeugendes Ziel vor Augen haben, für das sich Ihr Einsatz lohnt.

… sind aufmerksam

Erfolgreiche Menschen achten (bewusst oder unbewusst) sehr genau auf die Ergebnisse ihrer Handlungen und prüfen, ob diese sie ihrem Ziel wirklich näher bringen.

Es geht dabei um zwei Richtungen von Aufmerksamkeit. Nach außen: Was passiert in Ihrem Umfeld? Welche Reaktionen erleben Sie? Und nach innen: Was sagt Ihnen Ihr Gefühl? Was spüren Sie bzw. was können Sie erkennen? Dabei sollten Sie natürlich immer in Betracht ziehen, dass Sie manche Ergebnisse und Reaktionen sofort erhalten und manche mit Verzögerung oder auf einem anderen Weg, als Sie es erwartet hätten.

Ihre Aufmerksamkeit können Sie schnell trainieren, indem Sie zum Beispiel täglich für zehn Minuten ganz bewusst auf alle noch so kleinen Details um sich herum achten und in Gesprächen auf jede Reaktion Ihres Gegenübers, die Sie wahrnehmen können.

Seien Sie außerdem ehrlich zu sich selbst und machen Sie einen regelmäßigen Review, in dem Sie sich fragen, was Sie im vorherigen Zeitabschnitt für Ihre Ziele getan haben und was Sie im nächsten Zeitabschnitt für sie tun werden.

… sind flexibel

Wie flexibel sind Sie? Flexibilität ist in der Evolution eine entscheidende Voraussetzung für das Überleben (was sich definitiv auch als Erfolg werten lässt). Menschen sind für gewöhnlich immer dann sehr flexibel, wenn es um Entscheidungen oder Veränderungen innerhalb der eigenen Komfortzone geht. Sie können beobachten, dass die Verhaltensflexibilität bei den meisten Menschen allerdings sehr gering ausgeprägt ist. Sie tun immer dasselbe, unabhängig davon, ob es funktioniert oder nicht.

Das ist übrigens eine völlig normale Reaktion des Gehirns. Ihr Gehirn ist so konzipiert, dass es die Dinge, die es kennt und einsortieren kann, bevorzugt. Und zwar unabhängig vom Inhalt oder der Qualität. Neue Informationen lehnt es zunächst ab. Denn Neues zu lernen verbraucht viel mehr Energie als Bekanntes zu verarbeiten. Vielleicht erinnern Sie sich, wie Sie sich das letzte Mal gefühlt haben, nachdem Sie sehr viel Neues gelernt haben.

Im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) geht es im Grunde immer darum, Optionen zu erweitern und damit die Flexibilität zu erhöhen. Je mehr Möglichkeiten Sie haben, anders (flexibler) auf andere Menschen, neue Situationen oder Herausforderungen zu reagieren, desto leichter wird es Ihnen natürlich fallen. Sie können Ihre Flexibilität erweitern, indem Sie zum Beispiel wirklich jeden Tag ganz bewusst etwas Neues machen. Fahren Sie zum Beispiel einen anderen Weg zur Arbeit, sprechen Sie mit Menschen, mit denen Sie noch nie ein Wort gewechselt haben, oder essen Sie etwas anderes zu Mittag als sonst. Es ist nicht wichtig, was Sie jeden Tag anders machen; wichtig ist, dass Sie jeden Tag etwas anders machen.

Darüber hinaus gilt: Wenn das, was Sie tun, nicht funktioniert (um das festzustellen, braucht es das nötige Maß an Aufmerksamkeit), dann tun Sie etwas anderes. Es kann sein, dass Sie nicht immer wissen, was Sie stattdessen machen sollen. Dann können Sie Ihr Verhalten so lange verändern, bis Sie etwas finden, das funktioniert.

… handeln aus einer Physiologie und Psychologie von Exzellenz

Dass Körper und Geist ein System sind, ist keine Neuigkeit. Erfolgreiche Menschen erkennt man oft an ihrer Haltung und daran, dass sie auf ihren generellen physischen Zustand achten. Haltung, Aufmerksamkeit und Zustand beeinflussen sich gegenseitig. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf etwas Positives richten, ändert sich auch Ihre Haltung und Ihre Emotion und vice versa.

Zustandsmanagement ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um Exzellenz geht. Hierbei geht es darum, dass Sie Ihren Mentalzustand gezielt verändern können, damit Sie in jeder Situation im bestmöglichen Zustand sind.

Wie Sie schnell in einen ressourcenvollen Zustand gehen und ihn nutzen:

Nehmen Sie sich ein paar Momente und denken Sie an alle jene Gründe, warum Sie heute schon eine erfolgreiche Frau oder ein erfolgreicher Mann sind.

Nicht notwendigerweise im Bereich Finanzen, sondern in Bezug auf alle Dinge, für die Sie jetzt dankbar sein können. Vielleicht für die Liebe und Zuneigung, die Ihnen andere Menschen in Ihrem Leben geben. Oder für materielle Annehmlichkeiten, die Sie heute genießen und die vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren nicht möglich gewesen wären. Möglichkeiten und Freiheiten, die Sie heute haben, die sich Ihre Großeltern nicht einmal hätten vorstellen können.

Assoziieren Sie sich in alle diese Dinge hinein, für die Sie dankbar sind. Vielleicht nehmen Sie wahr, wie sich Ihr emotionaler und mentaler Zustand schon verändert. Von diesem Zustand aus betrachtet: Welche Ideen, Handlungen oder Arten, mit anderen zu interagieren, werden Ihnen in Zukunft helfen, noch erfolgreicher zu sein?

Die Struktur entscheidet

Was glauben Sie, wie viele (vorher arme) Lottogewinner ihren Gewinn als Sprungbrett in ein anderes Leben nutzen? David Lee Edwards gewann 2001 rund 41 Millionen US Dollar. Fünf Jahre später hatte er alles ausgegeben. Damit ist er kein Einzelfall. Man geht davon aus, dass 80 Prozent aller Lottogewinner (und damit ist der Gewinn eines sechs- und siebenstelligen Betrags gemeint) nur zwei Jahre nach dem Gewinn wieder genauso arm oder reich sind, wie sie es vorher waren. Keiner von ihnen hätte gedacht, dass es noch mal so kommen würde.

Und es gibt Menschen, die immer wieder erfolgreiche Unternehmen aufbauen und Geschäfte abschließen. Am Anfang noch, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, später nur noch zum Spaß. Ein Beispiel ist der Unternehmer Oliver Beste, der zahlreiche Unternehmen gegründet und aufgebaut hat. Auch die Samwer-Brüder (deutsche Internet-Unternehmer) fallen in diese Kategorie.

Der Unterschied liegt in der Struktur. Wenn Sie wissen, was Sie wollen, ins Handeln kommen, aufmerksam und flexibel sind und die Dinge tun, die funktionieren, ist alles möglich. Wenn Sie schlechte Strategien unverändert lassen, erreichen Sie nicht mehr und nicht weniger als vorher. Nicht einmal, wenn Sie plötzlich mehrere Millionen auf dem Konto haben.


  Über die Autorin

Swantje Allmers ist studierte und mehrfach ausgezeichnete Betriebswirtin. Sie arbeitet als Unternehmensberaterin, Coach und NLP-Trainerin in Hamburg. Die Frage, was Menschen erfolgreich macht, ist ein entscheidender Bestandteil ihrer täglichen Arbeit, in der sie Menschen und Unternehmen dabei unterstützt, ihre Ziele zu erreichen. Mehr Informationen zu ihren NLP-Seminaren finden Sie hier.

Make today a day well lived!

 

  Die Top-5 NLP-Tipps für jeden Tag

Von Romina und Gary Schell

Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) ist eine höchst effektive Coachingmethode, die man auch im Alltag wunderbar für sich alleine nutzen kann – ganz nach dem Motto: „Mache jeden Tag wertvoll“ oder „Mache heute zu einem gut gelebten Tag“ (Make today a day well lived). Sie müssen kein Profi sein, um NLP auszuprobieren und wirkungsvoll einzusetzen.

Damit die folgenden Tipps optimal umgesetzt werden können, brauchen wir nur gelegentlich einige Gedankengrundlagen des NLP. Sie finden diese in Kursivschrift beim jeweiligen Praxis-Tipp.

Top-5 – NLP-Tipps für jeden Tag

  1. Morgens die Weichen für den Tag stellen
  2. Beeinflussen Sie Ihren Zustand
  3. Einfluss nehmen durch positives Reframing
  4. Wann Sie „aber“ durch „und“ ersetzen sollten
  5. Am Abend seine Erfolge zählen

1) Morgens die Weichen für den Tag stellen

„NLP ist ziel- und lösungsorientiert. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.“

Viele von uns beginnen ihren Tag sehr früh und auch sehr hektisch. Die Nacht war wieder zu kurz, die Kinder müssen versorgt werden, der Körper verlangt nach Frühstück, und schon auf dem Weg zur Arbeit werden E-Mails auf dem Smartphone bearbeitet oder das anstehende Meeting vorbereitet. Dabei verfallen wir „planlos“ von einem Zustand in den nächsten. Hier gilt: Wenn wir keinen Fokus setzen, sind wir mehr oder weniger wie das sprichwörtliche Schiffchen auf hoher See – die Wellen schubsen uns willkürlich hin und her.

NLP-Übung für den Morgen

Stellen Sie selbst die Weichen! Stehen Sie eine Viertelstunde früher auf. Räkeln Sie sich ein wenig, nehmen Sie ein paar bewusste Atemzüge und finden Sie ein ruhiges Plätzchen.

Fragen Sie sich:

  • Wie möchte ich, dass mein Tag heute wird?
  • Worauf möchte ich mich heute konzentrieren?
  • Was ist die eine Sache, die mir persönlich wichtig ist, und von der ich heute Abend sagen können möchte, dass ich etwas dafür getan habe? Worin möchte ich einen Schritt weitergekommen sein?
  • Wann und wie werde ich mir heute etwas Gutes tun oder etwas Schönes erleben?
  • Wie wird es sein, wenn ich heute Abend ins Bett gehe und vollkommen zufrieden einschlafen kann? Was werde ich dann erreicht haben?

Diese mentale Auszeit direkt zu Beginn des Tages können Sie sich auch als mentales Stretching vorstellen. Probieren Sie es gleich morgen aus. Beantworten Sie die Fragen am besten schriftlich auf einem Blatt Papier oder legen Sie sich ein kleines Journal an.

Erfolgreiche Menschen führen diese Übung mit Selbstverständlichkeit aus. Sie haben erkannt, dass sie so mehr Ziele erreichen, als wenn sie sich nicht fokussieren. Wollen Sie sich ziellos hin- und herschaukeln lassen oder übernehmen Sie häufiger selbst das Steuer?

2) Beeinflussen Sie Ihren Zustand

„Körper und Geist sind eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig.“

Machen Sie doch gleich mal folgenden Test: Sinken Sie in Ihrem Sitz zusammen, lassen Sie Schultern und Kopf hängen, Ihre Mundwinkel ebenfalls, runzeln Sie die Stirn – wie fühlen Sie sich damit? Sagen Sie nun in dieser Haltung laut zu sich selbst: „Mir geht es richtig prima!“ Und zwar so, dass Sie es selbst glauben können! Das funktioniert nicht? Richtig! – Wenn Ihr Körper eine andere Botschaft über seine Haltung ausdrückt, dann können Sie keine gegenteilige Gefühlsaussage machen. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig.

„Man kann nicht gleichzeitig zwei gegensätzliche Gefühle fühlen.“

Versuchen Sie mal gleichzeitig traurig und glücklich zu sein oder unsicher und selbstbewusst. Dies funktioniert kurz nacheinander im Wechsel, im selben Moment ist dies jedoch nicht möglich.

Übung:

Richten Sie sich auf, heben Sie Ihr Kinn ein wenig an, strecken Sie Ihr Brustbein nach vorne oben – schon zwei Millimeter werden einen Unterschied machen! Bleiben Sie in dieser Haltung für mindestens zwei Minuten und spüren Sie in sich hinein. Sie werden sich selbstbewusster und zufriedener fühlen. Wenn Sie alleine im Raum sind, können Sie auch Ihre Arme für zwei Minuten in der Siegerpose in die Luft strecken.

Allein diese einfache Übung bewirkt, dass Glückshormone ausgeschüttet und Stresshormone abgebaut werden. Nutzen Sie dieses Wissen!

Anwendung für mehr Selbstvertrauen

Probieren Sie es einmal aus. Vor Ihrem nächsten wichtigen Gespräch, bei dem Sie sich mehr Selbstbewusstsein wünschen, schließen Sie sich für zwei Minuten im Büro oder in der Toilette ein und halten Sie die Siegerpose für zwei Minuten. Vertrauen Sie Ihrem Körper – er wird Sie hormonell und emotional auf Ihr Gespräch vorbereiten. (Tipp: Sollte jemand zufällig in Ihr Büro kommen, während Sie die Arme in der Luft halten, wechseln Sie schnell in eine Räkel-Streck-Haltung und lassen Sie die Arme wieder sinken. Es muss ja niemand erfahren, was Sie da tun.)

Übung: Kleine Geste mit großer Wirkung

Verbesserungen Ihres emotionalen Zustandes können Sie auch durch kleinere Veränderungen einzelner Körperbereiche erzielen wie z. B. Ihrer Mundpartie. Lächeln Sie doch einfach mal ohne besonderen Grund! Viele Menschen warten darauf, dass etwas Schönes oder Lustiges in ihrem Leben passiert, das sie zum Lächeln bringt, wodurch wiederum ein Wohlgefühl in ihrem Körper ausgelöst wird. Machen Sie es auf NLP-Art: Lächeln Sie häufiger einfach so und schenken Sie sich selbst das Wohlgefühl. Entspannen Sie Ihre Stirn, lockern Sie Ihren Kiefer und heben Sie die Mundwinkel an. Warten Sie ein paar Sekunden – es wird Sie positiver stimmen! Wetten, dass Ihr Lächeln auch bei anderen gute Laune hervorrufen wird?

3) Einfluss nehmen durch positives Reframing

„Mehr Wahlmöglichkeiten sind besser als wenige.“

„Jedes Verhalten birgt eine positive Absicht.“

„Jeder Mensch wählt aus den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten immer die beste aus (um ein bestimmtes Ziel zu erreichen).“

Reframing bedeutet übersetzt „neu rahmen“. Im NLP nutzt man diese Technik des Umdeutens, um einem Verhalten oder Ereignis eine neue Bedeutung zu geben. Schon Shakespeare sagte: „Es gibt weder gut noch böse – erst unser Denken macht es dazu.“ Häufig kennen wir Reframing in negativer Form, wenn wir z. B. mit uns selbst zu hart ins Gericht gehen: „Ach, jetzt war ich wieder so vorschnell. Ich bin aber auch immer so ungeduldig!“ Vielleicht bedeutet „vorschnell sein“ auch, dass ein hohes Maß an Macher-Energie und Spontanität in Ihnen steckt. Es stimmt vielleicht, dass es in dieser bestimmten Situation bessere Wahlmöglichkeiten gegeben hätte, doch dies ist kein Grund, sich selbst als ganze Person herunterzuputzen.

Es geht beim Reframing nicht darum, sich einfach alles schön zu reden und nichts zu verändern. Erfolgreiche und zufriedene Menschen nutzen Reframing, um sich selbst in Zustände zu bringen, in denen Sie handlungsfähig bleiben. Manche Menschen glauben, sie müssen sich so richtig in ein Ärgergefühl hineinsteigern, damit sie sich daran erinnern, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten. Das mag eine erfolgreiche Strategie für den einen oder anderen sein, doch es geht auch mit mehr Wohlbefinden.

Aus Fehlern lernen und das Gute entdecken

Lernen Sie aus Ihren „Fehlern“ und fragen Sie sich in jeder herausfordernden Situation:

  • Was habe ich hier gerade gelernt?
  • Was würde ich beim nächsten Mal wieder so machen?
  • Was würde ich gerne verändern?
  • Wenn es doch etwas Gute an der Situation/dem Gefühl/dem Verhalten gäbe – was wäre das?
  • Was wollte mein Verhalten ursprünglich sicherstellen?

Im NLP ist man immer zuerst darauf bedacht, sich die Wahlmöglichkeiten bewusst zu machen, anstatt sich selbst schlecht zu reden. Im zweiten Schritt geht es dann um mögliche Verbesserungen.

4) „Aber“ durch „und“ ersetzen

Dieser Tipp ist so bekannt wie einfach und doch setzen ihn so wenige Menschen um, wenn Sie mal genau hinhören. Die Wirkung ist dabei so groß, dass wir Ihnen ans Herz legen, wenigstens diesen NLP-Tipp für Ihren Alltag umzusetzen. Wenn Sie das nächste Mal anderer Meinung sind als Ihr Gesprächspartner, beginnen Sie Ihren Satz lieber mit einem „Und“.

Beispiel 1 – „Aber“ eher vermeiden

Kollege: „Wir sollten in Variante A investieren.“

Sie: „Aber ich denke Variante B ist viel lukrativer.“

Besser:

Kollege: „Wir sollten in Variante A investieren.“

Sie: „Und ich denke Variante B ist viel lukrativer.“

„Aber“ ist ein Wort, dass in der Wirkung jede vorgenannte Idee überdeckt, während „und“ alles Gesagte nebeneinander stellt. In Beispiel 1 hätten Sie Ihre Idee in ihrer Wertigkeit über die des Kollegen gestellt. Die Frage ist, ob Sie das beabsichtigt hätten oder ob Sie lediglich eine weitere Idee zur Diskussion stellen wollten. In letzterem Fall wählen Sie besser das „Und“.

Selbstverständlich ist das „Aber“ nicht verboten (siehe Beispiel 2) – Sie sollten sich nur der Wirkung Ihrer Kommunikation bewusst sein und ob Sie erzielen, was Sie erreichen wollten.

Beispiel 2 – „Aber“ erlaubt

Sie: Ich denke, Variante B ist viel lukrativer, aber ich verstehe Ihr Interesse an Variante A sehr gut. Lassen Sie uns beide Varianten noch einmal vergleichen.

5) Am Abend seine Erfolge zählen

Wenn Sie Ihren Tag beschließen, tun Sie es erfolgreich. Lassen Sie Ihren Tag Revue passieren und überlegen Sie, welche Dinge Sie gut gemacht haben. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den Fragen vom Morgen.

Fragen Sie sich:

  • Habe ich meinen Fokus auf etwas von mir Ausgewähltes halten können?
  • Bin ich meinem Ziel ein Stückchen näher gekommen?
  • Habe ich umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe?
  • Was habe ich gelernt, das ich wiederholen oder beim nächsten Mal etwas anders machen würde?
  • Was habe ich Schönes erlebt oder Gutes für mich getan?

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und Umsetzen des einen oder anderen NLP-Tipps. Überprüfen Sie für sich, was Ihnen guttut und nützlich erscheint. Verwerfen Sie, was nicht für Sie passt und setzen Sie überall NLP ein, wo es hilfreich ist. Wenn Sie darauf achten, dass möglichst alle Beteiligten einen Gewinn für sich erzielen, haben Sie erkannt, worum es im NLP geht.


Über die Autoren

  Romina Schell

Romina Schell (*1982) ist Lehrtrainerin DVNLP, Master Coach DVNLP, Gesundheitscoach (Health Practitioner, HCT) sowie zertifizierte Trainerin des Virgina Satir Global Network.

Seit 2006 führt Sie zusammen mit ihrem Mann Gary NLP-Ausbildungen und Coaching im eigenen Institut „diedenkweisen“ durch. Im Junfermann Verlag ist von ihr das Buch „Das Herz im NLP“ (2015) erschienen.

Mehr über die Autorin erfahren Sie hier.

  Gary Schell

Gary Schell (*1967) führt als NLP-Lehrtrainer und Lehrcoach (DVNLP) seit 2003 NLP-Ausbildungen im eigenen Institut durch. Als Diplom-Sportlehrer mit über 20 Jahren Erfahrung im Gesundheitsbereich liegt es ihm am Herzen, Menschen bei Ihren Veränderungswünschen zu unterstützen. Zusammen mit seiner Frau Romina gründete er 2006 das NLP-Institut „diedenkweisen“, in dem neben der gesamten NLP-Ausbildung auch Coaching, Hypnose und Businesstrainings einen Schwerpunkt bilden.

Mehr über den Autoren erfahren Sie hier.

Alle Termine zur NLP-Ausbildung bei Romina & Gary Schell finden Sie hier.

 

Mit Mut und Eigeninitiative Ängste überwinden

Endlich frei!

Von Gabriele Lönne

Endlich frei von Emotionen – das wäre was! Auf diese Idee kann man durchaus in unangenehmen Situationen kommen… Auf der anderen Seite brauchen wir unsere Emotionen zum Leben und zum Überleben. Was wäre, wenn wir keine Angst vor Krankheit hätten? Wenn wir uns keine Sorgen um unsere Kinder machten und daher auch nicht länger ein Auge auf sie hätten? Wenn wir uns nicht mehr liebhaben würden? Ja – unsere Emotionen steuern uns mehr, als wir meinen. Manchmal allerdings auch etwas zu viel. Dann ähnelt unsere Gefühlslage eher einem kurz vor der Explosion stehenden Dampfdrucktopf.

Ein gutes Beispiel für derartige Zustände sind „Ängste“. Jeder kennt sie, jeder hat sie irgendwann einmal selbst erlebt, jeder versucht, sich gegen sie zu wehren, doch kaum einer mag zugeben, dass er sich lieber nicht mit den Ursachen beschäftigt. Angst ist für viele Menschen ein unheimliches Phänomen. Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie stark Ängste einengen, stören, blockieren, geradezu vernichten können?

Gern gebe ich Ihnen ein paar Beispiele aus meiner Praxis:

  • Eine Person, die Sie vorher noch nie gesehen haben, erinnert Sie (unbewusst) an eine für Sie unangenehme Begegnung. Plötzlich sind Sie irritiert und geraten, ohne zu wissen warum, aus dem Gleichgewicht. Sie können sich nicht erklären, was auf einmal in Sie gefahren ist. Sie sind außer sich und verstehen die Welt nicht mehr, weil Ihnen der Anlass für diese emotionale Attacke in dem Augenblick nicht bewusst ist…
  •  Oder Sie sind top vorbereitet und freuen sich, endlich Ihre Prüfung ablegen zu können. Aber was ist das? Sie haben das Gefühl, auf einmal nichts mehr zu wissen. Die Prüfer stellen Ihnen genau die Fragen, auf die Sie gestern noch die Antworten wussten. Aber Sie können Ihr Wissen einfach nicht abrufen. Sie sehen nur noch eine weiße Wand, ein unbeschriebenes Blatt. Ihr Gehirn befindet sich im Generalstreik…
  •  Oder Ihr geliebter Fußballverein, routinemäßig immer auf der Gewinnerseite, stürzt plötzlich ab. Eigentlich hat sich doch nichts geändert. Die Spieler sind immer top. Der Trainer, die Betreuer, die Gegner – sie sind doch immer noch dieselben! Nach etlichen verlorenen Spielen macht sich enormer Frust und große Verzweiflung breit. Jeder im Verein fragt sich, was da wohl los ist. Die Verantwortlichen ziehen den Kopf ein. Keiner weiß Rat…
  •  Oder Sie haben etwas zu feiern – Ihr Jubiläum. Sie sind gut auf Ihre Festrede vorbereitet und freuen sich auf Ihre Gäste. Und dann kommt der große Augenblick. Sie betreten das Podium, ordnen Ihr Manuskript und richten das Mikro. Alles wird still. Verwandte und Freunde sehen Sie erwartungsvoll an. Aber was ist das? Ihre Stimme! Wo ist Ihre Stimme? Sie wollen Ihre Zuhörer begrüßen und aus dem „Off” kommt nur ein leises Krächzen. Sie räuspern sich, nehmen einen Schluck Wasser, fangen noch einmal an. Ihre Stimme bleibt schrecklich. Sie quälen sich durch Ihre tolle Rede, die jeden Glanz verloren hat. Und Ihre Zuhörer fragen sich, was denn mit Ihnen los ist. Sie sich auch…

Was ist in diesen Situationen jeweils passiert? Was hat dazu geführt, dass in all diesen Fällen unser Gehirn seinen Dienst verweigert? Woher kommt das, dass wir nicht mehr das tun können, was wir tun wollen? Unser Verstand wird im Augenblick aufflammender Emotionen teilweise oder ganz „ausgeschaltet“. Er ist komplett blockiert. Wir können nicht mehr normal denken. Es kann zu heftigen neurologischen Reaktionen kommen, von Herzrasen über Schwitzanfälle bis zu Krämpfen und Ohnmacht.

Aber was sind denn Emotionen genau? Und warum sind sie so mächtig, dass sie sogar unseren Verstand beherrschen können? Hier die Definition aus dem Lexikon der Psychologie: Demnach handelt es sich bei Emotionen um ein komplexes Phänomen

„das mit einer Veränderung verschiedener Komponenten einhergeht. Physiologische Reaktionen (…) kann man relativ gut beobachten bzw. messen. Dies gilt auch für die Verhaltenskomponenten wie die Veränderung der Mimik, Gestik, Körperhaltung und Stimmlage. Schwieriger zu messen ist die Erlebniskomponente, die im deutschsprachigen Raum auch als Gefühl bez. wird.“  (162013, S. 439)

Das bedeutet: In Folge von Emotionen kann es allgemein zu mehr oder weniger heftigen physiologischen Reaktionen kommen, die unseren ganzen Körper erfassen. Ob Herzklopfen, Hitzewallung, kalte Hände, roter Kopf…, ob körperliche Beschwerden wie Magendruck, Durchfall, Zittern…, ob Gedächtnislücken, Sprachstörungen, Wortfindungsstörungen… sie alle können Ausdruck einer starken Emotion sein.

Warum ist das so? Zum Beispiel bei den Ängsten? Weil wir Emotionen unweigerlich und augenblicklich lernen, und zwar von Geburt an. Sie sind in unserem Unterbewusstsein nicht genetisch angelegt. Kein Mensch kommt als kleines Baby mit Fahrstuhlangst, Flugangst oder Spinnenphobie zur Welt!

Emotionen lernen wir zunächst von unseren Eltern und mit zunehmendem Alter auch von unserem Umfeld. Anfangs kopieren wir Verhaltensweisen, die Emotionen wiederspiegeln, und zwar vollkommen kritiklos. Durch die Erziehung unserer Eltern und persönliche Erfahrungen lernen wir dann irgendwann, Verhaltensweisen in Frage zu stellen, sie anzunehmen oder abzulehnen. Je näher uns ein Mensch steht, umso eher übernimmt er Vorbildfunktion für uns.

Wenn Mama laut „Nein, aua!“ ruft, weil ihr Kleines gerade den heißen Topf anfassen will, lernt es genau in diesem Augenblick die Emotion „Angst“ vor Topf und Herd, was in diesem Fall ja auch sinnvoll ist. Wenn die Mama allerdings schreiend vor einer Maus oder Spinne auf den Stuhl klettert, dann lernt ihr Kind, Angst vor einer Maus oder Spinne zu haben, was sich in der Zukunft dann als ungünstig erweisen kann.

Auf diese Art und Weise lernen wir, die günstigen und ungünstigen Verhaltensweisen unserer Eltern zu übernehmen. Die Art von Papa, der vielleicht immer, wenn ein Problem auftaucht, laut anfängt zu schreien. Die Verhaltensweise von Mama, die eventuell „um des lieben Friedens willen“ lieber gleich nachgibt, als das Problem zu diskutieren.

Aber wie kann denn zum Beispiel bei der Mutter „Angst vor der Maus“ entstanden sein – abgesehen von der Kopie aus dem Umfeld? Um das Phänomen verstehen zu können, ist es wichtig sich klarzumachen, auf welche Weise wir mit der Welt um uns herum in Kontakt treten.

Wir sehen und hören unser Umfeld, wir schmecken und riechen und fühlen sie.

Uns stehen also im Normalfall unsere fünf Sinnesorgane zur Verfügung, die uns die Welt um uns herum miterleben lassen. Nun kann es bei einer zufälligen Wahrnehmung eines oder mehrerer unserer Sinnesorgane zu ungünstigen Reaktionen im Sinne von körperlichem Stress kommen. Die Kombination aus dem wahrgenommenen Erlebnis und der begleitenden unangenehmen körperlichen Befindlichkeit wird zu einer emotionalen Erfahrung verarbeitet. Und sie wird immer wieder unbewusst reaktiviert, wenn sich die identische Wahrnehmung mit dem Stress auslösenden Ursprungserlebnis wiederholt.

Zum Beispiel bei der „Angst“ vor dem heißen Topf auf dem Herd. Das Kleine hört die laute Stimme der Mutter, die nicht nett klingt, sondern ungewöhnlich drohend wirkt. Es sieht die Mimik der Mama, die eventuell Erschrecken und Panik ausdrückt. Es nimmt die Gestik der Mama wahr, die wahrscheinlich schnell und hektisch ausfällt.

Das Kleine lernt also: Der „Topf“ oder aus dem zweiten Beispiel die „Maus“ sind böse. Es fühlt in diesem Augenblick unangenehme körperliche Symptome, die es nicht gut findet und die es nicht haben möchte. Und so legt das Gehirn des kleinen Kindes diese neuen Erfahrungen als unangenehme Emotionen in seinem Erinnerungsspeicher ab.

In Zukunft wird es erst einmal einen großen Bogen um den „bösen“ Herd machen, bis es vielleicht irgendwann als Heranwachsender lernt, dass man den heißen Topf mit Topflappen anfassen kann und dadurch der böse Herd seinen Schrecken verliert.

Leider erleben wir auch das Gegenteil. Ängste zum Beispiel können sich im Laufe der Zeit immer mehr verstärken und zu Panikattacken führen, die zu außerordentlichen Störungen in unserem alltäglichen Leben werden. Zum Beispiel kann sich die Angst vor Maus oder Spinne (man nennt sie auch Phobie) derart steigern, dass schon das Bild einer Maus oder einer Spinne Angst auslöst. In der Folge verursacht schon allein der Name extreme Angst. Eine vermeintlich gute Lösung für das Problem ist für die Betroffenen anfänglich die Vermeidung der Angst. Das heißt, nicht mehr in den Keller zu gehen (mögliche Begegnung mit einer Maus), nicht mehr die Fenster öffnen zu wollen (Eindringen von Maus oder Spinne), nicht mehr wegen möglicher Spinnweben unter Türen durchgehen zu können…

Hier kommt die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten, an seiner Angst oder Phobie zu arbeiten.

Die Lösung kann im Idealfall verblüffend einfach sein, da wir alles, was wir von Kindesbeinen an gelernt haben, auch wieder verlernen können. Auch die Disposition, auf unsere individuellen „Angstmacher“ mit bestimmten emotionalen Reaktionen zu antworten.

Wir können unter Anleitung eines Experten mit unserem Verstand erarbeiten, dass die physiologischen unangenehmen Reaktionen „unnötig“ sind, weil in Wirklichkeit keine Gefahr droht. Oder dass die ausgelöste Emotion „unsinnig“ war und ist. Wir können unserem Gehirn antrainieren, schlichtweg „anders“ zu denken. Ja, wir können unsere ungünstigen Emotionen tatsächlich eliminieren und günstige Emotionen wiederbeleben(!), ja, sogar notwendige Veränderungen lieben lernen.

Wir sind unseren Emotionen eben doch nicht hilflos ausgeliefert, nach dem Motto: „Ist nun mal mein persönliches Schicksal!“ Allerdings braucht es manchmal Mut und Eigeninitiative, einen Experten zu suchen und sich ihm anzuvertrauen.

Und bei den alltäglichen Quälgeistern können Sie selbst der Experte sein: Wir haben die Chance, unsere Emotionen selbst zu bearbeiten und mental widerstandfähig zu werden, wenn wir die Fähigkeiten unseres Gehirns nutzen und unseren Verstand für uns arbeiten lassen.

Denken Sie beispielsweise an „Ratatouille“, die Ratte aus dem gleichnamigen Film, die als versteckter Hilfskoch ihrem gepiesackten Kochfreund ständig aus der Patsche hilft und so sympathisch wirkt. Hätten Sie sie auch ohne das tolle Drehbuch sympathisch finden können? Könnte sich jetzt eventuell schon allein durch den Film ihr Verhältnis zu Ratten etwas geändert haben? Immerhin: Im asiatischen, im indischen und im chinesischen Lebensraum wird die Ratte geradezu verehrt. Sie ist ein Symbol für Intelligenz, Ehrlichkeit und Kreativität. Es soll sogar Glück bringen, wenn einem Menschen eine „heilige“ Ratte über die Füße läuft!

Gern gebe ich hier weitere Anregungen:

Emotionen „drehen“

Sie stehen im Stau und ärgern sich maßlos über die verlorene Zeit … STOPP! Nein, freuen Sie sich über die gewonnene Zeit zu ungestörtem Denken. Schalten Sie kurzerhand die Aufnahmefunktion Ihres Handys ein und gehen Sie in Gedanken dem nach, was für Sie im Augenblick wichtig ist. Nehmen Sie Ihre Gedanken unsortiert auf. Am Ende der Fahrt haben Sie viel geschafft. Mit einer speziellen Software können Sie die gesammelten Ideen auf Ihren Rechner bringen und haben wertvolle Zeit gespart …

Innere Zeit verstellen

Sie sind zu einem Termin verabredet und Ihr Gegenüber lässt Sie unendlich lange warten. Sie merken, wie Ihre Motivation schwindet und sich Frust in Ihnen breitmacht … STOPP! Schauen Sie einmal auf Ihre Uhr. Nehmen Sie die Zeit der Verspätung genau auf, zum Beispiel 60 Minuten. Nun drehen Sie in Gedanken (!) den Zeiger der Uhr oder die digitale Anzeige ganz langsam auf den Zeitpunkt zurück, an dem Sie sich treffen wollten. Schließen Sie kurz die Augen und atmen Sie tief durch. Jetzt können Sie relaxen. Sie haben eine Stunde mentale Zeit gewonnen. Und gehen ganz cool in Ihre Besprechung…

Selbstjagd abschaffen

Sie haben Termine über Termine. Wenn Sie jemand fragt, dann heißt es von Ihnen immer nur: „Ich muss dieses, ich muss jenes, ich muss das sofort …!“ STOPP! Streichen Sie das Wort „muss“ aus Ihrem Vokabular. Mit diesem Wort machen Sie sich ständig zum Opfer Ihrer selbst. Und sich ständig als Opfer fühlen ist äußerst ungünstig, kann zu anhaltenden depressiven Verstimmungen führen und macht Sie für andere Menschen ausgesprochen unattraktiv – in jeder Beziehung. Sie müssen nichts! Gar nichts! Überhaupt nichts! Gibt es ein Gesetz, demzufolge Sie einkaufen gehen müssen? Oder Rasen mähen müssen? Oder zur Bank müssen? NEIN! Sie MÖCHTEN, WOLLEN, KÖNNEN …, weil Sie vielleicht Familie haben und sie gut versorgen möchten, weil Sie eine schöne Umgebung für sich haben wollen, weil Sie gut verdienen und weiterkommen können …! Achten Sie immer darauf: WÖRTER FÄRBEN GEDANKEN Und was wir denken, das sind wir!

Enden möchte ich mit einem Zitat aus Demian von Hermann Hesse: „Man braucht vor niemand Angst zu haben. Wenn man jemanden fürchtet, dann kommt es daher, daß man diesem Jemand Macht über sich eingeräumt hat.“

 


Was meinen Sie? Kennen Sie einige der Beispiele aus Ihrem eigenen Leben? Haben Sie Ähnliches schon einmal erlebt? Wenn Sie Anregungen haben oder mehr über die Möglichkeiten des Umdenkens wissen möchten, schreiben Sie uns – die Autorin antwortet Ihnen gerne.

 

  Über die Autorin:

Gabriele Lönne ist Consultant, Business Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie sowie als Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen tätig.

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