Podcast-Folge 55: Apropos … Hochbegabung!
In unserer letzten Podcast-Folge haben wir uns schon mit der Frage beschäftigt, wie man Hochbegabung bei Kindern erkennen kann. Heute richten wir den Blick auf diese über dem Durchschnitt liegende intellektuelle Begabung bei Erwachsenen: Woran lässt sie sich erkennen und warum wissen viele Erwachsene gar nicht, dass sie hochbegabt sind? Das erfahrt ihr im Gespräch mit der Expertin für Hoch- und Höchstbegabung Andrea Brackmann.
Mehr als intelligent
Hochbegabt können Menschen sein, die mindestens 130 Punkte in einem Intelligenztest erreicht haben. Davon sind nur etwa 2-3% aller Menschen betroffen. Zur Hochbegabung zählen neben herausragenden kognitiven Fähigkeiten aber auch alltagspraktische, soziale und emotionale Fertigkeiten. Ob man selbst zu dieser kleinen Gruppe gehören könnte, kann ein Online-Test der Hochbegabtenvereinigung „Mensa“ zeigen (https://www.mensa.de/about/membership/online-iq-test/). Dabei handelt es sich nicht um einen formellen IQ-Test. Wer aber die meisten der kniffligen Aufgaben richtig löst, und das in maximal 20 Minuten, für den kann es sich lohnen, einen wissenschaftlich fundierten IQ-Test zu machen.
Vielleicht läuft in euren Leben alles so rund, dass es im Grunde auch vollkommen egal ist, ob ihr hochbegabt durchs Leben geht oder einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten habt. Tatsächlich wissen viele Erwachsene gar nicht, ob sie hochbegabt sind oder nicht, sie führen ein glückliches Leben.
Andere dagegen merken aber, dass sie z. B. nicht gern Small Talks halten, dass sie gern nochmal was anderes machen würden im Leben, dass sie ihr Potenzial nicht wirklich ausschöpfen können, und mit Mitmenschen vielleicht häufiger auch mal anecken. „Hören diesen Menschen dann die Diagnose ‚Hochbegabt‘, löst das oft erstmal eine Art von Erschütterung aus“, sagt Andrea Brackmann, Dipl.-Psychologin und seit mehr als 20 Jahren Expertin für Hoch- und Höchstbegabung: „Die ganze Biografie wird in ein neues Licht gerückt, vieles aus der Vergangenheit erklärt sich so im Rückblick.“
Woran erkenne ich Hochbegabung?
Andrea Brackmann nennt eine ganze Reihe von Eigenschaften:
- Wissensdurst, unstillbare Neugierde, alles hinterfragen, ganz genau wissen und den Dingen auf den Grund gehen wollen,
- mit Feuereifer in Aufgaben stürzen,
- starke Reaktion auf Ungerechtigkeit.
Insgesamt zeichnet Hochbegabte eine extreme Aufnahmefähigkeit aus, die er oder sie lernen muss handzuhaben und zu strukturieren: einerseits bietet sie einen großen inneren Reichtum, andererseits strengt die sehr hoher Sensibilität sehr an.
„Living with Intensitiy“, so der Titel eines englischsprachigen Buchs, bringt es auf den Punkt: Auf emotionaler wie kognitiver wird alles mit maximaler Intensität förmlich „aufgesogen“. – Ein absolutes Höchstmaß an Sensitivität. Diese Flut von Gedanken und Optionen führt oft dazu, dass Entscheidungen nur sehr schwer getroffen werden können. Nach außen wirken diese eigentlich hochbegabten Menschen dann fast weniger clever, oder so, als haben sie „eine lange Leitung“.
„Apropos … Hochbegabung“ ist ab sofort verfügbar – Jetzt reinhören! Entweder über euren Lieblingspodcastdienst hören – oder direkt hier auf unserem Blog!
Andrea Brackmann, Dipl.-Psych. und Verhaltenstherapeutin, Autorin mehrerer Fachbücher zum Thema, beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema.
Sie studierte in Frankfurt am Main und arbeitete dort über fünfzehn Jahre mit hochbegabten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. In ihrer Praxis führte sie Diagnostik und Beratungen sowie Begutachtungen und Therapien durch. Sie hielt Vorträge an Schulen und Institutionen für Hochbegabte, leitete Kinder- und Elterngruppen und bot Veranstaltungen für PädagogInnen an. Sie ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK). Im deutschsprachigen Raum veröffentlichte sie einige der bekanntesten Bücher zu emotionalen und sozialen Besonderheiten Hochbegabter. Seit einiger Zeit praktiziert sie nicht mehr, befasst sich aber weiter mit aktueller Hochbegabungsforschung.
In ihrem neuesten Buch „Extrem begabt“ (Klett-Cotta, 2020) beschreibt sie Genie und Höchstbegabung anhand der Lebensgeschichten u. a. von Marie Curie, Leo Tolstoi, Frida Kahlo oder Franz Kaftka.
Lesetipps:
„Kluge Köpfe, krumme Wege“von Andrea Schwiebert, erschienen bei Junfermann (2015).
„Kluge Köpfe lieben anders“ von Andrea Schwiebert, erscheint im Januar 2023 bei Junfermann.
„Living with intensity“, herausgegeben von Susan Daniels und
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