Podcast-Folge 99: Apropos … Psychosomatik oder die Sprache der Seele!
Tinnitus, Migräne, Rückenschmerzen: Oft sind es psychosomatische Beschwerden, die uns von einem Arzt zum nächsten rennen lassen. Ein Medikament soll erst einmal helfen. Doch dabei werden in der Regel die Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft, sagt Dr. Ingo Schymanski, der klare Worte gegen eine überdimensionierte Medizin hin zu einer Autonomie des Patienten findet. „Die Medizin hat immer eine Pille gegen irgendetwas. Hören wir aber auf die Signale unseres Körpers, auf die Sprache unserer Seele und verändern wir unser Welt- und Selbstbild, können psychosomatische Beschwerden verschwinden“, sagt der Psychotherapeut und auch, dass die Medizin chronische Krankheiten schaffe, statt Werkzeuge für mehr Autonomie und Mündigkeit. Gleichzeitig plädiert der Arzt und Autor für mehr Achtsamkeit, Bescheidenheit und Dankbarkeit für das, was wir haben.
Den Menschen in seine Kraft bringen
Psychosomatik gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Forschung hat erkannt, dass die Seele Einfluss hat auf unser körperliches Wohlbefinden. Unser medizinisches, auf Evidenz basierendes System allerdings ist darauf nicht eingestellt. „Die Pille verkauft sich besser, als sich selbst zu helfen“. Geht es der Seele gut, geht es auch dem Körper gut. Natürlich helfe der psychosomatische Ansatz nicht bei allen Krankheiten, aber doch bei erstaunlich vielen Symptomen. Schymanski nimmt kein Blatt vor den Mund: Es gelte, den Menschen in seine Kraft, in seine Gesundheit und letztendlich auch in eine stärkere Unabhängigkeit vom Arzt zu bringen – auch wenn das kontraproduktiv zur Pharmaindustrie und der Ärzteschaft steht.
Ursachen liegen oft im psychosozialen Bereich
In seiner Praxis beobachtet Schymanski Patienten mit Problemen, die nicht körperlich sind. Rückenschmerzen haben oft Ursachen im psychosozialen Bereich. Lässt sich jemand mobben, reagiert der Körper mit Stresssymptomen. Nimmt man sie ernst und wahr, dienen sie dazu, „das Leben zu optimieren“. Tauchen verstärkt wieder Ohrgeräusche oder Verspannungen, dann besser mal eine Pause oder Urlaub machen.
Die Angst vor Krankheit kann krank machen. „Der immerwährende Druck ist ein gesellschaftliches Problem. Wir sollten anders leben, als das System es uns vorgibt“, so Schymanski. Dabei heißt „Nein“ zu sagen auch, sich mehr Anerkennung zu schaffen. „Mit weniger Stress kann man sehr wohl erfolgreich sein“. Sein Rat: die Angst besiegen, wenn sie sich zeigt. Medikamente nutzen nur im Moment, ersparen aber nicht die Konfrontation.
Das Signal erkennen und die Seele zu neuem Leben erwecken
„Es muss das Herz sein“, meint der Patient. Wenn Probleme zum Arzt führen, sind sie reif gelöst zu werden, sagt Schymanski. Eine psychische Belastung beruflicher oder auch familiärer Art weisen Menschen gerne von sich und begeben sich in die Mühle der Medizin. Ihre Seele leidet, weil sie an tradierten über Generationen weitergegebenen Glaubenssätzen festhalten. „Wird da reflektiert, brechen plötzlich Tränen aus“, weiß Schymanski. Jetzt ist es an der Zeit, neue Werte zu entwickeln und die Seele neu zum Leben zu erwecken.
Dr. med. Ingo Schymanski, studierte Medizin in Marburg und Freiburg. Anschließend Facharztweiterbildung in internistischen und chirurgischen Krankenhausabteilungen in Berlin. Als Facharzt für Allgemeinmedizin mit den Tätigkeitsschwerpunkten Suchtmedizin, Psychosomatik und Psychotherapie in Ulm und seit 2017 in Zürich niedergelassen.
Buchtipp: „Die Sprache der Seele – Psychische, somatische und soziale Signale als Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden“ von Ingo Schymanski (Schattauer Verlag 2024)
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