Unsere Autorin Michaela Huber feiert in diesem Monat einen runden Geburtstag: Sie wird 60. Anlass genug, ihr an dieser Stelle ganz herzlich zu gratulieren und auch dafür, einmal in der Erinnerung zu kramen und zu reflektieren, wie unsere Zusammenarbeit einst begonnen hat und wie sie über die Jahre gewachsen ist.
Wie alles begann …
Etwa zehn Jahre ist es her, wir bereiteten gerade die erste Auflage von Imke Deistlers und Angelika Voglers Buch „Einführung in die Dissoziative Identitätsstörung“ vor. Da bekam ich einen Anruf von Angelika Vogler: Kurz vor Drucklegung des Buches – der Umbruch war natürlich längst fertig – sollte noch ein Vorwort eingefügt werden. Als Verlagsmitarbeiterin, die endlich mit dem Buch in die Druckerei wollte, konnte mich das eigentlich überhaupt nicht freuen. Doch als sie mir erzählte, von wem das Vorwort sei, wandelte sich mein anfänglicher Unmut in echte Begeisterung: Die Rede war von Michaela Huber.
Michaela Huber, das war doch die Expertin auf dem Gebiet. Bis dahin hatte ich nie Kontakt mit ihr gehabt, ihr Bestseller „Mutiple Persönlichkeiten“ war mir aber sehr wohl ein Begriff. Also griff ich zum Telefonhörer und traf Verabredungen über das Vorwort. Ich war begeistert, mit einer Frau zu sprechen, die sehr genau wusste, worauf es bei einer solchen Last-Minute-Geschichte ankam: schnell zu liefern und den Text genau in die möglichen Freiseiten einzupassen. Das habe sie durch ihre Tätigkeit bei „Psychologie heute“ gelernt, sagte Michaela Huber. – Und dann stellte sie noch eine Frage: Sie suche einen Verlag für zwei Werke, die sie unbedingt schreiben müsse. In ihren zahlreichen Weiterbildungen spüre sie immer wieder den Bedarf an einem handfesten Buch darüber, wie Traumatherapie funktioniert. Und dann gäbe es noch dieses Projekt zum Thema Täterintrojekte. Fischer, der Verlag von „Multiple Persönlichkeiten“, habe kein Interesse. – Ich habe damals einmal tief durchgeatmet und gesagt: „Dann kommen Sie doch zu uns.“
… und seither so wunderbar läuft
Das war, wie gesagt, vor zehn Jahren. Glücklicherweise ist Michaela Huber damals zu uns gekommen und in den darauffolgenden Jahren ist eine ganz besondere Beziehung Autorin – Verlag/Verlag – Autorin gewachsen. Aus dem handfesten Buch über Traumatherapie sind zwei Bände geworden: „Trauma und die Folgen“ und „Wege der Traumabehandlung“. Dann folgte ihr mit Abstand erfolgreichstes Buch: „Der innere Garten“. Immer mal wieder fragte ich nach dem Täterintrojekte-Buch, doch erst mussten zwei Bücher mit Pauline F. Frei realisiert werden: „Leiden hängt von der Entscheidung ab“ und „Von der Dunkelheit zum Licht“. Und schließlich holten wir auch „Multiple Persönlichkeiten“ von Fischer zu Junfermann und lieferten im letzten Jahr mit „Viele sein“ quasi die Fortsetzung und Aktualisierung nach.
Es sind in den zurückliegenden Jahren also ziemlich viele Michaela-Huber-Manuskriptseiten über meinen Schreibtisch gegangen. Und wie so viele ihrer Leserinnen und Leser hat auch mich immer wieder tief beeindruckt, dass ihre Bücher zum einen wissenschaftlich fundiert, zum anderen trotzdem für jeden am Thema interessierten Menschen lesbar sind. Das ist ein Spagat, den man erstmal hinbekommen muss!
Gegenseitige Wertschätzung, das war und ist eine sehr gute Basis. Immer wieder bin ich gerne nach Göttingen gefahren (und werde es hoffentlich auch weiterhin tun). Auf der Terrasse, mit Blick auf den wunderschönen Garten, haben wir über Gott und die Welt geredet – aber auch gearbeitet, denn es wurde so manches Buchprojekt konkretisiert. Wann immer und wo immer wir uns getroffen haben: Nie ist die kulinarische Seite zu kurz gekommen, immer wurde ich auf das feinste verwöhnt, nach dem Motto: „Wer nicht genießt, ist ungenießbar.“
Als Michaela Huber 2007 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, konnte ich mir ein Bild davon machen, welch aktive Netzwerkerin sie ist und wie sehr sie von ihren Kolleginnen und Kollegen geschätzt wird. Es waren so viele Menschen da – und so viele berichteten in ihren Ansprachen davon, welche Rolle sie – menschlich und beruflich – für sie spielte.
Auch das Buch „Viele sein“ passt zum Thema netzwerken: Es war ihr gelungen, ganz viele Kolleginnen ins Boot zu holen, damit sie Beiträge aus ihren speziellen Arbeitsgebieten lieferten. Zur Feier des Buches gab es 2011 ein Fest für alle Beteiligten in Göttingen: mit gutem Essen, einer tollen Stadtführung – und mit sehr anregenden Gesprächen natürlich.
Habe ich noch etwas vergessen? Ganz viel, denn zehn Jahre und eine so intensive Zusammenarbeit lassen sich einfach nicht in wenige Zeilen fassen. Aber hier soll erst einmal Schluss sein, sonst wird ein 500-seitiges Buch daraus (und keine Seite wäre zu viel!). Ach ja, das Täterintrojekte-Buch: Was ist damit eigentlich? Nun, manche Dinge brauchen halt, bis sie reif sind. Michaela Huber hat sich in diesem Jahr eine Auszeit gegönnt, um dieses Buch zu schreiben. Wie sie denn vorankomme, wollte ich kürzlich von ihr wissen. – Es entstünde gerade ein komplexes und umfangreiches Gewebe, antwortete sie mir. Ich bin – wie immer – sehr gespannt darauf, das fertig gewobene Manuskript auf meinem Tisch zu haben.