Das Foto zeigt 5 Hände, die bunte Papier-Sprechblasen hochhalten.

Achtsame Sprache – eine Selbsterfahrungsübung

Achten wir immer darauf, wie wir etwas sagen? Ist uns bewusst, was unsere Worte auslösen? – Etwas positiv Gedachtes, z. B. ein Lob, wird häufig negativ ausgedrückt. Statt: „Das hast du gut gemacht!“ heißt es dann: „Das war gar nicht sooo schlecht!“ Ob im privaten Kontakt, bei Bewerbungsgesprächen, in geschäftlichen Verhandlungen oder Friedensgesprächen: Wer bewusst auf eine achtsame Sprache achtet, hat einen klaren Vorteil. Positive Aussagen werden positiv aufgenommen und negative Nachrichten können so ausgedrückt werden, dass sie für den Empfänger verständlich und akzeptabel sind.

Wie wir uns für achtsame Sprache sensibilisieren können, das zeigt Dr. Indrani Alina Wilms in ihrem neuen Buch „Gewinnende Gesprächsführung durch achtsame Sprache“. Im heutigen Blogbeitrag präsentieren wir einen hilfreichen Auszug daraus; eine Selbsterfahrungsübung.

 

Dr. Indrani Alina Wilms

Dr. Indrani Alina Wilms

Selbsterfahrung: Drei buddhistische Tore bzw. drei sokratische Siebe

„Um [im Kontext eines Gesprächs] einen positiven Rahmen zu kultivieren, stell dir, bevor du etwas kommunizierst, folgende Fragen:

  1. Ist es wahr?
  2. Ist es gütig?
  3. Ist es sinnvoll?
  • Mit wahr ist objektive Wahrheit gemeint, nämlich, dass die Aussage eine Tatsache beschreibt und keine Vermutung oder subjektive Interpretation.
  • Gütig bedeutet in diesem Fragekontext, ob es wohlwollend ist für die beteiligten Personen, also für Empfänger, Sender und für die Personen, über die gesprochen wird.
  • Wenn eine Nachricht sinnvoll ist, setzt dies voraus, dass positives Wachstum oder eine gütliche Stimmung daraus resultieren werden.

Eine wellige, blaue LinieEine wellige, blaue Linie

Erinnere dich jetzt bitte daran, wann dir zuletzt jemand etwas über eine andere Person erzählt hat, z. B. ein Kollege über einen anderen Kollegen, ein Freund über einen anderen Freund. Vielleicht wurde ein wenig gelästert oder es gab einen Moment der Sensationslust. Bitte reflektiere und halte eine kurze Situationsbeschreibung schriftlich fest. Füge hinzu, was dir gesagt wurde. Frage dich nun:

  1. War das, was mir berichtet wurde, eine Tatsache, für die es keine alternativen Interpretationen gibt?
  2. Ist das, was mir berichtet wurde, aus echtem Wohlwollen gesagt worden – für die betreffende Person und mich?
  3. War es sinnvoll, mir dies mitzuteilen? Konnte es zu einer positiven Wendung führen oder hat es eher eine negative Ader oder Sensationslust aktiviert?

Eine wellige, blaue LinieEine wellige, blaue Linie

Nun wiederhole diese Übung selbstkritisch in Bezug auf eine exemplarische Situation, in der du selbst Dinge kommuniziert hast, die die drei buddhistischen Tore oder sokratischen Siebe nicht passiert hätten und reflektiere, was dich dazu bewogen hat, Dinge zu sagen, die nicht gesichert wahr, nicht wohlwollend-gütig oder in ihrer Folge nicht sinnvoll waren. Reflektiere und halte eine kurze Situationsbeschreibung schriftlich fest. Füge hinzu, was du gesagt hast. Frage dich nun:

  1. War das, was ich gesagt habe, eine Tatsache, für die es keine alternativen Interpretationen gibt?
  2. Ist das, was ich berichtet habe, aus echtem Wohlwollen mitgeteilt worden – für die betreffende Person und für meinen Empfänger?
  3. War es sinnvoll, diese Botschaft dieser Person mitzuteilen? Konnte sie zu einer positiven Wendung beitragen oder hat sie eher eine negative Ader aktiviert?

Was hat dich angetrieben? Gewohnheit? Hat es dir in dem Moment vielleicht das Gefühl gegeben, durch das gemeinsame Lästern der anderen Person nahe zu sein und du hast dich mit ihr gegen eine dritte Person verbunden gefühlt? Hast du dich vielleicht bedeutsam gefühlt, eine „heiße“ Nachricht exklusiv zu verbreiten?

Eine wellige, blaue LinieEine wellige, blaue Linie

Wenn Sokratisches Denken auf buddhistisches Mitfühlen trifft

Ergebnisse der Selbstreflexion: Mach dir auch bewusst, wie häufig du Botschaften in deinem Leben kommuniziert oder Botschaften anderer in dich aufgenommen hast, die aufgrund der drei buddhistischen Tore bzw. sokratischen Siebe niemals hätten ausgesprochen werden oder in Nachrichten oder Posts hätten geschrieben werden sollen. Sokratisches Denken steht für den weisen Einsatz des Verstands, buddhistisches Mitfühlen für die Kultivierung einer liebevollen Seele. Die Kombination beider Metaphern wird dir künftig dabei helfen, achtsam zu denken und achtsam deine Worte zu wählen.

Nutze diese Woche, um alles, was du gerade aussprechen möchtest, vorher zu sieben. Passiert es nicht alle drei Tore bzw. Siebe, sprich es nicht aus! Wenn du spürst, dass dir gleich jemand etwas erzählen wird, das subjektiv eingefärbt, negativ und sinnlos ist, stoppe die Gesprächssituation zum Wohle deiner eigenen Psychohygiene (Reinheit der Psyche) und höre es dir gar nicht erst an!

Berichte mindestens drei anderen Personen von dem psychohygienischen Prinzip der drei buddhistischen Tore bzw. sokratischen Siebe, die eine Botschaft zuvor passieren sollte, um ausgesprochen zu werden. Deine Erklärungen werden auch bei dir zu einer positiven Bewusstseinsvertiefung führen, und zugleich multipliziert sich diese Form der Psychohygiene in deinem persönlichen Umfeld.“

 


Worte achtsam wählen – Menschen für sich gewinnen

Das Buch „Gewinnende Gesprächsführung durch achtsame Sprache“ von Dr. Insdrani Alina Wilms. Es zeigt zwei Leitern und zwei Spielfiguren. Die eine Spielfigur ist die linke Leiter hochgestiegen, die andere Figur steht am Ende der rechten Leiter, die nur am oberen Ende Stufen aufweist.

Ein Auszug aus dem Buch „Gewinnende Gesprächsführung durch achtsame Sprache“ von Dr. Indrani Alina Wilms: Ein Bewusstsein für den eigenen Sprachgebrauch gewinnen, Konfliktsituationen nicht weiter anheizen, sondern deeskalieren.

 

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