„Was hörbar ist, erlebbar machen“

Für Olaf Hemker gehört der gute Ton zum Geschäft: Seit 1997 lässt der Medienpädagoge und Tonmeister in seinem Tonstudio klang:art auditive Inhalte für Ausstellungen, Museen und Inszenierungen erlebbar werden. Bei Sprachaufnahmen, wie Audioguides oder Hörspielen führt er selbst Regie – so wie seit rund zwei Jahren für die Junfermann-Audiobooks. Wir fragten, worauf es ihm dabei ankommt.

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„Es gibt kein Pokerface“ – Interview mit Dirk Eilert

Dirk Eilert ist der führende deutschsprachige Mimik- und Körpersprache-Experte. Für Sebastian Fitzeks neuesten Thriller „Mimik“ lieferte er das Hintergrundwissen. Ein Gespräch über seinen Ausflug in ein neues Genre. Weiterlesen

Online-Autorentag 2022

Drehen wir die Uhr gut zwei Jahre zurück: Im Frühjahr 2020 wollten wir unseren 3. Junfermann-Autorentag durchführen, natürlich in Präsenz. Dann kam Corona, aber die ersten Einschränkungen betrafen nur Großveranstaltungen und so hatten wir kurze Zeit noch die Hoffnung, wir könnten wie geplant in Paderborn zusammenkommen. Mit dem ersten Lockdown hatten sich unsere Pläne dann leider komplett erledigt. Wir hatten zudem alle Hände voll zu tun, uns im Verlagsteam an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Fast alles waren im Homeoffice, die Kommunikation fand überwiegend am Bildschirm statt.

2021, einen langen Lockdown weiter, kam auf Initiative unserer Autorin Rositta Beck ein erster Online-Autorentag zustande. Die Resonanz war sehr gut und so fühlten wir uns ermutigt, auch in diesem Jahr unsere Autor:innen online einzuladen. Für das Thema griffen wir auf unsere Planung aus dem Jahr 2020 zurück. Damals hatten wir Angebote rund ums Schreiben vorgesehen.

Es gab in diesem Jahr zwei Workshops: Kreatives Schreiben (Heike Carstensen) und Schreiben für Zeitschriften (Simone Scheinert). Weiterlesen

„Und plötzlich stand uns das Wasser bis zum Hals“

Horst Lempart
Foto: Alea Horst

Horst Lempart lebt nicht weit entfernt von den Überflutungsgebieten im Ahrtal. Er hat Coaching-Klienten in dieser Gegend, kauft gerne Wein bei den Ahr-Winzern. Wie er die Zeit unmittelbar nach der Flutkatsatrophe erlebt hat, schildert er in diesem Beitrag:

 

Bis dass es wieder so etwas wie ein „normales“ Leben gibt, wird noch viel Wasser die Ahr runter fließen. Fragt sich, was für ein Waser das ist. Als ich letzte Woche mit der Bahn über die Ahr fuhr, ganz an ihrem Ende, kurz vor der Mündung in den Rhein, war ich tief erschüttert von dem Anblick. Heute noch, mehr als vier Wochen nach der verheerenden Flut, plätschert nur ein braunes Rinnsal zwischen entwurzelten Bäumen vor sich hin. In Sinzig zieht sie sich an einer ehemaligen Kläranlage vorbei, von der heute nur noch Fragmente zu erkennen sind. Der komplette Inhalt ist fortgespült, mit ihm Gebäude und technische Anlagen. Sämtliche Abwässer laufen ungeklärt an der Anlage vorbei, direkt in unsere Flüsse. Eine Umweltkatastrophe, die zu allen menschlichen Schicksalen noch hinzukommt.

„Ich kann den Termin nicht wahrnehmen. Wir werden gerade evakuiert. Wir haben keinen Plan.“

In der Nacht vom 14. auf den 15 Juli schob sich eine riesige Flutwelle durch das Ahrtal. Ich hatte morgens um 9:00 Uhr einen Coaching-Termin mit einem Klienten aus Bad Neuenahr geplant. Um 5:20 Uhr erhielt ich eine SMS: „Ich kann den Termin nicht wahrnehmen. Wir werden gerade evakuiert. Wir haben keinen Plan.“ So wie meinem Klienten ging es vielen. Von jetzt auf gleich änderte sich alles, leider nicht zum Guten. Und ohne Plan läuft auch heute noch vieles. Irgendwie weitermachen. Von den Winzern, bei denen ich in den letzten Jahren oft eingekauft habe, sind ausnahmslos alle betroffen. Als Flutwein verkaufte Flaschen sollen einen kleinen Teil des Schadens auffangen. Bei der Dimension der Schäden ein kleiner, aber feiner Tropfen.

Heute morgen sprach ich mit einer Hundeführerin vom THW. Ihre Hundestaffel ist darauf abgerichtet, Schadstoffe aufzuspüren, die tausendfach im Ahrtal zu finden sind. Nicht nur in der Ahr, sondern auf Friedhöfen, in Kellern und Wohnungen. Einiges davon ist inzwischen geräumt. Wohin mit dem Sondermüll – das weiß keiner so genau. Nur weg von dort. Die Menschen brauchen klare Luft zum Durchatmen.

„Das Aufspüren von Leichen übernehmen die Polizeihunde“, sagt die Dame. „Aber von den noch Vermissten werden sie nicht mehr viel finden. Teilweise liegen meterdicke Schlammschichten an den Ufern, die sind hart wie Stein. Und von mehr als 30 Menschen weiß man bis heute nicht, wer sie sind. Es sind oft nur Körperteile zu finden. Zahn- und DNA-Analysen sind schwierig, weil alles weggespült wurde.“

Eigentlich hätte die Ahr im nächsten Jahr erblühen sollen.

Eigentlich hätte die Ahr im nächsten Jahr erblühen sollen. Die Landesgartenschau war dort geplant, die Vorbereitungen in vollem Gange. Ich bin gespannt, wann es im Kurpark mal wieder blühen wird. Sobald es möglich ist, werde ich wieder als Besucher an die Ahr kommen. Die Menschen dort brauchen eine Perspektive, auch wirtschaftlich. Gerade der Tourismus hat im Ahrtal einen sehr hohen Stellenwert. Jeder Euro, der dort ausgegeben wird, ist auch ein Euro in die Zukunft der Region.

Angebote für Betroffene und Helfer*innen
Für die Betroffenen und Helfer*innen biete ich bis zum Jahresende kostenlose psychologische Beratungen und Supervisionen an. Oft kommt der Gesprächsbedarf erst dann, wenn das nackte Überleben gesichert ist und der Alltag „irgendwie“ Einzug gehalten hat. Sprechen kann zwar keine Steine wegräumen, aber den ein oder anderen Stein vom Herzen fallen lassen.

Ich möchte Sie ermuntern, auch mit kreativen Ideen für das Ahrtal aktiv zu werden. Auch wenn Sie mit einem Glas Flutwein anstoßen.

Danke.

 

Informationen zum Angebot von Horst Lempart gibt es hier. Wer darüber hinaus interessiert ist, ebenfalls beraterische Katastrophenhilfe für Flutopfer zu leisten und sich mit Horst Lempart austauschen oder vernetzen will, findet hier seine Kontaktdaten.

Berufliche (Neu-)Orientierung in Krisenzeiten – Teil 3: Saboteure stoppen und Erinnerungen nutzen

Von Andrea Landschof

Pendelbewegung – Ein Blick zurück stärkt den Blick nach vorn!

Für die berufliche Neuorientierung ist entscheidend, welche Überzeugungen jemand über sich selbst und die Welt hat. In beruflichen Umbruch- und Veränderungsprozessen, in denen wir unsicher sind, greifen wir auf bewährte Selbstbilder zurück. So lässt sich Unklares und Unvorhersehbares besser aushalten und bewältigen. Innere und alte Programme wirken als einschränkende Identitätsüberzeugungen so stark, dass aktuelle Fakten, die von früheren Erfahrungen abweichen, ignoriert werden. Konservierte destruktive Glaubenssätze (z. B. „Schaffe es nicht!“, „Sei nicht erfolgreich!“) behindern ganz oder teilweise, unsere Entscheidungsfähigkeit. So bewegen wir uns mit angezogener Handbremse durchs Leben. In uns schlummernde, latente Talente liegen brach. Der Lockdown und die allgemeine Verunsicherung verstärken diesen Effekt. Nicht wenige glauben ohnmächtig, jeder Wahlmöglichkeit beraubt zu sein. Der innere Kompass ist verloren gegangen.

 

Erinnerungen überprüfen

Die folgende Übung bietet sich in beruflichen Veränderungsprozessen an, wenn es um die Spurensuche nach Potenzialen geht. Es gilt, die Handlungsfähigkeit in einer Lebenssituation zurückzugewinnen, in der nichts klar zu sein scheint. In einer Art Pendelbewegung, richtet sich die Aufmerksamkeit zur Ermittlung der eigenen Ressourcen zurück in die Vergangenheit und wieder hin zur aktuellen Lebenssituation. So gelingt es, die eigenen Saboteure von Potenzialen aufzudecken und einen neuen Blick auf die beruflichen Möglichkeiten zu kommen.

 

Anregung zur Selbstreflexion

  • Vervollständige bitte den Satzanfang „Ich bin ein Mensch, der …“? Beschreibe Dich mit vier bis fünf Satzanfängen so, wie es für Dich im Augenblick stimmig ist. Zum Beispiel: „Ich bin ein Mensch, der andere mitreißen und motivieren kann“ oder „Ich bin ein Mensch, der zögerlich ist.“
  • Im zweiten Schritt tauche tiefer in die Beschreibungen ein und wähle zwei Beschreibungen aus, die Du positiv bewertest. Stell Dir vor, ich könnte Dich in den Situationen beobachten. Beispielsweise solchen, in denen Du andere motiviert hast. Was genau sehe ich? Welche Risiken? Welche Grenzen und welche Stärken zeigen sich?

Berufliche Neuorientierung bedeutet eine innere Wandlung vorzunehmen

Betrachte die Sätze nochmals und finde passende, länger zurückliegende Erinnerungen zu den Beschreibungen. Vielleicht aus der Zeit deiner Kindheit? Wann warst Du mitreißend und hast andere Menschen motiviert? Welche Ereignisse aus Deinem Leben fallen Dir zu jeder Beschreibung ein? Wie passen diese zu deiner aktuellen beruflichen Lebenssituation?  Sind sie stimmig? Oder handelt es sich bei den Erinnerungen und Bildern um überholte Relikte aus der Vergangenheit, die es zu korrigieren gilt?

 

Den inneren Kompass finden

Eine Klientin von mir entschied sich nach dem Blick zurück im Hier und Jetzt für den Ausstieg aus einem Wirtschaftsunternehmen und den Einstieg in ihre Selbstständigkeit. In der Darstellung ihrer beruflichen Lebensgeschichte kamen unbewusst und selbst entwickelte Stolpersteine, mit denen sie immer wieder in den falschen Job geraten war, zum Vorschein. Mit den Glaubenssätzen: „Ich bin ein ängstlicher Mensch“ und „Ich darf nicht gesund sein“ folgte die Klientin ihrem unbewussten Lebensplan. Mit Hilfe der Erinnerungen gelang es ihr, ihren Vater als Quelle zu identifizieren. Mit einschränkenden „Vorsichtsmaßnahmen“ hatte er unbewusst Mut und Tatendrang in der Familie verhindert. Die Klientin hatte früh die verbalen und nonverbalen Botschaften des Elternhauses verinnerlicht, in dem keine Experimente erlaubt waren, wie es die Klientin ausdrückte. In einem längeren Prozess gelang es ihr, ihre derzeitige und auch zukünftige Identität neu zu bestimmen. Sie vertraute ihrem inneren Kompass, der sie nun wagemutig ausgestattet mit Erfahrung, Intuition und Gespür, auch in frühere „Gefahrenzonen“ gehen lässt.

Teil 4 der Blogbeitrags-Reihe „Berufliche (Neu-)Orientierung in Krisenzeiten“ erscheint am 11. Juni.

 

Mehr zum Thema „Saboteure und Blockaden“ in: Landschof, Andrea. (2018). Das bin ich!? Verborgene Talente entdecken und Veränderungen gestalten. Paderborn: Junfermann; S. 54-84.


Andrea Landschof, Lehrende Transaktionsanalytikerin, Autorin, Dipl.- Pädagogin, Coach für berufliche (Neu-) Orientierung, Inhaberin vom Beraterwerk Hamburg begleitet seit mehr als 25 Jahren Menschen und Organisationen sicher durch Zeiten von Umbruch und Veränderung.

Erinnerungen an Everett „Tad“ James

Johann Kluczny

Am 14. April 2021 verstarb Tad James in Sydney, Australien, nach einem ereignisreichen und bewegten Leben als Trainer, Forscher, Therapeut und Coach. Geboren wurde er an der Ostküste der USA, in Washington DC, er studierte an der Syracuse University (NY) und schloss mit einem Master of Science in Massenkommunikation ab. Seine berufliche Laufbahn begann Tad James bei einem Radiosender und wurde schließlich Unternehmensberater. 1991 erhielt er einen Doktortitel vom American Institute of Hypnotherapy.

Anfang der 1990er-Jahre zog er mit seiner Familie nach Honolulu, Hawaii. Sein Wirkungsfeld war schwerpunktmäßig Nordamerika und der pazifische Raum: die USA, Canada, Hawaii, Honkong, Australien und Neuseeland. In Europa wurde er bei NLP- und Hypnoseanwendern hauptsächlich durch zwei seiner Bücher bekannt: „Time Line. NLP Konzepte zur Grundstruktur der Persönlichkeit“ (mit Wyatt Woodsmall) und „Kompaktkurs Hypnose. Wie man Phänomene tiefer Trance hervorruft“ (mit Lorraine Florres & Jack Schober).

Tad James war ein erfolgreicher NLP-Trainer und Hypnotherapeut, er war Begründer der Methoden Time-Line-Therapie und NLP-Coaching. Bei den „Begründern“ John Grinder und Richard Bandler hatte er NLP studiert und ab Mitte der 1980er-Jahre mit eigenen Trainings begonnen. In dieser Anfangszeit interessierten ihn sowohl Methodik als auch Konzepte (Persönlichkeit, Werte, Wahrnehmungsbevorzugung) des NLP. Er folgte zunächst John Grinder, der im NLP die Bereiche Erkenntnistheorie, NLPTraining, NLPAnwendung und NLPModellieren unterscheidet.

 

NLP und die Kahuna-Tradition

Ich selbst lernte eine besondere Qualität des Angebots von Tad James kennen. Tad war nämlich initiiert in die „Linage“ von Dady Bray, der bis 1980 aktiv die Kahuna-Tradition (verbreitet im Kulturraum der hawaiianischen Inseln und Polinesien) praktizierte. Tad selbst praktizierte NLPModellieren von „Experten“ der Kahuna-Tradition.

Grundlegend für das Verständnis der hawaiianischen Kultur sind die folgenden Begriffe:

  • Aloha: Liebe, Wohlwollen und Respekt
  • Ohana: Familie und Gemeinschaft
  • Pono: Güte
  • Kokua: der Wunsch zu helfen

 

Verbunden mit diesen Begriffen dient die Regel: „Sei du selbst und verletze keinen mit Absicht“ (Dady Bray) sowohl der Regulation des Selbst wie auch der Regulation der sozialen Beziehungen.

Für Tad waren NLP und das Kahuna-System kompatible, einander ergänzende Modelle: NLP hilft bei der Analyse und Beschreibung der Konzepte und Prozesse des Kahunas; die Kahuna-Tradition erhöht die Wirkung von NLP durch eine spezifische Beziehungsgestaltung und Vorgehensweise. Hierzu ein Beispiel:

In der Gestaltung einer Coachingbeziehung gibt es die Perspektiven auf: Person, Ziele und Handlung, Lösung, Neuorientierung und Klärung (Meta-Kommunikation). Bei der Gestaltung der Personenperspektive wären in einem Erstinterview oder bei der Exploration die Einstellung des Coachs (Wohlwollen, Güte, Respekt und der Wunsch zu helfen) äußerst unterstützend im Hinblick auf das Verstehen der Person und des Themas. Als Nebeneffekt würde sich die Bildung von Gemeinschaft (Vertrauen) einstellen.

Für die Zielperspektive hingegen, und noch mehr für die Handlungsperspektive, sind aufseiten des Coachs die Qualitäten Fördern und Führen gefragt. Nur so verhelfen Motivation und Willenseinsatz zu einer methodischen Handlungsregulation bei der Bewältigung von Schwierigkeiten. Vom Klienten ist möglicherweise ergänzend gefordert, dass er in schwierigen Situationen beharrlich bleibt und Durchhaltevermögen zeigt. Hier dürften die gelernte Disziplin beim Hula-Tanz und die Präzision des Trommelns unterstützend sein – sowohl in der Führung wie auch für den Geführten.

Im NLP gibt es für die Lösungsperspektive metaphorische und hypnotische Kommunikationsangebote. Die Kahuna-Tradition kennt hier zusätzlich die Arbeit mit Symbolen, und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind Symbole ein Ergebnis von kreativen Prozessen mit dem Klienten, zum anderen werden sie verstanden als geformte und gerichtete Energie. Darüber hinaus können sehr gut Träume und Traumarbeit als Lösungsangebote eingeführt werden. Lösung heißt immer, dem Klienten ein indirektes unterstützendes Angebot zu machen, damit er wieder die Ziel- und Handlungsperspektive einnehmen kann.

Laut Tad James lassen sich durch die vielfältigen Konzepte und Methoden der Kahuna-Tradition eine hohe „Flexibilität im Wechseln der Perspektiven auf persönliche, soziale und kulturelle Phänomene“ erreichen.

 

Die Inkorporation der Prozesse

An diesen „Modellierungsprozessen“ nahm ich in den Jahren 1993 bis 2006 auf Big Island regelmäßig teil. Zu ihrem Verständnis ist es jedoch nicht nur wichtig, die Rekonstruktion kognitiver Denk- und Handlungsstrategien der Modellpersonen zu beachten. Im Vordergrund des „Modellierens“ stand auch immer das „Öffnen“ der eigenen Neurologie durch Atmung, Töne, Gesänge und Bewegung. Darüber hinaus galt es, die „Identifikation“ mit der Modellperson zu erreichen, mit ihren Fähigkeiten und Handlungen. Erfahrungen und Begegnungen im unmittelbaren kulturellen Umfeld, mit der Geschichte, den Kulturstätten und der Natur der hawaiianischen Inseln rundeten den Lernkontext ab. Hierdurch könne man, so Tad James, „die Prozesse erkennen, die Essenz erfassen und die Wirkung der Prozesse inkorporieren“.

Neben verschiedenen bekannten NLP-Trainern wurden zur Bearbeitung und Aneignung der unten angeführten Themen viele hawaiianische Experten, Lehrer, Mentoren und Aktivisten eingeladen, u.a.:

Uncle George Na’ope (Chants, Hula), Etua Lopez (Hula), Auntie Mary (Lomi Massage), Kawena Johnson (Reinigen, Empfangen), John Ka’lmikaua (Hula, Chants), Papa Henry (Kräuterheilung), Donna Lehua-la Morabito (Vergebung), Ardie Wahinekapu James (Symbole), John Overdurf (Träumearbeit, Wahrnehmungsveränderung), Julie Silverthorn (klinische Hypnose), Rex Shudde (Chants).

Ziel war es, die Einstellungen und Vorgehensweisen der Kahuna-Tradition in die eigene Person zu inkorporieren und sie in die (NLP-)Arbeit zu integrieren. Folgende ausgewählte Themen standen im Vordergrund:

 

  • Ha:                         Atemtraining
  • LomiLomi:             Massage
  • Hula:                         Tanz, Bewegung
  • Oli:                         Chants und Gesänge
  • Moe Uhane: Träume und Traumreisen
  • Ho’o PonoPono: Vergebung in Demut, Selbstvergebung
  • Noho: Reinigen
  • Noa:                         Empfangen
  • Aka:                         Ausrichten von Energie
  • Hōʻailona:             Arbeit mit Symbolen
  • La‘au lapa’au: Kräuterheilung
  • La‘au kahea: Psychologische Heilung
  • Pule:                         Heilung durch Gebet
  • Hakalau, Hiolani: Wahrnehmungserweiterung
  • I’O-Prozess:             Verbindungen mit dem höheren Selbst
  • Na’auao:             Weisheit
  • Ke ea Hawai’i: Unabhängigkeitsbewegung Hawaiis.

 

Das Kahuna-System lässt sich gut verstehen, wenn man, wie im folgenden Überblick, die vierfache Beschreibung für Form, Modalität, Psychologie, Energie und Götter nutzt:

 

Form Modalität Psychologie Energie Götter
Körper Unihipili

Leidenschaft

Unbewusstes
emotional
Mana Ku
Seele Uhane

Traum

Bewusstsein
mental
ManaMana Lono
Geist Aumakua

Begleitung

höheres Bewusstsein
spirituell
Manaloa Kane

 

Für den Leser ist es vermutlich nachvollziehbar, dass wir, die Teilnehmer, durch die Aneignung und schrittweise Inkorporation der oben aufgelisteten Konzepte und Methoden, in Übungen, Aktivitäten und Experimenten Außergewöhnliches erlebt, erfahren und gelernt haben. Für mich selbst kann ich außerdem sagen, dass diese spezifischen „Modellierungsergebnisse“ meine Sicht auf die Welt, auf die Gestaltung von sozialen Beziehungen wie auch auf das NLP erheblich verändert haben. Die angeeigneten Konzepte und die Instrumente der hawaiianischen Experten können bei der Anwendung in Training, Beratung, Therapie und Coaching, aber auch im Alltag, das Geschehen jeweils „durchdringen“ und sozusagen „zwischen den Poren“ ihre Wirkung entfalten. Sozialbeziehungen, die Selbstbeziehung, die Einstellung zur eigenen Arbeit und zu den Klienten bekommen so einen „erweiterten Rahmen“ und eine „tiefere Bedeutung“. Selbst „widerspenstige“ Blockaden lassen sich verstören und die damit verbundenen Bedeutungskonstruktionen umgestalten.

Die Struktur eines Coachingprozesses kann als ein Ablauf von vier verschiedenen Phasen verstanden werden: Orientierung, Exploration, Operation, Abschluss. Dieses allgemeine Modell beinhaltet auch die Anwendung spezifischer Inhalte, Methoden und Kompetenzen aufseiten des Coachs. Eine Erweiterung könnte die Kahuna-Tradition dadurch erfahren, dass diese Struktur des Phasenmodells auf die traditionelle Vorgehensweise und den Methodeneinsatz angewendet werden kann, um es zu systematisieren und dadurch das Lernen und die Anwendung zu erleichtern.

 

„Über die Toten nur das Gute“ (Russisches Sprichwort)

Tad James und den Experten gebührt großer Dank, dass sie der internationalen NLP-Community und auch anderen Professionen dieses Wissen und Wirken über zwei Dekaden in Hawaii angeboten haben. Wer Tad nur von außen in seinem Denken und Handeln aufmerksam beobachtete und verfolgte, war beeindruckt, wie konsequent er umsetzte, was er sich vorgenommen hatte. Wer ihn zudem persönlich kennenlernen konnte, begegnete jemandem, der das Leben der Menschen durch Reflektieren, Experimentieren und Erleben bereichern konnte und sie befähigen wollte. Tad ist in seinem persönlichen Einsatz ganz und gar in seiner Tätigkeit aufgegangen und ist damit immer wieder über die Erwartungen der Teilnehmer hinausgegangen. Ich bin dankbar, welche Spuren er und die hawaiianischen Experten bei mir hinterlassen haben. Noch heute helfen mir die vermittelten Begriffe und Perspektiven, zu erkennen, zu erfahren, zu bewältigen oder besser zu verstehen. Die große Zustimmung, die Tad innerhalb seines Wirkungsfeldes erfahren hat, sei ihm mehr als vergönnt.

 

Dieser Text ist ein Ausschnitt. Je ausführlicher ein Mensch beschrieben wird, desto kleiner ist dieser Teil im Verhältnis zum Leben der Person. Umso verwegener der Anspruch, in diesem Text ein Leben und eine Persönlichkeit abzubilden.

Mahalo!

Über Johann Kluczny: Diplom-Psychologe, Diplom-Soziologe, Autor und Poet. Seit über 25 Jahren als Trainer, Psychotherapeut und Business Coach national und international tätig. Seine Ausbildung im NLP erhielt er bei John Grinder, Richard Bandler, Tad James, Robert Dilts, Judith DeLozier, Genie Laborde, David Gordon, Thies Stahl, u.a.

Ein Literaturverzeichnis zu den Publikationen von Tad James kann per Mail über die unten angegebene Adresse angefragt werden.

https://nlpinberlin.de  mail@nlpinberlin.de

http://johannkluczny.com/

 

Copyright © an diesem Beitrag: Johann Kluczny, 2021

Weihnachten 2020

Irgendwie ist alles wie immer. Ich habe meinen letzten Arbeitstag vor dem Weihnachtsurlaub, nehme mir endlich mal Zeit, alle Kruschtelecken im Büro gnadenlos auszumisten. Ich frage mich – wie jedes Jahr: Wieso ist dieser Kram überhaupt noch da? Und schwups, schon ist er weg, in der großen Kiste verschwunden, die ich irgendwann gut gefüllt zu den Mülltonnen bringe.

Und dann … ist doch nicht alles so wie immer. Im Papiercontainer herrscht gähnende Leere. Wie oft habe ich mich schon abgemüht, wenigstens einen Teil meiner Papierberge noch in irgendwelchen Lücken unterzubringen. Und in diesem Jahr sorgt meine große Kiste mal gerade für ein bisschen Bodensatz.

Dass ich heute alleine im Verlag bin, ist nicht so ungewöhnlich. Ich nehme mir gerne, wenn alle Kolleginnen und Kollegen schon im Urlaub sind, einen Tag, um in aller Ruhe das Arbeitsjahr für mich abzuschließen. Der Start ins nächste Jahr soll möglichst frisch und unbelastet sein. Und das im Tagesgeschäft mal eben mit zu erledigen, das funktioniert bei mir meistens nicht.

Alles normal also? Nein, nicht ganz. Schon in den vorhergehenden Tagen war kaum noch jemand hier. Mehr oder weniger alle waren im Homeoffice und es fehlte der üblich Weihnachtstrubel. Spätestens zum 1. Advent holen normalerweise alle irgendwelche Lichterketten, Figuren und anderen Dekokram raus. In diesem Jahr sah es bei einer Kollegin etwas weihnachtlich aus, bei uns anderen: Fehlanzeige. Es gab auch viel weniger Schokolade, weniger weihnachtliches Gebäck (was auch sein Gutes hat), und es gab keine Weihnachtsfeier.

Halt, stimmt nicht so ganz. Letzten Donnerstag hatten wir unsere letzte Teambesprechung vor Weihnachten – als Videokonferenz natürlich. Bevor es richtig losging, hieß es: Es wird noch jemand dazu geschaltet. – Aber wer? Plötzlich kam eine Frau ins Bild, die uns mit einem Gedicht begrüßte und uns dann einlud, mit zu den Tieren zu kommen. Dann zeigte sich im Bild eine gut mit Heu gefüllte Raufe, um die diverse Alpakas, Esel und Ziegen versammelt waren. Die Tiere gehörten zum Streichelzoo des Gertrudenhofs in der Nähe von Hürth. Sie wurden uns vorgestellt und wir erfuhren, dass auch sie unter den aktuellen Kontaktbeschränkungen leiden würden. – Keine echten Besucher auf dem Gertrudenhof, aber einige virtuelle, die von Belustigt-Sein über Erstaunen, Verwunderung, Freude und Berührtsein ein großes emotionales Spektrum darboten.

Der ganze Zauber dauerte gerade zehn Minuten, aber das reichte, um die Teambesprechung positiv anzureichern. Per Video ein paar Tieren beim Fressen zuzuschauen – das ersetzt keine echte Weihnachtsfeier. Und doch wäre es schade gewesen, wenn wir diese zehn Minuten nicht gehabt hätten.

Dieses Weihnachten und dieser Jahreswechsel werden für die meisten von uns etwas anders sein als in den vorhergehenden Jahren. Wir werden nicht alle besuchen können, die wir gerne sehe würden. Wir werden nicht groß verreisen können. Wir müssen uns umstellen und schauen, was denn so möglich ist. Und das, was möglich ist, das sollten wir nutzen.

Ich wünsche allen, die mir bis zum Ende gefolgt sind, dass sie ihren Zehn-Minuten-Zauber finden mögen. Zu Weihnachten, und überhaupt.

99 Hefte und 27 Jahre: Die Zeitschrift für Transaktionsanalyse

Nächste Woche erscheint Heft 4/2020 der Zeitschrift für Transaktionsanalyse. Es die 99. Ausgabe, die ich betreut habe. Als ich am 1. September 1993 beim Junfermann Verlag anfing, bestand eine meiner ersten Aufgaben darin, mich um Heft 3/1993 zu kümmern, das die folgenden Beiträge enthielt:

  • Christiane Gérard: Wer sagt, dass es keine blauen Elefanten gibt?
  • Leonhard Schlegel: Die „psychischen Organe“ und ihr Verhältnis zu den Ich-Zuständen nach Berne
  • Emilio Serra & Petra Antweiler: Wortlos verließ der Vater die Küche … Variationen zu Aschenputtel

 

Und heute, 27 Jahre später, blicke ich auf gut 500 Beiträge von mehr als 250 Autorinnen und Autoren zurück. Mit einem Herausgeber und zwei Herausgeberinnen habe ich gearbeitet, mit Fritz Wandel, Ulrike Müller und Karola Brunner; immer gut und einvernehmlich, immer darum bemüht, das gerade anstehende Heft zu einer lesenswerten Ausgabe zu machen.

Organisatorisch wurden meine Kollegin Monika Köster und ich stets gut, freundlich und unterstützend von der Geschäftsstelle begleitet, und das seit vielen Jahren von Marianne Rauter und Kerstin Panagia.

In den zurückliegenden 27 Jahren hat ein beträchtlicher technologischer Wandel stattgefunden. Anfangs gab es z.T. noch maschinengeschriebene Artikel, die im Verlag erst abgetippt werden mussten. Dann wurden hauptsächlich Disketten hin- und hergeschickt, die manchmal beschädigt oder auch gar nicht ankamen. Mit Zeitdruck im Nacken habe ich oft bange auf die Post gewartet. Auch später, als der Versand von Texten über E-Mail erfolgte, lief längst nicht immer alles perfekt und glatt. Doch am Ende gab es immer ein Heft.

Aus etlichen Artikeln oder Kontakten über die Zeitschrift haben sich Bücher entwickelt. Nicht zuletzt deshalb ist die ZTA für uns als Verlag immer ein wichtiges Projekt gewesen. Viele Autorinnen und Autoren haben wir auf den Kongressen persönlich kennengelernt und haben uns etwas zugehörig zur deutschsprachigen „TA-Familie“ gefühlt.

Jetzt, nach insgesamt 36 Jahren (die erste ZTA-Ausgabe erschien 1984) endet für uns als Verlag eine Ära. Und für mich als Junfermann-Mitarbeiterin bricht eine Zeit an, die ich mir noch nicht so richtig vorstellen mag. Bei allen Veränderungen und allem Wandel war die Zeitschrift für Transaktionsanalyse eine echte Konstante. Es waren meine vier „Büchlein“, die ich Jahr für Jahr mit auf den Weg gebracht habe, und ich spüre bereits den ersten Trennungsschmerz.

Wir als Verlag wären gerne den Weg in die digitale Zukunft mitgegangen. Jetzt werden wir von außen beobachten, wie sich dieser Weg gestalten wird. Ich hoffe aber, dass wir weiterhin mit vielen Mitgliedern der TA-Familie in Verbindung bleiben.

Wenn denn ein Schlusspunkt sein muss, dann gefällt mir, dass er für mich nach 99 Ausgaben kommt. 100 wäre einfach zu rund, zu vollkommen.

Ich bedanke mich bei allen an der Zeitschrift Beteiligten für die produktive, interessante und immer lehrreiche Zeit.

Trauern heißt lieben – ein Leben lang

Trauer ist die Kehrseite der Liebe

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob Trauer um einen geliebten Menschen ein glückliches Leben ausschließt. Unsere Autorin Christine Kempkes ergänzt damit die beigefügte Lese-Hör-Probe aus Kapitel 5 ihres Buchs Mit der Trauer leben lernen, das am 23.10.2020 im Junfermann Verlag erscheint.

Mit dem Tod eines geliebten Menschen macht das Leben der trauernden Angehörigen eine Vollbremsung. Ganz egal, ob der Tod ganz plötzlich wie ein Blitz einschlägt oder lange ums Haus geschlichen ist, plötzlich wird es still. Die Tage dunkel, die Nächte lang und einsam. Sind alle organisatorischen Dinge rund um die Beerdigung erledigt und ist die letzte Dankkarte geschrieben, meldet sich der Schmerz mit seiner vollen Wucht. Es scheint, als ob es aus diesem Tal der Tränen nie wieder einen Ausweg geben könne.

Werde ich jemals wieder glücklich sein?

Das ist die zentrale Frage, die fast alle Trauernden sich irgendwann verzweifelt stellen.

In meinen Begleitungen erlebe ich diese Frage oft noch in einer anderen Variante: Darf ich überhaupt wieder glücklich sein? Viele Trauernde empfinden es als Verrat an ihrem geliebten Menschen, in ein Leben zurückzukehren, das sich glücklich oder zumindest zufrieden anfühlt, während der geliebte Mensch sterben musste.

Es ist noch nicht allzu lange her, da ging die Trauerpsychologie davon aus, dass Trauer ein Prozess mit einem definierten Anfang und einem Ende ist. Nach Abschluss dieses Prozesses sollten wir unser Leben ohne die Trauer fortsetzen und somit Platz für Lebensfreude schaffen können. Das passte jedoch nicht zu dem Gefühl der trauernden Menschen, die auch Jahre nach dem Verlust noch sehr traurige Tage erlebten und somit meinten, dass irgendetwas mit ihnen offensichtlich nicht stimmen könne.

Der Denkfehler war folgender: Trauer ist die Kehrseite der Liebe. Würden wir nicht so sehr lieben, würden wir auch nicht so sehr trauern. Die Liebe endet jedoch nicht mit dem Tod – glücklicherweise. Wir lieben unser Kind, egal ob es hier auf Erden lebt oder auf der anderen Seite des Weges. Wir lieben unseren Partner bzw. unsere Partnerin, auch wenn er bzw. sie uns bereits vorausgegangen ist. Und das bedeutet im Umkehrschluss: wir werden unser Leben lang bis zu unserem eigenen Tod Trauer spüren – und das ist auch gut so, weil es eben ein Zeichen gelebter Liebe ist. Wir gehen daher heute davon aus, dass zu einem heilsamen Trauerprozess die Integration des Schmerzes gehört. Es geht um Verbindung, nicht um Loslassen. Es geht darum, dem geliebten Menschen einen neuen Platz im Leben einzuräumen. Den Weg fortzusetzen mit der Liebe UND der Trauer im Herzen. Beides darf sein und beides braucht Raum.

Die Liebe endet nicht mit dem Tod.

In dem Moment, wo wir genau das akzeptieren, wo wir der Trauer zugestehen, da sein zu dürfen, ist der Weg – so paradox es klingen mag – für die Lebensfreude geebnet. Dabei poltert sie meist nicht mit einem großen Paukenschlag in das Leben der Trauernden! Sie schleicht sich eher auf leisen Sohlen und in klitzekleinen Schritten heran. So beginnen sie, kleine Glücksmomente zu sammeln, wie Frederik, die Maus aus dem gleichnamigen Kinderbuch, Sonnenstrahlen für den langen Winter sammelt. Diese sonnigen Momente packen Trauernde in ihren Lebensrucksack genauso, wie die traurigen.

Die gute Nachricht lautet: Der Schmerz verändert sich im Laufe der Zeit, er ist nicht mehr so stechend wie am Anfang, er wird milder, er wiegt in unserem Lebensrucksack nicht mehr so schwer wie ein Wackerstein. Wie das möglich ist und was Trauernde selbst aktiv dazu beitragen können, dazu enthält mein Buch zahlreiche Impulse und Anregungen. Immer mit der Haltung, dass es nicht den einen Musterweg gibt, sondern dass Sie Ihren ganz eigenen Trauerweg entdecken dürfen.

 

 

 

 

 

Über die Autorin:

Christine Kempkes ist Bestatterin, zertifizierte Coach und Trauerbegleiterin nach den Richtlinien des BVT, des Fachverbands für Trauerbegleitung. Sie engagiert sich als ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim ambulanten Hospiz Oberhausen. Die Themen Sterben, Tod und Trauer dorthin zu holen, wohin sie gehören – in die Mitte des Lebens –, ist ihr ein Herzensanliegen.