Podcast-Folge 84: Apropos … Gruppentherapie!

Du bist in einer Reha und fragst dich, ob die gruppentherapeutischen Sitzungen dir nutzen? Wie sinnvoll diese als Ergänzung in der psychotherapeutischen Anwendung sind, erläutert in dieser Folge Lena Scholz. Sie ist Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie und hat als Therapeutin mit Zusatzqualifikation in Gruppentherapie im ambulanten wie stationären Bereich sehr gute Erfahrungen gesammelt. Außerdem hat sie mit dem Psychotherapeuten Jan Kiesewetter ein Konzept für das seit Oktober 2021 eingeführte niederschwellige Angebot der Gruppenpsychotherapeutischen Grundversorgung entwickelt. Mit ihm kann im Rahmen eines ambulanten Settings in nur vier Sitzungen Hilfestellung geleistet werden, die nicht über ein längeres Antragsverfahren bewilligt werden muss. Lena Scholz ist der Meinung: Gruppentherapie bringt etwas!

Gruppentherapie schult die soziale Kompetenz

Lena Scholz (Foto: Privat)

Die Gruppentherapie ist eine wertvolle und sinnvolle Ergänzung zur Einzeltherapie. Vor allem wenn es darum geht, die soziale Kompetenz zu trainieren. „Nur in der Gruppe kann ich üben, Nein zu sagen oder mich einzubringen“, sagt Lena Scholz. Gruppen haben besondere Wirkfaktoren, die in der Einzeltherapie nicht wirken. Auch geht es darum, Austausch zu erleben, „dass man bei der Bewältigung seiner Probleme nicht allein ist mit seinen Belastungen und Einschränkungen“. Die Universalität des Leidens als entscheidender Wirkfaktor spielt eine große Rolle. „Zu erkennen, dass ich nicht allein bin mit meinem Problem ist entlastend – egal bei welcher Störung“. Ziel der Gruppentherapie ist es, ein offenes Vertrauensverhältnis zu schaffen, in dem die Teilnehmenden den Umgang mit Gefühlen lernen und auch ausdrücken können.

Es gibt unterschiedliche Arten von Gruppen. Im ambulanten Bereich wird geschaut, wo und für wen sie gedacht ist – für Patient:innen oder Angehörige, für Selbsthilfegruppen ohne therapeutische Leitung, für Therapieverfahren oder ein Kompetenztraining, zur Bewältigung eines Traumas, einer sozialen Phobie oder einer Borderline-Störung.

Check In – Check Out: In der Regel wird immer geschaut, was die Patient:innen brauchen und was die Gruppe beitragen kann. Es gilt, sich aktiv einzubringen – in einer psychoedukativen Gruppe wie im Rahmen einer Reha genauso wie bei ambulanten Sitzungen. Es geht nicht um die einzelne Lebensgeschichte, sondern um einen übergeordneten Rahmen. Sich mit Wünschen und Fragen einzubringen ist insofern wichtig, damit die Stunde bedarfsorientiert gestaltet werden kann.

Vorteile der Gruppentherapeutischen Grundversorgung

Psychotherapieplätze sind Mangelware. Mit der Umsetzung der Gruppenpsychodynamischen Grundversorgung zum Oktober 2021 soll die Gruppentherapie zugänglicher gemacht werden – sowohl für Patient:innen als auch Therapeut:innen. Lena Scholz und ihr Kollege Jan Kiesewetter haben in ihrem Buch über die Gruppentherapeutische Grundversorgung ein Konzept erarbeitet. Vier Sitzungen à 100 Minuten einmal wöchentlich sind vorgesehen. Ziele sind, Grundlagen der Verhaltenstherapie zu vermitteln sowie – aus Sicht des Patient:innen – auslösende Faktoren für seine psychische Störung zu verstehen, Stressreaktionen zu erkennen oder den Umgang mit Emotionen zu erlernen.

 


Lena Scholz ist psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie und arbeitet im stationären sowie im ambulanten Psychotherapiesetting. Sie hat an der Rijksuniversiteit Groningen studiert und an der CIP Kirinus Akademie München gearbeitet. Sie hat im Rahmen der Verhaltenstherapie eine Gruppenzusatzqualifikation erworben und ist außerdem als Therapeutischer Clown unterwegs.

Buchtipp: „Gruppenpsychotherapeutische Grundversorgung“, das Manual zum antragsfreien Versorgungsangebot (Klett Cotta-Verlag 2023)

 

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