Podcast-Folge 61: Apropos … höchst sensibel!

Aufgrund besonderer Eigenschaften ihres Nervensystems nehmen Hochsensible mehr und intensiver wahr als andere Menschen, sagt Elaine Aron, die als Pionierin auf dem Gebiet der Hochsensibilität gilt. Dies führt allerdings nicht nur zu augenscheinlichen Nachteilen, wie z. B. zu schneller Überstimulation und scheinbar geringerer Belastbarkeit, sondern hat auch Vorteile. Wie diese aussehen, und wie das Bewusstsein darüber hochsensiblen Personen helfen kann, ihren Platz im Leben zu finden, darüber spricht die psychologische Beraterin und Traumatherapeutin Brigitte Küster in der neuen Folge von „Apropos Psychologie!“.

Brigitte Küster

Mit viel Gespür seinen Platz im Leben finden

„Es lohnt sich, sich mit der eigenen Veranlagung zu beschäftigen“, denn: „Die bessere Hälfte ihres Lebens liegt noch vor Ihnen“, sagt Brigitte Küster, psychologische Beraterin aus der Schweiz, und bezieht sich damit vor allem auf hochsensible Menschen.

Hochsensibilität wird von vier Kriterien bestimmt:

  • einer schnellen Überstimulation,
  • einer gründlichen Informationsverarbeitung,
  • einer ausgeprägten emotionalen Intensität und
  • einer sensorischen Empfindlichkeit.

So können Hochsensible sogar schon vor dem Aufstehen überstimuliert sein, weil die Gedanken aus der Nacht noch nicht abgeschlossen sind. Küster spricht von „Nachhallen“ und kennt dieses Phänomen aus eigener Erfahrung: Erlebtes wird oft tage- oder wochenlang nacherlebt. Damit wird Aufmerksamkeit gebunden, die nicht-hochsensible Menschen für anderes freihaben, während sie bei Hochsensiblen für die eigentlichen Aufgaben (noch) nicht zu Verfügung steht. So können Hochsensible gerade im beruflichen Umfeld leicht in den Ruf geraten, nicht belastbar oder schlicht langsam zu sein. Küster widerspricht: Hochsensible müssen ihren eigenen Rhythmus kennen und danach leben. Dann sind sie SEHR leistungsfähig.

Der Spagat zwischen Bedürfnissen und Möglichkeiten

Fähigkeiten wie sorgfältige Informationsverarbeitung, eine Feinheit im Erspüren und eine überdurchschnittlich entwickelte Emotionalität bringen durchaus Vorteile mit sich: Auch die Kreativität profitiert davon. Allerdings braucht kreative Fülle auch mehr Raum und Zeit. „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“, sagte schon Astrid Lindgren. Das widerspricht oft wiederum dem erhöhten Bedürfnis nach Pausen und Regenerationszeiten, das die meisten Hochsensiblen empfinden: ein Spagat zwischen eigenen Bedürfnissen und den Möglichkeiten, die man in sich verspürt.

Hochsensible scheinen beruflich eher Spätzünder zu sein, viele benötigen mehrere Anläufe, um sich dann für ihren Beruf zu entscheiden. Im Beruf selbst ist ihnen die Beziehungsqualität meist wichtiger als ein hohes Gehalt oder Karrierechancen. Ist Sand im Getriebe mit Kolleg:innen oder Vorgesetzen, wird es schwierig für sie.

Wie hochsensible Menschen im privaten aber auch beruflichen Leben ihren Platz finden können und wo es Überschneidungen zur Hochbegabung gibt, erzählt Brigitte Küster in unserer neuen Podcast-Folge!


Brigitte Küster (Jg. 1965) lebt in der Schweiz. Nach ihren Ausbildungen als psychologische Beraterin, Erwachsenenbildnerin und Traumatherapeutin spezialisierte sie sich auf die Beratung und Begleitung hochsensibler Menschen und deren Angehörigen. Sie gründete 2010 das schweizerische Institut für Hochsensibilität. Sie ist Autorin zahlreicher Fachbücher zum Thema, u. a. bei SCM Hänssler und Kösel. Weitere Infos unter: brigitte-kuester.com

Zuletzt veröffentlichte sie einen Artikel in: „Hochbegabung und Hochsensibilität“, herausgegeben von Theres Germann-Tillmann, René Treier, Renée Vroomen-Marell und Karin Joder (erschienen bei Klett-Cotta).

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